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Tagebuch August 2024

1. August 2024


Das kurfürstliche Gärtnerhaus ist ein Relikt aus der Zeit des Kurfürsten Joseph Clemens von Bayern, dessen umliegender kleiner Park als Baumschulwäldchen bezeichnet wird. Inmitten des Verkehrs, der sich über die Viktoriabrücke in dieser Richtung ergießt, nimmt man diesen Park kaum noch wahr. Um 1720 wurde der Park angelegt, der Teil einer kurfürstlichen Park-Gesamtanlage war, wozu seiner Zeit der Hofgarten, das kurfürstliche Schloss, das Poppelsdorfer Schloss und der Botanische Garten gehörte. Naturgemäß mussten all die Parks dieser Schlossanlagen ständig neu bepflanzt werden, so dass eine Baumschule benötigt wurde. Diese hatte ihren Standort von hier aus geradeaus, angrenzend an das Baumschulwäldchen, auf dessen Restanlage ich neben dem kurfürstlichen Gärtnerhaus stehe. Sieben Hektar war einst das Baumschulwäldchen groß, doch der Park schrumpfte durch die immer näher heran rückende Wohnbebauung. Durch die Baumschule kann der Straßenname der Baumschulallee erklärt werden, die sich geradeaus mit der Poppelsdorfer Allee verbindet. Im 19. Jahrhundert war das kurfürstliche Gärtnerhaus ein beliebter Treffpunkt von – wie sollte es anders sein ? – Gärtnern. Die Gärtner betrieben dort ein Ausflugslokal, sie boten Pflanzen, Kaffee und auch alkoholische Getränke an. Als die Stadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Pflege des Baumschulwäldchens übernahm, änderte sich der Verwendungszweck des Gärtnerhäuschens dahingehend, dass dort Gerätschaften für die Gartenpflege abgestellt wurden. In der Gegenwart steht die Kunst im Vordergrund. Der Trägerverein für das Künstlerforum Bonn betreibt das Gärtnerhaus, jedes Jahr finden hier bis zu 17 dreiwöchige Ausstellungen statt.

2. August 2024


Eine höchst unkonventionelle Idee, das sehr trockene Thema Datenschutz andersartig aufzubereiten. Da lästig, zu trocken und wenig vermittelbar, mache ich gewöhnlich einen großen Bogen um das Thema Datenschutz. Datenschutz interessiert mich nicht, Daten begleiten uns allerdings auf Schritt und Tritt im Alltag, Datenschutz ist nicht unwichtig, bei vielen Transaktionen im Alltag kommen wir mit der Datenschutzgrundverordnung in Berührung. Vor dem Gebäude des Bundesamtes für Datenschutz ist die unkonventionelle Idee umgesetzt worden, einen Datenschutz-Garten anzulegen. Zwischen bunten Blumenbeeten erzählen Hinweistafeln die Geschichte des Datenschutzes, warum der Datenschutz ein Grundrecht ist und was genau in der Datenschutzgrundverordnung steht. Wie auch bei den großen Denkern, sind die Anfänge des Datenschutzes in der griechischen Antike zu suchen. So musste der griechische Arzt Hippokrates ein Gelöbnis ablegen, in dem er die Regeln seiner Tätigkeit akzeptierte – den sogenannten Eid des Hippokrates. Dazu gehörte unter anderem die ärztliche Schweigepflicht. Im Mittelalter formulierte die Kirche eine andere Schweigepflicht aus, das war das Beichtgeheimnis. Das Briefgeheimnis entstand mehrere Jahrhunderte später im damaligen Preußen, als Post über Postkutschen und Reiterboten befördert wurde. In der Gegenwart ist der Datenschutz ganz oben auf der Ebene der Grundrechte verankert. Aus diesen Grundrechten hat das Bundesverfassungsgericht ein Recht auf informationelle Selbstbestimmung abgeleitet, dass persönliche Daten genauso geschützt sind wie etwa die körperliche Unversehrtheit. Der Datenschutz ist in die allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen aufgenommen worden, indem die Privatsphäre ein hohes Gut ist, das geschützt werden muss. Ebenso hat der Datenschutz Eingang gefunden in die Charta der Grundrechte der Europäischen Union. Mithin ist Datenschutz ein höchst wichtiges Thema, das mein Interesse vernachlässigt hat. Dieses Thema in einem Datenschutz-Garten zu illustrieren, ist hübsch und schön aufbereitet.

3. August 2024


Wer die Errungenschaften des ersten Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland für Europa entdecken möchte, der muss genau hinschauen. Auf der Höhe des einstigen Bundeskanzleramtes wendet sich der realistisch nachempfundene Kopf zur Hauptdurchgangsstraße, so dass der 1967 verstorbene Konrad Adenauer beim Vorbeifahren kaum zu übersehen ist. Auf dem quadratischen Sockel erlangt die Kopfplastik eine Größe, die für seine Verdienste für Europa würdig sind. Sein Zugehen auf Frankreich, seine Freundschaft mit Charles de Gaulle, die römischen Verträge, ohne ihn wäre das Europa als größtes Friedensprojekt in der Geschichte, wie wir es heute vorfinden, undenkbar gewesen. Um all diese Errungenschaften für Europa zusammen zu fassen, muss man sich auf die Rückseite der Kopfplastik begeben. Als Symbol dafür steht die Kathedrale von Reims, die etwas unscheinbar am Fuß des Bronzegusses eingraviert ist. 1962 hatten Konrad Adenauer und Charles de Gaulle in der Kathedrale von Reims an einer Friedensmesse teilgenommen. Reims hatte einen hohen Symbolcharakter, da dort über viele Jahrhunderte die französischen König gekrönt worden waren, außerdem war Reims Kriegsschauplatz in der neueren Geschichte gewesen. Im deutsch-französischen Krieg 1870/71 war Reims besetzt worden, im Ersten Weltkrieg wurde die Stadt zu großen Teilen zerstört, 1945 wurde dort die bedingungslose Kapitulation des deutschen Reiches unterzeichnet. Die Jahreszahl 1962 markierte den Anfang der Aussöhnung mit Frankreich, die Einigung Europas folgte später mit gewissen Höhen und Tiefen, die bis heute andauern. Insofern hat diese Kopfplastik eine höchst europäische Dimension, sie ist aber auch angereichert mit weiteren Symbolen aus dem Leben des Konrad Adenauer.

4. August 2024


In der 31. Kalenderwoche gab es in der Dreier-WG Irritationen wegen eines neuen Sonnenschirms, den wir beschafft hatten. Set mehr als einem Jahr war der bisherige Sonnenschirm, der auf der Terrasse aufgestellt war, defekt und nicht benutzbar. Daraufhin hatte meine Frau einen neuen Sonnenschirm gekauft, der nun noch eingepackt auf dem Terrassentisch lag. Um zu klären, ob wir das Geld für den von uns bezahlten Tisch zurück bekommen würden, schrieb meine Frau den verausgabten Betrag von etwa 200 Euro auf die Liste der aus der WG-Kasse zu bezahlenden Einkäufe. Daraufhin strich eine Betreuerin den Betrag durch. Daraus schlussfolgerten wir, dass wir auf dem Betrag von rund 200 Euro sitzen bleiben würden. Zuletzt fragte eine Betreuerin nach, ob sie den Sonnenschirm zusammen mit den WG-Bewohnern auf der Terrasse aufbauen sollte. Meine Frau verneinte, da der Geldbetrag auf der Liste der WG-Einkäufe durchgestrichen werden sollte. Wir beabsichtigen nun, den Sonnenschirm auf dem Balkon des Schwagers aufzubauen. In der 31. Kalenderwoche haben sich einige Dinge angehäuft, die zu erledigen sind. Bis gestern hätte eigentlich die Milchpumpe in der Apotheke zurück gegeben werden sollen, da das Rezept abgelaufen ist. Ab diesem Zeitpunkt sind 2,50 Euro für die Milchpumpe zu zahlen. Wie häufig unsere Tochter die Milchpumpe benutzt hat, kann man so ungefähr an den Fingern einer Hand abzählen. Ihr Sohn isst mittlerweile zweimal täglich ein Obstgläschen und einmal täglich ein warmes Essen aus einem Gläschen, zwischen diesen Hauptmahlzeiten stillt unsere Tochter gelegentlich ihren Sohn. Bei den warmen Mahlzeiten hatte zuletzt das Füttern eines Grießbreis nicht so geklappt, wie wir es uns vorgestellt hatten. Wir hatten ihn mit heißem Wasser zubereitet, doch er kühlte zu schnell ab. In der Mikrowelle bekamen wir ihn nicht mehr ausreichend aufgewärmt. Schließlich schrie unser Enkelkind nur noch, der Grießbrei war ihm offensichtlich zu kalt. Außer der Rückgabe der Milchpumpe hat unsere Tochter noch die Bürokratie des Job-Centers abzuarbeiten. Sie erhält mittlerweile den Unterhaltsvorschuss, der im Bürgergeld enthalten war und nun heraus zu rechnen ist. Dazu muss sie eine Erklärung über den überzahlten Betrag abgeben. Einen dicken Stapel von Papier hatte das Job-Center ihr zugeschickt, wovon im Endeffekt nur auf einer Seite anzukreuzen ist, dass sie die Überzahlung anerkennt und dass der Anteil des Unterhaltsvorschusses mit der nächsten Zahlung des Bürgergeldes verrechnet werden kann. Am Sonntag der 31. Kalenderwoche haben wir nochmals mit der anderen Oma unseres Enkelkindes im Eiscafé in unserem Ort gefrühstückt. Der Vater des Enkelkindes hat ein Praktikum bei Netto begonnen, mit seiner Situation als Vater kommt er überhaupt nicht zurecht. Er befindet sich in psychotherapeutischer Behandlung, seine Mutter kommt kaum an ihn heran. Telefonisch ist er nicht erreichbar, auf Textnachrichten antwortet er so gut wie nicht. Sein Vater hat ihn zu Hause heraus geschmissen, so dass sie nicht weiß, wo er sich aufhält. Das gemeinsame Frühstück war ansonsten gesellig und gemütlich, wir haben viel miteinander geredet. Unser Enkelkind war gut drauf und erzählte lebhaft, als die andere Oma ihn in ihren Händen hielt.   


