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Wiedersehensfreude in Freiburg

Freiburg im Schnelldurchlauf, ohne Plan, aber mit einem Wiedersehen. Wir hatten uns mit unserer großen Tochter in Freiburg verabredet. Morgens gegen 8 Uhr Abfahrt mit Frau, Sohn, Schwager und der kleinen Tochter, in der Nacht Ankunft zu Hause. Für diesen besonderen Zweck hatten wir eigens einen Leihwagen gemietet bei Europcar, einen geräumigen und sehr elegant zu fahrenden himmelblauen Peugeot 3008, der in die SUV-Kategorie einzuordnen war, obschon ich ansonsten auf all die SUV-Fahrzeuge wegen ihres Angebercharakters schlecht zu sprechen war.

Bis um die Mittagszeit, knapp vor 12 Uhr, sollte es dauern, dass wir mit unserem mit fünf Personen voll besetzten Peugeot 3008 in Freiburg eintrafen. Zunächst machten wir einen Abstecher zu unserer ältesten Tochter im Stadtteil Stühlinger, um ihr einige Leckereien aus unserem Garten mitzugeben. Sie fuhr mit ihrem Fahrrad, wir mit unserem Leihwagen in die Innenstadt, wo wir als Treffpunkt den Bertholdsbrunnen ausgemacht hatten. Da sich unsere Parkhaussuche verzögert hatte, weil wir auf das Parkhaus am Schwabentor ausweichen mussten, kam uns unsere Tochter auf der Salzstraße entgegen, wo wir uns neben den Gleisen der Straßenbahn entlang hangelten.

Nach der Rekordhitze mit über 40 Grad, die bis zum Vortag angedauert hatte, kamen uns die Temperaturen wie eine Erlösung vor. Man konnte es wieder aushalten, und der leise durch die Häuserschluchten säuselnde Luftzug war angenehm. Für 13 Uhr hatte unsere große Tochter einen Tisch in einem indischen Restaurant bestellt, das in einer Ladenpassage am Rand der Gerberau lag, dem früheren Gerberviertel von Freiburg. Dieses Restaurant hatten wir bei unseren anderen Freiburg-Besuchen als ausgezeichnet kennen gelernt – vor allem wegen der feinen und würzigen Soßenzubereitung. Nachdem wir uns gehend neben den Schienen der Straßenbahn zusammen gefunden hatten, folgten warmherzige Umarmungen, herzliche Begrüßungen und eine anhaltende Wiedersehensfreude im Familienkreis, als der Kellner uns die Plätze im Außenbereich des Restaurants zugewiesen hatte. Nie hatten wir in unserer rheinischen Heimat in einem indischen Restaurant gespeist, und nun verwöhnten uns exotisch klingende Speisenamen wie Chicken Tikka Masala, Lamm Karahi oder Nizam Handi. Unsere kleine Tochter begnügte sich mit Fladenbrot, den gelblich schimmernden Basmatireis vermengten wir mit den in Soße getunkten Hähnchenstücken, mein Schwager genoss sein statusgemäßes Weizenbier, das für ihn so zu Essen gehörte wie der Dom zu Köln.

in der Salzgasse (oben), indisches Restaurant "Jaipur" (Mitte), Chicken Tikka Masala (unten)

Als wir unser Mittagessen beendet und das indische Restaurant verlassen hatten, ließ die Wiedersehensfreude nicht nach, und wie wir durch die Stadt spazierten, dem lag kein wirkliches Konzept zugrunde. Mir hatten die losen Eckpunkte vorgeschwebt, die Münsterkirche von innen sehen zu wollen und das Geburtstagsgeschenk unserer Tochter, einen Gutschein für eine Flasche Wein, einlösen zu wollen. Dome, Kathedralen und Münsterkirchen üben eine stetige Faszination aus, eine Faszination für Größe und Schönheit, die sakrale Bauwerke ausstrahlen. Beim Rundgang ließ ich die Motive der gotischen Bogenfenster auf mich wirken, die Höhe des Kirchenschiffs sowie den Altar mit dem Tryptichon, das der oberrheinische Maler Hans Baldung Grien gemalt hatte. Als wir unsere Kirchenbesichtigung abgeschlossen hatten, waren die Marktstände auf dem Wochenmarkt dabei, zusammen zu packen. Am frühen Nachmittag waren die Öffnungszeiten des Wochenmarktes vorbei, und so mussten wir uns damit begnügen, einen Rest von nicht in Transportern verstauter Ware begutachen zu können. An einem Stand, wo noch einige Kisten Wein an der Verkaufstheke ausharrten, wurde ich fündig, was das Geburtstagsgeschenk betraf. Einen Grauburgunder aus einem Weinanbaugebiet rund dreißig Kilometer nördlich von Freiburg wählte ich aus.

Im Anschluss hatten wir bei unserem Rundgang durch Freiburg keinen wirklichen Plan. Der Wunsch nach Shopping beförderte uns in Modegeschäfte, wir machten hier einen Abstecher, dort einen Abstecher, wir kreisten ein wenig ziellos um den Rathausplatz herum, und eingangs trieb uns nicht der Bedarf nach Anziehsachen umher, sondern unsere große Tochter identifizierte unseren Wunsch, in dem Warenangebot von Büchern herum zu schmökern. Dies traf genau meine Interessen, so dass ich bei Thalia die regionale Literatur über Freiburg und Umgebung studierte. „111 Orte in Freiburg, die man gesehen haben muss“ besaß ich bereits, und unter irgend welchen Stadtführern, die Anekdoten und Geschichten erzählten, war die Auswahl außerhalb des 111 Orte-Buches eher dürftig. Erfolgreicher beim Herumstöbern war unsere kleine Tochter. Sie hatte einen Anspitzer mit einem Katzenmotiv lieb gewonnen.

