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Tagebuch Dezember 2018

1. Dezember 2018

Dass uns die Zeit an allen Ecken und Enden fehlt, das liegt auch an unseren Katzen. Natürlich kümmern wir uns gerne um unsere Katzen, deren Betreuungsaufwand sich bei der Anzahl von vier naturgemäß vervielfacht. Vorräte an Katzenfutter einkaufen, benötigt Zeit. Jeder Vierbeiner hat sein Katzenklo, wobei keine Katze eine Präferenz für ein bestimmtes Katzenklo hat. Zweimal täglich werden die Katzenklos sauber gemacht, einmal pro Woche kommt frisches Katzenstreu in die Katzentoiletten, so dass sich unsere Mülltonne rasch mit verbrauchtem Katzenstreu füllt. Unsere Tierärztin freut sich über die Regelmäßigkeit unserer Arztbesuche und begrüßt uns dementsprechend. Die Wahrscheinlichkeit steigt bei vier Katzen, dass irgend welche Krankheitssymptome diagnostiziert werden müssen. Im Moment ist es Oskar, der mit regelmäßigen Tierarztbesuchen an der Reihe ist. Seine Stimme ist sehr leise, so dass sein Miauen im Haus kaum zu hören ist. Eingesperrt in seine Transportbox im Auto, dreht er seine Stimme während der Autofahrt zur Tierärztin so richtig auf. Sein Miauen dröhnt in unsere Ohren, als lautstarker und heftiger Protest. Im Wartezimmer der Tierarztpraxis beruhigt er sich dann wieder. Während seines Verschwindens hat er eine Verletzung am Schwanz erlitten. An einem etwa zwei Zentimeter langen Stück schaut die blanke Haut auf dem Knochen heraus, die alle drei Tage neu verbunden werden muss. Die Haut verheilt nicht, weil Oskar immer wieder daran leckt. Meine Frau hat selbst versucht, den Verband zu wechseln, doch beim Abnehmen des Verbandes war die Haut blutig. Den Wechsel des Verbandes lassen wir lieber die Tierärztin machen, damit Oskars Schwanz besser und schneller verheilt.

2. Dezember 2018

Im Grunde genommen, war das Vorhaben wenig Aufsehen erregend. Am ersten Adventswochenende einmal über den Weihnachtsmarkt in unserem Nachbarort laufen, am Stand des Fördervereins der Behinderten einen Glühwein trinken, bei mir sollte es eine Tasse Kaffee sein. Die Wünsche des Schwagers ließen sich mit Kleinigkeiten zufrieden stellen. Aus den vier Wänden heraus, sich Zeit nehmen, ein Stückchen Abwechslung bieten und am Stand des Fördervereins der Behinderten bekannte Gesichter wiedersehen. So trotteten wir, nachdem wir auf dem Parkplatz am Rhein geparkt hatten, zum Weihnachtsmarkt. Wie die Zeiten sich zur Vorweihnachtszeit verschoben hatten, kam mir so unwirklich vor, und irgendwie sträubte sich mein Inneres gegen all die Begleiterscheinungen von Weihnachtsmännern, Nikoläusen, Tannengrün und Weihnachtsdeko auf Straßen, Plätzen und in den Schaufenstern. Kurz vor der Ecke des Platzes, wo sich eine übersichtliche Anzahl von Ständen zusammenscharte, freute sich das Dessous-Bekleidungsgeschäft Vollmer über regen Besuch und lockte mit Rabattaktionen. Entsprechend der Größe des Weihnachtsmarktes, war unser Rundgang kurz. Vieles war handgemacht und in abendlichen Aktionen sowie am Wochenende in handwerklicher Kleinarbeit entstanden: Strick- und Holzarbeiten, Adventskränze oder Kerzen. Wir schritten vorbei an einem Stand mit Likör aus der Eifel, an einem Kinderkarussell für die Kleinen, und an der Bierbude, wo das größte Gewühl herrschte. Als wir den Stand des Fördervereins der Behinderten erreichten, erblickte ich Gesichter hinter der Bedientheke, die mir nur wenig bekannt vorkamen. Zwei Bewohner des Behindertenwohnheims, davon einer im Rollstuhl, der beim Geburtstag des Schwagers anwesend war, grüßten freundlich, dazu die Schwester der einen Bewohnerin hinter der Bedientheke. Mit Glühwein und Kaffee begaben wir uns an den Stehtisch, wo die Zeiten so ungewöhnlich geworden waren, dass ich nach den Monaten der Trockenheit das Bündel von Regentropfen genoss, die eine erträgliche Nässe von oben brachten. Wir rochen den Duft von frischem Waffelteig, und von den Gesichtern, die vorbei schritten, erkannte ich nur wenige oberflächlich. Teilnahmslos, hätte ich stundenlang diese Gesichter beobachten können, von denen viele den Weihnachtsmarkt als einen Treffpunkt betrachteten, um sich auszutauschen und ein paar Worte zu wechseln. Wir schauten hinüber zum Stand der Messdiener und zum Zelt der Dorfgemeinschaft, das mit all seinem Tannengrün vor dem Zelteingang wie verbarrikadiert aussah. Nachdem wir Glühwein und Kaffee ausgetrunken hatten, schritten wir mit dem Menschenstrom an der Imbissbude vorbei, wo ich dann doch bekannte Gesichter erspähte. Es war eine Klassenkameradin samt Mutter und Vater, die beide gerade eine Stange Kölsch in der Hand hielten. Ich winkte ihnen zu, und unsere Schritte ließen uns treiben über den Weihnachtsmarkt. An manchen Stellen scharten sich Gruppen zusammen, Kinderwagen fuhren im Slalom vorbei, an anderen Stellen floss der Menschenstrom geordnet in Reih und Glied hintereinander. Weil ich keine Lust hatte, den Weihnachtsmarkt so schnell wieder zu verlassen, wie wir gekommen waren, lauschten wir. Eine Musikgruppe von Blasmusikern gab ihre Weihnachtslieder zum besten. Gemeinsam mit anderen Zuhörern, umstanden wir die Gruppe. Wenn es denn meinem Inneren schwer fiel, sich mit der Weihnachtszeit abzufinden, wieso sollte dieser Zugang nicht über Weihnachtslieder gelingen ? Der Stand im Hintergrund verkaufte Brüsseler Waffeln, und als sich die Regentropfen zu Bindfäden verdichteten, flüchteten wir an das Rheinufer in unser Auto.

3. Dezember 2018

Weihnachten wird in diesem Jahr nicht so sein wie in den vorherigen Jahren, nicht nur, weil wir zwei geliebte Menschen verloren haben. Auch die Katzen stellen das Weihnachtsfest auf den Kopf. Dass wir die Katzen einbeziehen müssen, diese Notwendigkeit ist uns bewusst geworden, als mit Schleifen verpackte Geschenke für den Adventskalender für unsere Tochter in Freiburg in unserem Wohnzimmer standen. Was für ideale Gegenstände zum Spielen ! Die Schleifen hatten es unseren Kitten Jumbo und Stella so sehr angetan, dass sie permanent mit ihren Pfoten daran rissen, zerrten und auf dem Parkettboden hin- und herschleiften. Daraufhin mussten wir die Geschenke in Sicherheit bringen. Wir malten uns aus, wie sie mit alle den Kugeln, den Schleifen, dem Lametta und all dem anderen Weihnachtsbaumschmuck umgehen würden. Wir hatten sogar überlegt, gar keinen Weihnachtsbaum wegen den Katzen aufzustellen, aber ein Weihnachtsfest ohne Weihnachtsbaum ? Da dies gewisse Grenzen überschritt, haben wir bei Toom nun einen kleinen, in Erde eingepflanzten Weihnachtsbaum gekauft. Ein Kompromiss mit ein bißchen Weihnachtsbaumschmuck und unseren Katzen, die sich hoffentlich beim Bestürmen des Weihnachtsbaums zurück halten können.