5. August 2024


Unser Kater Oskar war an demjenigen Tag zurück gekehrt, als wir mit Vettern und Cousinen gemeinsam gefrühstückt hatten. Seitdem hatten wir penibel aufgepasst, dass er nicht nach draußen entwischen würde, und wir hatten einen Tierarzttermin bei einem Tierarzt-Kardiologen vereinbart. Sein Atem war schwer gewesen, dabei röchelte er, er hatte Wasser in der Lunge. Da die Symptome auf eine Herz-Kreislauf-Erkrankung hindeuteten, waren wir vorgewarnt. Und so verlief dann auch die Diagnose. Mit einem Ultraschallgerät untersuchte die Tierärztin das Herz unseres Katers, seine Größe und Pumpkraft, sowie die Herzklappen. Er protestierte heftig dagegen, als ihm ein Handtuch um den Hals gelegt wurde. Bei der Verkabelung und bei der Drehung auf eine Seite, wo das Ultraschallgerät aufgelegt wurde, war sein Protest verstummt. Eigentlich war unser Kater Oskar sehr umgänglich bei Tierarztbesuchen, schwieriger und sehr laut miauend war hingegen die Fahrt zum Tierarzt gewesen. Die Tierärztin hatte uns nach den Medikamenten gefragt, die wir ihm gegeben hatten, doch diese hatten wir uns nicht notiert. Nach einer relativ kurzen Wartezeit im Wartezimmer hatte die Tierärztin die Messungen des Ultraschalls ausgewertet und uns die Ergebnisse mitgeteilt. Unser Kater hatte sowohl eine Herz- wie eine Lungenerkrankung. Bereits der Blutdruck war mit einem Wert von 165 sehr hoch gewesen. Die Trennwände des Herzens waren nach oben zu dick und nach unten zu dünn, so dass die Herzkammer vergrößert war. Zudem litt er an Katzenasthma. Gleich vier Medikamente gab uns die Tierärztin mit: eines gegen den Bluthochdruck, einen ACE-Hemmer gegen die Herzerkrankung sowie zwei Medikamente gegen die Lungenkrankheit. Den ACE-Hemmer musste er dauerhaft nehmen, da mit hohen Nebenwirkungen verbunden, sollten die Medikamente gegen die Lungenerkrankung nur vorübergehend genommen werden und später durch Inhalieren abgelöst werden. Des weiteren sollte unser Kater eine Entwurmungskur machen, da die letzte Entwurmung zu lange zurück lag. Das Entwurmungsmittel mussten wir in die Haut einmassieren, damit sich dieses über die Fellpflege über das gesamte Katzenfell verteilen sollte. Das waren also ganz viel Medikamente und ganz viel Überlistungskünste, all die Medikamente in unseren Kater hinein zu bekommen. In einem Monat sollten wir den Blutdruck nochmals messen lassen, in einem halben Jahr wollte sich die Tierärztin wieder das Herz mittels Ultraschall ansehen. Und all dieser Aufwand und all diese Fürsorge für das Leben unseres Katers war nicht ganz billig: 469 Euro kostete uns dieser Tierarztbesuch an diesem heutigen Tag.

6. August 2024


„Wir sind sehr stolz darauf, eine so hochkarätige internationale Organisation wie das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage für den Standort Deutschland gewonnen zu haben. Das EZMW ist weltweit führend bei mittelfristigen Wettervorhersagen und leistet einen wichtigen Beitrag zu Wetterprognosen und Klimaforschung in Europa. In einer Welt, die zunehmend von Wetterextremen geprägt ist, wird die Weiterentwicklung von meteorologischen Modellen und Prognosen immer wichtiger. Mit dem neuen Campus, der genau nach den Bedürfnissen des EZMW geplant ist, wollen wir die Arbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bestmöglich unterstützen“, so waren die Worte unseres Bundesverkehrsministers Volker Wissing bei der Grundsteinlegung dieses Zentrums in der Bonner Rheinaue. Wenn dieser Bundesverkehrsminister etwas sagt, bin ich stets elektrisiert und noch mehr skeptisch, da ich kaum einen anderen Politiker kenne, der so viel Unsinn daher redet. Als Bonn im Jahr 2017 die Weltklimakonferenz ausgerichtet hatte, sollte dies ein Zeichen setzen für Nachhaltigkeit und für die Abwendung der Klimakatastrophe. Das Spektrum der in Bonn angesiedelten UN-Institutionen ist weiter gefasst, Weltkulturerbe, aber auch der Schutz seltener Tierarten, die Überwachung von Klimaänderungen, Zielsetzungen für nachhaltige Entwicklungen. So mag der Eindruck entstehen, als würden die fördernden UN-Institutionen die schädigenden überwiegen. Nun diese Großbaustelle des Europäische Zentrums für mittelfristige Wettervorhersagen. Es sieht so aus, als würde Standortpolitik betrieben mit einer Ansiedlung von möglichst vielen Arbeitsplätzen. Es liegt in meiner Grundhaltung, einem Volker Wissing zu misstrauen. Er denkt nicht in Dimensionen der Nachhaltigkeit, sondern was der Markt hergibt. Seine Spinnereien, dass das freie Spiel der Marktmechanismen die Welt in die richtige Richtung lenkt, widersprechen der Erreichung von irgendwelchen Nachhaltigkeitszielen. Wandelt sich ein Volker Wissing vom Saulus zum Paulus ? Die Messbarkeit des Klimawandels ist entscheidend in die gegenwärtigen Debatten eingeflossen. Den Klimawandel zu leugnen, wird schwieriger. Die mittelfristigen Wettervorhersagen zu verbessern, hört sich interessant an, dies wird in der Tat ein sehr spannendes Thema sein. Für die Landwirtschaft oder für die Vorhersage von Hochwassern können genauere mittelfristige Wettervorhersagen Verbesserungen bringen. Falsch scheint die Ansiedlung dieses europäischen Zentrums nicht zu sein. Ob ein Volker Wissing infolgedessen weniger Unsinn daher redet, mag dahin gestellt sein.

7. August 2024


Dieses Hinweisschild benennt die zusätzlichen Befugnisse, die Fahrradfahrer in einer Fahrradstraße zugute kommen. Erstens: sie dürfen nebeneinander fahren, zweitens: Autofahrer dürfen nicht schneller als 30 Stundenkilometer fahren. Im Grunde genommen, sind dies nicht so riesig viele Vorteile gegenüber einer normalen Autostraße, wenn man einmal absieht von der Verwirrung, die Fahrradstraßen bei Autofahrern erzeugen. Zuletzt, auf der Autofahrt durch Beuel zur Tierarztpraxis, musste ich mich durch ein ganzes Netz von Fahrradstraßen hindurchwursteln. Anfangs hatte ich sie gemieden, weil ich dachte, die Durchfahrt für Autofahrer sei dort verboten (was wohl auch konsequent gewesen wäre). Dann konnte ich nichts verbotsmäßiges für Autofahrer erkennen, so dass ich sie befuhr. Wenn Autofahrer nur diese beiden oberen Punkte beachten müssen, dann stellt sich die Frage nach dem Mehrwert. In diesem Beueler Wirrwarr von Fahrradstraßen konnte man sich als Autofahrer ganz normal bewegen, zumal sich in solchen engen und verschlungenen Straßenführungen höhere Geschwindigkeiten von selbst verboten. Für die Fahrradfahrer sehen die auf die Straße aufgepinselten Symbole der Fahrradstraße hübsch aus, sie signalisieren Freiheiten und einen höheren Schutz, der im Endeffekt nur marginal ist. Damit Fahrradstraßen einen Beitrag zur Mobilitätswende leisten können, müssten diese weiter aufgewertet werden. Einbahnstraßenregelungen für Autofahrer sowie Verbotszonen. In dieser Form der Umsetzung sieht das ganze leider allzu halbherzig aus.

8. August 2024


Der Flugplatz in Hangelar, ein richtiger Flugplatz mit einem richtigen Tower, allerdings starten und landen hier nur kleinere Propellermaschinen. Alles ist hier viele Dimensionen kleiner als bei konventionellen Flughäfen, die Start- und Landebahn ist kleiner geraten, die Terminals fehlen, das Einchecken und die Gepäckausgabe existieren nicht. Der Tower gewinnt schnell den Überblick über das kleine Gelände. Größe kam dem Flugplatz nur vorübergehend unter den Nationalsozialisten zu, die ihn zum Fliegerhorst der Luftwaffe ausbauten. Es wurden dort Einheiten der Luftwaffe stationiert, die von anderen Flugplätzen in der Luftschlacht um England kämpften, im Afrikafeldzug, bei Stalingrad, an der West- sowie an der Ostfront. Auch Adolf Hitler war hier ein regelmäßiger Gast, wenn er das Rheinhotel Dreesen in Godesberg aufsuchte. Zuvor war der Flugplatz Hangelar als Ableger des Kölner Flughafens entstanden, als ein Flugpionier aus Köln dort eine eigene Fliegerhalle gebaut hatte. Die Nationalsozialisten dürften große Pläne mit Hangelar gehabt haben, was mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges begraben werden musste. In der Gegenwart findet man kleinteilige, übersichtliche und zivile Einheiten auf dem Flughafengelände. Ein paar Privatflieger heben hier ab, die Bundespolizei beherbergt hier ihre Elitetruppe GSG9, die 1977 mit der Beendigung der Geiselnahme im Flugzeug „Landshut“ ganz dick in die Schlagzeilen kam. Dann hält der Radiosender WDR2 noch ein paar Flugzeuge zur Verkehrsbeobachtung bereit. Allzu viel geschieht hier nicht, dennoch sind die Proteste der Anwohner über den Fluglärm beträchtlich. An eine Größe, wohin sich der Flugplatz entwickeln will, denkt hier niemand.

9. August 2024


In Hangelar, das nicht gerade reich gespickt ist mit Sehenswürdigkeiten, lebt an einer Stelle die Vergangenheit wieder auf. Weitgehend zum Gütertransport konzipiert, wurden Erze sowie Steine aus Steinbrüchen auf einer Schmalspurbahn, der Bröltalbahn, aus dem Westerwald und dem Bergischen Land zum Rhein transportiert. Dort wurden sie auf Schiffe verladen, damit aus Basalt zum Beispiel Wege gebaut wurden oder Eisenerze in Hochöfen verhüttet wurden. Ein Rechtsanwalt aus Hangelar wollte die Vergangenheit nicht geschehen lassen sein, sondern daran erinnern, dass diese Schmalspurbahnlinie mitten durch Hangelar geführt hatte. Um 1960 war der Zugverkehr eingestellt worden, und der Rechtsanwalt wollte das Ensemble des Bahnhofs und der Schmalspurbahn wieder beisammen haben. Da  Originale von Lokomotiven, die einst auf den Schienen fuhren, nicht mehr zu haben waren, wurde er nach der Wende in den neuen Bundesländern, in Magdeburg, fündig. Diese Lokomotive fuhr nicht auf derselben Spurbreite, sie sah als Diesellok den Modellen der Bröltalbahn aber sehr ähnlich. Die beiden Waggons erwarb der Rechtsanwalt noch ein Stück weiter östlich, nämlich in einer polnischen Zuckerfabrik. Dass es Versatzstücke sind, die hier niemals zum Einsatz gekommen sind, sieht man dem Ensemble nicht an. Dazu fügt es sich zu harmonisch unter dem Schild „Bröhltalbahn – Haltestelle Hangelar“ ein. Der dazugehörige Bahnhof liegt auf der gegenüberliegenden Straßenseite, er wurde aber so sehr umgebaut, dass er dem ursprünglichen Bahnhof kaum noch etwas gemein hat.

