Christoph Brüske im Bonner Pantheon
Mit insgesamt 8 Personen aus unserer ZWAR-Gruppe haben wir die Vorstellung „Baby-Boomer – die goldene Generation“ im Bonner Pantheon besucht. In seinem Programm referierte der Kabarettist Christoph Brüske über seine Artgenossen, die Gesellschaft im Wandel, den Möglichkeiten und Eigenheiten seiner Generation, die er – selbst war er Geburtsjahrgang 1965 – von den Geburtsjahrgängen 1955 bis 1969 definierte. Er ließ sich aus über den Ford Capri, den er als Maurerporsche bezeichnete, über das Sexsymbol Robert Habeck, über den Nebel des Grauens, den die rauchenden Gäste bei Werner Höfers Frühschoppen verursachten, oder Sprüche aus der Werbung, die Kult waren (Bauknecht weiß, was Frauen wünschen). Ein Witz aus dem betriebswirtschaftlichen Metier prägte sich besonders ein. Frage: was ist der Unterschied zwischen Marketing und Vertrieb ? Antwort: das Marketing verkauft die Menschen für doof, der Vertrieb verkauft an doof. Wie wahr ! Der Ansatz in der betriebswirtschaftlichen Entscheidungstheorie, dass der Homo oeconomicus ein rational denkendes Wesen war, der seine Kaufentscheidungen aufgrund von Algorithmen traf, dieser Ansatz war schlichtweg falsch. Dies bewies Christoph Brüske mit diesem Witz. Als Konsumenten hatten wir zwar mit unserer Kaufentscheidung eine gewaltige Macht, Produkte zu kaufen oder auch nicht, es überwogen aber psychologische oder irrationale Einflussgrößen. Alleine die Werbung hämmerte massiv auf uns ein, sie appellierte an unser Bewusstsein und Unterbewusstsein. Kurze, markige Sprüche setzten sich in unserem Kopf fest und ließen uns nicht mehr los. Nicht viel anders war es, wenn wir mit solchen echten Verkäufertypen zu tun hatten. Sei es in Banken, sei es bei Versicherungen, Haustürgeschäfte, Staubsaugerverkäufer und so weiter. Verkäufertypen mit Dollarnoten in ihren Augen,

die ihre Provisionen aufleuchten ließen, standen ahnungslose Kunden gegenüber, die nicht einschätzen wollten oder konnten, ob sie das Produkt überhaupt benötigten. Marketing und Vertrieb waren eine Konstante bei diesem Kaufverhalten. Die Wirkungsweisen ihrer Kombination setzte das Niveau eines Kunden voraus, dessen rationales Entscheidungsverhalten entweder mechanisiert ablief, wie etwa bei den Wocheneinkäufen von Lebensmitteln, oder anderweitig deaktiviert war. Wissenschaftlich betrachtet, könnte ein Christoph Brüske mit „doof“ den sogenannten Pawlow’schen Hund gemeint haben, welcher die animalischen Triebe des Menschen verkörperte. Nach dieser Theorie des Behaviorismus konnte man einer natürlichen, meist angeborenen Reaktion durch Lernen eine neue Reaktion hinzufügen. Solch ein Verhalten konnte man beim Pawlow‘schen Hund beobachten: wenn ihm Futter gereicht wurde, erklang zugleich stets ein Glockenton. Nach mehreren Futtergaben begann, wenn der bekannte Glockenton ertönte, der Speichel des Hundes zu fließen. Neue Reize konnten diesen Speichelfluss verstärken. Übertragen auf Marketing und Vertrieb bedeutete dies, dass das Marketing die animalischen Triebe beim Kunden auslöste, der Vertrieb sorgte danach für die Exekution in Form von Verkäufen. Der Kabarettist Christoph Brüske fasste diese psychologische Wirkungskette in seinem Witz zusammen, dessen Kernaussage schlicht und einfach „doof“ war. Dabei verlor sich Christoph Brüske in keinerlei theoretischen Ausschweifungen, sondern geradeaus arbeitete er seinen Humor an anderen Disziplinen ab, wie etwa der LBGTQ-Bewegung oder den in die Höhe geschossenen Energiepreisen. In seinem Stil war er stets bissig, aber nicht beleidigend, polemisch, aber nie pöbelnd, manchmal böse, aber nie ohne Grund. Am Ende seines Programms wussten wir genau, was das besondere der goldenen Generation der Baby-Boomer ausmachte, wozu auch wir gehörten.
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