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Tagebuch April 2018

1. April 2018

Was für eine Auswahl ! Da über Ostern Gäste bei uns übernachteten – zum einen unsere in Freiburg studierende Tochter und zum anderen mein Schwager aus dem Behindertenwohnheim – waren in unserem Hause weitere Betten belegt. Dies erhöhte die Anzahl der Kuschelecken, wo sich unsere Vierbeiner auf dem weichen Bettzeug niederlassen konnten. Dies wurde natürlich prompt ausgenutzt. So unser Kater Rambo. Als die Türe zu dem Zimmer offen stand, wo unsere große Tochter übernachtete, sprang er auf das Bett, igelte sich auf dem Betttuch ein und verharrte stundenlang und regungslos in seiner Schlafposition. In einem Zimmer, welches unseren Katzen ansonsten verschlossen blieb.

2. April 2018

Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, eine Geschichte, die ich nie wirklich als Kinderbuch gelesen hatte. Und auch die weithin bekannte Version mit den Marionetten der Augsburger Puppenkiste liegt zu lange zurück, dass sie einst im Fernsehen gezeigt wurde, so dass ich die Geschichte und die Handlung nur in Bruchstücken kenne. So haben wir uns am Ostersonntag ins Kino begeben, um uns die Geschichte von Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer als Kinofilm anzuschauen. Die Verfilmung des Kinderbuchs, das Michael Ende 1960 geschrieben hatte, hatte uns beeindruckt. Hoch dotiert mit Filmstars wie Uwe Ochsenknecht, Anette Frier und Christoph Maria Herbst, verdeutlichten diese die Wertigkeit der Verfilmung. Schon die Kulisse der Insel mit zwei Bergen und dem Bahnhof Lummerland war detailgetreu und mit viel Liebe gestaltet. Man habe versucht, sich möglichst nahe an der Geschichte im Buch zu orientieren, das versicherten mir unsere beiden großen Kinder, die das Kinderbuch gelesen hatte. Manche Szenen seien etwas kurz geraten – sonst wäre der Film in eine Überlänge ausgeartet – und den Tausendwunderwald hätte man komplett weggelassen. In welchen Filmen der Hauptdarsteller Henning Baum mitgespielt hatte, bekam ich nicht zugeordnet. Jedenfalls spielte er zusammen mit Salomon Gordon alias Jim Knopf brilliant. Den beiden Protagonisten gelingt es schließlich, durch die Region der schwarzen Felsen, der Wüste und dem Land der tausend Vulkane, in das finstere Kummerland vorzudringen. Dabei beruhte die Existenz Jim Knopfs auf einer Verwechslung: das Paket mit dem Baby Jim Knopf war an das schöne Lummerland adressiert worden und nicht an das finstere Kummerland, wo Jim Knopf eigentlich in die Schule des sadistischen Drachens Frau Malzahn hätte gehen sollen. In einer Befreiungsaktion, in der der Drachen der Frau Malzahn in Ketten gelegt wird, werden nun alle Schüler aus ihrer Zwangshaft der Schule befreit, darunter die Mandalanische Prinzessin Li Si. Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer bringen sie zurück zu ihrem Vater, dem König des Königreichs Mandala, und alles ist gut und die Welt ist wieder in Ordnung. Eine schöne und unterhaltsame Geschichte, voller Abenteuerlust, Entschlossenheit, Witz, Herz und Humor.

3. April 2018

Der Ostermontag – ein Feiertag, in dessen Zentrum die Familie und das leibliche Wohl stand. Vieles spielte sich rund um den Herd und das Kochen ab, nur am Nachmittag waren die Frau und die beiden Töchter zu einem Spaziergang an den Rhein. Nachdem wir ausgiebig gefrühstückt hatten, ging es nahtlos über in die Vorbereitungen für das Mittagessen. Die zwei Pakete Hirschgulasch, die wir am Vortag aus dem Gefrierschrank genommen hatten, waren aufgetaut. Nun mussten wir Kartoffeln schälen, Zwiebeln und Möhren schälen und in kleine Würfel schneiden, außerdem kam noch Sellerie aus dem Gefrierschrank in die Soße. Fünfzig Minuten Garzeit brauchte der Hirschgulasch, so dass gegen halb zwei das Mittagessen fertig war. Für den Nachmittagskaffee hatten wir eine Eierlikörtorte aus dem Gefrierschrank aufgetaut. Abends gab es dann einen Auflauf, der aus vegetarischen Tortellini, Pilzen und Zucchini, überbacken mit Käse, bestand.