10. August 2024


Da haben wir ja unser Stehaufmännchen, so kommentierte meine Frau unser Enkelkind, als wir am Freitagabend relativ spät von einem Essen im Restaurant mit unseren Nachbarn zurück kehrten. Unsere Fahrräder hatten wir vor der Garage abgestellt, die Uhrzeit war nach zehn Uhr abends, und wer erwartet hätte, unser Enkelkind läge schlafend im Bett, der wurde enttäuscht. Putzmunter, hellwach und voller Energie, als könnte er Bäume ausreißen, hielt unsere Tochter seinen Oberkörper in den Händen. In aufrechter Haltung machte er Stehversuche, die mittlerweile immer besser gelangen. Stramm drückte er seine Beine durch, kerzengerade und in einer Linie hätte man ein Brett an die Linie seines Körpers halten können. Dabei lächelte er uns an, es war ein strahlendes Lächeln wie eitler Sonnenschein, das sein ganzes Gesicht erfasste und erwartete, dass unser sonniges Gemüt mindestens gleichwertig war. Egal, wie viel er tagsüber schlief, häuften sich solche Abende zuletzt, dass unsere Versuche, ihn mit einem Fläschchen zum Einschlafen zu bringen, fehlschlugen. Dies geschah gegen acht oder neun Uhr abends, entweder schlief er beim Trinken des Fläschchens erst gar nicht ein, oder der Schlaf dauerte nur kurz, so dass er danach wieder aufwachte und hellwach war. Zum Teil mochte dies an den heißen Temperaturen liegen, wenngleich es aber auch Tage gab, wo man bei gemäßigteren Temperaturen gut einschlafen konnte. Jedenfalls warteten wir an diesem Abend eine Weile, indem wir ihn mit Babyspielzeug beschäftigten, das unser Stehaufmännchen ausgiebig mit seinen Händen und seinem Mund begutachtete. Nach vielleicht zwanzig Minuten war es dann soweit, dass wir ihm sein nächstes Fläschchen zum Trinken gaben, wobei unsere Tochter ihren Sohn zwischenzeitlich, als wir im Restaurant waren, gestillt hatte. Diesmal verschaffte ihm das Fläschchen eine nachhaltige Müdigkeit, er schlief im Arm seiner Großmutter ein, sie legte ihn ins Bett. Dort wachte er nicht mehr auf und am nächsten Morgen übte er fleißig das Krabbeln auf seiner Spieldecke unter seinem Spielbogen.

11. August 2024


In der 32. Kalenderwoche haben sich in der Dreier-WG gleich mehrere kleinere Reparaturen angesammelt, bei denen wir nicht weiter kommen. So schließt die Türe von der Küche zur Terrasse zwar noch. Die Türe ist zweiflügelig, und der Türgriff läßt sich nur noch zu etwa zwei Dritteln schließen. Bei der Firma, die die Türe eingebaut hat, haben wir nachgefragt. Sie kommt aber aus Neuwied, aber die Anfahrt ist zu weit, da sie momentan keine Aufträge aus unserer Gegend hat. Dann hatte uns der Heizungsinstallateur eine Rufnummer gegeben. Diese Firma hat aber derzeit zu viele Aufträge abzuarbeiten, so dass sie keine freien Ressourcen hat. Nun müssen wir weiter nach einer Fachfirma suchen. Seit geraumer Zeit ist die Spülmaschine defekt, die Reparatur wollten wir erst dann veranlassen, wenn die Türe zur Terrasse repariert ist. Schließlich ist aktuell am Plissee im Zimmer des einen WG-Bewohners eine Befestigung abgerissen, so dass sich dieses nicht mehr von der Stelle bewegen lässt. Außerdem dürfte es sich bei den Reparaturen um Kleinreparaturen handeln, die von den Mietern zu übernehmen wären. In diesen Fällen wären die gesetzlichen Betreuer einzuschalten, was wir noch nicht gemacht haben. In der 32. Kalenderwoche ist es unserer Tochter nach einigen Nachfragen gelungen, für ihren Sohn gleich zwei Krabbelgruppen zu finden. Diese zwei Krabbelgruppen finden in zwei Kindergärten in unserer Stadt statt, und zwar dienstags und donnerstags vormittags. In der übernächsten Woche starten die beiden Krabbelgruppen, und ihr Sohn wird bestimmt besonders viel Spaß dabei erleben, mit anderen Babys das Krabbeln zu erlernen. Mit ihrem Partner ging es hin und her, was sein Pfeiffersches Drüsenfieber und seinen Krankenhausaufenthalt betraf. Erst wurde er entlassen, dann verschlechterte sich sein Zustand wieder, so dass man doch plante ihn zu operieren. Während seiner Erkrankung hatte sie ihn lediglich einmal in der Kinderklinik besucht, was auch dem Schutz ihres Sohnes diente, so dass es Differenzen zwischen den beiden gab. Diese Differenzen waren offensichtlich so groß, dass die beiden sich mittlerweile getrennt haben. In der 32. Kalenderwoche gab es große Irritationen wegen Kühl-Akkus. Als ich am Samstagmorgen die Wocheneinkäufe erledigen wollte, befanden sich für die Kühlboxen nur noch fünf bis sechs Kühlakkus in unserem Gefrierschrank. Normalerweise haben wir ungefähr die dreifache Menge. Ich wusste, dass es Fälle gegeben hatte, dass wir gemeinsamen mit unseren Einkäufen auch Einkäufe für den Schwager getätigt hatten. Diese hatten wir später von unserem Haus in einer Kühlbox samt Kühl-Akkus zum Schwager transportiert. Ich hatte sie allerdings nie dort gelassen, außerdem hatte ich zuletzt nichts für den Schwager eingekauft, da er noch ausreichend versorgt war. Der gravierende Mangel an Kühl-Akkus trat während der Woche zutage, als sich nicht mehr fünf bis sechs Akkus im Gefrierschrank befanden, sondern nur noch drei bis vier. Meine Frau wollte mit dem Schwager mitten in der Woche einkaufen, dazu suchte sie in den letzten Winkeln und Ecken die Kühl-Akkus. Schließlich, am Abend, fanden sich zwei Kühl-Akkus in unserem Gefrierschrank, der große Rest lagerte im Gefrierfach unter seinem Kühlschrank beim Schwager. In der 32. Kalenderwoche traf ich vor dem Supermarkt in unserem Ort meine Friseuse, die im Herbst letzten Jahres einen Fahrrad-Unfall gehabt hatte. Sie war mit ihrem e-Bike auf der anderen Rheinseite den Berg hinauf gefahren, dabei war sie gestürzt. Das e-Bike hatte auch bergauf noch ein hohes Tempo gehabt und sie fand nicht den Hebel, um das Tempo zu verlangsamen. Sie fiel dermaßen unglücklich auf die Schulter, dass sie dort einen Knochenbruch erlitt. Dieser Bruch schmerzte sehr lange und verheilte so schlecht, dass sie ihren Beruf nicht mehr ausüben konnte. Außerdem war sie in meinem Alter, so dass sie ohnehin hätte daran denken können, in Rente gehen zu können (aber nicht mit einer solchen Verletzung). Sie erzählte, dass sich ihr Friseurgeschäft in der Auflösung befand. Das meiste war verkauft, lediglich ein Waschbecken stand noch da, das keinen Abnehmer gefunden hatte. So hatte ihre Geschäftstätigkeit als Friseurmeisterin ein jähes Ende gefunden, das sie sich in dieser Form bestimmt nicht gewünscht hatte.


12. August 2024


Heute Morgen hatte ich eine Begegnung en passant, im wahrsten Sinne des Wortes. Mit einer Bekannten, der ich in anderen Situationen stets en passant begegnet war. Wir kannten uns seit denjenigen Zeiten, als wir in einer Gruppe gemeinsame Fahrradtouren unternommen hatten. Danach, mit unseren Familien, kannten wir nur diese Schnellabrisse von Begegnungen, bei denen sich zwischenzeitlich wahnsinnig viel ereignet hatte. Vor mehreren Jahren hatte sich ihr Mann von ihr getrennt, dabei hatte er das alleinige Sorgerecht für die vier gemeinsamen Kinder erlangt – was in dieser alleinigen Form höchst selten war. Ich traf die Bekannte immer nur im Vorbeigehen. Sowohl ich wie meine Frau, wir hatten uns nie mit ihr auf einen Kaffee getroffen, irgendwo im Café gesessen oder hatten zusammen im Restaurant etwas gegessen. Die heutige Begegnung en passant lief insofern etwas anders ab, weil ich an dieser Stelle an der Autobahnauffahrt vor der roten Ampel mit dem Fahrrad anhalten musste, ich war auf dem Weg ins Büro. Rechts neben mir hielt eine Frau in Jeans, T-Shirt und offenen Sandalen. Ab und an grüßte ich Fahrradfahrer an solchen gemeinsamen Haltepunkten, weil mich in der Gemeinschaft einiges mit anderen Fahrradfahrern verband. Ich hob den Kopf, sie hob den Kopf, wir schauten uns an, dabei stellte ich fest, dass mir dieses Gesicht bekannt vorkam. Die Falten hatten zugenommen, ihre jugendliche Frische war rauher geworden, was allerdings genauso auf mich selbst zutreffen dürfte. Von dieser spontanen Begegnung überrascht, begrüßten wir uns, indem wir erzählten, wohin wir unterwegs waren. Während meine Fahrtstrecke zum Büroarbeitsplatz wenig Aufsehen erregend war, lagen bei ihr die Dinge anders. Sie musste nach einer Krebsbehandlung zur Nachsorge. Vor Jahrzehnten war sie an Brustkrebs erkrankt, und zuletzt war der Krebs zurück gekehrt. Ob denn alles im grünen Bereich sei, das bejahte sie. Sie erzählte von der einen Tochter, dass sie sie mit dem Fahrrad auf Borkum besucht habe. Borkum, bis dort seien es 500 Kilometer, die sie mit dem Fahrrad geschafft habe. Und überhaupt, dass sie wieder genesen war und solch eine Strecke mit dem Fahrrad geschafft habe, darauf war sie mächtig stolz. Mehrere Sätze und Wortpassagen wechselten wir, dann sprang die Ampel von Rot auf Grün. Nun trennten sich unsere Wege wieder, denn sie befuhr den Radweg die Hauptstraße entlang, während ich den Radweg genau in der anderen Richtung befuhr, das war parallel zur Autobahnausfahrt, aufsteigend auf den Rheindamm und weiter den Rheindamm entlang. So erfuhren wir stets nur sehr, sehr spärlich voneinander in einer kurzen, knappen Kommunikation über ein paar Wortsequenzen hinweg.