4. Dezember 2018

Ja, die Stadt kann im Dunkeln beeindrucken, wenn die Lichter sich formieren. Leuchtpunkte reihen sich aneinander, eine ungeahnte Helligkeit reißt die Nacht auf, hell erleuchtet pulsiert das Leben in der Stadt. Die Fahrt auf dem Fahrrad entlang der Rheinpromenade kann faszinieren, das Lichterspiel auf dem Rhein erscheint in neuem, hellen Glanz. Das sanfte Geplätschere der Wellen schiebt die sich spiegelnden Lichter in die Länge, zerlegt die Lichteffekte in einzelne Sequenzen und fügt diese zu einem großen Lichterteppich wieder zusammen. Kurz vor der Kennedybrücke vereinzeln sich die Reihen der Alleebäume, und auf der gegenüberliegenden Rheinseite sendet das Gefüge des Stadtkerns leuchtende Signale aus. Die Lichtstrahlen auf dem buckeligen Baukörper der Oper laufen fade dahin, daneben leuchtet der Lichtstrahl des Skyliners rot wie Feuer und sticht stramm in den Rhein hinein. In einem Rechteck sammelt der Königshof das Licht und kontrastiert scharf gegen die Dunkelheit. Bei der Fahrt auf dem Fahrrad bin ich beeindruckt, wie die Lichteffekte wechseln, aus welchen Blickwinkeln neue Lichter auftauchen. Reihen von Straßenlaternen weisen den Weg, jenseits der Hochwasserschutzwand tauchen neue Lichtkegel auf, die sich vereinigen und dann wieder zerstreuen, während der Rhein in der Dunkelheit all seine Trägheit daher schleppt. Aber Vorsicht: in der Dunkelheit muss ich aufpassen. Gerade in der Dunkelheit spüre ich, dass ich ein paar Jährchen älter geworden bin. Die Fahrradfahrt ist nicht mehr so leichtfüßig, ich muss schauen und aufpassen. Autofahren im Dunkeln ist sicherer, da das Abblendlicht größere Bereiche ausleuchtet, dazu sind Straßenlaternen in Ortschaften häufig präsent. Gefahrenstellen lauern bei der Fahrradfahrt, insbesondere dann, wenn es stockfinster wird. Ich kann nicht so viele Augen haben, dass ich alles sehen kann. Obschon die Halogenlampe der Fahrradbeleuchtung hell leuchtet, kann der schmale Spot des Lichtkegels den Fahrradweg nicht in seiner Ganzheit ausleuchten. Ich muss aufpassen an Verengungen, auf Spaziergänger, die unbeleuchtet leicht zu übersehen sind, und auf Hunde, die machen, was sie wollen und kreuz und quer hin- und herrennen. Andere Fahrradfahrer stört das wenig, wenn sie in hohem Tempo ungebremst vorbei brettern. Ein wahnsinniges Reaktionsvermögen müssen sie haben, wenn Personen aus dem dunklen Nichts entgegen treten und zum Abbremsen zwingen. Im Stockfinsteren Fahrrad fahren, das ist nicht mehr mein Ding. Ein bißchen Dämmerung muss dabei sein. Dann fühle ich mich wieder sicher.

5. Dezember 2018

Bevor ich mich mit einem früheren Arbeitskollegen auf dem Kölner Weihnachtsmarkt traf, war ich etwas ungeordnet unterwegs. Nach einigen Fotos im Martinsviertel, über das rauhe Kopfsteinpflaster der Salzgasse trottend, gab es kein Entkommen aus dem Gewühle und Gedrängele. Der Heumarkt war vor Menschen verstopft, so dass ich nach Orientierung suchte. Die Menschen drängelten sich vor der Eisbahn, dessen Eisfläche weiß und kristallklar glitzerte. Hohe Wände voller Tannengrün versperrten die Eisbahn, ich schritt vorbei an Holzverkleidungen, die zu den Rückwänden von Ständen des Weihnachtsmarktes gehörten. Dicht an dicht tröpfelte ich mit dem Menschenstrom vorwärts, der in langsamen Trippelschritten voran schritt. In Zeiten des Klimawandels war die Luft so lau, dass Menschen in dem Steak-Restaurant an ihren Tischen draußen saßen. Während ich selbst eher ziellos unterwegs war, kanalisierte sich der Menschenstrom. Die Anziehungskraft der Kölner Weihnachtsmärkte muss gigantisch sein, darunter auch derjenige auf dem Heumarkt. Von der Rückseite des Weihnachtsmarktes kommend, baute sich die Menschenschlange auf. Ganze Familien, Gruppen, Grüppchen und lose Menschenansammlungen stellten sich in Rein und Glied und warteten brav vor dem Haupteingang. Während ich kein Bedürfnis verspürte, unbedingt die einzelnen Stände auf dem Heumarkt sehen zu müssen, waren die Neigungen einer Menschengruppe, die ungefähr in meinem Alter war, anders geartet. Vom Eingang aus die Vielfalt der Marktstände bestaunend, fiel ihr Urteil über den Weihnachtsmarkt eindeutig aus. „Bald so schön wie in Euskirchen“ formulierte eine Frau, indem sie ihre Herkunft nicht verbarg. Sie wiederholte: „Das ist schön hier, aber nicht so schön wie in Euskirchen“ und lächelte dabei. Dabei nickten alle in der Gruppe zustimmend. Eines steht fest: ich werde nicht nach Euskirchen fahren, um diese These zu überprüfen. Ich bin aber überzeugt davon, dass auch die Euskirchener ihre Stände mit so viel Mühe und so viel Liebe gestalten, dass sie mit dem Kölner Weihnachsmarkt konkurrieren können.

6. Dezember 2018

Reimund, Werner, Wim. Die Vorweihnachtszeit nutzte ich, um mich mit alten und neuen Freunden auszutauschen. Einen Tag später, nach dem angeregten Schwätzchen mit Reimund bei Voigt am Bertha-von-Suttner-Platz, kam die Schreckensnachricht. Reimund hatte mir berichtet, dass sich sein Sehvermögen genau umgekehrt habe. Stets habe er klar und gut sehen können; dabei sei er etwas kurzsichtig gewesen, so dass er beim Lesen eine Brille benötigt hätte. Diese Verhältnisse hätten sich umgekehrt. Mit einem Mal könne er in der Ferne schlecht sehen und zum Lesen brauche er keine Brille mehr. Im Internet habe er recherchiert, möglicherweise der Grüne Star, morgen habe er einen Termin in der Beueler Augenklinik. Wenn nötig, müsse operiert werden. In Facebook hatte Reimund direkt am nächsten Tag die ärztliche Diagnose gepostet, die niederschmetternd war: Grauer Star. Reimunds Ursprungsnachricht war in Facebook nicht einmal zu lesen, anstatt dessen aber 35 Kommentare, aus denen der Begriff „Grauer Star“ zu entnehmen war. Gleich lautend, wiederholten all die Kommentare „gute Besserung“. Mir ging durch den Kopf, dass die „Einschläge“ im Bekannten- und Freundeskreis näher gerückt waren, was deren Gesundheit betraf. Auch Reimund hatte mir darüber berichtet, die eine oder andere Krebsdiagnose in seinem Freundes- und Bekanntenkreis. Und was merkwürdig sei: bei Krankheiten wie Schlaganfällen seien die Menschen immer jünger. Glücklicherweise, bin ich selbst von solchen „Einschlägen“ noch verschont, aber die Vision, dass sich Krankheiten und nötige Eingriffe irgend wann nicht vermeiden lassen werden, wird sich nicht leugnen lassen. Noch fühle ich mich topfit, aber wird dieser Zustand dauerhaft anhalten ?

7. Dezember 2018

Das EL-DE-Haus am Appellhofplatz in Köln, ein beklemmendes Erlebnis. Das Gebäude, das im Auftrag des Großhändlers Leopold Dahmen als Wohn- und Geschäftshaus erbaut wurde, beschlagnahmte 1935 die Gestapo und richtete dort ihr Hauptquartier ein. Im Zweiten Weltkrieg unzerstört, beherbergt das Gebäude eine Dauerausstellung über die Stadt Köln in der Zeit des Nationalsozialismus. Der Blick auf die vergilbten, nackten Wände bedrückt, die mit einer Vielzahl von Dokumenten, Bildern und Fotos all die Schrecken aus der NS-Zeit wieder lebendig werden lassen. In den Kellerräumen, wo 1935 ein Gefängnis der Gestapo eingerichtet wurde, ist der Horror der NS-Zeit noch allgegenwärtig. Zehn Einzelzellen kann man dort besichtigen. Viele Häftlinge schrieben aus der Ungewissheit, nie wieder ihre Angehörigen zu sehen und ihre Freiheit zu gewinnen, Botschaften oder zeichneten auch einfach Figuren, Landschaften, Tiere und Weiteres an die Wand. Da die Wände mehrmals überstrichen wurden, sind von den unzähligen Inschriften noch um die 1800 zu erkennen, die aus der Zeit zwischen Ende 1943 und 1945 stammen. Der Hofbereich des EL DE-Hauses wurde für Massenhinrichtungen genutzt.

