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frohes neues Jahr 2018 !

Reichlich spĂ€t, der Uhrzeiger schritt zögernd, aber unaufhaltsam auf das neue Jahr zu, wurde uns bewusst, dass ohne Stimmungsmusik an einem Silvesterabend irgend etwas fehlte. Durch das Fernsehen tanzte sich die Schlange einer Polonaise. Zu Jörg Pilawa in seinem dunkel violetten Blazer hatte sich seine hĂŒbsche Schweizer Co-Moderatorin Francine Jordi gesellt, die beide Schwung in die BierzeltatmosphĂ€re des prall gefĂŒllten Saales im österreichischen Graz brachten, von wo aus die Sendung gesendet wurde. Auf der BĂŒhne jagte eine Stimmungskanone die nĂ€chste, die Interpreten klatschten in die HĂ€nde und das Publikum sang mit. Auf dem Fernsehbildschirm hĂŒpfte die digitale Anzeige der Uhrzeit vorwĂ€rts, das alte Jahr neigte sich seinem Ende zu, und nahtlos mit seinen pulsierende Rhythmen in das neue Jahr ĂŒber zu gehen.

Zuvor, im Wintergarten, hatte uns die gleichförmigen, den Saal anheizenden Stimmungsrhythmen noch abgestoßen. GesprĂ€che hatten wir dem Fernsehen vorgezogen. Miteinander reden anstelle passiver Unterhaltungsberieselung. Den Wintergarten hatten unsere Gastgeber, wo wir eingeladen waren, extra frei gerĂ€umt, nachdem sie vor ziemlich genau einem Jahr in ihr neues Heim eingezogen waren. WĂŒst mĂŒsse es im Wintergarten ausgesehen haben, meinten sie, und das Chaos habe sich nun im Keller vergrĂ¶ĂŸert.

Buffet

Mit der erstmaligen Benutzung des Wintergartens hatten sie den offenen Kamin angezĂŒndet. Die aufeinander gestapelten Holzscheite knisterten und brannten mit nach oben gerichteter Flamme. Der Kamin spendete eine behagliche, gemĂŒtliche und erleuchtende WĂ€rme.

Zu acht, hatten wir uns im Wintergarten zusammen gruppiert und gegessen. Und wie so oft bei solchen feierlichen AnlĂ€ssen, war so ĂŒppig aufgetischt worden, dass einiges ĂŒbrig geblieben war. Als Vorsuppe hatten wir Gulasch- und Zucchinisuppe gespeist, danach gab es ThĂŒringer BratwĂŒrstchen, einen Berg von Schnitzeln, jede Menge Salate und im Backofen aufgebackenes Brot. Zwischen die weißen Porzellanteller hatten sich GlĂ€ser mit Weizenbier, Köstritzer, Kölsch-Cola und Fassbrause hinein gemischt.

Viele Jahre hatten wir bei uns zu Hause gefeiert, und in diesem Jahr hatte sich die Zusammenstellung unserer Gruppe geĂ€ndert. Unsere beiden Töchter waren dazu gestoßen, wĂ€hrend unsere langjĂ€hrige Freunde mit ihrer Zugehörigkeit zum Franziskuskreis in Attendorn im Sauerland abhanden gekommen waren.

Unsere Freunde hatten uns eingeladen, weil ihr Hund, den sie seit zwei Jahren besaßen, vor lauten GerĂ€uschen jeglicher Art zurĂŒck schreckte, so auch vor Böllern in der Silvesternacht. Viele GesprĂ€che kreisten um eine Gemeinsamkeit, die uns verband, das waren Haustiere. Die Trauer war groß, von Hund und Katze Abschied nehmen zu mĂŒssen, das hatten wir alle erfahren. Die Katze einer Freundin musste eingeschlĂ€fert werden, weil sie Blasenkrebs hatte, und bei unserer eigene Katze Alia hatte sich Wasser in der Lunge angesammelt. Der Kater unserer Freundin war 15 Jahre alt, er litt an einer SchilddrĂŒsenĂŒberfunktion, so dass sie ihm jeweils morgens und abends eine Tablette verabreichen musste. Dazu fraß er ein spezielles DiĂ€t-Trocken-. und –nassfutter, um den Risikofaktor seines Übergewichtes zu reduzieren.

offener Kamin

Wir redeten aber auch ĂŒber die schönen und lustigen Seiten unserer Haustiere: wie unsere beiden Kater mir den Thunfisch von einem Brot weggefressen hatten, als ich Kaffee in der KĂŒche geholt hatte; eine Ă€hnliche Aktion hatte der Hund unserer Freunde geschafft, als er aus einer Bratpfanne eine Wurst mit seinen Krallen stibitzt hatte. Dass ihr Hund Lucy ein Ă€hnliches KuschelbedĂŒrfnis wie unsere beiden Kater hatte, sollte ich wĂ€hrend des Silvesterabends erfahren, denn er positionierte sich fortwĂ€hrend mit seinen Pfoten und seinem Kinn auf meinem rechten Oberschenkel, dazu dehnte er seinen rechten Bauch in die LĂ€nge, um gestreichelt zu werden, was ich ihm dann nicht verwehrte. Eine große Ausdauer bei der Vergabe von Streicheleinheiten bewiesen auch unsere beiden Töchter.