4. April 2018

Das Haus Welter, eines der spärlichen Monumente, das unsere Ortsgeschichte überdauert hat. Eigentlich hätte es dem Schicksal entgegen sehen sollen, das vielen Bauten in unserem Ort nicht erspart blieb: dem Abriss. Balken waren morsch, das Hochwasser hatte die Bausubstanz ausgehöhlt, und doch geschah an diesem schmucken Fachwerkhaus ein unerklärliches Wunder. In seiner einhundertfünfzigjährige Geschichte war es lange Zeit von Fischer auf dem Rhein bewohnt worden, und bis in die 1980er Jahre lebte dieses Haus vom Fischverkauf. 1987, nach dem Tod der Vorbesitzer, arrangierte sich das Ehepaar Welter mit der Stadt Niederkassel, damit das Haus nicht abgerissen wurde und in seine Einzelteile zerlegt wurde. Die morschen Eichelbalken wurden saniert und das Fachwerkhaus wurde in all seiner Größe und seinem Glanz nach Originalplänen wieder aufgebaut. Wunderbar: die Atmosphäre im Inneren des griechischen Restaurants „Nikos“, das sich im Haus Welter befindet, ist alt und einfach klasse. Am Ostersonntag sind wir mit unserer Familie in dem Restaurant essen gegangen. Das Essen war genauso lecker, wunderbar und heraus geputzt, wie das alte Fachwerkhaus in neuem Glanz von außen aussieht.

5. April 2018

Ich kann nicht leugnen, dass es mich, wenn die Natur draußen loslegt und zum Frühling ansetzt, in unseren Garten zieht. Dieser hat sich ausgeruht nach den Frostperioden, die sich im Februar und im März in die Länge gezogen hatten. Seit November letzten Jahres haben wir keinen Handschlag mehr im Garten getan, und nun beginnt der Frühling mich wach zu rütteln: ein Drang nach Ordnung und System in unserem Garten, wo sich zum einen die Natur entfalten soll und wo zum anderen reiche Ernteerträge sprießen und gedeihen sollen. Wie in vielen anderen Jahren, war der Beginn holprig, weil meine Frau den besseren Überblick hatte über die anstehenden Aktivitäten und deren Reihenfolge. Als sie abwesend war, grub ich das vordere Beet um. Dies war aber nicht so dringend. Gleichzeitig hatte ich den Pfad aus Rindenmulch entlang der Steinreihe zum höher gelegten Beet umgegraben, diesen Pfad hätte ich aber belassen sollen. Auf der Plattenfläche vor der Steinwand zu unseren Nachbarn hatte ich das viereckige Metallgestell des Kompostes aufgebaut und fleißig Gras und anderes Unkraut darin entsorgt. Meine Frau wollte aber die oberen Mauersteine bepflanzen, so dass ich den Komposter wieder abbauen und den Inhalt auf unseren anderen Komposthaufen umfüllen musste. Am drängendsten, worum ich mich zu kümmern hatte, waren unsere neun Kompostmieten mit den Hügelbeeten, um diese mit Salat und Gemüse bepflanzen zu können. So wartete rund um unsere neun Kompostmieten reichlich Arbeit auf uns. Blumenerde von Netto lagerte in der Schubkarre, wir fischten Unkraut aus den Kompostmieten heraus, ich baute eine weitere Kompostmiete auf. Wir sind dabei, unseren Garten fit für das Frühjahr zu machen.

6. April 2018

Eine Art von Kick-off, die erste Rennradtour im neuen Jahr. Endlich. Zu lange hatten regnerisches Wetter, lange Frostperioden und zu viel Arbeit im Büro die erste Tour hinaus gezögert. Nun war es soweit, dass ich mich gegen halb 12 im Großraumbüro aus dem Staub machen konnte. Die Tour über Bad Honnef, Aegidienberg, Buchholz, Eitorf und durch das Siegtal über Hennef zurück hatte ich mir ausgesucht. Ziemlich ambitioniert, dachte ich mir, denn, ohne dass ich mich großartig über den Winter aufs Fahrrad geschwungen hatte, wusste ich nicht so Recht, wie es um meine Kondition bestellt war. Nachdem ich von Bad Honnef aus die Höhen des Siebengebirges nach Aegidienberg hoch gekrochen war, hatte mich der Gegenwind auf den Höhenzügen des Westerwaldes schlimm erwischt. Im Schneckentempo war ich mehr vor mir her gekrochen als dass ich auf meinem Rennrad vorwärts kam. Dafür war die Rückfahrt durch das Siegtal deutlich entspannter. Auf freiem Feld brauchte ich ab Hennef letzten 25 Kilometer kaum noch treten, weil mich der böige Rückenwind vor sich her blies. Abends fühlte ich mich fit, aber am nächsten Tag hatte ich so viel Durst, dass ich abends gleich mehrere Gläser Weizenbier brauchte, um mein Flüssigkeitsdefizit wieder auszugleichen.