8. Dezember 2018

Ein Gespräch über unglaubliche Welten, auf einem vollends abgehobenen Niveau, das keinerlei Gefühle von Neid aufkommen ließ, sondern nur Bedauern. Wie eigentlich in jedem Jahr, erzählte der frühere Arbeitskollege beim diesjährigen Treffen auf dem Kölner Weihnachtsmarkt von der Tochter, dem Schwiegersohn und den beiden Enkelinnen seiner Lebensgefährtin. Der Schwiegersohn seiner Lebensgefährtin verdient so viel Geld, dass er nicht mehr weiß, wohin mit all dem Geld. Man könnte von Ausbeutung reden oder über einen bösen Kapitalisten, denn er ist Unternehmer und führt eine Leiharbeiterfirma. Er verdient an Niedriglöhnen, womit er selbst unglaublich reich wird. Die Familie kann sich vieles leisten, eine Putzfrau, die gleichzeitig Kindermädchen ist, eine Privatschule für die 13 und 9 Jahre alten Töchter, einen schicken BMW Mini für die Ehefrau. Die beiden Töchter fliegen dann mal so eben über ein Wochenende nach London zum Harry Potter-Musical, anschließend geht es zum Reiten nach Wales. Weil die gängigen Statussysmbole nicht ausreichen, hat sich die Familie eine Ferienwohnung am Gardasee gekauft. Viele Freunde besitzen ein Ferienhaus oder eine Ferienwohnung, also möchte man dem nicht nachstehen. Da die Ferienwohnung den Wohnbedürfnissen nicht gerecht wird, muss sie zuerst renoviert werden. Dabei rennen allerdings die beiden Töchter viel zu viel in der Baustelle herum, was ein gewisses Umdisponieren erfordert. Zusammen sind sie vom Wohnort Berlin nach München geflogen, von dort aus ging es weiter mit dem PKW an den Gardasee. Als die Töchter störten, sind sie wieder mit dem PKW nach München zurück gefahren worden, von dort aus mit dem Flugzeug nach Düsseldorf, wo in der Nähe mein früherer Arbeitskollege mit seiner Lebensgefährtin, sprich, der Oma, wohnt. Der Clou: die beiden 13 und 9 Jahre alten Töchter waren alleine im Flugzeug unterwegs. Wie es bei den Fluggesellschaften geschehen kann, klappte nicht alles reibungslos, als die Gepäckausgabe sich um eine Stunde verzögerte. Dieses Warten am Gepäckband, ohne dass Eltern oder Großmutter dabei waren, stelle ich mir grauenvoll vor.

9. Dezember 2018

Wie sich die Argumentationsstränge doch ähneln. Während die Nationalsozialisten eine Rechnung aufmachten, dass minderwertigen Rassen pro Tag und Kopf ein höheres Kontingent für die Lebenshaltung zur Verfügung stand als dem arbeitenden deutschen Volk, so werden heutzutage die Kosten für Flüchtlinge gerne miteinander verglichen. Welche Sozialleistungen stehen Flüchtlingen zur Verfügung und welche Sozialleistungen einer vergleichbaren deutschen Familie. Wenn die Gesellschaft Ungerechtigkeiten wittert, reagieren die Menschen darauf besonders sensibel bis hin zur Ausländerfeindlichkeit. Der Unmut war groß, dass Flüchtlinge mit dem Taxi zu Terminen bei Ärzten und Ämtern gefahren wurden, weil sie sich angeblich nicht orientieren können. Andere Diskussionen kochten hoch, dass die Leistungen bei Zahnersatz bei Flüchtlingen angeblich höher sind als die deutschen Kassenleistungen. Einen exemplarischen Kostenvergleich hat indes der Landkreis Havelland erstellt. Demnach erhält ein deutsches Ehepaar mit einem vierjährigen Kind nach dem SGB-II-Regelsatz monatlich 973 Euro. Eine Flüchtlingsfamilie muss hingegen mit 850 Euro auskommen. Das Ergebnis: die Sozialleistungen der deutschen Familie liegen zwar höher; Ungerechtigkeiten bei der Handhabung der Vorschriften, und das diffuse Bedrohungspotenzial, das eine an den Fakten orientierte Diskussion bereinigen könnte, rufen all die Populisten auf die Bühne, die im Grunde genommen niemand haben will.

10. Dezember 2018

Mit einem Schlag hatte das Wetter in eine Normalität gewechselt, als hätten wir diesen Super-Sommer nie gehabt. All die Hitze, all die Dürre, all die Trockenheit und all die Unerträglichkeit waren um Monate vergangen, so dass ich sie in eine Besenkammer des Bewusstseins abschieben konnte. Mitten im Winter, aber ohne Kälte und Schnee angekommen, konnten wir uns der gemäßigten Temperaturen erfreuen. Die Hitze des kommenden Jahres war so weit weg, dass wir uns von der Diunkelheit des Winters einlullen ließen. Schon unter der Woche hatte es häufig und viel geregnet, und bald würde sich der Pegelstand des Rheins normalisieren. Und mit einem Schlag legte der Sonntag mit einer Regenfront los. Die Wolken am Himmel färbten sich so schwarz, als würde im Sommer ein Gewitter aufziehen. Pechschwarz wurde es über der Feldern mit Zündorf im Hintergrund, als ich unsere Tochter in Rösrath abholen wollte, nachdem sie bei einer Freundin übernachtet hatte. In Porz-Wahn, bevor ich auf die Autobahn abbog, kamen die ersten Regentropfen. Den Wechsel von der helleren in die sich mit Schauern herab senkenden Bewölkung konnte ich an der roten Ampel beobachten. Auf der Flughafenautobahn angekommen, war es dann soweit. Es schüttete, der Himmel öffnete seine Schleusen, die Scheibenwischer musste ich auf die schnelle Wischgeschwindigkeit stellen, mehr als 50 km/h waren auf der Autobahn nicht drin. So wie während der Woche, war ich erleichtert über all den Regen nach den langen Perioden der Trockenheit.

11. Dezember 2018

Wie das Netzwerk von Europa im Kleinen doch zu funktionieren scheint. Im Großen herrscht allenthalben Uneinigkeit. Kein anderes europäisches Land kann Italien aufhalten, viel zu viel Geld auszugeben. Was die griechische Schuldenkrise betrifft, sind viele europäischen Länder sauer auf Deutschland, weil wir alles in Geld umrechnen und eine viel zu strenge Haushaltsdisziplin einfordern. Bei Flüchtlingen sind sich die europäischen Länder von vorneweg uneinig: niemand will sie haben, nur ein paar wenige Länder, Deutschland, Schweden oder die Niederlande, nehmen viel zu wenige Flüchtlinge auf. Und die Briten haben die Nase so voll von Europa, dass sie wieder heraus wollen. Im Kleinen, in Städten und Kommunen, sieht die Haltung zu Europa dann doch anders aus. Man arrangiert sich, knüpft Kontakte in Kleinen, von Stadt zu Stadt. Nachdem die Elysée-Verträge zwischen Adenauer und de Gaulle unterzeichnet worden waren, haben ganz viele deutsche und französische Städte Partnerschaften geknüpft. Diese Städtepartnerschaften haben sich ausgeweitet, auf Ost-, West, Süd- und Nordeuropa: nur ganz wenige europäische Staaten sind bei diesen Städtepartnerschaften nicht vertreten. Ganz genau nimmt es die Stadt Rheinbach, was die Entfernung zu ihren Partnerschaftsstädten betrifft, die in Tschechien, Belgien, Frankreich und Großbritannien liegen. Wie weit es bis dorthin ist, diese Entfernungen kann man von einem Geflecht von Hinweisschildern im Zentrum der Stadt ablesen.

12. Dezember 2018

Nach vorne schauen, Pläne für das nächste Jahr schmieden. Die Kalender für das nächste Jahr fangen spontan meinen Blick ein. Derzeit ruhen meine beiden Rennräder in der Garage. In der winterlichen Dunkelheit fahre ich äußerst selten, in die Pedale tretend, ins Büro. Anstatt dessen bevorzuge ich Bus und Bahn, die regelmäßige Bewegung vermisse ich, dies soll sich dann aber wieder ändern, wenn im neuen Jahr die Tage wieder heller, länger und wärmer werden. Berge wären nicht schlecht, wenngleich nicht in einer solchen Ausprägung, wie sie in dem Hochglanzkalender der Zeitschrift „TOUR“ in der Buchhandlung Thalia für das Jahr 2019 zu sehen sind. Das wäre auch eine Frage der Kondition, ob ein Ritt durch die Alpen zu schaffen wäre. Ein Stück Eifel, das Ahrtal, das Siebengebirge oder das Bergische Land reichen auch. Das Landschaftserlebnis auf dem Rennrad wird jedenfalls enorm sein.

13. Dezember 2018

Innovation – ein Begriff, der grundsätzlich sinnstiftend ist, aber dennoch allzu gerne eine hohle Phrase verkörpert. Dass der Innovationspark bei Meckenheim etwas besonderes werden soll, sieht man ihm auf Anhieb nicht an. Bagger sind angerückt und haben mit ersten Erdbewegungen die Oberfläche aufgewühlt. Dieses Industriegebiet ist besonders, weil es die Vorsilbe „Bio“ erhält, so dass sich dieses „Bio-Innovationspark“ nennen darf. Es soll geforscht werden zu Technologien der Landwirtschaft und des Gartenbaus, dazu werden die Universität Bonn und die Hochschule Bonn/Rhein-Sieg investieren. Spannend dürfte sein, welche Unternehmen der Bio-Technologie sich dort ansiedeln dürften. Glaubt man dem Bericht im General-Anzeiger, dürfte das Vorhaben viel versprechend sein. Es soll ein einzigartiger Kompetenz- und Präsentationsraum rund um "Grüne Technologien“ entstehen.