13. August 2024


Der Anbau von Mais auf unseren hiesigen Feldern hatte mich bisher gestört, da das Erscheinungsbild monoton war, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln exzessiv und die Düngung intensiv. Ebenso widerlegte der Anbau von Mais die Proteste der Bauern, dass sie die Ernährung der Bevölkerung sicher stellten, da der Mais nur zu einem kleinen Teil in Konserven verarbeitet wurde oder als Popcorn gegessen wurde. Der überwiegende Teil wird an das Vieh verfüttert, vieles davon wird sogar exportiert. Sichtet man das Internet, so steht Mais nicht besser und nicht schlechter da als andere landwirtschaftliche Anbauformen, so zum Beispiel Getreide, Zuckerrüben oder etwa Gemüse. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist vergleichsweise gering, die heran wachsenden Pflanzen und die abgeernteten Felder bieten Lebensräume für Vögel und Kleingetier, die Maispflanzen binden vergleichsweise viel Kohlendioxid. Dem stehen Negativeffekte entgegen wie etwa eine stärkere Bodenerosion aufgrund der Monokulturen oder einem erhöhten Ausstoß des Treibhausgases Lachgas wegen der übermäßigen Düngung. Wie bei anderen Themen sind die Facetten komplex. Der Anbau von Mais ist weder gut noch schlecht. Unbekannt war mir, dass immer mehr Biogasanlagen mit Silomais betrieben wurden, so dass solche monotonen Felder zumindest den Charme bekommen, zur Energiewende beizutragen. So lerne ich vielleicht, die Monotonie dieser Felder etwas differenzierter zu betrachten – obschon weder hier noch auf unserem Stadtgebiet eine Biogas-Anlage existiert.

14. August 2024


Die Treffen des ZWAR haben unsere Unternehmungen gründlich neu sortiert, so spielt meine Frau nun Canasta. Während ich mich auf meine eigene Gruppe des historischen Köln konzentriere, nimmt meine Frau auch an anderen Gruppen teil. Alle vierzehn Tage ist mittwochs Canasta. Doppelkopf und Canasta, das sind die Gesellschaftsspiele, die in den Gruppen angeboten werden. Kartenspielen ist nicht mein Ding. Zeitweilig hatte ich vor sehr langer Zeit, als unsere Kinder noch nicht geboren waren, Romée und Canasta mit meiner Frau gespielt. Mir fehlte aber damals die Lust dazu, heute habe ich sie noch viel weniger. So freue ich mich nun, wenn meine Frau Spaß an Canasta findet. Um 18 Uhr trifft sich die Gruppe in einer Gaststätte in unserem Ort. Aus zwölf Personen besteht die Gruppe, und man spielt entweder zu viert oder zu zweit. So gegen 21 Uhr kehrt meine Frau nach Hause zurück, währenddessen muss ich mir etwas einfallen lassen, was wir kochen. Was meine Frau indes erlebt hat, erzählt sie mir. Vom Punkte zusammen zählen, vom Gewinnen und vom Verlieren, von der richtigen Taktik und vom richtigen Zeitpunkt, seine Karten heraus zu legen und vieles mehr. Canasta mag ein spannendes, unterhaltsames und verbindendes Gesellschaftsspiel sein, ich beschäftige mich indes mit den häuslichen Tätigkeiten.


15. August 2024


Sind Leib und Leben des Menschen bedroht, so erfahren die Diskurse eine andere Dimension. Redet man bei den Kommunalthemen über Bebauungspläne, den Naturschutz, Fahrradstraßen, den Einzelhandel, den öffentlichen Personennahverkehr oder Industriegebiete, so werden zwar hitzige Diskussionen geführt. Sind Leib und Leben bedroht, so heizen sich diese Diskussionen auf. Die Handlungsbedarfe sind hoch, aber wo soll gehandelt werden ? Wer soll handeln, wie sehen die Handlungsfelder aus ? Gleich reihenweise artete die Gewalt zuletzt aus. Am Hauptbahnhof kam es zu einer Messerstecherei innerhalb einer Gruppe von fünf Personen. Im Hofgarten stach ein 20-jähriger auf einen 15-jährigen mit vier Messerstichen ein, als dieser ihm einen Kopfhörer rauben wollte. Am Kaiserplatz kam es zu einer weiteren Messerstecherei, nachdem zwei Männer sich in der U-Bahn gestritten hatten und ein weiterer Mann zu Hilfe kam. Heißes Pflaster Innenstadt. Kann man sich noch in die Innenstadt hinein wagen, ohne Gefahr zu laufen, Opfer einer Messerstecherei zu werden ? Solche Zustände hatten wir in der Vergangenheit nicht, was ein Indiz dafür ist, dass die Zeiten schlechter und gefährlicher geworden sind. Dabei rückt sofort das Thema Migration in den Vordergrund, da die Täter in diesen drei Fällen ausnahmslos Migranten sind. In den Herkunftsländern ist die Hemmschwelle zur Kriminalität niedriger, ein schlechteres Wohlstandsniveau befördert Kriminalität, das Strafrecht existiert in den Herkunftsländern entweder nur unzureichend oder es wird nicht angewendet, mithin importieren wir mit der Migration eine höhere Bereitschaft zu Gewalt und Kriminalität, so das Narrativ. Das mag stimmen, es mag auch stimmen, dass sich viele Verantwortliche vor dieser Einsicht verschließen. Die Zahlen der Kriminalitätsstatistik belegen jedenfalls, dass die Anzahl der Messerattacken in NRW zugenommen hat. Handeln muss der Staat, dem man im Moment vielleicht vorwerfen kann, dass er das Leben seiner Bürger nicht ausreichend schützt, in der Statistik tauchen aber nicht nur Migranten auf. Freiheit und Kriminalität schränken sich gegenseitig ein, so dass in unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung ein Konsens benötigt wird, um die Freiheit des Menschen einzuschränken. Messerverbote im öffentlichen Raum sind in der Diskussion, aber nicht umgesetzt. Und wer soll so etwas kontrollieren ? Schaut man in die Herkunftsländer, kommen erneut unsere westlichen Werte in Spiel, die immer mehr Länder ablehnen. Rechtsstaatlichkeit, Bestrafung von Tätern, Strafverfolgung, das Grundrecht auf menschliches Leben scheinen dann in diesen Ländern abgelehnt zu werden, so dass es nicht unbedingt abwegig ist, wenn Menschen einmal abgestochen werden. In unserem Lande darf sich dann unser eigener Rechtsstaat damit befassen, dies in den Griff zu bekommen. Die Zustände in unserer Republik sind schlechter und gefährlicher geworden, schlimmstenfalls drohen Anarchie und Chaos.

16. August 2024


Ehe – Küche – Vaterland – unsere Antwort: Widerstand. Dieser Spruch auf der rechten Seite der Graffiti-Wand drückt treffend die Grundsätze der Frauenbewegung aus, aus den gängigen Rollenverteilungen ausbrechen zu wollen und eine Gleichberechtigung einzufordern. Starke Frauen sind in diesem Jahr das Thema der Graffitiwand, die am Rheinufer zum Hotel Königshof hinaufragt, dieser hatte im letzten Jahr zum ersten Mal diese Wand zum Aufsprühen freigegeben. Nachdem Grenzen, Rhein und der Limes das Motto des Vorjahres gewesen waren, befassten sich in diesem Jahr die Künstler mit starken Frauen. So ist Die Chemikerin und Nobelpreisträgerin Marie Curie als eine der starken Frauen auf dieser Graffitiwand zu sehen, eine andere Frau ballt ihre Faust zur „Women Power“ zusammen. Unter der erhobenen Hand einer anderen Frau fordert ein Spruch einen gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Vollendet werden diese Darstellungen starker Frau von dem Spruch auf dem rechten Rand der Graffitiwand: Ehe – Küche – Vaterland – unsere Antwort: Widerstand. Man fühlt sich in die Zeit unserer Kindheit zurück versetzt, in der die Rollenverteilung üblich war, dass die Ehefrau keine Berufstätigkeit mehr ausübte, nachdem die Kinder geboren worden waren. Die Männer konnten nicht kochen, sie hatten keine Zeit, mit ihren Kindern zu spielen, die Frauen waren ausschließlich für die Kindererziehung zuständig (was für meine eigenen Eltern nur eingeschränkt zutraf). Noch weiter zurück, in der Zeit unserer Großväter und Urgroßväter, dürfte diese Rollenverteilung noch extremer gewesen sein. Aber auch in der Gegenwart mögen diese Aufteilungen wohl aufgeweichter sein, wobei es sich aber kaum vermeiden läßt, dass die Hausarbeit in Form von Waschen, Kochen, Putzen und so weiter ungleichmäßig bei der Ehefrau allokiert sind. Dasselbe gilt für die Kindererziehung, gleichzeitig sind diese dann noch berufstätig in Teilzeit, Vollzeit oder Minijob. Sind Angehörige zu pflegen, ist diese Ungleichverteilung noch extremer. Subjektiv empfunden, sind die Handlungsbedarfe weiterhin, wenngleich die Arbeitsaufteilungen zwischen den Ehepartnern mal besser, mal schlechter funktionieren.

