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Nebelstimmung auf dem Rhein

Es waren knisternde Momente, auf dem Weg von Bonn nach Koblenz, als der Regionalexpress auf Abschnitten fuhr, wo die Bahnlinie direkt auf das Rheinpanorama schaute. Bereits am Hauptbahnhof wählte ich den Sitzplatz so, dass ich auf der zum Rhein zugewandten Seite saß, also in der Fahrtrichtung links. Hinter Bonn-Mehlem begannen diese knisternden Momente, dass der breite Strom zu Füßen lag, der so manchen Dichter der Romantik inspiriert hatte. Während diffuse Häuseransammlungen von Bonn-Mehlem den Drachenfels noch verdeckten, über den Lord Byron einst in seinem Standardwerk „Child Harold’s Pilgrimage“ Gedichte verfasste, zog mich die Schleife des Rheins, die sich hinter Oberwinter öffnete und bei Remagen endete, in den Bann. Große Dichter und Denker hatten über den Rhein geschrieben: „Ich freute mich, den herrlichen Rhein wiederzusehen, und ergötzte mich an der Überraschung derer, die dieses Schauspiel noch nicht genossen hatten“, das vermerkte Goethe über seine 1774er Rheinreise im 14. Buch von „Dichtung und Wahrheit“. Und Georg Forster erging sich in seinem 1790er Reisebericht „Ansichten vom Niederrhein“ in geologischen Mutmaßungen über die Entstehung des Mittelrheintals, in Beobachtungen zur Armut der Talbewohner. Er fand vieles imposant und kam zu dem Resümee: „Einige Stellen sind wild genug, um eine finstre Phantasie mit Orkusbildern zu nähren, und selbst die Lage der Städtchen, die eingeengt sind zwischen den senkrechten Wänden des Schiefergebirges und dem Bette des furchtbaren Flusses [...] ist melancholisch und schauderhaft.“

An diesem Tag, der mit reichlich Sonne begonnen hatte, kam die Wendung in der fünf Kilometer langen Schleife auf eine unerwartete Art und Weise. Still, ganz still lief der Rhein wie ein Film vor meinen Augen ab, in der Reichweite der Vergangenheit von Dichtern und Denkern, welche in der Person von Ferdinand Freiligrath ihr Domizil in Unkel auf gegenüberliegenden Rheinseite bewohnt hatten. Bald verwischte sich der freundliche weiße Anstrich des einstigen Wohnhauses, das glatte Wellenspiel auf der Wasseroberfläche verschwamm. Zuerst waren es einzelne Dunstschwaden, die auf dem Rhein hin- und hertanzten. Doch dann verschwand Unkel hinter einer Wand aus Dunst und Wassertröpfchen, Schwaden, die mit einem Mal über das Ufer krochen. Blass dümpelte der Fluss vor sich her, Lastkähne wurden verschluckt von der wabernden, undurchsichtigen Masse. Pappeln vereinzelten sich am Uferrand. Die Nebelstimmung elektrisierte. Die Oberleitung der Bahnlinie spannte ihr hängendes Gestänge hoch hinaus, am Rand der vorsichtig hinauf kriechenden Berghänge. Schienen und Schwellen hatten freie Bahn, der Regionalexpress stocherte in vermeintliche Nebellöcher hinein. In Remagen war das Spektakel dann vorbei. Mit dem Rhein war auch der Nebel entschwunden. Die scharf gezeichnete Eisenkonstruktion überdachte das Bahngleis mit dem dahinter liegenden Bahnhof, wo der Regionalexpress hielt.

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