14. Dezember 2018

An dieses Wort werden wir uns nie gewöhnen: Abkömmlinge. Was das Erbrecht an Wortschöpfungen so hervor bringt. Nie und nimmer würden wir unsere eigenen Kinder als Abkömmlinge bezeichnen, doch das Erbrecht will es so. Beim Amtsgericht Siegburg hat meine Frau einen Erbschein beantragt, was vollkommen unkompliziert und ohne allzu viel Bürokratie über die Bühne ging. Da das Formular der Erbscheinbeantragung nach einem Einheitswert der Immobilie fragte, nach der Versicherungssumme 1914 der Wohngebäudeversicherung oder nach einer Aufstellung des Barvermögen, hatten wir mit verschiedensten Rückfragen gerechnet, zumal wir nirgendwo etwas über einen Einheitswert gefunden hatten, doch die freundliche Dame in dem Einzelbüro des Amtsgerichtes Siegburg kopierte zwei Abstammungsurkunden aus dem Familenstammbuch, die belegten, dass meine Frau und ihr Bruder die Abkömmlinge im Sinne des Erbrechtes waren. ihr Rechner druckte eine eidesstattliche Versicherung aus, darüber hinaus war sie mit unseren Unterlagen wunschlos glücklich. Da dies der dritte gemeinsame Termin beim Amtsgericht Siegburg war, wiederholten wir unsere Angewohnheit, anschließend bei Café Hürter gegenüber dem Bahnhof eine Tasse Kaffee zu trinken. In dem Café, das gleichzeitig ein Hotel war, war jede Menge los. Bei einigen freien Plätzen, die für Hotelgäste vorgesehen waren, mussten wir zurückweichen. Während wir Kaffee und Kakao mit dem weihnachtlichen Ambiente eines fein dekorierten Tannenbaums im Hintergrund tranken, vernahmen wir hinter der Theke diverse englischsprachige Stimmen, neben uns hatte sich ein Pärchen mit großen Rucksäcken platziert. Wir spekulierten, dass manche Hotelgäste wegen des mittelalterlichen Weihnachtsmarktes Siegburg besuchten, ein sehr schöner Weihnachtsmarkt, der überregional bekannt war. Eine halbe Stunde lang quasselten wir über dies und das, danach trennten wir uns.

15. Dezember 2018

Nachdem wir uns, seitdem ich meine Frau kennen gelernt habe, mit derselben Couchgarnitur in unserem Wohnzimmer arrangiert haben, die mittlerweile reichlich verschlissen ist, haben wir nunmehr zugegriffen. Die Cousine meiner Frau hatte uns die Couchgarnitur ihrer Mutter angeboten, die mittlerweile im Pflegeheim lebt. Die Couchgarnitur war wie neu, hatte nahezu keine Gebrauchsspuren, dazu war sie noch kostenlos zu haben, und da haben wir sofort zugesagt. Ein Freund, der Möbelpacker ist, hatte einen LKW und einen anderen Möbelpacker organisiert, und die beiden transportierten das Schwergewicht der Couchgarnitur vom Nachbarort zu uns nach Hause. Das neuartige und schöne Sitzgefühl genossen nicht nur wir, sondern auch unsere Katzen. Eine weitere Kuschelecke neben Betten, Kratzbäumen und Decken.

16. Dezember 2018

Alles war abgestimmt, alles war abgesprochen, doch im Endeffekt kam es anders. Als der Schwager nach dem Mittagessen mit dem Linienbus vom Behindertenwohnheim zu uns kam, nickte er zustimmend, dass wir zum Weihnachtsmarkt in die Stadt fahren wollten. Dabei wollte unsere Tochter gerne mitkommen. Noch am vorherigen Samstag war es eine viel zu kurz geratene und viel zu späte Spontanaktion, so dass wir uns an diesem Tag mehr Zeit nehmen wollten. Einmal im Jahr in aller Gemütlichkeit über den Weihnachtsmarkt, das gehörte zu unserem Vorweihnachtsprogramm. Nachdem wir zwei, drei Tassen Kaffee getrunken hatten und alles weggespült hatten, wollten wir aufbrechen. Doch dann regte sich unerwarteter Widerstand. Er habe keine Lust mehr, es sei zu viel Volk auf dem Weihnachtsmarkt, der Sonntagnachmittag solle ruhiger ablaufen. Daraufhin schloss sich unsere Tochter dieser Meinung an. Wir waren etwas verdutzt, da wir uns auf ein gemeinsames Weihnachtsmarkterlebnis eingestellt hatten. Nunmehr hatten wir den dritten Advent, und einen gemeinsamen Weihnachtsmarktbesuch würden wir in der verbleibenden Zeit bis Weihnachten nicht mehr auf die Reihe kriegen. Da uns sowieso die Zeit an allen Ecken und Enden fehlte, widmete ich mich anderen, nicht weniger dringenden Tätigkeiten. Nach dem ersten Frost hatte die Sellerie es dringend nötig, in unserem Garten geerntet zu werden. Ich riss die sechs bis sieben Sellerieknollen aus der Erde, schnitt die Blätter auf den Komposthaufen ab und bearbeitete die Knollen weiter. Erde entfernen, Schale abschneiden, in Würfel zerkleinern, einfrieren. Einen großen, dicken Beutel bekamen wir zusammen.

17. Dezember 2018

Drohnen – eine Chance ? Tagesaktuell sind Drohnen eher verrufen, da sie zuletzt den Londoner Flughafen lahm gelegt haben. Woher sie kamen, weiß niemand, und mit ihren störenden Effekten verbindet man sie eher mit dem Volk von Wespen, welches man sich in der vergrößerten Form von Drohnen lieber vom Leibe halten will. Militärische Einsatzgebiete von Drohnen sind ebenso verrufen, so dass sich die Frage stellt: wieso wirbt die Universität mit ihren Forschungsaktivitäten öffentlichkeitswirksam gerade für die Drohne ? Und dies sogar in der begrifflichen Verbindung mit der Nachhaltigkeit ? Sind Drohnen wirklich nachhaltig ? Dies ist gar nicht einmal so abwegig, da Drohnen den Einsatz anderweitiger Fluggerätearten ersparen und aus der Luft Dinge tun, machen und erledigen können, die mit größeren Flugkörpern oder auch Flugzeugen nicht leistbar sind. Drohnen sind leicht, günstig, brauchen kaum Infrastruktur und auch kaum Treibstoff, so dass die Einsatzgebiete mittlerweile vielfältig sind. Drohnen prüfen den Zustand von Solarzellen in Solarparks, sie werden bei Inspektionen von Windrädern ein gesetzt, was ein Hochklettern erspart. Drohnen können flexible Schadstoffmessungen in Städten ermöglichen, was bislang nur über stationäre Messstationen geschieht. In der Landwirtschaft können Pflanzenschutzmittel punktgenauer versprüht werden, wodurch giftige Substanzen eingespart werden. Katastrophenhilfe und Artenschutz sind weitere Beispiele für die Einsatzfelder, allerdings nur dann, wenn nicht gerade Flughäfen in der Nähe sind. Da bleibt zu hoffen, dass es keine Katastrophen auf Flughäfen gibt oder keine Solarparks in der Nähe an Flughäfen angrenzen. Dann dürften die Chancen die Risiken überwiegen.

18. Dezember 2018

Türkische Traditionen, türkische Wurzeln, unser geschätzter Kollege war der in Deutschland geborene Sohn türkischer Eltern. Bevor sich einige Kollegen in den Weihnachtsurlaub verabschiedeten, trafen wir uns im Kollegenkreis auf dem Weihnachtsmarkt, um einen Glühwein zu trinken. Der islamischen Glaubensrichtung angehörend, feiern Türken kein Weihnachtsfest. Das war vom Prinzip her logisch und einsichtig, schließlich würden wir unseren türkisch-stämmigen geschätzten Arbeitskollegen auch nicht beim Ramadan und beim Fasten begleiten. Fasten, das sei nicht ohne meinte er, und er würde nahezu keine Christen kennen, die während der Fastenzeit wirklich fasten würden. Also nix mit Tannenbaum und nix mit Weihnachtsgeschenken, schlussfolgerten wir. Das war aber nicht ganz so, denn an Silvester bekommen seine Kinder. Schließlich sollen sie sich nicht gegenüber den Kindern mit christlichem Glauben benachteiligt fühlen Vom Prinzip her seien die Unterschiede zwischen den Religionen aber marginal. Letztlich sei es der gleiche Gott, Jesus und Maria würden im Koran genauso vorkommen. Und letztlich seien es ein paar Verrückte, die mit ihrem Fanatismus den Islam in Verruf bringen würden. Im Kern, hätten Christen und Muslime gemeinsame Wurzeln. „Grüß uns den Weihnachtsmann“, verabschiedeten wir ihn, als wir uns trennten.