7. April 2018

Anfang April – eine intensive Zeit austreibender Blüten. Zur Sommerszeit als banaler Strauch am Wegesrand sich versteckend, zeigt die Schlehe nun deutlich ihre weiße Blütenpracht, während das kahle Geäst der benachbarten Sträucher überwintert hat. In ihrer Geschichte war die Schlehe gerne Gegenstand von Glauben und Aberglauben. So wurde die Schlehe in der irischen Mythologie als „alte dunkle Frau der Wälder“ oder „Mutter der Wälder“ bezeichnet. In Irland glaubte man, dass Mondfeen in Schlehensträuchern leben, sie wachten über die Schlehe und verließen sie nur während des Vollmondes, um die Mondgöttin zu huldigen. In der keltischen Folklore wurde außerdem Cailleach (auf Gälisch „ alte Frau“) als Göttin des Winters sehr oft mit Schlehenzweigen dargestellt. In Mitteleuropa zählte die Schlehe früher zu den Pflanzen, mit deren Hilfe sich Ernte und Wetter vorhersagen ließen. So wurden die Tage, die zwischen dem Erblühen der Schlehe und dem 23. April – dem Georgi-Tag – lagen, gezählt, um den genauen Erntetermin der Getreideernte um den Jakobi-Tag (25. Juli) zu bestimmen. Ein gehäuftes Auftreten von Schlehen bedeutete einen besonders strengen Winter, so der Volksglaube. Schlehen sollten auch vor Hexen schützen. Da die Dornen zahlreich und scharf waren, umpflanzte man gerne Bauernhöfe mit Schlehen. So sollten Hexen fern gehalten werden. Die Schlehe sollte angeblich auch vor Übeln und dem Bösen schützen sollte. Da die Schlehe Wünsche erfüllen sollte, wurde das Holz der Schlehe gerne für Zauberstäbe verwendet. All diese Mythologien sieht man der Schlehe am Wegesrand überhaupt nicht an.

8. April 2018

Vom Glanz und von der Feierlichkeit des Weißen Sonntags. Zugegebenermaßen ein Rest, eine seltener gewordene Nische des Feierns in katholischen Gebieten, wenn die Eltern ihre Kinder zur Erstkommunion anmelden, was im Vergleich zu früher seltener geschieht. Unsere kleine Tochter hatte jedenfalls Lust auf diese Feierstimmung, denn sie wollte in der Messe dienen. Mit dem Auto fuhr ich sie zur Kirche, und das Menschengewimmel vor der Kirche 45 Minuten vor Beginn des Gottesdienstes verriet, dass etwas Feierliches im Gange sein musste. Alleine die Kleidung belegte nachdrücklich den feierlichen Rahmen: die Männer posierten in Anzügen mit Krawatten, die Frauen trugen Kleider und Röcke, ihre Frisuren waren frisch und wie geleckt. Mit dem Auto war die Durchfahrt schwierig, weil viele Fahrzeuge in langsamer Fahrt nach nicht vorhandenen Parkplätzen suchten oder anhielten. Am größten war die Parkplatznot vor dem Pfarrheim, dem Treffpunkt der Kommunionkinder, wo ich aus dem Gewühl einige Mädchen in ihren blütenweißen Kommunionkleidern erkennen konnte. Ich konnte sogar unseren Nachbarn mit seinem Sohn erkennen, der in diesem Jahr auch zur Erstkommunion ging. Noch gestern hatte ich in der Eisdiele am Marktplatz zwei Gutscheine besorgt. Um ihn als Geschenkgutschein zu überreichen, war ich mit unserer Tochter durch den fein geschmückten Eingangsbereich unseres Nachbarn schräg gegenüber geschritten. Das selbst gebastelte Schild „Gott sei mit Dir“ begrüßte uns über der Eingangstüre. Nachdem wir eingetreten waren und dem Kommunionkind Raphael den Geschenkgutschein überreicht hatten, durfte sich unsere Tochter ein Überraschungsei als Dankeschön aussuchen. Dass sich die Anzahl der Kommunionkinder verringert hatte, hatte sich direkt auf die Anzahl der zu verteilenden Geschenke ausgewirkt. Den zweiten Geschenkgutschein hatten wir in der Schlesierstraße übergeben. Es ist aber auch unsere Alterskategorie, dass wir weniger Kinder kennen, die zur Erstkommunion gehen. Eines bleibt aber stehen: in denjenigen Familien, die die Erstkommunion feiern, haben der Glanz und die Feierlichkeit am Weißen Sonntag nicht an Bedeutung verloren.

