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mit dem Rennrad nach Maria Laach

Paste-and-copy, so könnte man sagen. Ein Zwischenstopp auf dem Weg zum Glück. Dasselbe Foto im letzten und vorletzten Jahr, die niedrige Mauer mit Blumenkübel und Rennrad, im Hintergrund die Abteikirche von Maria Laach. Sogar das wunderschöne Wetter mit viel Sonne, wenigen Schleierwolken und azurblauem Himmel sieht aus wie eine arrangierte Kopie. Die letzten Jahre, jeweils in den Sommerferien, habe ich die Tour mit meinem CANYON-Rennrad nach Maria Laach geschafft.

Die Tour mit dem Rennrad nach Maria Laach hat sich mittlerweile als eine Art von Königsetappe etabliert, die die übrigen Rennradtouren überragt. Schöner, weiter, schwieriger, berauschender, faszinierender. Sechs kollossale Anstiege in der Eifel fordern Herz, Seele und die Kondition heraus. Einhundertzwanzig Kilometer lassen den Körper mächtig schwitzen, verlangen den Muskeln die volle Kraft ab, lassen das Herz auf Hochtouren schlagen und pumpen die Lungen voller Sauerstoff. Die Mittelgebirgshügel der Eifel mit der Königsetappe der Tour de France nach Alpe d’Huez zu vergleichen, wäre vermessen. Doch wenn man die Anstrengungen an meinen ein wenig in die Jahre gekommenen Körper misst, dann geht die Tour bis an die Grenzen, so wie beim Ritt der Radrennprofis über die Alpen. Beim letzten Abschnitt von Remagen nach Hause hatten meine Kräfte gedroht, ihren Geist aufzugeben. Fünf Wochen war ich keine längere Tour mehr gefahren, und so hatte ich schlapp und ausgepumpt über dem Lenkrad gehangen, dass ich das Ziel zu Hause herbeisehnte. Nur noch mechanisch, programmiert wie ein Roboter, hatten die Beine, die schwer wie Blei waren, auf den Pedalen auf dem letzten Stück vorwärts getreten.

Wehr:

Dorfplatz (oben links), Kirche St. Potentius (oben rechts), Inneres der Kirche,

Eingangstor zum Barockgarten (unten rechts)

Die Fahrt von Bonn ins Ahrtal über erste Steigungen in Wachtberg und Grafschaft sind noch eine Art von Vorgeplänkel, dem ab Bad Neuenahr die kraftraubenden und harten Abschnitte folgen. Von Bad Neuenahr nach Königsfeld, aus dem Vinxtbachtal heraus, vor dem Rodder Maar, vor dem Wehrer Kessel, hinter Wehr vor der Autobahnauffahrt auf die A61. Die Anstiege zermürben, weil sie entweder sehr lange andauern, wie beim Verlassen des Ahrtals, oder weil sie dicht aufeinander folgen, so zwischen Königsfeld und Niederzissen, oder weil sie nervtötend sein können, so vor der Autobahnauffahrt der A61, wo der Autobahnzubringer mit dem Seitenstreifen fast schnurgerade den Berg aufsteigt, man lange Zeit aber keinerlei Ende erkennen kann, wann die Steigung aufhört.

Ist der Berg erklommen, überwältigt jedesmal ein Gefühl des Triumphs. Der Aufwand und die Qual lohnen. Gibt es eine andere Bewegungsform, um den Pulsschlag der Vulkaneifel noch intensiver, noch hautnäher zu spüren ? Auf dem Rennrad begeistert die Topographie der Mittelgebirgslandschaft zwischen dem Ahrtal, das sich tief eingeschnitten hat, und dem Laacher See, wo die Steinzeitmenschen den letzten Vulkanausbruch vor rund 11.000 Jahren kaum überlebt haben dürften. Es waren genau diese Feuer speienden Vulkane, die kein geregeltes Auf und Ab von Berg und Tal hinterlassen hatten, sondern ein Ineinandergreifen von Trichtern und Kesseln, von Erhebungen und Vertiefungen. In diesen unregelmäßigen Höhenprofilen, deren Anstiege überraschen, schlummern erloschene, im Erdzeitalter bis zu zwanzig Millionen Jahre alte Vulkane.