unterwegs im Dreieck Kaiser-Joseph-Straße, Rathausplatz, Bertholdstraße

Danach bummelten die Töchter bei H&M und Hallhuber, wo die Preise, das Warenangebot an Textilien und der Modegeschmack nicht zusammen passten. Unerledigter Dinge schlenderten wir in dem Dreieck Kaiser-Joseph-Straße, Rathausplatz, Bertholdstraße umher. In einem Uhrengeschäft besorgten wir eine Batterie für die stehen gebliebene Uhr des Schwagers. Danach drehten wir zurück auf die Rathausgasse, wo unsere große Tochter bei Orsay dann doch fündig wurde. Gleich mehrere Oberteile und T-Shirts hatten wir gekauft, die wir dann in unseren Rucksäcken und Taschen verstauten, da wir uns umweltbewusst verhalten wollten, um Plastiktüten zu vermeiden.

Unser Bummel schritt fort zu einem weiteren Buchladen. In Freiburg sind es nicht die übergroßen Buchläden wie bei uns in Bonn Thalia oder in Köln die Mayersche Buchhandlung, wo sich das Buchangebot in der Art eines Warenhauses ausgiebig über mehrere Etagen verteilt. Die Buchläden in Freiburg sind einige Dimensionen kleiner, wobei die schiere Größe nichts aussagen muss, wie sortiert, wie anregend und wie inspirierend das Angebot von Büchern und guter Literatur sein kann. In der Buchhandlung Rombach luden jedenfalls viele Ecken mit Sitzmöbeln zum Schmökern in dicken Wälzern und in dünnen Taschenbüchern ein.

Während ich in einer Lektüre über den Schwarzwald eingetaucht war, riß uns ein Ausruf unserer großen Tochter aus den geistigen Tiefen der Regionalliteratur. Ein Anruf war auf ihrem Handy eingegangen, den sie zeitversetzt erst jetzt bemerkt hatte. Es war das indische Restaurant, wo wir um die Mittagszeit gegessen hatten. Sie hatten uns ein Gericht zu viel in Rechnung gestellt, was wir nicht bemerkt hatten. Wir hatten nicht nachgezählt, es hatte ausgezeichnet geschmeckt, und für fünf Personen 115 Euro in einem Restaurant zu bezahlen, erschien uns nicht überhöht. Bis halb drei sei noch jemand in dem Restaurant, diese Nachricht hatte man auf der Mobilbox hinterlassen. Diese Zeit war längst vorbei, so dass wir beschlossen, vor unserer Abfahrt in dem Restaurant vorbei zu schauen.

Tryptichon auf dem Altar der Freiburger Münsterkirche (oben), Modegeschäft vor dem Rathausplatz (Mitte),

unsere Füße auf dem Steinpflaster (unten)

Inzwischen waren wir den ganzen Nachmittag in Freiburg auf den Beinen, so dass wir bei immer noch hochsommerlichen Temperaturen Lust hatten, in einer Eisdiele Eis zu essen. Eine hübsche Eisdiele am Rathausplatz gewährte einen Blick auf das alte Freiburger Rathaus im Stil der Renaissance aus dem 16. Jahrhundert. Doch im Außenbereich waren leider keine Plätze mehr frei, so dass wir im Inneren unser Eis schlecken mussten. Trotz des riesigen Andranges von Eisessern war die Wartezeit kurz. Da sich die Eiskarte an unserem Tisch im wesentlichen auf die verschiedensten Kombinationen von Erdbeereis mit frischen Erdbeeren beschränkte, aßen die meisten unter uns einen Erdbeerbecher.

Für 18 Uhr hatten wir die Rückreise anvisiert, so dass das in Freiburg verbleibende Zeitkontingent allmählich zusammen schrumpfte. Sechs Stunden Freiburg sollten in Windeseile verfliegen. So harrten wir noch eine Zeit lang in der Eisdiele aus. Wir quatschten, quasselten, besprachen uns, tauschten uns aus, wir suchten uns auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren, wir erwähnten Beiläufiges und Nebensächliches. Wir genossen die Zeit miteinander.

Auf dem Weg zum Parkhaus schauten wir in dem Indischen Restaurant vorbei, wo wir vor 18 Uhr zwar mit jemandem hinter der Theke über den zu viel einbehaltenen Rechnungsbetrag reden konnten. Dieser freundliche Mitarbeiter, der wie ein Kellner aussah, aber keiner war, hatte aber keine Befugnis, uns diesen Betrag auszuzahlen. Dies musste dann unsere große Tochter nach unserer Abfahrt erledigen.

Ganz wehleidig mit einer Unsicherheit, wann es das nächste Wiedersehen mit unserer großen Tochter geben würde, verabschiedeten wir uns im Parkhaus am Schwabentor. Die Rückfahrt in unserem gemieteten Peugeot 3008 hielt noch ein paar Überraschungen bereit. Das Ende der Hitzewelle begleiteten Gewitter. Bei Offenburg fuhren wir mitten durch eine Gewitterwolke hindurch, so dass ein Platzregen so sehr schüttete, dass die Scheibenwischer die Wassermassen kaum wegschaffen konnten. Die nächsten Gewitter folgten in Rheinhessen. Weniger heftig, dauerten sie um so länger an. An der Nahe und im Hunsrück kamen wir kaum heraus aus den Gewittern, bis wir an der Ausfahrt der Autobahn A61 bei Waldlaubersheim bei Mc Donald’s eine Pause einlegten. Erst kurz gegen 23 Uhr waren wir mit dem Peugeot 3008 vor unserer Haustüre zurück gekehrt.

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