9. April 2018

Was ihm an Köln gefallen würde – das wurde der Schauspieler Peter Millowitsch, Sohn der Kölner Legende Willi Millowitsch, in einem Interview gefragt. „Das mediterrane Lebensgefühl“, hatte er geantwortet. Ein Stück Spanien, Italien oder Südfrankreich im Rheinland ? Schaut man auf die Kombination von Weinbau und Gesteinsformationen, so sind die Verwandtschaften zur Provence, zum Trentino in Italien oder zu Navarra in Spanien nicht von der Hand zu weisen. So baut sich im Schatten des Drachenfelses eine mächtige Felsenwand auf. Begünstigt durch kalkreiches Trachytgestein und tonhaltige Grauwackeböden, wachsen und gedeihen kräftige Weißweine auf Steillagen. Eines der nördlichsten Weinanbaugebiete in Deutschland scheint dicht bei einander zu liegen zu den mediterranen Regionen der Provence, des Trentino oder von Navarra. Die Sonne scheint vom tiefblauen Himmel. Noch ist nichts ausgetrieben an dem engmaschig gestrickten Netz von Weinstöcken. Wenn die Trauben im Herbst gelesen sind und wenn der Riesling seine dezente Säure und seine feinen Fruchtaromen im Weinglas ausbreitet, dann verkostet der Weinliebhaber ein Stück des mediterranen Lebensgefühls.

10. April 2018

Man muss nicht unbedingt zum Kirschblütenfest in die Altstadt pilgern, um die herrliche Pracht der zartrosanen Blütenknospen zu sehen. Die warmen Temperaturen der vergangenen Tage haben dafür gesorgt, dass die Blütenknospen über Nacht geradezu explodiert sind. Äste und Zweigen hängen voller Blüten. In ihrer Farbenpracht sind sie ein Sinnbild voller Schönheit und Anmut – und das untrügliche Zeichen dafür, dass nun die warme Zeit des Jahres angebrochen ist. Das ist praktisch, dass ich die Blütenpracht direkt an meinem Büroarbeitsplatz bestaunen kann. In den Freiflächen zwischen den Gebäudetrakten steht die Farbenpracht in voller Blüte, und die ansonsten blasse Büroarchitektur erhält während der Blütezeit einen satten Anstrich von Schönheit. Um diese Schönheit zu bewundern, muss man also nicht in die Altstadt. Inmitten der Büroarchitektur sind es nicht ganze Straßenschluchten wie etwa in der Heerstraße, die in ein überspannendes rosaweißes Blütenmeer getaucht sind. An dieser Stelle reichen drei einzelne Zierkirschen, um die Strahlkraft dieser Einzelexemplare zu vervielfachen.

11.4.2018

Der VW Käfer, ein Symbol des Wirtschaftswunders. Es war Adolf Hitler selbst, der die Idee hatte von einem leicht zu bauenden Volksauto. 1938, ein Jahr vor dem Zweiten Weltkrieg, präsentierte der Ingenieur Ferdinand Porsche einen Prototypen dieses Volksautos mit ungewöhnlichem Heckantrieb: „ eine Limousine, einen offenen Wagen und eine Cabrio-Limousine, die bei sechs bis sieben Liter Brennstoffverbrauch und hundert Kilometern Autobahngeschwindigkeit nur 990 Mark kosten werden." In den Vorwehen des nahenden Zweiten Weltkrieges wurde im neuen Werk in Fallersleben bei Wolfsburg aber kein Volks-Auto gebaut, sondern militärische Fahrzeuge wie der Kübelwagen. 1945, nach Kriegsende gelang dem VW Käfer im neuen Werk in Wolfsburg dann der Durchbruch. Als Auto, billig, sparsam, zuverlässig und wie geschaffen für die Nachkriegszeit, entwickelte sich der VW Käfer binnen kurzer Zeit zum Mythos. In Massenproduktion waren 1948 bereits 20.000 Käfer hergestellt worden, der Käfer wurde zum Exportschlager und zum Zeichen des deutschen Wirtschaftswunders. Die Ausstellung im Haus der Geschichte „Deutsche Mythen seit 1945“ zeigt einen VW Käfer aus dem Jahr 1955, demjenigen Jahr, in dem der millionste Käfer produziert wurde.