17. August 2024


Die Geburtstagseinladung war höchst ungewöhnlich, ein früherer Klassenkamerad meiner Frau, der exakt am selben Tag Geburtstag hatte wie sie, hatte uns nachträglich zu seinem 60. Geburtstag zum Konzert von Purple Schulz eingeladen. Diese Konzert fand statt im Nachbarort auf dem großen Parkplatz am Rhein, wo eine Bühne aufgebaut war, die an den Folgetagen gleichzeitig vom Classic-Cars-Festival genutzt werden sollte. Das Geburtstagskind hatte keine Kosten gescheut: rund um den Platz war für das leibliche Wohl mit mehreren Street-Food-Imbisswagen gesorgt, komplettiert von zwei Bierständen sowie einem Stand, wo man Wein trinken konnte. Für dieses gastronomische Angebot hatte das Geburtstagskind, der Inhaber einer Sanitärfirma war, an jeden Gast Wertmarken ausgegeben für ein Essen sowie acht Wertmarken pro Person für ein Getränk. Dazu kam dann noch die Freikarte für das Konzert. Alles in allem also eine runde und tolle Idee, in solch einem Rahmen rund um ein Musikkonzert zu feiern. Nur: trotz all meiner Leidenschaft für Musik, dass ich unterschiedlichste Stilrichtungen hörte, hatte ich Purple Schulz nie auf dem Schirm gehabt, dazu war die ganze Musikszene wohl auch zu vielfältig. Ich konnte nicht einmal konkrete Stücke benennen, die Purple Schulz gesungen hatte. Einzuordnen war Purple Schulz in die Kategorie der Liedermacher, so ein bißchen Reinhard May, aber etwas rockiger und stark getrieben vom Rhythmus des Keyboards. Und mitgebracht hatte er auf die Bühne eine reizende junge Dame in einem roten Kleid, die Jördis Tielsch hieß. Sie begleitete ihn wunderbar mit ihrer Violine und ihrer akustischen Gitarre. Neben seinem Keyboard hatte Purple Schulz als Musikinstrument ein sogenanntes Harpejji auf der Bühne, das ein Mittelding aus einer Gitarre und einem Klavier darstellte. Unerschwinglich teuer sei es gewesen und exklusiv hergestellt für ihn in Baltimore in den USA, so beschrieb Purple Schulz das Instrument. Da ein Wagen zum Hin- und Herschieben untergebaut war, wählte er den eher lustigen Vergleich mit einem Dinett-Servierwagen. Wie zu erwarten war, kannte ich null und gar nichts von seinen ersten Stücken, die mit Keyboard oder Harpejji, begleitet von Geige oder akustischer Gitarre, sparsam klangen, Schlagzeug oder Bass-Gitarre fehlten vollständig. Das Genre seiner Stücke war einzuordnen in die wohl ausgefeilten Texte von Liedermachern, die Sinn, Inhalt und eine Botschaft transportieren wollten. Anfangs ging es um Familiengeschichten, die sich höchst gegensätzlich darstellen konnten. Familien konnten einen totalen Zusammenhalt bedeuten, aber auch genau das Gegenteil, dass man sich auf niemanden verlassen konnte oder dass Gräben aufgerissen wurden. Irgendwo im Keller konnte sich eine Leiche verbergen, jede Familie hat ihr Geheimnis, das beste Grundlage für ein Geheimnis sei das Schweigen, diese Textpassagen kamen in seinen Stücken vor. Sein Sohn habe überlegt, so wie sein Vater Musiker zu werden. Im Endeffekt war er froh gewesen, dass sein Sohn sich gegen die Musikerkarriere entschieden habe, weil die Zeiten viel, viel schwieriger geworden seien. Streaming-Dienste hätten wesentliche Einnahmequellen wegbrechen lassen, die Haupteinnahmen kämen aus Konzerten. Daraus zog er den Schluss für das Publikum: geht auf Konzerte ! Die Konzertagenda sei wahnsinnig vielfältig und es gäbe so viele interessante Musikgruppen ! Danach übergab Purple Schulz an seine Begleiterin. Jördis Tielsch, die bereits im Alter von 10 Jahren Geige gelernt hatte. Sie sang selbst ein Stück, in dem es um den Fluss Maori in Neuseeland ging. Beim Betrachten des Flusses in Neuseeland habe sie ihre innere Seele verspürt. Purple Schulz setzte fort mit einem Herzschlag, der das nächste Stück einleitete. "Nimm uns mit, egal was kommt", so hieß dieses Stück, das er in einem Rutsch durch komponiert hatte. Er beschrieb die Eigenheiten des Komponierens: manche Stücke blieben zwei Jahre oder länger liegen, bis sie fertig geworden seien, bei anderen dauere der Akt des Komponierens gerade einmal mehrere Stunden, weil alles gleichzeitig im Kopf sei und nur herunter geschrieben werden müsse. Beim folgenden Stück gab Purple Schulz sein Statement ab, dass sich die Welt in einem beklagenswerten Zustand befinde. Aber wo soll man sich darüber beschweren ? Aus diesen Gedanken resultierte das Stück "Da da da denkste jetzt mal drüber nach". Er zitierte die Zeitschrift "Der Spiegel", wonach Einsamkeit die Demokratie gefährde. Von sich selbst wies er so etwas ab, er sei 38 Jahre verheiratet, glücklich verheiratet, und seine Frau sei im Publikum. Freundschaften seien Konstanten in unserer Zeit, so pflege er die Freundschaft zu einem Kumpel, den er in seiner Grundschulzeit kennen gelernt habe. "Unsere Wege sind verschlungen", in diesem Stück thematisierte er die Freundschaft. Heutzutage lebten wir in einer Zeit von Whatsapp und Tinder in einer schnelllebigen und oberflächlichen Kommunikation. Die analoge Welt, zum Telefonhörer zu greifen, sei wesentlich effektiver. Er erzählte von einer E-Mail von Reinhard Mey, die in seinem Postfach eingegangen war. Diese E-Mail bezog sich auf das Stück "das letzte Mal", welches Reinhard Mey besonders angesprochen hatte. In einem der nächsten Stücke kehrte er zurück an einen Ort aus seiner Kindheit, wo alles begann. Bei einer Käthe Bauer hatte er Klavierunterricht gehabt. Sie war streng gewesen, mit einem Lineal hatte sie ihm auf die Finger gehauen. Aber gerade diese strenge Art weckte seine Leidenschaft für die Musik. Später, in seiner Anfangszeit als Musiker, hoben ihn die Akkorde von Johann Sebastian Bach in den Himmel. Der Purple Schulz, den man gemeinhin aus den Hitparaden kennt, ertönte in dem Stück "Kleine Seen", das den weithin bekannten Refrain "Sie sind dir, meine Tränen" enthielt. An diesem Punkt konnte ich Purple Schulz zuordnen, diese Melodie aus einer fernen Zeit, das war 1986, schwirrte in meinen Ohren mit. Purple Schulz forderte das Publikum zum Mitklatschen auf. "Hey, das Stück müsst ihr alle kennen, es stand ganz oben in der Hitparade" befeuerte er, dass alle ihre Hände in die Höhe heben und mitklatschen sollten. Er beschwerte sich sogar, dass zu wenige mitsingen würden und schlug den Bogen zum 1. FC Köln, dass die fehlende Leidenschaft wohl der Grund sei, dass der FC in Liga 2 abgestiegen sei. Was folgte, war die Zugabe. Hitparadenmusik gab er in dem Stück "Verliebte Jungs" zum besten, das mir genauso bekannt und geläufig war, aber im Gegensatz zu den authentischen Texten in seinen anderen Stücken nicht mein Musikgeschmack war. Bei seinem letzten Stück der Zugabe "Sehnsucht" kam der Regen. Für den späten Abend hatte der Wetterbericht Regen gemeldet - und er sollte Recht behalten. Der Regen prasselte mit einem Mal, und da kein einziger Platz vor Regen geschützt war, leerten sich die Ränge mit einem Schlag. Die meisten flüchteten unter die Dächer der umliegenden Bierbuden, wenige spannten ihre mitgebrachten Regenschirme auf. Das war höchst schade, wenigstens hatte sich der Regen Zeit gelassen bis zum allerletzten Höhepunkt dieses wunderschönen Abends. Wir hatten ein schönes Konzert erlebt mit zwei Musikern, die beim Publikum eine große Begeisterung ausgelöst hatten. Es war eine schöne Idee für eine Geburtstagseinladung.

18. August 2024


In der 33. Kalenderwoche hat unsere Tochter Widerspruch gegen die Ablehnung des Elterngeldes eingelegt. Um sicherzustellen, dass die Unterlagen beim Rhein-Sieg-Kreis auch ankommen, hatte sie den Brief bei der Post als Einschreiben mit Einwurf aufgegeben, zusätzlich hatte sie dem zuständigen Sachbearbeiter den Widerspruch mit den anhängenden Unterlagen per E-Mail zugeschickt. Wenige Tage später kam ein Brief des Rhein-Sieg-Kreises zurück, dass der Widerspruch eingegangen war. Die Unterlagen reichten allerdings nicht aus. Die Erklärung zum Splitting-Verfahren war nicht vollständig, ebenso fehlte noch der Bescheid des Job-Centers über das Bürgergeld (der vorher nie angefordert worden war). Ab der 33. Kalenderwoche kümmert sich nach langem Warten mit viel Geduld eine neue Betreuerin um den Schwager. Mittwochs hatte sie ihre Arbeit aufgenommen, erste Gespräche hatte sie mit dem Schwager geführt, arbeiten brauchte sie aber nicht allzu viel, weil an diesem Tag in der Dreier-WG gegrillt wurde. Unklar erschien uns, welcher Grill denn verwendet wurde. Die letzte Verwendung des Elektro-Grills lag ein Jahr und zwei Monate zurück, und seit der letzten Verwendung war der Grill nicht sauber gemacht worden. Möglicherweise war das Fleisch in Alu-Schalen gegrillt worden, wir wissen es aber nicht. In der 33. Kalenderwoche war unsere Initiative erfolgreich, mit der Gruppe des „historischen Köln“ einen Tag für den Besuch des Hänneschen-Theaters zu finden. In der Gruppe fanden sich 11 Personen, die mitkommen wollten. Als Tag haben wir die Nachmittagsvorstellung am Sonntag, den 22.9. festgelegt. So füllt sich denn der Kalender mit Terminen und Nebenterminen zu Stadtführungen in Köln. Am 8.9. und 13.10. sind Stadtführungen, am 22.9. das Hänneschen-Theater.


19. August 2024


Unsere Freundin hat ja etwas schräge und krumme Ideen, die bisweilen einen Wesenskern treffen. So waren wir ihr gestern einer Einladung zu einem Esel-Spaziergang gefolgt. Mit Eseln hatten wir nie Berührung gehabt, interessant und unkonventionell hörte sich diese Idee an, und so fanden wir uns gestern auf einem Bauernhof in Waldbröl im Bergischen Land ein. Esel, so erzählte die ausgebildete Bauernhof-Erlebnispädagogin, seien Tiere, die viel Streicheleinheiten und viel Zärtlichkeit bräuchten. Sie gab uns derbe Haarbürsten, um ihr Fell zu massieren. Am liebsten hätten sie es, wenn man das Fell ihrer Ohren streicheln würde – bevorzugt von innen. In ihrer Anatomie sei es wichtig zu verstehen, dass ihren Augen nicht – wie beim Menschen – vorderseitig auf dem Schädel platziert seien, sondern seitwärts. Dadurch hätten sie die Fähigkeit, nach hinten schauen zu können. Beide Blickwinkel seien möglich, vorne und hinten, aber wenn sie vorwärts gingen, dann würden die Objekte vor ihnen irgend wann verschwinden. Dies müsse man beim Führen der Esel beachten, dass sie einerseits einen ganzheitlichen Rundumblick hätten, andererseits würden aber bestimmte Ausschnitte in kurzen Blickwinkeln fehlen. Ihr Fell sei so feingliedrig, dass so gut wie niemand allergisch dagegen reagieren würde. Ihr Fell habe eine wohltuende Wirkung vom Tier zum Menschen, was in Krankenhäusern und Pflegeheimen vermehrt genutzt würde. Schwere Krankheitsverläufe könnten so gelindert werden wie etwa nach Schlaganfällen oder bei Krebserkrankungen. Ihr Fell mochte es überhaupt nicht, so dass sie bei Regenwetter den Stall aufsuchen würden. Mit Pferden vertrügen sie sich grundsätzlich nicht. Ihre Hufe seien sehr hart, sie müssten etwa alle zwei Monate geschnitten werden, daher führe man die Esel besser auf einem harten Untergrund aus – wie etwa Asphalt – und weniger auf Ackerwegen. Um die Esel führen zu können, absolvierten wir eine Übung zur Non-verbalen Kommunikation. Die Esels-Pädagogin holte die Hälfte von uns zu sich in den Stall, sie instruierte die Personen, über Gestik, Mimik oder ähnliches, aber ohne Worte, miteinander zu kommunizieren. Anschließend musste die andere Hälfte, ohne zu wissen, was in dem Eselsstall geschehen war, der Non-verbalen Kommunikation folgen. Ohne Worte, wirkte dies auf uns alle irritierend, wobei der andere sich früher oder später von der Stelle bewegte, was die Zielrichtung dieser Art der Kommunikation sein sollte. Anschließend ging es daran, dies bei den Eseln anzuwenden. Ich selbst hatte meine größtmöglichen Probleme damit, die Eselin, die den erfrischenden Namen Lotta aus den Büchern von Astrid Lindgren trug, von der Stelle zu bewegen. An dem Zaumzeug konnte ich ziehen, wie ich wollte, das Fell konnte ich streicheln und bürsten, wie ich wollte, Lotta blieb stur auf derselben Stelle stehen und bewegte sich keinen Millimeter. Erst als die Bauernhof-Erlebnispädagogin ihr ein paar Klapse auf den Hintern gab, regte sich etwas. Lotta setzte gemächlich einen Schritt vor den anderen, und den Gang unterbrach sie auch nicht. Wir durchschritten einen Parcours auf dem Gelände des Bauernhofes, danach ging es hinaus in das Dorf Diezenkausen. Am Tag könnten Esel an die zwanzig Kilometer zurück legen, und wir führten nun die Esel zu einem Spaziergang durch das Dorf aus, das an für sich sehr hübsch aussah. Viel Fachwerk, einige Fassaden aus Bergischem Schiefer, ein Haufendorf ohne wirklichen Ortskern. Einmal im Trott, trotteten die vier Esel voran. Einmal in Bewegung, blieben die befürchteten Stopps aus, dass sie mit einem Mal anhalten würden und nicht mehr weiter gehen würden. So wurde dieser Esel-Spaziergang zu einer runden Sache, die uns allen viel Spaß bereitet hatte. 

