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Krippenführung

(1) Stadtkrippe an der Südseite des Kölner Doms


Bei der Krippenführung haben wir gelernt, dass die erste Krippe im Jahr 1223 im heutigen Italien aufgebaut worden war. Es war Franz von Assisi, der seinen Gedanken, die Szene der Geburt des Herrn nachzustellen, in dem Dorf Greccio einhundert Kilometer nördlich von Rom umsetzte. Um das Weihnachtsfest zu feiern, bat er einen Adligen, ihm dafür einen Stall zu leihen. Seine Krippe war lebendig mit den traditionellen Tieren, dem Ochsen und einem Esel, und der Anwesenheit des Klosterordens aus Greccio und aller Dorfbewohner. Franziskus selbst hielt die Predigt, emotional, mitreißend und er soll wohl auch einige Tränen vergossen haben. So berichtet der Chronist der damaligen Zeit, der Franziskanermönch Thomas von Celano. Die Krippendarstellung sollte die Demut betonen: das soeben geborene Jesuskind neben den Tieren in einer Krippe, die in ihrer ursprünglichen Wortbedeutung ein Futterstelle für Tiere war. In der Kölner Stadtkrippe auf der äußeren Südseite des Doms ist genau der Heilige Franziskus zu sehen linkerhand neben Maria mit dem Jesuskind. Seine Hände zum Körper wie ein Kreuz ausgebreitet, symbolisiert die Gestalt des eben geborenen Kindes die Verbindung von Menschwerdung und Leidensgeschichte. Ab dem 14. und 15. Jahrhundert begann man allmählich, die Krippe mit Figuren darzustellen. Diese Tradition verbreitete sich vor allem in Italien, Neapel und in allen Ländern des Mittelmeerraums, speziell in Südfrankreich. Die Franziskanerbrüder waren damals die wichtigsten Volksprediger und entwickelten nach dem Vorbild von Franz von Assisi diese lebendigen oder bildlichen Darstellungen mit Statuen der Weihnachtskrippe. Erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts begannen sich solche Weihnachtskrippen im damaligen Deutschland zu verbreiten. 

(2a) Brauerkrippe in St. Andreas


In der romanischen Kirche St. Andreas lernten wir bei unserer Krippenführung die Brauerkrippe kennen, wo sich eine Vielzahl von Figuren versammelt hatten. Ausgehend von der Tradition des Mittelalters, hatten sie allemale mit dem Prozess des Bierbrauens zu tun. Fassbinder, Brauer, Mälzer, Köbes und so weiter. Diese bunte Mischung von Figuren verteilte sich vor Hausfassaden mit Treppengiebeln und Zinnen aus dem mittelalterlichen Köln. Erstmals aufgestellt im Jahr 2001 in der Kirche St. Andreas, verwies die Brauerkapelle auf den Schutzheiligen Petrus von Mailand. In der Rangordnung der Heiligen der katholischen Kirche rangierte Petrus von Mailand ziemlich unten, was seinen Grund hatte. In Mailand hatte er sich nämlich der Ordensgemeinschaft des Dominikanerordens angeschlossen, die im dunklen Mittelalter auch Ketzer verfolgt hatten. Thomas von Mailand machte Karriere, als Großinquisitor der katholischen Kirche war er zuständig für ganz Oberitalien, dabei ging er mit aller Kraft und Härte gegen anders Gesinnte vor. Es geschah im Jahr 1252, auf einer Landstraße bei Mailand, dass man ihn überfiel und übel zurichtete. Dieser feige Mord rief nun Papst Innozenz IV. auf den Plan. Da es unruhige Zeiten für die Kirche waren, konnte der Papst noch ein paar Heilige gebrauchen. Nachdem er also vom Mord an unserem Petrus hörte, wusste er diesen für sich zu nutzen. Er sprach Petrus von Mailand heilig, so hatte die Kirche einen neuen Märtyrer. Im Mittelalter hatte jede Zunft einen Heiligen als Schutzpatron, wobei sich die Brauerzunft bei der Suche schwer tat. Die großen, mit Köln verbundenen Heiligen wie Gereon, Severin oder Ursula waren bereits vergeben, so dass die Wahl der Brauer auf den eher zweit- oder drittklassigen Thomas von Mailand fiel. Und wie kam die Verbindung der Brauerzunft mit der romanischen Kirche St. Andreas zustande ? Im Jahr 1797 wurden unter französischer Besatzung die Kölner Zünfte aufgelöst. Die St. Peter von Mailand-Bruderschaft überstand dies, umbenannt in „Cölner Brauer-Cooperation“. Eigentlich hatte die Bruderschaft ihren geistlichen Mittelpunkt in der Kirche des Dominikanerklosters Heilig-Kreuz in der Stolkgasse, wo Petrus von Mailand ein eigener Altar gewidmet war. Nach der Auflösung des Klosters im Jahre 1802 durch die Franzosen zog das Bild in die Kirche St. Andreas um, die bis heute Patronatskirche des Ordens ist. Seit dem Jahre 1895 ist dem Heiligen Petrus von Mailand dort eine eigene Kapelle gewidmet, die von der Bruderschaft mit einem Altar, einem Glasfenster und einem Reliquiar, einem Aufbewahrungsbehälter für Reliquien, ausgestattet wurde. Die Kölner Bierbrauer schenkten ihrer Patronatskirche im Jahr 2001 diese Brauerkrippe. 

(2b) Brauerkrippe in St. Andreas - römische Inschrift


Ich liebe den Kölner Humor, seine sprühenden Witze. Ich liebe die Art und Weise, wie sich der Kölner über die Dinge lustig macht. Ich liebe dieses Niveau, das sich in den Köpfen institutionalisiert hat und Teil des Wesenszuges geworden ist. Der Humor des Kölner Bürgers (und auch des Rheinländers) verkörpert Bodenständigkeit, sein Humor benötigt keine hoch trabenden Gedankengänge und ist für die einfachen Leute gemacht. Der Kölner denkt geradeaus, die Pointen sind prägnant und schlagfertig. Genau diese Ausprägung des Humors vermittelte die Brauerkapelle in der romanischen Kirche St. Andreas. Ob jemand in der Gruppe des Lateinischen mächtig sei, diese Frage stellte uns die Führerin, als wir all die Figuren mit den umgebenden, mittelalterlich aussehenden Hausfassaden betrachteten. Obschon ich in der Gruppe schwieg, fühlte ich mich direkt angesprochen, denn ich hatte in meiner Schulzeit auf dem Gymnasium ein großes Latinum erworben. „SITUS VILATE INIS ET AVERNIT“, diesen lateinischen Spruch über einem Torbogen galt es zu enträtseln. Im stillen Geiste beteiligte ich mich. Das Wort „SITUS“ bekam ich in seiner Bedeutung als „gelegen“ übersetzt, aber spätestens bei dem letzten Wort „AVERNIT“ mussten meine Lateinkenntnisse aus meiner Schulzeit, die mehr als 40 Jahre zurück lagen, kapitulieren. Ich begann zu deklinieren: avernio … avernis … avernit … doch den Wortstamm bekam ich einfach nicht zusammen. Ob mit oder ohne Lateinkenntnisse: wie die anderen in unserem Kreis, war ich dem Kölner Humor hoffnungslos unterlegen. Wir hätten die Worte im Kölner Dialekt übersetzen müssen: „Sit us vi Latein is et äver nit“. Auf Hochdeutsch: „Sieht aus wie Latein, ist es aber nicht !“ Was für ein Wortspiel. Meine Schulkenntnisse in Latein waren durch dieses Wortspiel ausgetrickst worden. 



 

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