19. Dezember 2018

Es war der erste Urlaubstag, und je mehr sich das Weihnachtsfest nähert, um so mehr verachte ich diese Tage, an denen das Zeitgefühl vollends abhanden kommt. Manche Tage sind so vollgestopft mit Dingen, die zu erledigen sind, dass Stunden, Minuten und Sekunden im Hochgeschwindigkeitstempo vorbei rasen, weil ein Termin den nächsten jagt. Während der Vormittag noch halbwegs ruhig verlief, als ich die Küche putzte und die Anrichte der Küche von unnötigem Ballast frei räumte, begann in der Mittagszeit das Drängeln der Termine. Um 12 Uhr fuhr ich meine Frau ins griechische Restaurant, wo ihr Behindertenwohnheim sich zum Weihnachtsessen traf. Bei Netto kaufte ich anschließend tiefgefrorene Frühlingsrollen und marinierte Hähnchensteaks als Mittagessen für unsere Kinder. Zu Hause kochte ich Kartoffeln ab, um daraus Bratkartoffeln schneiden zu können. Als gegen 13 Uhr unsere Tochter von der Schule zurück kam, einigten wir uns darauf, dass die Tochter die Frühlingsrollen aß. Unser Sohn bereitete sich selbst sein Mittagessen zu, so dass die marinierten Hähnchensteaks und die Bratkartoffeln für eine spätere Mahlzeit verplant werden konnten. Ich selbst betrieb Resteverwertung, da noch Rindfleischsuppe übrig geblieben war. Nachdem ich meine Frau um 14.30 Uhr vom Weihnachtsessen abgeholt hatte, mussten wir unmittelbar zu den nächsten Terminen. Auf derselben Fahrt fuhr ich meine Frau zu einem Termin bei der LBS, den sie um 15.30 Uhr in Troisdorf hatte. Mit unserer Tochter fuhr in weiter nach St. Augustin, wo sie einen Termin in der Asklepios Klinik hatte, der 45 Minuten dauerte. Dabei beeilte ich mich so sehr, dass ich die Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 Stundenkilometer vor der Auffahrt auf die Bundesstraße B56 übersah und mit 70 Stundenkilometern von einer stationären Radaranlage geblitzt wurde. Den Aufenthalt von 45 Minuten nutzte ich, um im nahegelegenen Einkaufszentrum HUMA bei real fertigen Kakao für unsere Tochter zu kaufen, den sie für ihre Weihnachtsfeier in der Realschule benötigte, sowie bei SATURN eine CD von Ben Zucker als Weihnachtsgeschenk für den Schwager. Außerdem hatte mich mein Frau gebeten, bei real nach Wildschweingulasch zu schauen, der allerdings ausverkauft war. Nachdem ich unsere Tochter um 16.45 Uhr in der Asklepios Klinik wieder eingesammelt hatte, ging es zurück nach Troisdorf, wo der Termin der Frau bei der LBS geendet hatte, von dort aus weiter nach Hause, wo wir um 17.45 Uhr ankamen. Sogleich fuhr ich zur Apotheke, um ein Medikament für unsere Tochter abzuholen, sowie zu Haus der verstorbenen Schwiegervaters, während sich die Tochter für die Weihnachtsfeier ihres Jugendchors die Haare wusch. Dorthin brachte ich sie um 18.45 Uhr, wobei ich meine Frau zum Futterhaus mitnahm und sie zuerst dort absetzte, noch vor unserer Tochter im Pfarrheim. Dass ich sie um 18.55 Uhr am Futterhaus absetzte, war immens wichtig, denn das Futterhaus schloss um 19 Uhr, und so gelang es ihr, die dringend benötigte Schonkost für unseren Kater Rambo dort kurz vor Toresschluß kaufen zu können. Meine Frau und ich fuhren nach Hause zurück, und dort begann sie mit dem Abendessen, während ich kurz vor 20 Uhr unsere Tochter im Pfarrheim im Nachbarort abholen wollte. Bei der Probe in der Vorwoche war sie allerdings krank gewesen, so dass wir nicht informiert waren über die Abläufe der Weihnachtsfeier. Üblicherweise dauerte die Chorprobe bis kurz vor 20 Uhr, doch die Weihnachtsfeier dauerte erheblich länger. So wartete ich bis 21 Uhr, also mehr als eine Stunde, bis Jungen und Mädchen des Jugendchors einzeln oder in Grüppchen aus dem Pfarrheim heraus tröpfelten. Derweil lauschte ich gespannt dem Autoradio. Die Fußball-Bundesliga spielte eine englische Woche. Kurz vor halb 9 endete die Partie Schalke gegen Leverkusen, wobei Leverkusen 2:1 gewann. Um 20.30 Uhr ging es weiter. Als ich mit unserer Tochter nach Hause fuhr, waren in Mainz und Freiburg fleißig Tore gefallen. In den anderen Spielen sollte dies noch geschehen.

20. Dezember 2018

Die Vorweihnachtszeit spornt so manchen Hausbesitzer zu großen Kreativitätsschüben an. Über unseren Ort verteilt, kommt man bisweilen an wunderbaren Gesamtkunstwerken vorbei, was man alles aus Lichterketten und weihnachtlichen Figuren so gestalten kann. Lichterketten haben die Fläche abgesteckt. Hell erleuchtet, hat sich auf einer Garage eine ganze Herde von Rentieren in Stellung gebracht, untermalt von in blau-rot erstrahlten Tannenbäumen und einem Schneemann. Eine Selbstverwirklichung in einem mit viel Liebe gestalteten Lichtermeer, dessen Aufbau bestimmt ganz viel Mühe und ganz viel Zeitaufwand gekostet hat.

21. Dezember 2018

Es war ein symbolischer Akt, dessen Bedeutung ich erst heute erkannte. Meine Frau hatte ihr Titelbild in Facebook gewechselt vom Moselblick in Koblenz auf die Zeche Zollverein in Essen. Was für eine Bedeutung und was für eine Tragweite: die Zeche Prosper-Haniel in Bottrop fuhr heute ihre letzte Schicht, damit endete das Zeitalter der Steinkohle im Ruhrgebiet unwiderruflich. Was für eine Rede des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, der in der Zeche in Bottrop würdige Worte fand für die Arbeit unter Tage: „Der Stolz des Bergmanns – das ist nicht nur der Stolz auf die persönlich geleistete Arbeit in der Kameradschaft auf der Zeche. Nein, bei ganz vielen ist es auch der Stolz auf die Leistung des Bergbaus insgesamt und auf seine Bedeutung für die Geschichte. Die große Wirtschaftsmacht, die Deutschland vom Ende des 19. Jahrhunderts an wurde: Ohne die Kohle, ohne den Bergmann undenkbar. Und auch die Wurzeln der Europäischen Gemeinschaft liegen hier, durch die Gründung der Montanunion.“ Im Jahr 2012 hatten wir ein grandioses Familienerlebnis, als wir an einer Führung durch die Zeche Zollverein in Essen teilgenommen hatten, die zum Weltkulturerbe gehört. Die Führung liefert einen hautnahen Einblick in die Arbeitsbedingungen, die Gefahren und die Beeinträchtigungen der Gesundheit, die das Leben durch Krankheiten wie der Staublunge erheblich verkürzten. All diese Arbeitsbedingungen schweißten die Gemeinschaft der Bergarbeiter zusammen, dass sie sich als Team verstanden und dass sie als Schicksalsgemeinschaft nur gemeinsam bestehen konnten. Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier fasste die Bezeichnung des Bergmanns als Kumpel exzellent zusammen: „Darum ist "Kumpel" in den Sprachgebrauch des Alltags eingekehrt: Jemand, auf den ich mich hundertprozentig verlassen kann, das ist ein Kumpel. Und heute gilt das überall: Auf dem Spielplatz und im Labor, auf dem Schulhof und auf dem Bau, in der Uni und im Verein. Aber vor Kohle ist das Wort in diesem Sinn geboren worden. Vor Kohle wurden aus Fremden Kumpel. Vor Kohle war unbedingte Solidarität die erste Währung. Und alles andere kam danach: Der gute Lohn, der Erfolg, der Stolz auf das, was man zusammen hart erarbeitet hat.“ Wir alle haben eine Hochachtung davor, was die Bergleute in ihrem Leben geleistet haben und wir sind stolz auf diese Berufsgruppe, die nunmehr auf der Ebene des Steinkohlebergbaus ausgestorben ist.

