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ein Samstag, an dem wir viel auf den Beinen waren

Es war ein Tag, an dem wir viel auf den Beinen waren. Bereits früh Morgens mussten wir losfahren, um den Schwager von einem Seminar in Bergisch Gladbach-Bensberg abzuholen. Kurz vor halb 10 waren wir am Kardinal-Schulte-Haus am Waldrand von Bensberg, und es klang fantastisch, was alles für geistig Behinderte organisiert wurde. 220 Euro war der Komplettpreis für eine Woche inklusive Seminar, Übernachtung und Verpflegung. Die Behinderten waren in Gruppen eingeteilt worden. Tanzen, Malen, politische Bildung und noch ein paar andere Workshops waren in dem Institut durchgeführt worden, das dem Erzbistum Köln angehörte, und zum Schluss hatten alle Gruppen ihre in den Workshops erarbeiteten Ergebnisse präsentiert. Bevor wir losfuhren und bevor wir das Gepäck eingeladen hatten, genoß ich von der Mauerumfassung vom Berghang aus den bemerkenswerten Ausblick auf Köln. Die Blick ging nicht mitten hinein in die Domstadt, sondern aus der Distanz. Die amorphe Masse des Häusermeers lag majestätisch zu Füßen. Nach dem Dom musste ich suchen, er verschwand regelrecht in einem verschobenen Blickwinkel. Genauso versteckte sich der Fernsehturm, die Kirchtürme der andern Kirchen sowieso, und die markantesten Zeichen setzten die Rauchsäulen der Braunkohlekraftwerke am Horizont.

Zu Hause angekommen, befassten wir uns sogleich mit der Zubereitung des Mittagessens, da der mit Speck und Zwiebeln gefüllte Spießbraten, den wir bei REWE gekauft hatten, eine längere Garzeit benötigte. Wir schnitten Möhren in Scheiben, Paprika in Streifen, einen Haufen Zwiebel in Würfel und holten Sellerie aus dem Gefrierschrank. Auf dem Herd bruzzelte und brodelte es ordentlich. An die anderthalb Stunden garte der Spießbraten in dem Schnellkochtopf vor sich her, später gesellte sich ein Topf mit Reis dazu, als Beilage aßen wir rote Bete. Beim Essen diskutierten wir unseren weiteren Plan, zum Tierheim nach Bonn zu fahren. Einen Tag zuvor hatte ich mit meinem Rennrad vom Büro aus einen Abstecher zum Tierheim gemacht, wo süße kleine Baby-Kätzchen zu bestaunen waren.

ganz oben: Kardinal-Schulte-Haus (links), Blick auf Köln (rechts)

oben und unten Mitte: das Bonner Tierheim mit unserem Katzennachwuchs Jumbo (schwarz)

und Stella (schwarz-weiß-gefleckt)

ganz unten: Kirmes in unserem Ort

Also säuberten wir unsere beiden Katzenboxen, da wir den optimistischen Fall einkalkulieren wollten, unseren häuslichen Zuwachs gleich mitnehmen zu können. Während unser Schwager kein Interesse zeigte mitzufahren und zur Bushaltestelle schritt, fanden wir uns gegen 15 Uhr im Tierheim im Stadtteil Tannenbusch ein. Dort waren die verfügbaren Parkplätze so vollgeparkt, dass wir unter der Autobahnunterführung auf die freien Plätze hinter dem Kreisverkehr ausweichen mussten. Wir waren nicht die einzigen und Im Tierheim war jede Masse los. Die Masse an Tierliebhabern drängelte sich so sehr zusammen, dass sich niemand um uns kümmern konnte. So teilten wir uns auf: ich wartete an der Rezeption, während Frau und Tochter sich zum Katzenhaus begaben. Dort wurden wir verzaubert von den Katzen-Kitten, die in den Gehegen des Katzenhauses hin- und herstolzierten, in einer Ecke schliefen oder sich direkt hinter den Fensterscheiben zeigten, wenn man den Treppenaufgang hinauf schritt. Dass sie einen Volltreffer gelandet habe, informierte mich meine Frau eine halbe Stunde später an der Rezeption. Tatsächlich: ein schwarzer Kater, ein halbes Jahr alt, und eine schwarz-weiß gefleckte Katze, drei Monate alt, waren noch zu haben. Daraufhin durften wir uns in dem Teil des Katzenhauses aufhalten, wo unsere Wunsch-Katzen neben ausgewachsenen großen Katzen und noch kleineren Baby-Katzen (die bereits vermittelt waren) herum streiften. Sofort mitnehmen, war nicht drin, da sie nachgeimpft werden mussten. Aber den darauf folgenden Dienstag konnte uns die Dame mit den langen braunen Haaren, die um die 50 war, anbieten.

Beseelt von diesem Erfolgserlebnis, kehrten wir nach Hause zurück. Dort war die Zeit so weit fortgeschritten, dass wir auf die Kirmes in unserem Ort gingen. Verglichen mit meinem Heimatort, wo die Schützenbruderschaft die Kirmes prägte, dessen Höhepunkt ein bunter Umzug mit dem Schützenkönig und den ortsansässigen Vereinen war, hatte ich mit der hiesigen Kirmes nie etwas anfangen können. Der reinen Ansammlung von Bier- und Imbissbuden waren wenige Karussels und Fahrgeschäft angehängt, die von Jahr zu Jahr immer weniger wurden. Schützen oder gar eine Schützenbruderschaft hatte ich dort nie gesichtet. So bestand unsere Teilnahme am Kirmestreiben im wesentlichen darin, unser Abendessen ausfallen zu lassen. Anstatt dessen beköstigten wir uns an einer Imbissbude, außerdem wagte sich unsere Tochter auf die wenigen nennenswerten Fahrgeschäfte – darunter die Raupe (oder Hitparade), von der sich unsere Tochter unter dem einhämmernden Hip-Hop-Rhythmus der Musik kräftig durch wirbeln ließ. Die Reibekuchen, die ich aß, waren beileibe keine kulinarische Spezialität. Nachdem ich eine geraume Zeit warten musste, bis die eine Frau als Bedienung Verstärkung erhielt, benötigte die Teigmasse nochmals so viel Zeit, bis die Reibekuchen schön knusprig und kross waren. Doch irgend wie hatte ich die falschen Reibekuchen erwischt, denn bei mir war nichts anderes als knusprige Masse am Rand. Fast ausgehöhlt war hingegen das Innere, so dass ich neben jede Menge Fett kaum Kartoffeln schmeckte.

Hier und da erblickten wir bekannte Gesichter, die wir zu einem freundlichen Hallo und meine Frau zu längeren Gesprächen nutzte. Das war so ungefähr die einzige Gemeinsamkeit zu der Kirmes im Heimatort: die Kirmes als Treffpunkt, als Ort des Wiedersehens und der gemeinsamen Kommunikation.

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