20. August 2024


Im Anschluss an den Esel-Spaziergang fuhren wir in das Kräuter-Café, das irgendwo zwischen Waldbröl und Ruppichteroth lag. Anfangs wunderte ich mich, wie lange wir durch die Gegend kurvten, weit stadtauswärts fuhren wir aus Waldbröl hinaus, bis ich vor Ruppichteroth ein Hinweisschild am Straßenrand erblickte, das zu diesem Kräuter-Café wies. Wir bogen ab, die Seitenstraße wurde schmaler, dabei reflektierte ich, dass ich lange Zeit nicht mehr im Bergischen Land gewesen war. Im Herbst letzten Jahres war ich hingegen zwei Mal in der Eifel gewandert, in diesem Frühjahr einmal an der Ahr und einmal in der Eifel. Was das Bergische Land noch mehr prägte als Ahr und Eifel, das war die Kleinteiligkeit der Landschaft. Landwirtschaft und Bewaldung wechselten sich stückweise ab, beides umfasste nie eine größere Fläche. So war die Abwechslung groß in dieser Landschaft, kleinere Höfe, Wiesen, Vieh, Häuser mit Fachwerk oder diesen bergischen Schieferfassaden. Ja, so etwas fand man auch in der Eifel vor, dort dominierte aber mehr das, was Manfred Mann in seinen „Visionary Mountains“ beschrieb: das waren gigantische Ausblicke in die Weite hinweg, die Durchblicke und Klarheit in den Gedanken schufen. Im Kräuter-Café erzählte unsere Freundin von Kräuterwanderungen, woran sie teilgenommen hatte. Erklärt wurde, was alles an Kräutern am Wegesrand wächst und gedeiht. Im Inneren des Cafés waren die Wände zugekleistert mit Schaubildchen von Lehr- und Schulbüchern zu Arten und Klassifizierungen von Kräutern, die den Speisekarte gestalteten. So war die Essensauswahl schmal mit ganz viel Kräutern: Waldesglück, Ziege im Glück, Sommergarten, Kräuterbruzzler konnte man als Mahlzeit verspeisen, wobei mir die Ziege im Glück mit Ziegenkäse, Honig, Löwenzahnblüten und Chutney im Blätterteig sehr lecker schmeckten, es war aber ein bißchen wenig, um satt zu werden. Ähnlich erging es meiner Frau, die für 17,50 Euro den Kräuterbruzzler aß – das war eine Wildkräuterbratwurst mit Bratkartoffeln. Hinterher aßen wir noch ein Stück Kuchen, das mich sättigte, aber meine Frau mochte keinen Kuchen. Mehrere Stunden verbrachten wir in dem Café, wo die Kräuter ihre Eindrücke hinterließen, die weitaus intensiver waren als das eine Kräuterbeet in unserem Garten, wo Petersilie, Schnittlauch, Basilikum, Bohnenkraut und Currykraut gediehen. Nachdem wir das Café verlassen hatten, fuhren wir mit dem Auto über schmale Straßen bergauf und bergab über die gewellte und hügelige Landschaft zwischen Waldbröl und Ruppichteroth. Die Ausblicke kamen und verschwanden, ein wenig entwickelten sie sich in die Richtung der „Visionary Mountains“ von Manfred Mann … „Visionary Mountains … above and so far … like answers to questions of life … and the longing to survive …”

21. August 2024


Normalerweise gehen mir Denkmäler aus der Kaiserzeit gegen den Strich, doch heute habe ich eine Ausnahme gemacht. Mit der Bahn bin ich nach Koblenz gefahren, um meinen Home Office-Arbeitsplatz in die Cafés der Stadt zu verlegen. Mein Handy hatte ich zu Hause vergessen, was kein Hinderungsgrund sein sollte, denn ich schaute, dass ich längere Zeit an das WLAN angebunden war, so dass ich dienstlich arbeitsfähig war und mit meinem Headset auch telefonieren konnte. In das Café Hoefer in der Innenstadt hockte ich mich hin, wobei ich am Nachbartisch einen jüngeren Herren beobachtete, der ähnliches im Schilde führte wie ich. Sein Laptop war aufgeklappt, ich beobachtete, wie er seine e-Mails abarbeitete. Später hörte ich seine Telefonate mit, er musste Redakteur eines Radiosenders oder Fernsehsenders sein, er nannte den WDR, obschon der WDR in Koblenz eigentlich nichts zu suchen hatte. Da ich wegen des vergessenen Handys relativ früh zu Hause sein wollte, fiel der Rundgang durch Koblenz diesmal einiges kürzer aus. In Koblenz gab es stets etwas zu betrachten und zu entdecken, meine Neugierde wurde dort angespornt, es gab so viele interessante Ecken. Diesmal wählte ich den platten Ansatz zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck. Nicht nur wegen des Kaisers, der mich wenig interessierte, sondern auch deswegen, weil ich mich üblicherweise gegen die Laufrichtung der Touristen verhielt: ich vermied es, mir das anzuschauen, was sich alle anschauten. Ein Stück schritt ich durch die Altstadt, dann die Mosel entlang, zum Deutschen Eck, wo der Kaiser Wilhelm I. oben auf dem Pferd thronte. Ihm ebenbürtig war, zu Fuß ihn begleitend, die römische Siegesgöttin Viktoria. Dann schritt ich der Deutschherrenkommende, wo das Museum Ludwig untergebracht war, vorbei, hinein in die St. Kastor-Kirche und dann zurück über die Rheinstraße in die Altstadt. Bei dem warmen Wetter wäre ich gerne noch eingekehrt in den Biergarten, aber das konzentrierte Arbeiten im Café im Umfeld der schönen Altstadt hatte in jedem Fall etwas für sich. Und diesmal hatte der Kaiser die Ehre, bei dem Rundgang mit dabei sein zu dürfen.    

22. August 2024


Obschon sich mein Interesse an moderner Kunst in Grenzen hält, konnte ich mich zunehmend mit der gigantischen Skulptur aus Stahl des Franzosen Bernard Venet anfreunden, die sich im Mittelpunkt des Kreisverkehrs am Trajektknoten befindet. Hier, in unserer Stadt, erheben sich die sechzehn gekrümmten Bögen aus Stahl monumental. Sie sollen die sechzehn Länder unserer Republik verkörpern. In Koblenz, vor dem Museum des Deutschherrenhauses, stand ich erneut vor einer Skulptur aus Stahl von Bernard Venet, die diesmal eine Kreisform bildete. Nicht ganz, denn den Kreisen fehlte im oberen Kreissegment ein Stück, aber je nachdem, von welcher Seite man die Skulptur betrachtete, konnte man auch die geschlossene Form des Kreises erblicken. So wie die Anzahl 16 der Bögen am Trajektknoten, genauso bildete die Mathematik in Koblenz die Grundlage dieser Skulptur. Mathematisch-abstrakt „224.5° Arc x 5 et 225° Arc x 5“, so lautete der Name dieser kreisförmigen Skulptur. Dies besagte, dass jeweils fünf nicht ganz geschlossene Kreise aus Stahl zu einem Ganzen gehörten, also zwei mal fünf Anordnungen dieser unvollständigen Kreise. Die Gradzahlen von 224,5 beziehungsweise 225 gaben den Winkel des Kreises mit den fehlenden Bogenausschnitten an, wenn man jeweils vor den fünf zusammen gehörenden Kreisausschnitten stand. War diese Deutung alles ? Entdeckt hatte ich eine weitere Venet-Stahlskulptur im Duisburger Innenhafen, der Wiedererkennungseffekt dieser Skulpturen war hoch. Venet beschreibt die Modellierung dieser Skulpturen als inneren Kampf, da der Werkstoff Stahl starr ist und sich der Gestaltung widersetzt. Höhere Anforderungen werden an den Willen des Künstlers gestellt, nach Vollendung machen die Werke Größe und Monumentalität aus. Was die Deutung betraf, orientierte sich Venet bei seinen Werken streng an der Mathematik. Er spielte mit der Zahlenwelt in einem Medium, dessen Materie an für sich leblos war.

23. August 2024


Geld selbst verwalten, Personalausweis und Schwerbehindertenausweis ebenso, den Zimmerschlüssel nahm er selbst an sich, auf seine Krankenkassenkarte passte ebenso der Schwager selbst auf. Den Schwager hatte ich nach Much zu seinem Seminar gefahren, das Hotel hatte weit außerhalb über kurvige und schmale Straßen gelegen, und in dem Hotel empfing uns ein junger Mann mit einem Dreitagebart, der sich als Kostas vorstellte. Auf seinem Tablet hakte er diejenigen Punkte ab, die er für die Durchführung des Seminars wissen musste. Worum sie sich bei meinem Schwager kümmern mussten und worum wiederum nicht. Geld, Personalausweis, Schwerbehindertenausweis, Zimmerschlüssel, Krankenkassenkarte gehörten nicht dazu, aber sie mussten ihm die Augentropfen verabreichen. Wann wovon wie oft, dazu überreichte ich ihm die beiden kleinen Fläschchen mit den Augentropfen samt Medikamentenplan, der Tageszeiten und Häufigkeiten benannte. Anschließend verabschiedete der Mann mit dem Dreitagebart mit einem kurzen und knappen „Tschüss“, so als habe ich in dem Foyer nichts mehr zu suchen. Ab hier sollten die Seminarteilnehmer zu dem Seminar über Sex unter sich sein und ganz tief das Thema „Sex“ aufwühlen. Danach ließ ich es mir nicht nehmen, in der Ortsmitte von Much einen Kaffee zu trinken. Wann würde ich die nächste Gelegenheit haben, in solch einem ländlichen Raum auf solch einem harmonischen Platz sitzen zu können ? Um mich herum scharten sich die Fachwerkhäuser, das Eiscafé hatte im Außenbereich Stühle und Tische ausgebreitet, die Dorfkirche mit dem romanischen Kirchturm war hübsch, der lachsfarbene Anstrich unterstrich das Alter und die Würde des Kirchenbauwerks. In der Abgeschiedenheit auf dem Land genoss ich bei einer Tasse Kaffee die Stille und die Ruhe, die in all den Betriebsamkeiten des Alltags allzu sehr untergingen.

