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Karnevals-Modenschau bei real

In was für außergewöhnliche Winkel der Karneval vordringen kann. Als Noch-Karnevalsmuffel behaupte ich, dass man kaum irgendwo vor dem Karneval sicher sein kann. Im HUMA-Einkaufszentrum hatten wir im Obergeschoß unseren Gang durch den Supermarkt real begonnen, da schallte uns laute Musik entgegen. Schlagkräftige Akkorde verdichteten sich an der Rolltreppe zum Untergeschoss, die Rhythmen steigerten sich zu einem ohrenbetäubenden Lärm. Ich traute kaum meinen Augen, als ich im Untergeschoß eine Bühne sah, wo stimmungsvolle Karnevalsmusik aus Lautsprechern heraus plärrte und sich in Krach und Lärm verwandelte. Ein Supermarkt, ein geeigneter Ort für eine Karnevalsveranstaltung ? Kein Zweifel: wir nähern uns dem Höhepunkt des Karnevals, und um so unvermeidbarer wird es sein, dass in entlegenen Ecken irgend welche Lautsprecher einen mit Karnevalsmusik berieseln. Karnevalsmusik an für sich ist ja auch nichts Böses. Aber diese Umgebung: wir wollten unsere Wocheneinkäufe erledigen, und mit der geruhsamen Einkaufsatmosphäre war es nun vorbei. Die Bühne war aufgebaut, ein etwas staksiger Herr schwang das Mikrofon, die verklingenden Karnevalsrhythmen überließen seinen dynamischen Bewegungen eine ausdrucksstarke Stimme. Diese Stimme, die auf- und abschwoll, begleitete die Karnevals-Modenschau auf der Bühne, wo Kinder und Erwachsene – natürlich karnevalistisch verkleidet – ihr bestes gaben. Die Stimme, die sich in Begeisterungsstürme steigerte, war voller Superlative und pries die besten, schönsten, originellsten, einfallsreichsten und besonders günstigen Karnevalskostüme an, die selbstverstündlich bei real zu kaufen waren. Wir wandten uns ab, schließlich ließ sich die Lautstärke der klaren Männerstimme mittlerweile ertragen. Die Karnevals-Modenschau war vorbei, und der Geräuschpegel zwischen Laufwegen und Endlosregalreihen des real-Supermarktes mäßigte sich. Unseren Einkaufswagen vor uns her schiebend, arbeiteten wir unsere Wocheneinkäufe ab, wir bedienten uns in den Regalen, wir griffen die benötigten Lebensmittel hier heraus und dort heraus, während sich unser Einkaufswagen stetig füllte. Nachdem wir unseren Wocheneinkauf mit Mettwürstchen, Käse und Joghurt im Angebot abgeschlossen hatten, drehten wir unsere Einkaufswagenrunde zurück zu der Angebotsecke, die einen kunterbunten Mischmasch von Karnevalsartikeln jeglicher Art ausgebreitet hatte.

3. karnevalistische Modenschau bei real, Karnevalsprinz aus Hennef mit seinem Gefolge (unten)

Bunt hingen Kostüme und Verkleidungen auf Verkaufsständern, Konfetti schlummerte in den Regalen, Wurfmaterial für Karnevalszüge lagerte in Pappkisten, Zubehöre wie Pistolen, Dolche, Hüte, Zauberstäbe gehörten natürlich auch dazu. Derweil hämmerte erneut Karnevalsmusik aus den Lautsprechern, die allerdings auch tiefgründig sei konnte. Die Karnevalsgruppe Milljö beschrieb den Pfad, wie Karnevalsjecke zu ihrem Glück gelangten. Kein Reichtum und kein Geld führe zum Glück. Ein Karnevalsjeck brauche weder Gold, noch Luxus, eine Rolex oder einen Ferrari. Glücklich definiert sich bei einem Karnevalsjecken ganz einfach, wenn nämlich die Geldbörse leer sei. Wenn dann gleichzeitig dementsprechende Mengen Kölsch fließen, sei der Zustand des Glücks perfekt.

„Jold un Diamante, Luxus un Bling-Bling, Rolex un Ferrari Wore nie mi Ding

Et Lävve lävve ohne Kies un Sching Mer bruch nit vill zom Jlöcklichsin

Nix dobei - nor uns zwei

Leer die Täsch, Kölsch statt Käsch

Nix in der Täsch, Kölsch statt Käsch“

Nach so vielen klugen Gedanken in Karnevalsliedern wurde die Bühne wieder frei gegeben. Der Karnevalsprinz von Hennef betrat die Bühne. Mit Bauer, Jungfrau und seinem Gefolge zeigte er sich dem Publikum, und die Prinzengarde spulte das volle Programm eines Gardetanzes herunter. All die Schönheit und Eleganz des Tanzes kamen in dieser Umgebung des Einkaufes nicht zur Geltung. Im Umfeld von Regalreihen mit Lebensmitteln, Getränken, Wurst, Käse oder Tchibo-Artikeln wie Kaffee wirkte der Karnevalsaufmarsch wie ein Fremdkörper. Der Tanz war bizarr, fehlgeleitet in einer Reizüberflutung. Die hohe Lautstärke, die Vielzahl von Farben, die schnellen Bewegungen passten nicht zu einer Einkaufsatmosphäre, die man zum Abarbeiten der Wocheneinkäufe benötigte. Bald reagierte ich hektisch und nervös. Mein Kopf gab keine Ruhe. Nichts wie raus. Ich war froh, als wir nach dem Bezahlen an der Kasse den real-Markt verlassen hatten.

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