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Oliver Geissen und die ultimative Chart-Show

Ganz viel Small Talk mit drei GZSZ-Darstellerinnen, den Zwillingen Valentina und Cheyenne Pahde sowie Anne Menden, ein Small Talk, der sich nett anhörte, dem ich gerne auch zuhörte, wenngleich die Unterhaltungen stark an der Oberfläche kratzten. Der männliche Gast, Dennis aus Hürth, der quasi ein Heimspiel hatte in den Fernsehstudios in Hürth-Kalscheuren, brachte Witz und Humor in die Runde von Oliver Geissen hinein, wobei Dennis aus Hürth seine Herkunft aus der Unterschicht nie verleugnete. Zu zweit hatten wir uns in die Fernsehproduktion von Oliver Geissens „Ultimative Chart-Show“ getraut, nachdem wir vor einigen Jahren eher enttäuscht waren, wegen der hanseatischen Kühle von Oliver Geissen und seiner norddeutschen Distanz, die er ins Rheinland mitgenommen hatte und gegenüber dem Publikum nicht verbergen konnte.

Diese Fernsehproduktion in den NOBEO-Studios, welche die 25 größten Single- und LP-Hits des Jahres 2018 präsentierte, vermochte hingegen zu überzeugen. Insgesamt sieben Künstler von den fünfunfzwanzig plus fünfundzwanzig traten auf. Bei der Auflistung der Musikinterpreten wurde mir bewusst, dass ich längst nicht mehr up to date war, was die Musikszene betraf. Statistisch gesehen, mussten wir einen repräsentativen Durchschnitt der angesagten Musik im Jahr 2018 erlebt haben. Namika mit ihrem Ohrwurm „je ne parle pas Francais“ war dabei, die ich mit ihrer ausdrucksvollen Stimme herausragend finde. Schon alleine deswegen hatte sich das Kommen gelohnt. So authentisch, wie ich Namika schätzte, war sie im Gespräch mit Oliver Geissen. 98% ihres Stückes sei eine wirkliche Begebenheit gewesen. Bei den 2%, die nicht authentisch seien, hätte sie den Ort der Begegnung von Marokko nach Paris verlegt. Dass sich das Kommen gelohnt hatte, galt auch für Rea Garvey, den ich ebenso schätze, weil mir die eingängigen Melodien seines Mainstream-Rocks gefielen. Nico Santos und Revolverheld waren nicht schlecht, die derzeit in den Radioprogrammen rauf und runter gespielt wurden. Johannes Strate, der Sänger von Revolverheld, erzählte Oliver Geissen anschließend über Hallen und Spielorte. Während es heute die großen Konzerthallen wie etwa die Lanxess-Arena in Köln seien, hätten sie 2003 als unbekannte Band in Clubs, Kneipen und kleinen Sälen angefangen. Johannes Strate erzählte, dass sie in ihren Anfängen bei einem Konzert in Köln in einem Saal mit 150 Plätzen die Gäste einluden und auf den Eintritt verzichteten, damit sich der Saal überhaupt füllte.

Zum Jahresende, wurde die Fernsehproduktion untermalt von den Top-Ereignissen des Jahres 2018. Dabei stand das britische Königshaus im Zentrum der Geschehnisse. Die Mega-Hochzeit von Meghan und Harry, dazu der Nachwuchs in der Königsfamilie, dem dritten Sohn von Herzogin Kate und Prinz William. Oliver Geissen ließ den Sport Revue passieren, das Ausscheiden der Nationalmannschaft bei der Fußball-WM, dem Abstieg des HSV aus der Fußball-Bundesliga, wie sich Jan Ullrich mit Drogen und sexuellen Übergriffen selbst demontierte. Auch ein bißchen Politik war dabei – so der CDU/SPD-Koalitionsvertrag oder ein Händedruck von Donald Trump mit Kim Jong Un.

