die Geschichte des Ostereies ...
… ist ungefähr so alt wie das Christentum selbst.
Dazu muss man tief hinab steigen, in die Verästelungen des frühen Christentums. Nach dem Tod Jesu hatte das Christentum ihre Missionare ausgesendet, das waren die Apostel. Von Palästina aus, verbreiteten sie das Christentum im Mittelmeerraum, aber auch nach Osten hin bis nach Armenien, Mesopotamien, Assyrien.
Das war die Form der mündlichen Überlieferung, und erst im späteren Verlauf, der Jahrhunderte dauerte, wurden das Alte und Neue Testament niedergeschrieben und übersetzt, so wie wir es heute kennen, erst Hebräisch, dann Griechisch, Aramäisch, Römisch. In dieser Zeit rangen Glaubensrichtungen um das richtige Verständnis. Eine dieser Glaubensrichtungen, die Gnosis, erweiterte das Bibelverständnis, indem sie Elemente der griechischen Philosophie, der persischen und ägyptischen Religionen sowie der Seelenwanderungslehre einbezog.
Die koptischen Schriften der Gnostiker, entdeckt während der britischen Kolonialzeit in Ägypten, niedergeschrieben vom 3. bis 7. Jahrhundert, befassten sich damit, wie das Alte und Neue Testament auszulegen sei, darunter auch, wie die christliche Osterbotschaft zu deuten sei. Die Gnostiker betrachteten das Ei als Symbol, im Sinne des Geburtsprozesses der Küken, sich von den irdischen Materie des Eies zu befreien. Die Seelenwanderungslehre besagte, dass sich Teile der Seele in Materie auflösten. Beim Geburtsprozess aus dem Ei befreite sich die Seele von allem Materiellen, so dass diese den ureigenen Geist Gottes wieder erlangte. Somit ist es bei den Gnostikern das Ei, im Neuen Testament das leere Grab, welches mit der Osterbotschaft assoziiert wird. Das Osterei kommt wie folgt in deren Schriften vom 3. bis 7. Jahrhundert vor: „In der Osternacht werden Eier aufeinander getischt … das Aufbrechen der Schale läßt das Küken hervor kommen … wie das Küken auf dem Ei gekrochen, so hat Christus das Grab zerbrochen.“
Ungefähr seit dieser Zeitenrechnung, gilt das Ei als Symbol der Auferstehung. Seitdem entdeckte man auch kärgliche Überreste von bemalten Eiern, wobei die vorherrschende Farbe Rot war, Rot als Symbol für das Blut der Kreuzigung, Rot übrigens als äußerst seltene und wertvolle Farbe in dieser Zeit. Es finden sich auch Muster, dass die Formen roter Eier gestaltet worden waren, als Rauten oder andere geometrische Muster. Aufgrund von Funden lassen sich für die ersten christlichen Jahrhunderte Ostereier in Armenien und in Mesopotamien nachweisen. Die Funde beweisen auch, dass einige Eier ausgeblasen wurden, bevor sie bemalt wurden.
Abseits des Christentums, reicht die Tradition, Eier zu bemalen, sehr, sehr weit zurück, längstens bis in die Urzeit. So wurden in Süafrika 60.000 Jahre alte Straußeneier gefunden, bemalt und sogar verziert mit Mustern und Dekorationen. Auch wurden 5.000 Jahre alte verzierte Straußeneier in antiken Gräbern der Sumerer und Ägypter gefunden. Diese werden mit Kult, Glauben und Religion zusammenhängen, noch bevor es das Christentum gab.
In Deutschland werden gefärbte Eier erstmals im frühen 13. Jahrhundert erwähnt. Im 14. Jahrhundert wurde das Osterei auf den Zehnten angerechnet, der an den Grundherren abzuliefern war. Dabei wurde die Fastenzeit im Mittelalter so streng ausgelegt, dass es verboten war, Eier zu essen, weil Hühnereier als Fleischspeise galten. Das „Zinsei“ wurde zur Bezahlung des Pachtzinses verwendet. Was übrig blieb, wurde in der Familie zum Osterfest gegessen. 1553 wird von roten Eiern bei der österlichen Speisenweihe berichtet. 1617 beschreibt Puteanus in seinem Werk „Ovi enconium“ beschriftete, bemalte und geätzte Ostereier, desgleichen Georg Franck 1682 in der Schrift Satyrae, in der er auch das Verstecken der Ostereier beschreibt. Im 18. Jahrhundert kam im Adel der Brauch auf, von Juweilieren hergestellte und mit Edelsteinen verzierte Ostereier zu verschenken.
Dass das Osterfest naht, sieht man am heutigen Gründonnerstag überall. Beinahe überall. Ostereier baumeln reichlich an Sträuchern in den Vorgärten. Und reichlich gibt es sie als Schokoladeneier in Supermärkten zu kaufen.