Schroffe Gesteinsformationen brechen auf, das Gestein der Vulkane bestimmt die Landschaft. Vom Wald zugewachsen, kann man in Schichten von Gestein hinein schauen. Kreuze aus Basaltlava stehen verstreut in der Landschaft. Gleich mehrere Vulkanpark-Routen umspannen wie ein Netz die Landschaft. Mit dem Rennrad kreuze ich diese Vulkanpark-Routen, ich streife Details des geologischen Vulkanzeitalters, während das Ziel Maria Laach die Streckenführung vorgibt.

Ein Abstecher in den Ortskern von Wehr beeindruckt mit den grauen bis anthrazitfarbenen Hausfassaden, die aus dicken Steinblöcken gemauert sind. Auf dem Dorfplatz rennen Kinder der nahen Grundschule herum. Die Kirche St. Potentius wird mit der prächtigen Innenausstattung der Überfülle gerecht, die man dem Barock nachsagt, obschon die Kirche mit ihrem Turm aus der romanischen Epoche deutlich älter als der Barock ist.

All die Leiden, all die Qual der Anstiege motivieren, wenn man ein schönes Ziel vor den Augen hat. In Maria Laach ist es der Biergarten hinter dem Klosterrestaurant. Vorsichtig bewege ich mich auf dem Rennrad an den Besucherscharen vorbei. Bei herrlichem und nicht zu heißem Wetter ist viel los, denn es gibt viel zu besichtigen, die Abteikirche, die Klostergärtnerei, Klosterbuchhandlung, der Rundweg um den Laacher See.

Im Biergarten lege ich die Beine hoch, trinke zwei Gläser Benediktiner dunkles Hefeweizenbier. Ich spüre, wie sich allmähliche die Beine, die Muskulatur und auch mein Gesäß von all diesen Kraftanstrengungen entspannen, während mein Herz nicht aufhört, auf Hochtouren zu pochen. Das Hefeweizenbier bewirkt wahre Wunder, läßt mich in einem kontemplativen Zustand in dem Inneren meines Selbst ruhen, ein Ruhezustand, wie man ihn ansonsten vielleicht mit irgend welchen Buddhastatuen verbindet.

Ich lausche Gesprächen am Nebentisch, zwei Männer und zwei Frauen in ziemlich genau meinem Alter, deren Haar noch nicht so ergraut ist wie das meinige. Ihren Spracheinschlag bekomme ich eindeutig in die neuen Bundesländer verortet. Wie sich die Problemfelder doch gleichen. Es geht und Pflegegrade, Pflegedienste, um Alter und Krankheit, um Häufigkeiten und Intensitäten der Betreuung von Angehörigen. Und es wird gehadert mit einer richtigen und optimalen Lösung, die es so nicht gibt.

Maria Laach:

was es alles zu sehen gibt (oben links), Abteikirche (oben rechts), Gedenktafel an Goethe und den Freiherrn vom Stein (unten links), der See ist schlecht zu sehen (unten rechts)

Nach den beiden Gläsern Benediktiner dunkles Hefeweizenbier, die gut erfrischt haben, und nach einer Bockwurst verlasse ich diesen Zwischenstopp auf dem Weg zum Glück. Auf dem Weg zur Hauptstraße geht es vorbei an einer Gedenktafel, die an Goethe und den Freiherren vom Stein erinnern, die in Maria Laach verweilt haben. Doch es waren nicht nur diese beiden bedeutenden Persönlichkeiten, die in Maria Laach gewesen waren, sondern zum Beispiel auch Konrad Adenauer, der in dem Kloster Zuflucht gesucht hatte, nachdem ihn 1933 die Nationalsozialisten nach ihrer Machtergreifung als Kölner Oberbürgermeister abgesetzt hatten.

Den Laacher See, der ein Stück von der Landstraße entfernt ist, bekomme ich kaum zu sehen, da Büsche und Gesträuch am Ufer ihn verdecken. Auf dem Parkplatz vor dem Campingplatz herrscht das blanke Chaos, so dass Autos wahllos auf der Landstraße parken. Der letzte kraftraubende und nervtötende Anstieg aus dem Vulkankrater des Laacher Sees hinaus endet am Restaurant Waldfrieden, welches sich genau auf dem Kraterrand des 11.000 Jahre alten Vulkans erhebt.

Die Landstraße zweigt ab nach Andernach und nach Brohl, und ich folge der Strecke über Wassenach und Tönisstein nach Brohl. Der Weg zum Glück setzt sich fort. Nach einer fulminanten Abfahrt von fest zehn Kilometern erreiche in Brohl das breite und verbindende Band des Rheins, welches in Zeiten von Hitze und Trockenheit an manchen Stellen mächtig zusammen geschrumpft ist.

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