Oliver Geissen (oben links), Namika (oben rechts), Ben Zucker (unten links), Nico Santos (unten rechts)

Beim Countdown der Top25 musste ich lernen, dass sich gewisse Musikstile verschoben hatten. In der Reihung der Hitparade war vieles dabei, was ich dort nicht verortet hätte. Bei Viva hatte ich zufälligerweise das Stück „Gods Plan“ gesehen, eine sinnlose Aneinanderreihung des Refrains „Gods Plan“, der von einem undefinierbaren Genuschele nur gelegentlich unterbrochen wurde, bei dem es schwer fiel, einen Text heraus zu hören. Dieses Stück rangierte auf einem unglaublichen zehnten Platz. Überraschend war auch der hohe Anteil an Straßen-Rap – wobei der ab den 1980er Jahren aufkommende Rap nie mein Ding gewesen war. Nun hatte sich eine russische Variante des Rap etabliert. Olexesh, der als Kind mit seinen Eltern aus Kiew eingewandert war, sang „Magisch“. Rap muss schmutzig sein, das meinte zwischendurch Oliver Geissen. Sich an die schmutzig-verwaschene Stimmlage ihres Sohnes Olexesh zu gewöhnen, damit hatte auch seine Mutter im Stadtteil Darmstadt-Kranichstein, wo die Einwanderer aus Kiew wohnten, ihre Probleme. Er solle besser aufhören damit, das war ihre Meinung. Doch ihr Sohn machte weiter – und hatte Erfolg. Je länger Olexesh sein Stück „Magisch“ Live auf der Bühne sang, um so mehr gelang es mir, Gefallen an seiner russischen Stimmkraft zu finden, die seinen magischen Refrain bisweilen so schwerfällig wie einen Blues erscheinen ließ.

Danach offenbarten die Live-Auftritte weitere Überraschungen, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Deutsche Schlager waren wieder gefragt, und nach den Amigos-Brüdern aus Mittelhessen, von deren Auftritt ich verschont blieb, weil nur Ausschnitte aus Youtube zu sehen waren, erschien Ben Zucker Live auf der Bühne. Er hatte gemeinsame Konzerte mit der Schlagerikone Helene Fischer gegeben, doch er klang nicht so schlimm wie Helene Fischer, da er rockigere und eingängige Töne anschlug. Ein Live-Stück war noch zu hören, das gleichzeitig überraschend und in seiner Entwicklung in sich schlüssig war, obschon es überhaupt nicht mein Stil war. Das war die im Techno-Stil aufgemachte Vertonung von „Bello Ciao“, das erstmals italienische Partisanen im Ersten Weltkrieg gesungen hatten. Keinerlei Bandmitglieder mit Musikinstrumenten waren auf der Bühne zu sehen, sondern nur der DJ El Professor, der an seinem Mischpult alles managete. Er setzte Hebel in Bewegung, wechselte Rhythmus und Klangwelten, und Schalter und Module schufen ein vollkommenes Klangerlebnis, während sein einhämmernder Refrain von „Bella Ciao“ zu dem 1980er-Jahre-Stück „voulez vous coucher avec moi“ wechselte. Mit der wechselnden Melodie übergab ein smart gekleideter Sänger auf der Bühne das Mikrophon an drei hip-hoppig herum flippende weibliche Schönheiten. Er war gefragt, sehr gefragt, äußerte er im Interview mit Oliver Geissen. Anscheinend kamen diese künstlich geschaffenen Klangwelten bestens bei den Zuhörern an.

Der Mix, den die Fernsehaufzeichnung der ultimativen Chart-Show zu bieten hatte, war nicht einmal uninteressant. Die gesamte Musikbranche steckte voller Innovationen. Aber nicht nur Neues brachte die Musikszene hervor, sondern es war auch eine Art der Renaissance von Liedern, Rhythmen und Stilrichtungen, die man längst vergessen glaubte. Am 7. Dezember, einem Freitag Abend, wird die Sendung ab 20.15 Uhr auf RTL zu sehen sein.

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