24. August 2024


So wie in jedem Sommer, normalerweise gegen Ende August, haben wir Christoph Brüske zu seiner Open-Air-Vorstellung vor der evangelischen Kirche erlebt. Im Urlaub in Italien hatte er sich sein neues Programm „die goldene Generation“ ausgedacht, in dem es um die Baby-Boomer-Generation ging. Da er dieses neue Programm bereits auf der Nordsee-Insel Norderney aufgeführt hatte, war es keine wirkliche Premiere. Dazu schuf er den Begriff „Festlandpremiere“, um dies dem Publikum dann doch als Premiere aufführen zu können. Diese Baby-Boomer-Generation definierte sich über die Geburtsjahrgänge 1955 bis 1969, wobei er den Jahrgang 1955 als „schräge Vögel“ bezeichnete, den Jahrgang 1969 prägten Sexsymbole. Als Sexsymbol empfand er den Politiker Robert Habeck, der allerdings dem Geburtsjahrgang 1965 entstammte. Die Babyboomer hatten sich befreit, allen voran stand die Gleichberechtigung der Geschlechter sowie allem, was unter dem Kürzel LBGTQ zu verstehen war. Dabei machte er den Schwenk wieder zurück zu Robert Habeck mit dem markigen Spruch: das Geschlecht könne man sich heute aussuchen, aber nicht die Heizung. Einen Exkurs machte Brüske zu der Werbung, die die Baby-Boomer-Generation ertragen musste. Er begann mit der penetranten und unerträglichen Werbung von Seitenbacher. Wo findet man diese ? Gleich neben der geschlossenen Anstalt, das war seine Antwort. Manche Sprüche aus der Werbung waren Kult: alles war quadratisch, praktisch, gut, und Bauknecht wusste, was Frauen sich wünschten. Weg von der Werbung wandte sich Brüske skurrilen Begriffen zu: Ratten bezeichnete er als Nagetiere mit Kanalisationshintergrund, aufgebrühtes Wasser wurde zu veganem Wasser, es hing ein Ei am seidenen Faden, er sprach von der Generation Schneeflocke, welche er mit den Klimaklebern assoziierte. Diese verzog er ins Lächerliche: überall würden Handwerker gesucht, die mit Klebern umgehen müssten wie etwa Tapeten zu kleben oder Fliesen zu kleben. Wieso sollten Klimakleber sich für diese handwerklichen Tätigkeiten nicht eignen ? Er erzählte, wie einfach er seine Mama doch zufrieden stellen konnte, als er seine erste Gage beim Theater verdient hatte. Einen Wäschetrockner wünschte sie sich, aber von der Marke Miele. Nachdem er ihr diesen gekauft hatte, war sie rundum glücklich und zufrieden, auch mit der Erkenntnis, dass er auf der Bühne des Theaters einen ehrenwerten Beruf ausübte. Früher, in seiner Schulzeit, seien die Zeiten noch anders gewesen. Auf dem Gymnasium, in seiner Klasse, seien nur zwei Mitschüler mit Migrationshintergrund gewesen, ein Türke und eine Griechin, wobei die Griechin zu den besten seiner Klasse gehört habe. Und heute ? Viel Wahrheit barg die folgende Redensart zu Marketing und Vertrieb: das Marketing würde die Menschen für doof verkaufen, der Vertrieb versuche hingegen, an doof zu verkaufen. Irgendwie landete er beim Thema Steuern. Es sei schwierig, Konstanten innerhalb der Schnelllebigkeit der Zeit auszumachen. In diesem volatilen Umfeld sei der Steuerratgeber Konz eine dieser Konstanten, der auf so manchem Nachttisch läge. Zum Thema Steuern bat er einen Menschen aus dem Publikum, das war der Unternehmensberater Holger, auf die Bühne, um ihm diverse Steuerbeispiele vorzurechnen. Alles addierte sich zu immer mehr Steuern, so dass in der Endabrechnung ein Steuersatz von mehr als 100% heraus kam. Als Ursache, dass der Zeitgeist so volatil sei, nannte er beispielhaft die Datenschutzgrundverordnung. Anscheinend dürfte Ärzte ihre Patienten im Wartezimmer nicht mehr mit Namen aufrufen. Alternativ könne ein Aufruf wie folgt geschehen: wer ist der Mann mit der Syphilis ? – dieser ist als nächster an der Reihe … Brüske erzählte weiter aus den früheren Zeiten, als das Fernsehen nur zwei Programm plus die dritten Programme kannte. Er erinnerte an den sonntäglichen Frühschoppen mit Werner Höfer, wo kurz nach Sendebeginn ein „Nebel des Grauens“ einsetzte. Alle rauchten in der Sendung, und spätestens nach fünf Minuten sei alles total vernebelt gewesen. Danach erzeugte er weitere Komik durch seine Wortbildungen. Den Ford Capri, den früher sein Vater besaß, nannte man „Maurerporsche“. Mit diesem Gefährt war sogar seine ganze Familie in Urlaub gefahren. Das Fahrradfahren mit dem e-Bike nannte er „betreutes Strampeln“. Die 60er, damit meinte er das Alter, seien die neuen 40er, so sei der Trend durch Anti-Aging, Sport und vieles mehr. Er besitze sogar noch einen Computer aus der allerersten Generation, das war ein Commodore. Jedes Bite könne man beim Hochladen persönlich begrüßen. Er wünsche sich viel mehr Anarchie im Alltag, wobei er die Apotheken-Umschau mit dem derzeitigen Niveau der Anarchie verglich. Nach zweieinhalb Stunden endete seine Vorstellung, die er mit dem Anziehen seines gold-bestickten Sakkos vollendete. Es sei eine Leihgabe aus dem Haus der Geschichte, so scherzte er, von der Hochzeit des damaligen Gesundheitsministers Jens Spahn mit seinem Lebensgefährten. Ob tatsächlich Jens Spahn dieses Sakko getragen hatte, das ließ er im Verborgenen.  

25. August 2024


In der 34. Kalenderwoche standen unterschiedliche nebeneinander statt findende Ereignisse am Wochenende im Vordergrund. Der Schwager nahm an einem Wochenendseminar zum Thema Sex teil, dazu mussten wir ihn am Freitag nach Much im Bergischen Land fahren und am Sonntagnachmittag wieder abholen. Gleichzeitig besuchten wir am Freitagabend die Veranstaltung des Kabarettisten Christoph Brüske, am Samstag fielen die üblichen Tätigkeiten der Wocheneinkäufe an, am Sonntagvormittag hatten wir beabsichtigt, den Kindersachenbasar auf dem Krewelshof in Lohmar zu besuchen, nachmittags um 15 Uhr mussten wir den Schwager in Much abholen. Vor der Abfahrt vom Krewelshof nach Much wollten wir unsere Tochter bei einer Freundin in Rösrath absetzen, die einen Sohn im Alter von fünf Monaten hatte. Der Freitag lief soweit planmäßig ab, der Samstag sowieso, am Sonntag kamen wir viel zu spät los zum Kindersachenbasar. Wir schliefen viel zu lange, unsere Tochter ließ sich viel zu viel Zeit, so dass wir erst gegen 12.30 Uhr auf dem Kindersachenbasar waren. Dennoch sollte das Zeitkontingent reichen, bis wir gegen 14 Uhr das Gelände des Krewelshof verlassen wollten. Etwas mehr als eine Stunde lang klapperten wir die Stände ab und kauften diverse Kleidungsstücke, das war vor allem Winterbekleidung. In etwas weniger als einer halben Stunde aßen wir Fritten mit und ohne Currywurst, und kurz, bevor wir losfahren wollten, erreichte unsere Tochter die Nachricht, dass ihre Freundin einen Notfall hatte. Sie sei wohl mit einer Freundin unterwegs gewesen, der dieser Notfall passiert sei. Also entfiel dieser Besuch. Dadurch mussten wir erst eine halbe Stunde später nach Much losfahren, dabei nahmen wir Tochter und Enkelkind mit. Diese Zeit nutzten wir dazu, dem Enkelkind ein Obstgläschen zu füttern, zudem tranken wir währenddessen noch Kaffee und Cappuccino. Nachdem wir den Schwager in Much abgeholt hatten, tat er sich schwer, von den Ereignissen des Seminars zu erzählen, bei dem sie unter anderem die Hornstraße in Köln aufgesucht hatte. Von Frauen und Tänzen erzählte er, vieles drum herum erzählte er, vom Essen und den anderen Seminarteilnehmern, darüber hinaus druckste er herum. Abends gelang es meiner Frau, die Nebenkostenabrechnung für die Dreier-WG für das Jahr 2023 fertig zu stellen. Mehrere Wochen Arbeit hatte sie hinein gesteckt, die Erstellung war aber noch nicht in Verzug. Ich selbst musste hingegen aufpassen, dass ich mit der Steuererklärung nicht zu sehr in Verzug geriet. In den letzten Jahren war mir dies in den Herbstferien gelungen, minimal hatte ich damit für 2023 begonnen. In der 34. Kalenderwoche geschah am Donnerstag ein großes Malheur, als unser Kater Oskar aus unserem Haus entwischte. Nachdem ich von den Getränkeeinkäufen zurück kehrte, hatten Sohn und Tochter die Haustüre offen stehen lassen, als danach der Kater weg war. Sie erblickten ihn noch auf der Straße und suchten ihn anzulocken, indem sie ihn füttern wollte, doch er ignorierte dies und rannte weg. Nun müssen wir auf seine baldige Wiederkehr hoffen, um ihm seine dringend benötigten Medikamente geben zu können.


