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Lockdown in Troisdorf

In diesen Tagen vermag einen wenig aufzumuntern. Ein Gang durch die Fußgängerzone reicht, um in die Albträume von Corona einzutauchen, so in der Troisdorfer Fußgängerzone. Nur wenige Passanten verirren sich, und die wenigen wissen auch nicht wohin, weil sie in Zeiten von Corona vertrieben werden, am besten nach Hause zurück. So öde, so verlassen, so leergefegt, läuft vor den Augen der Geschäftsinhaber in der Fußgängerzone ein Horrorfilm ab. Die Schaufensterauslagen geben das Bild einer Maskerade ab, einige wenige haben Schlupflöcher durch die Eingangstüren organisiert, wo die Kunden über das Netz vorbestellte Ware abholen können. Die Eiseskälte, die der Wintereinbruch herbei geführt hat, setzt sich im Einkaufszentrum fort. Die vereinzelten Gestalten, die das Zuhause-Herumhocken satt haben, sind in der Fußgängerzone der Corona-Maßnahmen überdrüssig. Sie beachten die AHA-Regeln, tragen aber mit einem apatischen Gesichtsausdruck ihre Maske. Gleichgültig vergraben sie ihre Hände in die Hosentaschen.


Troisdorf ist nicht unbedingt hübsch, Troisdorf ist erst Recht kein Juwel deutscher Fachwerkarchitektur. Ein Lockdown verstärkt hingegen den Blick, dass die Fußgängerzone blass, eintönig, monoton und langweilig ist ohne jegliche Akzente. Ein Lockdown macht alle Eindrücke platt, er signalisiert dem Passanten, dass er hier nichts zu suchen hat. Eine unsichtbare Hand scheucht den Passanten wieder heraus aus der Fußgängerzone, hinein in eine Abwärtsspirale, dass man nicht mehr weiß, wohin überhaupt. Das, was Troisdorf sonst sympathisch gemacht hat, die Menschen, der Charakter als Arbeiterstadt, die ausgewogene Kombination von Geschäften und Orten zum Verweilen, dies ist nun alles dicht gemacht worden.

Aus dieser Ausgewogenheit werden nun identitätslose Fassaden, die der Lockdown in einen abgestorbenen Zustand versetzt hat. Der Lockdown kann als Aufforderung verstanden werden, sich zu verkriechen und sich am besten nirgendwo mehr blicken zu lassen. Er kratzt an der Menschenwürde und gipfelt in Widersinnigkeiten. Wohin soll der Mensch ? Am besten nach Hause, in die eigenen vier Wände. Schaut man auf die Infektionszahlen und Infektionsketten, vertraut man Statistiken und bedient sich des gesunden Menschenverstandes, so ereignen sich die weitaus meisten Infektionen zu Hause. Unbekannt sind die Orte, von denen das Virus eingeschleppt wird, und zu Hause knubbelt sich alles im Home Office, im Distanzunterricht und weil man dort eingesperrt wird. Einmal hinein geschleppt, infiziert das Virus gleich ganze Familien mitsamt der Verwandtschaft.


Der Albtraum von Corona grassiert in der Troisdorfer Fußgängerzone. Die Verantwortlichen wollen anscheinend nicht, sich ins Freie zu bewegen, wo die Ansteckungsgefahr erwiesenermaßen geringer ist. Die Troisdorfer Fußgängerzone erscheint vielmehr als Bedrohung. Diese Bedrohung ist latent, im Verborgenen signalisiert die Maske die Bedrohung. An allen Ecken, in der Gastronomie, in Geschäften, vor Schaufenstern, über dem Straßenpflaster, vor Werbeplakaten, vor öffentlichen Einrichtungen oder an Fußgängerampeln könnte das Virus sein und überall könnte man sich infizieren. Als sei es nicht genug, bekommt man alle paar Meter auf Plakaten die Maskenpflicht eingehämmert. Verscheucht, ziellos umher irrend, sind die Orte rar, wo man hineingelassen wird. Vor dem Drogeriemarkt warten die Kunden regungslos. Nicht mal ein „Coffee to go“ ist im Einkaufszentrum zu haben, die Bäckerei hat seit dem Lockdown in Frühjahr dicht gemacht. Im asiatischen Imbiss ist erst abends etwas zu haben, einstweilen kann man sich bei der Menschenleere darin üben, kilometerweise Abstand zu halten, Begegnungen zu vermeiden und bei frostigen Temperaturen still zu halten.

Nach Spuren menschlichen Lebens muss man suchen. Ein kleines Stückchen Leben regt sich im Kiosk, wo es zu den seltenen Ereignissen gehört, dass Passanten eintreten und eine Zeitung kaufen oder einen Schokoriegel. Tritt man wieder hinaus in die Fußgängerzone, blickt man allenthalben auf dieses eintönige Verbundpflaster, dessen Grau so wenig Freude bereitet wie all die Maßnahmen, die in all ihrer Härte einen Lockdown ausmachen. Der Lockdown muss hart sein und er muss weh tun, darauf pochen die Verantwortlichen. Man soll sich abschotten von der Außenwelt, wie es früher Klöster getan haben. Die Lebensform ist nicht so weit weg von einem Kloster: Selbstbeschränkung und Enthaltsamkeit, ganz viel Verzicht auf Dinge, die die schönen Seiten des Lebens ausmachen, oder auch ein Leben in einer Einsiedelei, um die Kontaktbeschränkungen ganz strikt umzusetzen.


Lockdown in Troisdorf – die Sehnsucht der Menschen dürfte kaum größer sein, diesen menschenunwürdigen Zustand so schnell wie möglich zu beenden. Mich selbst hält nur noch die Vision aufrecht, nicht an Covid19 erkranken zu wollen. Im Freundes- und Bekanntenkreis sind die ersten Todesfälle zu vermelden. Dies ist dann eine ganz andere Nummer, wenngleich der Großteil der Erkrankungen milde sein wird. Viele wollen nicht mehr, die Nerven liegen blank. Ein Ausweg ist vorläufig nicht in Sicht.

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