22. Dezember 2018

In diesen Tagen der Vorweihnachtszeit komme ich nicht umhin mich angewidert zu fühlen, dass sich die Kompositionen um einige Top-Weihnachtslieder konzentrieren. Bei der Autofahrt ist das nicht ganz so schlimm: wir können uns einfach wegzappen von einem Radio-Sender zum nächsten, wo dann hoffentlich nicht dasselbe Gedudele von Weihnachtsliedern auf der Playlist steht. „Last Christmas“ von Wham oder „Driving Home for Christmas“ von Chris Rea gehören zu einem durchaus noch hörenswerten Repertoire. Wenn Musikproduzenten aber alt-gestandene US-amerikanische Weihnachtslieder wie „Rudolf the red-nosed Rentier“, „Rocking around the Christmas Tree“ oder "Jingle Bells" in neue Gewänder eines veränderten Musikstils umkomponiert haben, dann sträubt sich mir alles entgegen. In neue Melodien des Soul, des Blues, des Pop oder Hip-Hop eingehüllt, führe ich mich so hinters Licht geführt wie bei einem schlechten Verkaufsgespräch. Wenn die ersten schläfrigen, einlullenden, schleppenden oder hastig daher eilenden Töne erklingen, fühle ich mich zunächst von den neuen Klangwelten vereinnahmt. Der Schwenk auf den ersten Gesang geschieht dann klammheimlich. So wie bei einem schlechten Verkaufsgespräch, wird der Zuhörer willenlos gesteuert. Spätestens beim Hören des Refrains sperren sich meine Ohren zu. Gute deutsche Weihnachtslieder wie „Stille Nacht, heilige Nacht“ oder „Oh du fröhliche“, damit hätte ich mich vielleicht noch einstimmen können auf das bevorstehende Weihnachtsfest. Aber dieser US-amerikanische Einheitsbrei von Weihnachtsliedern ? Besonders krass ist dies in Supermärkten. Wenn ein paar wenige Weihnachtslieder in zahllosen Versionen herauf- und heruntergespielt werden. Dem kann man sich nicht entziehen, indem man die Weihnachtslieder einfach ausschaltet. Das Einkaufen wird so zur Tortur für die Ohren.

23. Dezember 2018

Die vier Kerzen des Adventskranzes brennen, noch ein Tag ist es bis Heiligabend, und bereits in der Vorweihnachtszeit hatten wir festgestellt, dass in diesem Jahr alles irgendwie anders ist. Zwei geliebte Menschen fehlen, dafür hat aber die Zahl der Katzen zugenommen. Dass unser Kater Oskar wieder zurück ist, sei ein Weihnachtsgeschenk. Am besten sollten wir Oskar eine Schleife umbinden und als Geschenk unter den Tannenbaum legen. Was zu erledigen ist, ist so dicht zusammengepackt, dass wir uns beeilen müssen, die Dinge auf die Reihe kriegen. Periodisch werden unsere Erledigungen von Tierarztbesuchen unterbrochen, außerdem muss meine Frau an diesem Wochenende arbeiten. Unsere eingepackten Weihnachtsgeschenke müssen wir in Sicherheit bringen, da ansonsten unsere beiden Katzenkitten damit herum spielen. Wegen der Katzen haben wir einen kleinen, in Erde eingpflanzten Weihnachtsbaum gekauft, den wir spärlich schmücken werden, da ansonsten die kleinen Katzen mit der Deko und dem Schmuck herum spielen werden. Auf den letzten Drücker haben wir diverse Gutscheine im Einkaufszentrum HUMA gekauft, auf dem Postweg habe ich Karten für Events zuschicken lassen, damit jeder für jeden etwas zum Beschenken hat. Nachdem ich Kaffee getrunken und gefrühstückt habe, muss ich zum Tageswerk schreiten und weitere Zimmer sauber machen.

24. Dezember 2018

Wenn die Weihnachtszeit nicht gerade Begeisterungsstürme in mir hervorruft und wenn ich mich mit den Dingen vor mir hergetrieben fühle, dann hat sich in diesem Jahr insbesondere der Heiligabend zugespitzt. Die Psychologie des Beschenkens und Beschenkt-Werdens, die dem Heiligabend innewohnt, sorgt dann trotz aller Dissense für ein versöhnliches Ende. Ein Ende, auf das wir uns als Familienereignis in jedem Jahr freuen. Ein Ende, das versöhnlich ist und uns zu einem inneren Frieden finden läßt und uns näher zusammen rücken läßt. Am Ende des Tages kam ich mir so vor, als hätte sich all der Ärger in Luft aufgelöst. Auf einmal waren die Dinge ganz unkompliziert, nichts ging schief, wir hatten uns reichlich beschenkt. In einer vollendeten Harmonie waren wir im Kreis unserer Familie beisammen und alle hatten sich ganz lieb.

25. Dezember 2018

Die Messe am ersten Weihnachtsfeiertag war vorbei, und der Pastor hatte einiges über das Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“ erzählt, das genau vor 200 Jahren getextet worden war. Das Weihnachtslied, entstanden in einer Co-Produktion zwischen dem Dorfpfarrer und dem Organisten in Österreich im Salzburger Land, gehört im deutschsprachigen Raum zu den meist gesungenen Weihnachtsliedern. Nach einer Legende soll das Weihnachtslied beim ersten Mal auf der Gitarre gespielt worden sein, da die Orgel in der Dorfkirche defekt war. Unser Pastor merkte einiges allgemeine und besondere zu Weihnachtsliedern an, dass er selbst etwa Weihnachtslieder nur an Weihnachten sänge. Er handhabt es nicht wie auf Weihnachtsmärkten, dass über die gesamte Adventszeit Weihnachtslieder herauf- und herunter gespielt werden. Viele Weihnachtslieder wirkten dadurch abgedroschen, so dass der eigentliche Wesenskern verloren geht. Der Pastor ging auf ein Weihnachtslied von Simon and Garfunkel ein, welches zur Zeit des Vietnam-Krieges entstanden war. Das Weihnachtslied, das „Seven O’Clock News/Silent Night“ hieß, verknüpfte die Sieben-Uhr-Nachrichten mit dem Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“. Obschon ich von John Lennon bis Emerson, Lake and Palmer etliche Weihnachtslieder kannte, die sich im Stil der heutigen Zeit kritisch mit dem Gehabe um das Weihnachtsfest auseinandersetzten, war mir ein Weihnachtslied von Simon and Garfunkel nicht präsent. Der Pastor holte in seiner Predigt aus, dass der ursprüngliche Sinn des Weihnachtsliedes „Stille Nacht, heilige Nacht“ in der Geborgenheit liege, die man mit dem Schutz und der Hilflosigkeit eines Neugeborenen verbinde. Übertragen auf die Familie, sei das Weihnachtsfest gerne ein Familienfest, das ebenso ein Gefühl von Geborgenheit und einer totalen Hilfsbereitschaft im Kreis der Familie vermittele. Dieses heimische und heimelige Gefühl hätten Simon and Garfunkel aufgerissen. Ein Nachrichtensprecher mischte sich in den Refrain ein und las tagesaktuelle Nachrichten vor, so über den Vietnam-Krieg. Diese Verknüpfung von Nachrichten mit dem heimeligen Gefühl von Weihnachtslieder würde aktuell nicht anders aussehen: Tsunami in Indonesien, der Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt in Straßburg oder zum Beispiel die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der Kirche. Der Geist Gottes begleite alle Dinge des Alltags, so subsummierte der Pastor. Schreckliches und schönes, böses und gutes, die Schmuddelecken und die angenehmen Seiten des Lebens, so dass sich solch ein Dissens nicht vermeiden lasse. Und er spitzte diesen Dissens noch zu. Er erzählte die Biografie des Jochen Klepper, von dem ich noch nie etwas gehört hätte. Die Geschichte des Jochen Klepper war höchst tragisch. Klepper, selbst deutsch, war Journalist und Publizist, hatte in den 1920er Jahren eine jüdische Ehefrau geheiratet, die nach dem Tod ihres Mannes ihre beiden Töchtern in die neue Ehe hineinbrachte. Im Angesicht der Progrome der Reichskristallnacht 1938 textete er das Weihnachtslied „Die Nacht ist vorgedrungen“, das sich an die Melodie von „Stille Nacht, heilige Nacht“ anlehnte. 1939 gelang es ihm, seiner ältesten Tochter zur Flucht nach England zu verhelfen. Nachdem er von 1940 bis 1941 zur Wehrmacht an die Ostfront einberufen wurde, misslang es ihm, seiner Ehefrau und seiner ältestenTochter zur Flucht nach England zu verhelfen. Als der Reichsinnenminster ihm mitteilte, dass seine Mischehe mit einer Jüdin zwangsweise geschieden werden musste und dass danach die Deportation der beiden Jüdinnen in ein Konzentrationslager anstünde, nahmen sich die Drei am 11. Dezember 1942 durch Schlaftabletten das Leben. Weihnachtslieder – wie im Vorjahr bereitete unser Pastor griffig dieses Thema in seiner Predigt am ersten Weihnachtsfeiertag auf. Die Weihnachtsmesse regte zum Nachdenken an, breitete kritische Gedanken aus und führte auf eine Ebene des Weihnachtsfestes abseits von Checklisten und routinemäßigen Wochenverläufen der Adventszeit, die nach dem Grad der Erledigung gemessen wurden. Mit den besinnlichen Tönen aus der Weihnachtsmesse wünsche ich allen Lesern ein frohes Weihnachtsfest !