26. August 2024


Schwerer Unfall zwingt Scorpions zu Konzert-Absagen, diese Schlagzeile rüttelte mich auf, als ich noch im Status der Überlegung schwebte, mir Karten für das Konzert der Scorpions in Köln zu besorgen. Meine persönliche Warteschleife, die Karten für den 18. September zu besorgen, war länger und länger geworden. Die Überlegungen hatten vor vielerlei Ereignissen gestoppt, allen voran unser Enkelkind, da ich mich nicht so einfach aus dem Staub gemacht haben wollte hin zu einem Konzert. Dann kamen noch all die ZWAR-Aktivitäten hinzu, die mich mit der Stadtführung in Köln beanspruchten, schließlich der rappelvolle Terminkalender, wo wir zuletzt jeden Sonntag etwas eingeplant hatten. Diese Überlegungen, das Konzert der Scorpions zu besuchen, hatten sich spätestens mit dieser Schlagzeile erledigt, die ich im Internetportal www.t-online.de gelesen hatte. Der Gitarrist Matthias Jabs war gestürzt, er hatte sich die Ferse und einen Finger gebrochen, so dass er operiert werden musste. In Anschluss müsste er in eine Reha-Maßnahme, so dass er gleich für mehrere Monate ausfallen würde. ZZ Top war mir Anfang Juli auf dem Bonner Kunstrasen durch die Lappen gegangen, die Konzerte in der Bonner Harmonie hatte ich erst gar nicht studiert, nahm ich nun Abschied von der Konzertagenda ? Es sah ungefähr so aus, dass ich so gut wie alles, was mir an Konzerten auf dem Fahrrad unter der Autobahnbrücke auf Plakaten angezeigt wurde, nicht realisieren würde. Die Plakate weckten stets meine Neugierde, Musik beflügelte mich grundsätzlich, die Konzerte wurden aber zunehmend unerreichbar. Nur in den Biergarten der Rheinaue hatte ich es mit dem Schwager geschafft – zu einem wirklich exzellenten Konzert einer Soul-Cover-Band. Momentan bündelten sich die Aktivitäten mit meiner Frau zusammen, wobei Konzerte aber nicht im Focus lagen. Dass die Konzerte der Scorpions abgesagt wurden, das erleichterte meine Überlegungen. Ganz abgeschrieben waren die Konzertveranstaltungen nicht, doch Lücken und Freiräume dafür zu finden, war nicht einfach.

27. August 2024


Kräuter, diese Botschaft kann man aus dem Blindengarten ableiten, helfen Blinden, ihre Umwelt zu verstehen. Was es heißt, blind zu sein, symbolisiert der Blindenbrunnen, in dessen Zentrum ein Elefant steht, der von Blinden ertastet wird und von ganz viel Blindenschrift markiert ist. Die Sinnesorgane verlagern sich, nicht nur auf den Tastsinn. Außer Tasten können sie auch fühlen, hören, schmecken. Die Kräuterbeete lernen, sich in die Sinneswelt von Blinden hinein zu versetzen und wie die Gesamtkomposition der Sinnesorgane zusammen wirkt. Und wie der Geruchssinn das fehlende Sehorgan des Auges kompensieren kann. Dies haben die Gartenbauer der Rheinaue getan, indem sie Kräuterbeete rund um den Blindenbrunnen angeordnet haben. Drei größere Kräuterbeete, die auch mit Blumen bepflanzt sind, umgeben diesen Blindenbrunnen. Auf den Beeten wachsen unter anderem das feingliedrige Steinkraut, die länglichen Blätter des Bohnenkrauts oder der buschige Thymian. Die Düfte wabern von honigsüß nach würzig und herb. Als Katzenbesitzer hat es mir natürlich das Katzenpfötchen angetan. Der wuschelige Bodendecker mit den schmalen Blättern ist über der niedrigen Steinmauer in die Breite gewuchert, ein besonderer Geruch, der wohl speziell Katzen anzieht, kommt eher zart in meine Nase. Diese Kräuterbeete sind gleichzeitig unauffällig und eine stille Sensation.

28. August 2024


Der Islam im Zentrum einer Parkbank. Islam und Christentum als Antagonismus, wobei das Christentum auf all diesen Parkbänken nicht vorkommt. Der Islam ist in seiner Weltanschauung friedlich, er gehört zu Deutschland, Religionen sollen tolerant sein. Es schwingt aber sogleich diese politische Dimension mit in der Harmonie der Parklandschaft, die sich über die Rheinaus erstreckt. Das Wort „Islam“ schreckt auf, es stößt an wegen der Parallelwelten und der exzessiven Verschleierungen in Form von Burkas, Tschadors oder Niqabs. Auf dieser einsamen Parkbank, wo niemand sitzt und wo weit und breit keine Menschenseele zu sehen ist, mögen sich sogar Assoziationen bilden zum islamischen Staat oder zu Terroranschlägen. Der Islam ist so partikular wie diese Aufschrift: alles ist friedlich, der Islam kann sich in einer vollkommenen Harmonie einfügen, die Menschen sind freundlich und nett, wie Nachbarn kann man mit ihnen umgehen, es gibt aber ein paar wenige Verrückte, die durch geknallt sind (wobei es in der Geschichte des Christentums vor ganz vielen Durchgeknallten zwischen Protestanten und Katholiken nur so wimmelt). Der Islam hat einen permanenten und negativen Beigeschmack. Er ist hoch politisch aufgeladen und bringt in dieser wunderbar gestalteten Parklandschaft eine wieder auflebende Dimension von Glaube, religiöser Verblendung, Mythos und Übernatürlichkeit hinein, die innerhalb des Christentums in die weiche und unauffällige Parklandschaft über gegangen ist.

29. August 2024


Eine Fahrt mit dem Rennrad nach Köln, um die Stadtführung am 8. September vorzubereiten. Ich hatte mir vorgenommen, die Orte zu sortieren, wozu ich etwas erzählen wollte. Sie mir anzuschauen, um die Geschichten mit den Örtlichkeiten abzugleichen. Passten die Handlungsstränge zu den Örtlichkeiten ? Ließen sich die Geschichten so erzählen, wie ich es mir vorgenommen hatte ? Konnte ich sie so stehen lassen oder musste ich sie abändern ? Die Abfolge der Stadtführung hatte ich in Stationen aufgeteilt, zu jeder Station gehörte eine Geschichte, die einzelnen Geschichten handelten in einer bestimmten Epoche innerhalb der Kölner Stadtgeschichte. Dieser Tag der Vorbereitung sollte einen roten Faden liefern, welche Geschichte ich an welcher Station erzählen sollte. Die Fahrt über die Südbrücke sollte eine Art von Prolog sein. So versifft der Eingang und der Treppenaufgang waren, die Bogenkonstruktion der Südbrücke aus Stahl offenbarte eine Schönheit, die den anderen Kölner Brücken abhanden gekommen war. Der Ausblick auf die Stadt von der Brücke aus war ebenso genial. Es war nicht dieses Postkarten-Panorama mit Altstadt und Dom, wie ich es allzu oft fotografiert hatte, sondern der Blick über den Rhein, den Rheinauhafen und der Severinsbrücke bis zum Dom. Ein Konglomerat aus dem modernen Köln und dem mittelalterlichen Köln, das der Rhein als vereinigendes Band in sich vereinigte. An diesem Tag sollte ich einiges Neue und vielerlei Bekanntes über die mehr als 2000 Jahre alte Stadt am Rhein erfahren.

30. August 2024


Vater Rhein und seine vier Töchter, dies war eine Skulptur im Foyer des Museums Wallraf, die ich während meines Aufenthaltes in Köln aufgesucht hatte. Der Mythos Rhein hatte in dieser Skulptur fortgelebt, gewandelt hatte sich dieser Mythos von der Verehrung als Flussgott in der Römerzeit zur romantischen Verklärung vor und nach der Gründung des Deutschen Reiches. „Rhenus“ hatten die Römer den Rhein genannt, wobei der Wortstamm „renos“ aus dem Keltischen stammt und „fließen“ bedeutet. Die Römer kannten gleich mehrere Meeresgötter, da lag es also nahe, einen solchen mit Mythen beladenen Fluss wie den Rhein als Gott zu verehren. „Pater Rhenus“ oder „Vater Rhein“ hieß dieser Gott bei den Römer. Da sich der Rhein auf römischem Staatsgebiet weiter flussaufwärts in die Arme des Waal und des Lek aufteilte, verpassten ihm die Römer zwei Hörner als Allegorie auf die römische Unterwerfung der germanischen Barbarenvölker am Rhein, so wurde aus dem Rhein ein Zwischending zwischen Mensch und Stier. Die Darstellungen des Vater Rheins kehrten in der romantischen Epoche wieder, als der Rhein durch die Schifffahrt und die Eisenbahn touristisch erschlossen wurde, das war so etwa nach 1700. Einen weiteren Schub erfuhren diese Darstellungen nach der Reichsgründung 1871 als Symbol für die Einigung und die Stärke des deutschen Reiches. Die Skulptur „Vater Rhein und seine vier Töchter“ war Teil einer Brunnenanlage am Kaiser-Wilhelm-Ring und wurde dort im Jahr 1922 aufgebaut. 1937 wurde die Skulptur von den Nationalsozialisten abgebaut, 1942 wurde diese im Zweiten Weltkrieg zerstört. 1954 wurde diese originalgetreu wieder hergestellt, so wie sie nun im Foyer des Museums Wallraf zu sehen ist.  

31. August 2024


Dombockwurst, diese krönende Bezeichnung trug die Speisekarte des Brauhauses Sion in der Kölner Altstadt für diese wirklich große Bockwurst, die ich um die Mittagszeit an einem Stehtisch draußen vor dem Brauhaus aß. Weil die Speisekarte diese als besonders lang beschrieb, fiel die Auswahl diesmal auf die Bockwurst, obschon ansonsten eher die Currywurst mein Standardgericht war, und als Beilage zog ich diesmal den Kartoffelsalat vor den allzu präsenten Fritten vor. Umtriebig rannten die Köbesse zwischen den Plätzen in der Außengastronomie hin und her, die von Gruppen gut besetzt waren. Da ich meist Cafés aufsuchte, um inne zu halten und eine Pause zu machen, war die Örtlichkeit eines Brauhauses neu für mich, was diese Funktion heute an diesem Tag ideal erfüllte. Ich konnte etwas trinken – oder auch essen -, ich konnte Menschen beobachten. Ich saß draußen, wo all die Menschen und auch all dieses Touristenvolk vorbei schritten. In dem Menschen, der mir schräg gegenüber saß, glaubte ich den Macher des philosophischen Radios Jürgen Wiebicke wieder zu erkennen, seine Gesichtszüge ähnelten denjenigen auf Youtube. Seine Stimme klang auch ähnlich, als er mit dem Kellner über Fußball insbesondere über den FC redete, der Mannschaft traute er allenfalls einen Platz im unteren Mittelfeld der zweiten Liga zu. Ich traute mich aber nicht, ihn anzusprechen. Dass ich hier an einem Brauhaus saß, hatte nur einen Unterschied zu meinen Café-Besuchen: ich trank Kölsch und keinen Kaffee. Und zwar einige Kölsch nacheinander. Und davon wurde ich nicht einmal benebelt, was haargenau zu den heißen Außentemperaturen passte. Die Stangen Kölsch erfrischten, sie kühlten von innen und förderten klare Gedankengänge. Das Bier lief die Kehle hinunter wie Wasser, und erst bei fünf bis sechs Kölsch spürte ich eine Beeinträchtigung der gedanklichen Prozesse. Diese Beeinträchtigung schüttelte ich wieder ab, als ich meinen Spaziergang durch die Kölner Altstadt fortsetzte.


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