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das EL DE-Haus am Appellhofplatz in Köln, ein beklemmendes Erlebnis

EL DE, die vier Buchstaben hatten meine Aufmerksamkeit erweckt. Grau in grau, verbarg die Fassade mit den vier Buchstaben über ihrem Eingang noch das Grauen. Während die Beschriftungen zum Seiteneingang darauf hinwiesen, dass in dem Gebäude auch Stellen der Stadtverwaltung Köln untergebracht waren, schritt ich mitten hinein durch den Haupteingang, wo ein hemdsärmeliger junger Mann mich an der Kasse fragte, ob ich denn aus Köln käme. Ich verneinte und vermutete gleichzeitig, dass ich als Kölner eine Ermäßigung oder vielleicht sogar freien Eintritt erhalten hätte.

EL DE, das lernte ich, stand mit seinen Initialien für den Großhändler Leopold Dahmen, der das Gebäude in den 1930er Jahren als Büro- und Geschäftshaus konzipiert hatte. 1935 beschlagnahmte die Gestapo das Gebäude und richtete dort ihr Kölner Hauptquartier ein. Im Zweiten Weltkrieg unzerstört, beherbergt das Gebäude eine Dauerausstellung über die Stadt Köln in der Zeit des Nationalsozialismus. Der Blick auf die vergilbten, nackten Wände bedrückte. Die in kreidebleichem Weiß gestrichenen Fensterrahmen verliehen dem Nationalsozialismus etwas Bürokratisches, wie das Denken sich den Vierecken der Fensterrahmen anpassen musste. Eine Vielzahl von Dokumenten, Bildern und Fotos ließen all die Schrecken aus der NS-Zeit wieder lebendig werden. Die nationalsozialistische Zeitrechnung begann in der Ausstellung mit dem Jahr 1928, als die NSDAP überwältigende Wahlergebnisse erzielte, sie setzte sich fort mit der Machtübernahme 1933, mit der Zäsur des Weltkriegsbeginns im September 1944 und mit der Eroberung der Stadt Köln durch Alliierte Truppen im März 1945.

Wie die Gestapo im Rheinland organisiert war, das war in eine Landkarte eingezeichnet. Der Machtbereich, der vom EL DE-Haus gesteuert wurde, umfasste ungefähr das Gebiet des heutigen Regierungsbezirks Köln. Die Gestapoleitstelle lag in Düsseldorf, Gefängnisse gab es in Köln, Siegburg und Rheinbach. Ein Sonderkommando mit einer eigenen Haftanstalt war in Brauweiler untergebracht.

Ausstellungsräume (oben links und darunter rechts), Fotocollage (oben rechts),

Wahlplakate zur Reichstagswahl 1928 (darunter links), Hitlerjugend und Bund deutscher Mädels (darunter links), Massenaufmarsch der NSDAP (daneben rechts),

Zeitungsbericht über das Treffen von Franz von Papen mit Hitler (unten links),

ganz Deutschland hört den Führer mit dem Volksempfänger (unten rechts)

Wahlplakate der Reichstagswahlen 1928 standen am Anfang der Dauerausstellung, das Titelblatt einer Zeitung berichtete über ein geheimnisvolles Treffen zwischen dem damaligen Reichskanzler Franz von Papen und Adolf Hitler. Dieses Treffen, welches letztlich den Untergang der Weimarer Republik einleitete, fand am 4. Januar 1933 in der Villa des Bankenchefs von Schröder in Köln-Lindenthal statt. In diesem Treffen, bei dem außer von Papen, Hitler und von Schröder Industriebosse der rheinisch-westfälischen Schwerindustrie anwesend waren, erzielte man einen Konsens, dass man die Ablösung des Reichskanzlers von Papen durch Adolf Hitler für sinnvoll und wegweisend erachtete. Dieser Empfehlung folgte am 27. Januar 1933 das aufgelöste Reichsparlament, am 29. Januar 1933 stimmte der Reichspräsident von Hindenburg zu. Am 30. Januar 1933 konnten die Nationalsozialisten die Vereidigung Adolf Hitlers als Reichskanzler feiern.

