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Weihnachtsmarkt Köln - Treffen mit einem Ex-Arbeitskollegen

Es gibt sie, solche Gespräche, die im Smalltalk locker daher sprudeln. Denkt man aber über den Inhalt des Gespräches nach, wird einem bewusst, Ungeheuerliches gehört zu haben. So erging es mir, als ich mich zuletzt mit einem früheren Arbeitskollegen auf dem Kölner Weihnachtsmarkt getroffen hatte. Dieses Treffen hatte sich alljährlich eingespielt, wobei über dieses und jenes, über Gott und die Welt, über wichtiges und unwichtiges uns austauschten. Am Tag danach reflektierte ich, worüber wir geredet hatten.

Geredet hatten wir über eine unglaubliche Welt, in der seine Lebensgefährtin, ihre Tochter, ihr Schwiegersohn und die beiden Enkeltöchter die Akteure waren. Es war eine unglaubliche Welt auf einem vollends abgehobenen Niveau, das in mir keinerlei Gefühle von Neid aufkommen ließ, sondern nur Bedauern. Der Schwiegersohn der Lebensgefährtin des Freundes verdient nämlich so viel Geld, dass er nicht mehr weiß, wohin mit all dem Geld. Dieses Geld verdient er mit einer Leiharbeiterfirma, wovon er Geschäftsführer ist. Einerseits könnte man sein unternehmerisches Risiko loben, dass er Kapital in die Hände nehmen muss, wozu unsicher ist, in welchem Umfang Rückflüsse in Form von Einnahmen enstehen. Andererseits könnte über Ausbeutung schimpfen oder über einen bösen Kapitalisten, der an Niedriglöhnen anderer Menschen verdient, wodurch er selbst unglaublich reich wird.

Weihnachtsmarkt auf dem Alten Markt in Köln

Die Familie kann sich vieles leisten, eine Putzfrau, die gleichzeitig Kindermädchen ist, eine Privatschule für die 13 und 9 Jahre alten Töchter, einen schicken BMW Mini für die Ehefrau. Die beiden Töchter fliegen dann mal so eben über ein Wochenende nach London zum Harry Potter-Musical, anschließend geht es zum Reiten nach Wales. Weil die gängigen Statussysmbole nicht ausreichen, hat sich die Familie eine Ferienwohnung am Gardasee gekauft. Viele Geschäftsfreunde besitzen ein Ferienhaus oder eine Ferienwohnung, also möchte man dem nicht nachstehen. Da die Ferienwohnung den Wohnbedürfnissen nicht gerecht wird, muss sie zuerst renoviert werden. Dabei rennen allerdings die beiden Töchter viel zu viel in der Baustelle herum, was ein gewisses Umdisponieren erforderte. Zusammen sind sie vom Wohnort Berlin nach München geflogen, von dort aus ging es weiter mit dem PKW an den vierhundert Kilometer entfernten Gardasee.

Als die Töchter störten, sind die beiden Mädels wieder mit dem PKW die vierhundert Kilometer nach München zurück gefahren worden, von dort aus mit dem Flugzeug nach Düsseldorf, wo in der Nähe mein früherer Arbeitskollege mit seiner Lebensgefährtin, sprich, der Oma, wohnen. Der Clou: die beiden 13 und 9 Jahre alten Töchter waren alleine im Flugzeug unterwegs. Wie es bei den Fluggesellschaften geschehen kann, klappte nicht alles reibungslos, als die Gepäckausgabe sich um eine Stunde verzögerte. Das Warten am Gepäckband muss grauenvoll gewesen sein. Durch eine automatische Schiebetüre getrennt, konnten die Oma und ihr Lebensgefährte nicht hinzukommen. Ohne Begleitung, mussten die 13-jährige und die 9-jährige in der kalten Atmosphäre des abgeriegelten Raums eine Stunde lang verharren. Eine Stillstand, ohne dass etwas geschah. Einsamkeit in einem Gewühl von lauter fremden Menschen. Die Stunde muss sich wie eine gefühlte Ewigkeit ausgedehnt haben.

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