26. Dezember 2018

Am zweiten Weihnachtsfeiertag benötigten die Gespräche bei meiner Mutter etwas Anschub, die Kommunikation war aber flüssig und bisweilen auch lebhaft. Vieles drehte sich um Geschenke, davon konnte unsere jüngste Tochter sogar eines vorzeigen: ihr Sweatshirt mit der Aufschrift „LOCHIVRSM“, in der sich im Endeffekt die Buchstabenabfolge der Lochis wiederfanden. Ihre Kopfhörer, das Geschenk von ihrem Bruder, hatte sie mit, sie zeigte sie aber nicht. Mein Schwager erwähnte die Flasche Rosewein, den wir ihm geschenkt hatten, einen Gutschein von Walbusch, und zuletzt eine CD von Nico Santos und eine von Ben Zucker. Außerdem wusste er von einer großartigen Fernsehsendung zu berichten, das war die gestrige Helene Fischer-Show. Bei den Geschenken schloss mich an, was den Einfallsreichtum betraf. Der Sohnemann hatte mir zwei Biergläser des belgischen Trappistenbieres „Leffe“ geschenkt, meine Frau einen Gutschein des „Futterhauses“, der sicherlich einer sinnvollen Verwendung für unsere Katzen zugeführt werden wird. Wir saßen zusammen am Wohnzimmertisch, den wir zuerst aufbauen mussten, da der Vater dies ansonsten erledigt hatte und die Mutter mit ihren Kräften nicht mehr dazu in der Lage war. Mein Bruder hatte Riemchenapfelkuchen organisiert, dazu sechs Stücke Sahnekuchen sowie Plätzchen und Gebäck, das die Frau des Bruders und deren Tochter gebacken hatte. Backen, dazu seien wir nicht gekommen, das merkten wir an, nur im Behindertenwohnheim hätte eine Betreuerin zusammen mit dem Schwager in seiner Behindertengruppe gebacken. Meine Mutter erzählte über ihre Abläufe des Weihnachtsfestes: am Heiligabend bei meinem Bruder und seiner Familie, am ersten Weihnachtsfeiertag war sie bei meiner Tante und meinem Onkel zusammen. Deren Familien waren diesem Jahr etwas anders zusammen gekommen. Bei meinem Onkel hatte der Ex-Mann seiner Tochter vorbeigeschaut, der in Süddeutschland lebt, und bei meiner Tante fehlte ihre Tochter, die an der Nordsee wohnt, da sie stark erkältet war. Nach dem Tod des Vaters hatte meine Mutter an mehreren Stellen auf Schränken und in Regalen Bilderrahmen mit Fotos ihres Mannes aufgestellt, das helfe ihr, alleine klar zu kommen. Bei meinem Bruder erzielten all die Bilder indes einen gegenteiligen Effekt. Wenn er kam, drehte er das eine oder andere Bild um, da der den Tod nicht verarbeitet hatte. Merkwürdigerweise fehlte mein Bruder mit seiner Familie. Normalerweise waren wir diejenigen, die zu spät kamen oder unzuverlässig waren. Mit einer Ankunftszeit gegen 15 Uhr waren wir für unsere Verhältnisse sehr pünktlich. Aber selbst bei unseren Unpünktlichkeiten hatten wir unsere Ankunft bis spätestens 17 Uhr geschafft. Mein Bruder hatte geplant, mit seiner Familie nach dem Mittagessen noch bei einer Freundin aus Russland vorbei zu schauen, die auch bei der Kinderkommunion ihrer Tochter zugegen war. Doch bis 17 Uhr tat sich nichts, als wir mein Elternhaus wieder verlassen wollten. Den Putenbraten, den wir eigentlich als Mittagessen geplant hatten, hatten wir auf den Abend verschoben. Als wir im Auto saßen und auf die Hauptstraße abbogen, gingen wir eine Wette ein, dass bestimmt unmittelbar nach unserer Abfahrt mein Bruder mit seiner Familie eintrudeln würde.

27. Dezember 2018

Auf den Spuren des eigenen Vornamens. Zu „Dieter“, einer Verkürzungsform von „Dietrich“ wirft Google gerade eine Handvoll brauchbarer Suchergebnisse hervor. Als unsere Familie zuletzt im griechischen Restaurant essen war, diskutierten wir die Ursprünge unserer Vornamen. „Lorena“ war zum Beispiel einfach, da der Vorname sich vom Heiligen Laurentius oder von der Wortbedeutung des Lorbeerkranzes ableitet. Aus dem Französischen ist René in der Übersetzung als Wiedergeborener ebenso einfach erklärbar. Und so weiter. Aber Dieter ? Mit meiner Einschätzung lag ich komplett daneben, dass der Wortursprung aus dem Germanischen stammte. Die paar Suchergebnisse in Google verwiesen vielmehr auf das Althochdeutsche, wo die Wörter „thiot“ und „rihhi“ – was „Herrscher“ und „Volk“ bedeutet – miteinander verschmolzen wurden. Diese althochdeutsche Wortkombination wird wiederum mit der Völkerwanderungszeit in Verbindung gebracht, als um 500 Theoderich der Große König der Ostgoten war. Ein Gang durch das Museum hat inzwischen eine weitere Variante des Ursprungs von „Dieter“ beziehungsweise „Dietrich“ hervor gebracht. Im Landesmuseum ist ein sogenannter „Dietrichstein“ ausgestellt, der zu den Überresten eines fränkischen Saalhofes bei Bingen gehört. Der „Dietrichstein“, der um das Jahr 1000 datiert, weist die althochdeutsche Inschrift „DIEDERIHES“ auf. Zeitgleich, in einem anderen Dokument aus dem Jahr 1006, wird ein Grundherr mit demselben Namen genannt. Mit „Dietrich“ als Wortbedeutung von Herrscher und Volk könnte somit auch der oberste Verwalter, dem die Grundherrschaft eines fränkischen Gutshofes übertragen wurde, gemeint sein.

28. Dezember 2018

Dass selbst abstoßende Formen der Industrie ambivalent sein können, das beweist die petrochemische Industrie in Wesseling. Bei der Ballung von Industrie werden die menschlichen Gefühlswelten rund um Wesseling ordentlich auf die Probe gestellt. Die Industrieanlagen ufern aus, die Anlagen nehmen unmenschliche Formen an. Produktionsprozesse laufen ab, die der normal Sterbliche nicht versteht. Die chemischen Formeln, die sich dahinter verbergen, sind verworren wie ein Labyrinth. An Rohren, Destillationsanlagen und Kesseln prallen menschliche Gefühle ab. Im Morgengrauen, wenn der ferne Horizont in ein williges Rot eingetaucht wird, sieht die menschliche Gefühlslage sogleich anders aus. Nach Monaten der Trockenheit, bei normalisiertem Wasserpegel, fließt der Rhein in seiner gewohnten Gemütlichkeit seicht daher. Lastschiffe tuckern über die Verkehrsader, und wenn man den Rhein als Gemälde begreifen möchte, dann gehört eines dazu: das ist die erdölverarbeitende Industrie. Deren Rauchsäulen malen die rechte Bildseite aus, all die Wucht grauen Rauches stemmt sich gegen die morgendliche Stimmung. Wäre da nicht der senkrecht nach oben quellende Rauch, stünde an diesem Flecken im Gemälde ein hohles Nichts. Ein identitätsloser Horizont, der gerade den Schalter von der Nacht auf den Tag umlegt, und nicht mehr. In solchen Gefühlslagen tue ich mich schwer damit, die Industrie weg zu denken.

29. Dezember 2018

Bürger und Staat, ein gestörtes Verhältnis ? Wenn ich mit Behörden zu tun habe, habe ich mit dem Gebaren, wie Behörden ticken und wie sie ihre Bürger behandeln, mitunter meiner Probleme. Selten sehen sie – wie im zwischenmenschlichen Bereich üblich – ihre Mitbürger auf Augenhöhe, oftmals herrscht ein Obrigkeitsdenken, welches den Bürger als einen potenziellen Feind betrachtet, der mit bürokratischen Mitteln im Zaum gehalten werden soll. So geht es uns zurzeit mit der Bundesagentur für Arbeit. Nachdem unsere älteste Tochter 25 Jahre alt geworden war, hatten wir bei meinem Arbeitgeber die Weiterzahlung des Kindergeldes über das 25. Lebensjahr hinaus beantragt. Dieser hatte den Vorgang im Juli diesen Jahres zuständigkeitshalber an die Bundesagentur für Arbeit abgegeben, von wo aus wir prompt einen Bescheid erhielten, dass die Weiterzahlung abgelehnt wird. Am 25. September hatten wir gegen die Ablehnung Einspruch eingelegt. Die Bundesagentur für Arbeit in Köln, zuständig für die Region Nordrhein-Westfalen-West, forderte weitere Informationen an, die wir am 11. Oktober zur Verfügung stellten. Daraufhin rechneten wir in den nächsten Wochen entweder mit einer Genehmigung des Kindergeldes oder mit einer Ablehnung. Doch nichts tat sich. Es war wie beim Finanzamt. Wenn der Steuerzahler Geld vom Finanzamt erwartete, konnte es endlos dauern. Wenn er hingegen Steuern zu zahlen oder nachzuzahlen hatte, dann ging alles in Windeseile. Mehr als zwei Monate hat nun die Agentur für Arbeit gebraucht, um über den Einspruch nachzudenken und sich eine Entscheidung zu überlegen. Entschieden ist längst nichts. Heute haben wir ein Schreiben der Agentur für Arbeit erhalten, welches uns einen Einblick in das Gefüge von Über- und Unterordnung gewährt. Wenn der Bürger etwas von der Agentur für Arbeit will, kann diese sich Zeit lassen ohne Ende. Will die Agentur für Arbeit aber etwas von ihren Bürgern, dann bekommt man regelrecht die Pistole auf die Brust gesetzt, so kurzfristig sind die Termine. Wohnhaft in Freiburg, soll sich unsere Tochter beim berufsärztlichen Dienst der Bundesagentur für Arbeit in Freiburg vorstellen. Wie bei Behörden üblich, ist dazu ein Stapel von Formularen auszufüllen. Dazu haben wir eine Frist gesetzt bekommen bis zum 3. Januar 2019, mithin haben wir also fünf Tage Zeit für die Rücksendung. Eine Unverschämtheit. Solch ein Vorgehen belegt, dass es im Endeffekt um Macht geht. Der Bürger hat sich zu fügen und zu gehorchen. Staat und Bürger: keine Gleichberechtigung auf Augenhöhe, sondern der Bürger hat sich dem Staat unterzuordnen. Bei solch einem gestörten Verhältnis braucht sich niemand zu wundern, dass sich der Bürger so verhält, wie der Staat es unterstellt. Der Bürger als potenzieller Betrüger. In Formularen wird der Bürger offen mit dem Betrugssachverhalt konfrontiert, dass alle Angaben wahrheitsgemäß und richtig sein müssen. Eine Beziehung, die von gegenseitigem Misstrauen, von Taktieren und von Machtspielen geprägt ist. Und nicht, wie ich es vor langer Zeit in meiner Ausbildung gelernt habe, dass die Aufgabe des Staates die Daseinsvorsorge für seine Bürger ist.