12. April 2018

Bekanntes und Bewährtes auf der zweiten Rennradtour in diesem Jahr. Ich hatte mir das Ahrtal ausgesucht in seiner Länge von Bad Neuenahr nach Dernau, wo ich das Tal in einem mächtigen und Kräfte raubenden Anstieg verließ. Es sind solche Strecken, die Standard sind, einfach schön sind und die ich, seitdem ich die Touren fahre, immer wieder gerne radele. Einer dieser Lieblings-Touren verläuft durch das Ahrtal. Anfangs, an der Grenze des Bonner Stadtgebietes zum Rhein-Sieg-Kreis, hieß es: Höhenmeter zurück legen. Mit 8% Steigung arbeitete sich die Landstraße nach Ließem hoch und verließ das Rheintal. Ein kräftiger, ordentlicher Anstieg zu Beginn der Tour, der sich an den zerstreuten Siedlungen von Ließem vorbei mogelte und genau in dem Moment abflachte, als es anstrengend wurde. Danach waren die Hügel des Drachenfelser Ländchens einiges zahmer. Und die Ausblicke waren wuchtig und schön, zurück auf das Siebengebirge oder vorwärts gerichtet auf die Bergkuppe des Wachtberges.

13. April 2018

13.000 Teilnehmer, 16 Nationen, 42,195 Kilometer, die die Strecke von Athen nach Marathon gemessen hat. An diesem Wochenende steht die ganze Stadt Kopf und sieht diesem Großereignis des Marathonlaufes entgegen. Natürlich werden auch jede Masse Zuschauer erwartet. In der Stadt kann man diese Vorfreude auf das Großereignis nicht übersehen. Die Läufergruppen haben sich an der Rheinpromenade in den letzten Wochen vervielfacht. Lockerer Trab, ein letztes Schärfen der Kondition. Ein Test von Ausdauer und Durchhaltevermögen auf derjenigen Distanz, auf er einst der Bote die Bewohner von Athen über die siegreiche Schlacht von Marathon informieren wollte. Nach der um 480 vor Christus geschlagenen Schlacht gegen die Perser war er kurz vor Athen tot zusammen gebrochen. In diesen Tagen scharen sich Absperrungen vor großen Verkehrskreuzungen zusammen. Jede Menge Firmen rund um den Laufsport präsentieren sich im Marathonzelt auf dem Münsterplatz. Und vor dem Alten Zoll kann man Zahlen und Nummern durch die transparente Seitenwand der beiden Zelte erkennen. Je mehr sich der Startschuss nähert, um so mehr wird hier ein undurchdringliches Gewimmel herrschen, um die Startunterlagen in Empfang zu nehmen. Wo momentan keine Menschenseele Notiz von den Startzelten nimmt, wird sich bald die unglaubliche Ruhe schlagartig verwandeln. Der alte Zoll wird dann begleitet von einem Energiebündel von Marathonläufern.

14. April 2018

Es gibt sie, diese Orte, an die Erinnerungen dünn gesät sind. Sie liegen abseits der Routen, wohin uns unser Alltag, Ausflüge, menschliche Verbindungen oder auch Rennradtouren führen. Rösrath ist ein solcher Ort. Im Rücken des Köln-Bonner Flughafens haben mich vereinzelte Touren mit dem Rennrad durch die Wahner Heide über Rösrath nach Hoffnungsthal geführt. Wirklich schönes und bemerkenswertes habe ich bei diesen Touren in Rösrath nicht unbedingt erkennen können. Die einzige größere Erinnerung verbinden wir mit der Einbauküche in unserem alten Haus –mit ihrer Großzügigkeit und ihrem Design vermissen wir sie durchaus – die wir im Rösrather Möbelzentrum gekauft haben. Nichts ist ewig, wie Unternehmen wirtschaften, und inzwischen hat sich das Rösrather Möbelzentrum in das Möbelhaus „Höffner“ verwandelt. Von innen haben wir „Höffner“ nicht kennen gelernt. Die zwischenmenschlichen Kontakte unserer Tochter haben uns zuletzt wieder nach Rösrath geführt. Sie war zum Geburtstag eingeladen. Ein kurzes Herumkurven, Orientieren und Suchen, wo das Geburtstagskind wohnte. Die Suche verblüffte, weil ich durch die Hauptzufahrt von Möbel Höffner hindurch fahren musste. Immer geradeaus, bis die Straße nach rechts abknickte und sich nicht auflöste zwischen irgendwelchen Großparkplätzen. Schnurstracks, weiter geradeaus führte die Straße an den Waldrand, wo das Geburtstagskind – ein Mädchen namens Alissia – zusammen mit ihren Gästen feierte.