Unser Gastgeber nutzte die gesellige Runde, um seine Unzufriedenheit ĂŒber seine berufliche Situation zum Ausdruck zu bringen. Aus meiner eigenen Perspektive eines BĂŒroarbeitsplatzes, erschĂŒtterten seine Einblicke. Die Grenzen zur Ausbeutung in der Logistik-Branche waren schwimmend. Er war Berufskraftfahrer, auf seinem Stammarbeitsplatz lieferte er Möbel fĂŒr ein Möbelhaus aus, er baute diese bei den Kunden auf und war auch zufrieden mit seinem Job. Sein Arbeitgeber war ebenso Logistik-Dienstleister, um BĂŒromöbel von einem Werk bei Offenburg zu den Auslieferungsstellen zu transportieren. Acht Monate lang war nun unser Gastgeber mit dieser TĂ€tigkeit betraut worden, weil die Polizei den FĂŒhrerschein eines Kollegen einkassiert hatte. Sonntag abends um 22 Uhr, mit dem Ende des Sonntagsfahrverbotes, fuhr er mit seinem Beifahrer los. Ab 5 Uhr verluden sie dann am Werk bei Offenburg die BĂŒromöbel und gingen auf Tour durch ganz Deutschland und im Ausland – oft war es Belgien. Meist waren es 19 Uhr, als sie ihre Tour beendeten und sich auf die Suche nach einem Parkplatz auf einer AutobahnraststĂ€tte machten – was inmitten all der anderen LKW-Fahrer ein schwieriges Unterfangen sein konnte. Bezahlung der Überstunden ? Fehlanzeige. An Schlaf war an ein solch einem unwirtlichen Platz nur bedingt zu denken. In der Koje des Fahrerraums ebbten die AußengerĂ€usche nie ab. Das dumpfe Sausen der FahrgerĂ€usche auf der Autobahn verschwand nie, selbst mitten in der Nacht heulten MotorengerĂ€usche kommender oder wegfahrender LKWs auf, KĂŒhlaggregate liefen. HĂ€tten sie auf Autohöfen an Autobahnen ĂŒbernachtet, hĂ€tten sie die zehn Euro StellplatzgebĂŒhr aus eigener Tasche zahlen mĂŒssen. Die SpesensĂ€tze waren so bemessen, dass eine Verpflegung außerhalb von Imbissen, Broten, Wurst und KĂ€se zu teuer gewesen wĂ€re. FĂŒr solch ein Truckerleben musste man wohl geboren sein.

Wir knĂŒpften unsere GeprĂ€chsinhalte weiter zusammen, es waren nachdenkliche, lustige, anekdotische, erheiternde und abgrundtiefe Themen. Der Ex-Mann unserer Gastgeberin war vor etlichen Jahren auf Einkaufstour im Internet gegangen, hatte sich auf den Namen ihres Sohnes, der damals drei Jahre alt war, eingeloggt und sich Waren in Höhe von 5.000 € zusenden lassen. Ohne dass jemand etwas davon erahnte, flatterte ohne VorankĂŒndigung die Zahlungsaufforderung eines Inkassounternehmens fĂŒr diese 5.000 € ins Haus.

Lucy will gestreichelt werden

Sie erzĂ€hlten aber auch Angenehmes. Der vergangene Urlaub in Kuba war klasse, sie schwĂ€rmte vom Meer, von der Freundlichkeit des Landes, von der Altstadt von Havanna mit ihren stolz heraus geputzten Fassaden im spanischen Kolonialstil. Selbst den Jetlag, mehrere Zeitzonen zurĂŒck nach Deutschland zu fliegen, hatte sie gut verkraftet. Im neuen Jahr sollte es nach Mallorca gehen. 500 € Halbpension pro Person, das klang erschwinglich.

Im Fernsehen hatte sich Bonnie Tyler, die Schlagerikone, die aus den 1970er Jahren ihre Erfolgsstory in die Silvestersendung fortschrieb, ganz in Schwarz eingehĂŒllt. Ein schwarzes Seidenkleid baumelte ĂŒber ihrer molligen Gestalt, ihre schwarzen Lackstiefel stolzierten sicher durch die Menschenmenge. Ihre wortgewaltige Stimme schmetterte „Total Eclipse of the Heart“ in das ausklingende alte Jahr hinein. Noch eine Viertelstunde bis zum neuen Jahr. Alle klatschten in die HĂ€nde, die Feierstimmung war auf einem Siedepunkt angelangt. Die Polonaise wuchs in die LĂ€nge, alle sangen mit, alle waren fröhlich, wir fĂŒllten unsere SektglĂ€ser fĂŒr den magischen Moment des neuen Jahres.

Im Fernsehen war die Zehn diejenige Zahl, bei der der Countdown ins neue Jahr startete. 10 - 9 – 8 -7 – 6 – 5 – 4 – 3 – 2 – 1. Dann prosteten wir uns alle mit unseren SektglĂ€sern zu. Frohes neues Jahr !

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