30. Dezember 2018

Wie sich die Ereignisse Jahr für Jahr wiederholen. Seit gefühlten Jahrzehnten haben sich die Formulare nicht geändert, womit uns die Stadtwerke bitten, zum Jahresende den Stand auf der Wasseruhr abzulesen. Durch genau drei Ziffern sind größere Mengen an Wasser hindurch geflossen, was unser Haushalt in diesem Jahr verbraucht hat. Mengen, die wegen der Trockenheit höher gelegen haben als in den Vorjahren. Den Kontrollbeleg mit dem aktuellen Stand der Wasseruhr haben wir nun mit einer Nadel auf die Korkoberfläche gepinnt, die an dem Formular hängende Postkarte haben wir in den Briefkasten der Stadtverwaltung eingeworfen. Um die Monatsmitte bewegt sich stets die Frist, die uns die Stadtwerke setzen. Aber erst so ziemlich pünktlich um Silvester kriegen wir es auf die Reihe, die Wasseruhr abzulesen und die Postkarte bei den Stadtwerken einzuwerfen. Da unsere große Tochter aus Freiburg uns besuchte, hatte sie die Gelegenheit genutzt, selbst mit unserem Auto zur Stadtverwaltung in unsere Nachbarstadt zu fahren. Da ihre letzte Autofahrt längere Zeit zurück lag und da sie insgesamt wenig gefahren war, waren es Momente voller knisternder Spannung. Zuerst zwei Runden durch unser Wohngebiet, wo alles reibungslos klappte, aber eine Unsicherheit beim Anfahren im ersten Gang sich hartnäckig hielt. Nach einer Proberunde über die Umgehungsstraße, die ich als fahrsicher empfand, überwogen dann doch die Schwierigkeiten beim Anfahren im ersten Gang. Die Gleichzeitigkeit, die Kupplung kommen zu lassen und Gas zu geben, waren nicht in Fleisch und Blut übergegangen, so dass sie den Motor abwürgte. Als ihr dies beim Abbiegen auf die Hauptstraße geschah und eine Autofahrerin, die in keinster Weise nervös reagierte, warten musste, wechselten wir. Ich fuhr weiter zu den Stadtwerken und nach Hause zurück. Ein nochmaliger Versuch zu Hause und das Anfahren im ersten Gang klappte bei unserer Tochter wieder bestens. Nervositäten und Startschwierigkeiten, die ich früher selber überwinden musste.

31. Dezember 2018

Am diesjährigen Silvester ließen wir die Idee aufleben, ins Kino zu gehen. Die Rahmenbedingungen waren ohnehin eingeschränkt, da wir abwarten mussten, wie unsere kleinen Katzen auf das Feuerwerk reagieren würden. Im Troisdorfer Kino lief auch ein Film, der uns alle interessierte: Phantastische Tierwesen 2. Da der Film bereits eine geraume Zeit lief, durften wir uns diesen in der kleinen, gemütlichen Black Box zu Gemüte führen. Die Anlehnung an die Harry Potter-Filme war gewollt, schließlich war es auch dieselbe Autorin Joanne K. Rowling. So waren Handlungsorte identisch: Zaubereiministerin in New York, London, Paris kamen vor, ebenso Hogwarts. Reizvoll war zwar das Geschehen, dass sich dieses in Paris abspielte, doch beim Verständnis eines roten Fadens der Handlung tat ich mich schwer. Der junge Zauberer Newt konnte glänzen, indem er einige wild gewordene phantastische Tierwesen auf den Straßen von Paris wieder zähmte. Dafür war aber die Identität des Creedence, der verborgen gehaltenen Hauptfigur, obskur. Nachdem seine Mutter verstorben war, war er bei seiner großen Schwester in Obhut gegeben worden. Allzu weit hergeholt, sah es im Film so aus, als seien Schwester mit Baby auf der Katastrophen-Fahrt der Titanic mit dabei gewesen. Vor dem Untergang war das Baby verwechselt worden, wobei das richtige Baby unterging und das falsche Baby – das nun Creedence war – überlebte. Bei diesem Verwechslungsspiel bekam ich nicht mehr die Kurve, als der Bösewicht Grindelwald auf die Bühne trat und im Stil eines Führers gegenüber einem groß angelegten Publikum über Grundsätze einer Rassentheorie referierte. Sämtliche Hauptdarsteller waren Auroren, die im Sinne der Rassentheorie nicht reinblütig – also Muggel – waren, sondern Zauberer. Als Finale setzte auf dem Friedhof Père Lachaise in Paris ein großes Gemetzel und ein großer Feuersturm ein, indem alle nicht reinrassigen Personen durch eine Feuerwand vernichtet wurden. Creedence identifizierte sich dabei als reinrassig, ebenso Newts Freundin, die unbeschadet von der Feuerwand den Bösewicht Grindelwald auf der Bühne erreichten. Das Inferno auf dem Friedhof Père Lachaise wurde schließlich gestoppt, als ein nicht zu den Hauptdarstellern gehörender über 300 Jahre alter Zauberer einen Gegenzauber dagegen hielt. Mit all den sauber heraus gearbeiteten historischen Kulissen und den spitzen Charakteren der Hauptdarsteller hatte mir dennoch der Film gefallen. Zu Hause, ohne Freunde und auch ohne den Schwager, der im Behindertenwohnheim feierte, aber anstatt dessen mit vier verschmusten Katzen, nahm der Silvesterabend einen etwas anderen Verlauf als in den Vorjahren. Zunächst machte sich das Hungergefühl breit gemacht hatte, waren wir rund eine Stunde mit Kochen beschäftigt. Wir bereiteten eine Tomatensoße zu, dazu gab es Maultaschen. Als wir diese verspeisten, lief im Fernsehen ein Animationsfilm. Als dieser endete, ließ unser Sohn über sein Laptop den Kinofilm „Ready Player One“ laufen. Das war schwere Kost, was die Ebenen von Fiktion und Wirklichkeit betraf. Dem Regisseur Steven Spielberg war es aber gelungen, eine klar strukturierte Handlung zu entwerfen, um zu drei Schlüsseln zu gelangen, die in einer Fiktion des Jahres 2050 die Türe zu einer Art von Schlaraffenland öffneten. Viele Szenen liefen simuliert wie in Computerspielen oder wie in einem Film ab, so dass es schwer fiel, real handelnde Personen zu identifizieren. Gegen 24 Uhr waren die Protagonisten gerade auf dem Weg zum dritten Schlüssel, so dass wir unsere Aufmerksamkeit mit dem Blick auf die Uhr nicht vernachlässigen durften. Als wir die Nullstunde des neuen Jahres erreicht hatten, verzichteten unser Sohn und unsere große Tochter auf ein Glas Sekt, so dass ich mit meiner Frau gerade zwei Gläser Sekt zusammen trank. Trotz aktueller Diskussionen zur Feinstaubbelastung ließen wir es uns draußen nicht nehmen, eine Batterie von Böllern in die Luft zu jagen. Im Haus zurück gekehrt, suchten wir nach den Stellen, wo sich unsere Katzen nieder gelassen hatten. Wie im letzten Jahr, waren unsere älteren Katzen unbeeindruckt. Unsere beiden kleinen Katzen hatten sich hinter unserer Couch versteckt. Als sie heraus krochen, waren sie putzmunter wie eh und je.

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