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Euroflugschau auf dem Modellflugzeugplatz in Niederkassel-Rheidt

Mit was für ausgefallenen Hobbys man sich so beschäftigen kann und was der Modellbau alles so hergibt. Ob Panzer oder Fregatten, Burgen oder Stadtlandschaften, Schwerlasttransporter oder Starwars-Raumschiffe, der Phantasie und den Möglichkeiten sind keinerlei Grenzen gesetzt. Obschon der Flugzeugbau innerhalb des Modellbaus als Selbstverständlichkeit zu betrachten ist, wird die Vorstellungskraft strapaziert, wenn ein Motor die Modellflugzeuge antreibt und wenn diese von der Ferne aus gesteuert werden. Das eigene Vorstellungsvermögen versagt, wenn die Flugzeugmodelle als Kopie des Originals maßstabsgetreu nachgebaut werden. Handverlesen werden dann die Einzelteile gebaut, im Hobbykeller wird gedreht, geschraubt und montiert. Die Spannweite der Flügel kann dann locker drei Meter übertreffen, zudem müssen die Flugzeuge in der Luft fliegen können, annähernd die Geschwindigkeit der Originale erreichen können, und vor allem müssen sie steuerbar sein, damit sie sich in der Luft nicht in lebensgefährliche Geschosse verwandeln. Eine wahre Ingenieurskunst ist also gefordert, bei einem solchen Ausmaß an Tüftelei funktionsfähige und schöne Flugzeugmodelle zum Leben zu erwecken.


Abseits des Bauens mit LEGO-Steinen ist mir jeglicher Modellbau stets fremd gewesen. Mit Modellbau habe ich mich nie befasst. Es hat ausgereicht, die schönen und fein komponierten Formen der Modelle im Original zu bestaunen. Das eine Mal vor sieben Jahren, als ich der jährlichen Modellflugzeugschau in unseren Felder beigewohnt hatte, fand ich die zur Schau gestellten und im Flugbetrieb gezeigten Modelle zwar schick, im großen und ganzen stand ich der farbenfrohen Schau der Nachbildungen aber gleichgültig gegenüber.


Da in diesem Jahr das 50-jährige Jubiläum des Flugzeug-Modellbau-Vereins in unserem Ort anstand, hatte man die Schau in diesem Jahr zu einem Euro-Flugtag aufgepeppt. Ein umfangreiches Rahmenprogramm begleitete die Schau. An den Vorabenden hatte eine Band live gespielt und ein DJ hatte das Publikum mit Musik unterhalten. Für das leibliche Wohl war gesorgt, denn an 25 Street Food-Ständen konnte man sich verpflegen.


So machte ich mich am Sonntagmorgen mit meinem Schwager auf den Weg zur Euroflugschau. Mein Desinteresse lockerte sich etwas, als wir die Reihe der bunt aufgepeppten Modelle bestaunten. Werbebanner hübschten so manche Modelle auf, die sauber von einem Zaun getrennt waren, zum einen zum Zuschauerbereich, wo wir uns auf Sitzgarnituren niederlassen konnten, zum anderen zum Start- und Landerasen. Dort zeigten die Hobbypiloten ihr Können, indem die Modellflugzeuge in allen nur erdenklichen Flugfiguren ihre Bahnen zogen.

Jeder Hobbypilot hatte seinen eigenen Flugstil, wobei die Flugfiguren hochtrabende Bezeichnungen trugen wie Powerrollen, Messerflüge oder ganz einfach Snake, wenn sie sich drehten wie eine Schlange. Manche Modelle standen in der Luft und drehten sich um ihre eigene Achse, dann schossen sie quer über den Start- und Landerasen, anschließend senkrecht nach oben und drehten hoch oben in der Luft große Kreise. Viele Modelle, die einen echten Düsenantrieb besaßen, zogen fauchend ihre Bahnen. Alleine dies sprengte meine Vorstellungskraft. Wie man eine echte Flugzeugturbine im eigenen Hobbykeller nachbauen kann, wie der Tank mit echtem Kerosin-Treibstoff betankt wird und wie so etwas wie ein Test ablaufen kann, ob der Düsenantrieb auch funktioniert.


Wie der Eventname der Euroflugschau verriet, ging es europäisch zu. Außer Deutschland kamen die Hobbypiloten aus den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und der Schweiz. Bei vielen Modellen, die aus dem Zweiten Weltkrieg nachgebaut wurden, standen sich die Nationen versöhnlich gegenüber. Kampfflugzeuge und Propellerflugzeuge, Doppeldecker und Jagdflugzeuge gaben sich genauso harmonisch in der Luft wie Airliner, die Passagierflugzeuge wie diejenigen von Air Berlin nachgebaut hatten. Es war aber kein sortenreiner Flugbetrieb mit Modellbauflugzeugen. Den Veranstaltern war es gelungen, die Landung eines echten Flugzeuges aus dem Zweiten Weltkrieg zu organisieren. Der Gegensatz, wie behäbig und wie langsam das Aufklärungsflugzeug hoch am Himmel daher kroch, war frappierend zu den pfeilschnellen Modellbauflugzeugen.


Die „Fieseler Storch“, so die Typenbezeichnung des Propellerflugzeugs, war in einem Zeitraum in den 1930er Jahren gebaut worden, als gerade die Nationalsozialisten an der Macht waren. Die Propellermaschine, die in den Gerhard-Fieseler-Werken in Kassel gebaut worden war, flog zwar auch zivile Einsätze, um etwa Pflanzenschutzmittel zu versprühen, es überwog aber die militärische Nutzung, welche die Stärken in der sehr langsamen, beinahe stehenden Geschwindigkeit hatte. Daher auch die Funktion als Aufklärungsflugzeug hinter den feindlichen Kampflinien. 1949 war die Produktion des Flugzeugs eingestellt worden.


Beim Anflug hingen die kurzen Tragflächen hingen in der Luft, das hochbeinige Fahrgestell ließ erahnen, wieso das Propellerflugzeug die Namensgebung eines Storchen angenommen hatte. Der Motor dröhnte, der Propeller wirbelte rasselnd durch die Luft, die Tragflächen stemmten sich gegen den Luftwiderstand, die gläserne Kabine steuerte den Flug von langer Hand, der bauchige Rumpf des Flugzeugs ging in das Landemanöver über. In all seiner behäbigen Langsamkeit sackte die Maschine Stück um Stück ab, bis die Räder die Grasnarbe berührten und dann, als abschließenden Akt des Geschehenen, die Maschine zum Stillstand brachten.


Dieser Akt, der die realen Momente einer Flugschau veranschaulichte, entfernte sich vom Modellbau und brachte das Vorstellungsvermögen auf den Boden der Tatsachen zurück. Mit diesen Eindrücken verließen wir die Modellflugzeugschau, und diese Mischung aus Spektakel und realen Eindrücken hatte mir gefallen.

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