Eine Reihe von Fotos dokumentiert die Vereinnahmung der Massen durch den Führer. Der NSDAP rund um Hitler, Goebbels, Himmler & Co gelang es, mit ihrem Hang zur Selbstinszenierung die Massen in ungeahntem Ausmaß zu mobilisieren. In Aufmärschen, Fahnenappellen und Fackelzügen präsent, schuf die NSDAP neue, eigene Plattformen. Das Volk gehörte zu einer Weltanschauungs- und Kampfgemeinschaft, dem sich niemand entziehen konnte. Die Ideologien der Nationalsozialisten wurden in die Köpfe hinein gehämmert, Querdenken war unerwünscht. Von ganz oben angeordnet, wurde eine Führergefolgschaft eingefordert, die bis in das Alltagsleben durchgriff und selbst Jugendliche über den Bund deutscher Mädel und die Hitlerjugend erfasste.

Die Dauerausstellung zeigt die Führungspersönlichkeiten der Kölner Gestapo mit ihrem beruflichen Werdegang, die überzeugte Verfechter der nationalsozialistischen Rassenideologie waren. Die Dauerausstellung zeichnet die Wege nach, die die deportierten Juden vom Verladebahnhof in Köln-Deutz zu den Konzentrationslagern nach Treblinka, Auschwitz oder Buchenwald zurücklegten.

„Front und Heimat kennen nur ein Ziel: Kampf bis zum Sieg !“ Mit solchen Durchhalteparolen vereinnahmten die Nationalsozialisten das Volk, als der Bombenkrieg eingesetzt hatte. Während Fahnen mit Hakenkreuzen an den Gebäuden überdauerten, wurde der Alltag zwischen Bergen von Trümmern und zerstörten Häusern zum täglichen Überlebenskampf. „Auch auf Dich kommt es an“, solche Verhaltensregeln sollten die Bevölkerung in Keller und Luftschutzbunker lenken bei Fliegeralarmen. „So backen wir mit wenig Fett“, die Wendungen der Propaganda trieben bisweilen seltsame Blüten, die Dinge im Lichte des Ringens nach Überleben positiv darzustellen.

Deportation von Juden (oben links), Fotocollage über Köln im Zweiten Weltkrieg (oben rechts),

der Völkische Beobachter über Stalingrad (darunter links), Kriegsartikel (darunter rechts),

Durchhalteparole (darunter links), Kölner Dom mit zerstörter Hohenzollernbrücke (darunter rechts),

Weg zum Innenhof (unten links), Gefängniszellen (unten rechts)

In den Kellerräumen, wo 1935 ein Gefängnis der Gestapo eingerichtet wurde, war der Horror der NS-Zeit noch allgegenwärtig. Zehn Einzelzellen kann man dort besichtigen. Viele Häftlinge schrieben aus der Ungewissheit, nie wieder ihre Angehörigen zu sehen und ihre Freiheit zu gewinnen, Botschaften oder zeichneten auch einfach Figuren, Landschaften, Tiere und Weiteres an die Wand. Da die Wände mehrmals überstrichen wurden, sind von den unzähligen Inschriften noch um die 1800 zu erkennen, die aus der Zeit zwischen Ende 1943 und 1945 stammen. Unter den Inschriften finden sich auch kyrillischen Schriftzeichen, da in den Zellen russische Kriegsgefangene inhaftiert wurden. So konnte man nachverfolgen, dass der russische Kriegsgefangene Askold Kurow, der fliehen konnte und überlebte, in die Wand hinein kratzte: „Hier bei der Gestapo haben zwei Freunde gesessen aus dem Lager Messe seit dem 24.12.44, Askold Kurow und Gaidai Wladimir, jetzt ist schon der 3.2.45. 40 Leute wurden gehängt. Wir haben schon 43 Tage gesessen, das Verhör geht zu Ende, jetzt sind wir mit dem Galgen an der Reihe. Ich bitte diejenigen, die uns kennen, unseren Kameraden auszurichten, dass auch wir in diesen Folterkammern umgekommen sind.“

Bei meinem Besuch der EL DE-Hauses versank der Ort des Grauens, der Innenhof, in der Dunkelheit, wo die Gestapo die Massenhinrichtungen vollzogen hatte. Eine sporadische Beleuchtung erhellte hingegen den Gebäudeflügel, der die Sonderausstellung über Luther in der Zeit des Nationalsozialismus beherbergte. Ich war froh darüber, nichts auf dem Innenhof erkennen zu können. Die Aktivierung meiner Vorstellungskraft konnte ich mir somit ersparen, wie die Exekutionen ungefähr hätten ablaufen können.

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