15. April 2018

Von Rösrath aus kommend, ließ ich es mir nicht nehmen, im Königsforst einen Zwischenstopp einzulegen. Schon von der Straße aus waren mir die intensiven weißen Blütenteppiche aufgefallen. Die Buschwindröschen, das hatte ich früher recherchiert, wollte ich mir näher ansehen, so dass ich auf einem Wanderparkplatz anhielt. Während an den Bäumen nur spärliches Laub ausgetrieben war, bildete das Buschwindröschen an manchen Stellen eine dichte Krautschicht auf dem Erdboden. An anderen Stellen vereinzelte das Buschwindröschen – so wie auf meinem Foto. Dann wieder formierte es sich in einem um sich greifenden Aufmarsch in einer geselligen Atmosphäre. Aber Vorsicht beim Anfassen: das Buschwindröschen ist in allen Teilen der Pflanze giftig und enthält den Giftstoff Protoanemonin. Beim Berühren können Juckreiz, Rötung oder Blasenbildung auf der Haut entstehen.

16. April 2018

Der Geburtstag unserer Tochter war vorbei, und zu diesem feierlichen Anlass ließ es sich der Schwiegervater nicht nehmen, uns zum Essen einzuladen. Nach einer gewissen Überlegungsphase ließen wir unsere Tochter entscheiden: zum Chinesen im Troisdorfer Stadtteil Bergheim sollte es gehen. Den Ausschlag für das chinesische Restaurant gab das Buffet, auf dem für alle etwas dabei war, außerdem konnte man mehrere verschiedene Speisen essen. Das war sehr lecker, zumal ich selbst sehr lange nicht mehr chinesisch essen war. Die Fahrt nach Hause gestaltete sich dann etwas anders als bei unseren anderen Restaurantbesuchen. Wir waren sechs Personen, aber unser Auto hatte nur fünf Sitzplätze. Da es windig, trocken und angenehm temperiert war, ging ich mit unserem Sohn ein Stück zu Fuß. Während meine Frau des Rest unserer Familie nach Hause transportiert, schritten wir unserem Auto entgegen. Wir passierten das Neubaugebiet, wo das chinesische Restaurant lag, wir schritten vorbei am REWE, der am Ortsende lag, und wir trotteten am Grünstreifen am Fahrbahnrand vorbei und an bestellten Feldern. An der von Troisdorf kommenden Hauptverkehrsstraße stoppten wir, wir warteten ab und bald wurden wir von unserem Auto eingesammelt.

17. April 2018

Erstaunlich, was sich mündlich oder schriftlich überliefert hat und was in einem Steinkreuz geformt ist. In Steinbrüchen wurden im Drachenfelser Ländchen Steine abgebaut. Davon wurde mit den Steinen in der heutigen Gemeinde Wachtberg im 19. Jahrhundert der Kölner Dom zu Ende gebaut. Die Tragik des Arbeiters Stephanus Unckels dokumentiert der Friedhof an der Kirche St. Gereon in Berkum. 1714 wurde er bei seiner Arbeit im Steinbruch vom Vulkangestein erschlagen, das er am Hohenberg abbaute. Dort, wo das Kreuz aus Trachytgestein mit der Jahreszahl 1714 steht, ist Stephanus Unckels begraben.

18. April 2018

Ein etwas anders gearteter Abend, ausnahmsweise. Meine Frau war bis gegen 22 Uhr abends weg, und so konnte ich den Abend gestalten, wie es sonst selten geschieht. Mit Ausnahme von Fußball-Weltmeister- oder Europameisterschaften ist bei uns im Fernsehen nahezu tabu, und an diesem Abend wurde Live das DFB-Pokalspiel von Bayer Leverkusen gegen Bayern München gezeigt. Dieses packende und spannende Spiel ließ ich mir nicht entgehen. Obschon die Bayern bereits nach 10 Minuten mit 2:0 führten und das Spiel am Ende klar und deutlich mit 6:2 gewannen, gaben die Leverkusener nie auf, spielten über weite Strecken auf Augenhöhe mit den Bayern und kämpften voller Leidenschaft. Das Spiel wogte hin und her, voller Torszenen auf beiden Seiten, wobei die Münchener all ihre Cleverness bei der Verwertung der Torchancen ausspielten. Ein höchst unterhaltsamer Abend.

19. April 2018

Die ältere Dame, die vielleicht etwas älter als 70 war, war klar, wach, rüstig und geistig gut dabei. In der Mittagspause wollte ich mich bei einem Kaffee in dem Café zerstreuen, und da die spärlichen Plätze in dem engen Innenraum belegt waren, gesellte sie sich zu mir. Ihr verstorbener Ehemann war Lehrer gewesen, wobei sie den Berufsstand des Lehrers als ordentlichen und gescheiten Beruf anpries. Doch die Schulen seien nicht mehr das, was sie früher waren. Dazu nannte sie Schulen mit angeblich gutem Ruf in Pennenfeld oder Mehlem, die mir überhaupt nichts sagten. Sichtlich verärgert war sie darüber, dass Rechtsanwälte über die Unterrichtsgestaltung ihres Mannes mitbestimmt hatten. So musste ihr Mann einmal eine Klausur neu schreiben, weil ein Rechtsanwalt gegen deren Inhalt prozessiert hatte. Die geistig sehr wache Frau war eine derjenigen Nörgler- und Meckerertypen, denen ich ungerne zuhörte, weil ihnen die Eigenschaft abhanden gekommen war, objektiv über die Dinge urteilen zu können. Ihren Mann ließ sie bei all ihrer Kritik nicht aus: mit der Besoldungsgruppe A14 war er in den Ruhestand gegangen, und bei seiner Lehrerkarriere sei mehr drin gewesen. Sie schimpfte auch auf ihren Sohn, der nun in Berlin wohnt. An dieser Großstadt reize sie nichts, und in ihrer ganzen Verwandtschaft würden stets nur die Frauen strategisch wichtige Entscheidungen bestimmen. So auch bei ihrem Sohn, der Vater ihres einzigen Enkelkindes war. Ihr Monolog riss nicht ab, während meine Kommentare allenfalls einsilbig ausfielen. Die Themen, über die sie nörgeln und meckern konnte, waren sehr zahlreich gesät. Die Kindererziehung sei nicht mehr das, was sie früher gewesen sei. Sie müssten strenger erzogen werden, und durch zu viel Freiheit würden sie orientierungslos, sie hingen herum, sie seien nicht mehr belastbar. Über den Osten und über Frankreich schimpfte sie. Zu viel Geld sei in die neuen Bundesländer geflossen, die wir mit dem Solidaritätszuschlag bezahlt hätten. Die Straßen dort seien im besten Zustand, während bei uns die Kommunen nicht wüssten, wo sie das Geld hernehmen sollten, um mit Schlaglöchern übersäte Straßen neu zu bauen. In Frankreich hätten sie Freunde im Elsass. Sie dehnten ihre Mittagspause fließig aus und aßen üppig über mehrere Stunden im Restaurant. Abends würden sie sich hingegen weigern, länger zu arbeiten, um das nicht Erledigte aufzuholen. Natürlich bekam Donald Trump auch sein Fett ab. Wie die Amerikaner ihn hätten wählen können, lag außerhalb ihres Vorstellungsvermögens. Auch meinen Arbeitgeber ließ sie bei ihrem Monolog nicht aus. Wir würden unseren Mitarbeitern viel zu viel bezahlen, während unser Service mies sei. Als ich meinen Kaffee ausgetrunken hatte, war ich erleichtert, die Bäckerei verlassen zu können und die Anwesenheit dieses Nörgler- und Meckerertyps nicht mehr ertragen zu müssen.

20. April 2018

Es war verdammt heiß am frühen Nachmittag. Ich kann mich kaum erinnern, wann wir im April an die dreißig Grad gehabt hatten. So hatte es die heutige Tour über die Margarethenhöhe, Oberpleis, den Anstieg nach Pleiserhohn und Hennef in sich. Es war der mächtige und anstrengende Anstieg von Königswinter aus auf die Margarethenhöhe, der meiner Kondition einiges abverlangte. Das Siebengebirge, mit seinen bewaldeten Höhen normalerweise ein Garant für Schatten, ließ nun bereitwillig zu viel Sonne hindurch. Zu hoch stand die Sonne am Himmel, in der frühen Jahreszeit waren die Blättern an vielen Bäumen nur wenig ausgetrieben, schließlich hatte ich total vergessen, Mineralwasser mitzunehmen. So war ich endlich froh, diesen giftigen letzten Anstieg nach den beiden Kurven bewältigt zu haben. Der Scheitelpunkt der Margarethenhöhe war wie eine Erlösung. Von dort aus nahm mein CANYON-Rennrad auf 8% Gefälle nach Ittenbach so richtig Fahrt auf.

21. April 2018

Wie sich die Landwirtschaft an die Gegebenheiten des Marktes anpasst. Spargel, die Gemüseart in Deutschland mit der größten Anbaufläche, hat nun auch auf den Felder nach Troisdorf Fuß gefaßt. Dabei haben sich die Bewirtschaftungsformen längst denjenigen auf der anderen Rheinseite rund um Bornheim angepasst. Erdbeeren und Bohnen, Äpfel und Kopfsalat, Birnen und Kirschen, die Anbauformen haben sich verlagert. Herkömmlicher Getreideanbau oder Zuckerrüben sind auf dem Rückzug, weil die Margen klein sind. Anders sieht dies beim Spargel aus. Trotz der langen Vorbereitungszeit von drei Jahren, bis die Dämme sich geformt haben und der Boden leicht und locker ist, lohnt sich der Spargelanbau. In den Haushalten ist er auf dem Küchenzettel nachgefragt wie nie, und der Verbraucher ist auch bereit, tiefer in die Taschen zu greifen. Dicht an dicht stehen die Reihen, und es muss wohl noch etwas gewartet werden, bis die ersten Erntehelfer anrücken können.

22. April 2018

Ein wunderschöner Abend mit Ralf Schmitz, dessen Programm „Schmitzenklasse“ wir gestern in der Rhein-Sieg-Halle in Siegburg Live erlebt haben. Er führte uns durch seine eigene Schulzeit, erzählte Anekdoten und ließ seine Lehrer Revue passieren. Seine Sketche, die seine Schulfächer aufs Korn nahmen, sprühten in seiner hyperaktiven Art so sehr vor Witz, dass uns vor lauter Lachen regelrecht die Luft weg blieb. Da war etwa sein Lehrer in Religion, dessen Unterrichtsinhalt in einer bestimmten Unterrichtsstunde aus drei Dias bestand, die er mit seinem Projektor zeigen wollte. Sorgfältig hatte er seine drei Dias sortiert, und nachdem ihm die drei Dias auf den Boden gefallen waren, war ihm die Reihenfolge so sehr durcheinander geraten, dass er sich außerstande sah, seinen Unterricht abzuhalten. Oder da war seine Französischlehrerin, eine echte Französin, die Madame Wolter hieß, weil sie mit ihrem deutschen Ehemann verheiratet war, die sich aber so aussprach wie der französische Philosoph Voltaire. Die Übertragung französischer Redensarten ins Deutsche war nicht ihr Ding, so dass sie einmal sagte, sie würde durch das Fenster springen, wenn sich ihre Klasse nicht vernünftig benehmen würde. Oder ihr Schüler Ralf Schmitz, mit der Bestnote einer 4+ nicht gerade eine Intelligenzbestie in Französisch, solle nicht „die Flinte ins Gemüse werfen“. Und da war natürlich noch das Publikum, welches sein Programm mit gestalten durfte, indem er einzelne Akteure aus dem Publikum in die Gestaltung seiner Sketche auf der Bühne einbezog. Das war Improvisation vom Feinsten, kein Auftritt dürfte demjenigen an einem anderen Ort und Tag gleichen. Für die Zuschauer bedurfte es sicherlich einigen Mutes, sich in die vordersten Reihen vor der Bühne zu setzen. Nein, nur eine harmlose Frage, nix mit Bühne, so köderte er seine Gäste aus dem Publikum, die er sich schließlich entgegen seiner Ankündigung auserkor für ihren Bühnenauftritt. In sein Herz geschlossen hatte er eine alte, rüstige Dame mit dem Vornamen Elisabeth, die am kommenden Montag ihr stolzes Lebensalter von 86 Jahren erreichen würde. Zu Beginn seines Auftritts war er durch die vordersten Besucherreihen geschlendert, wo Elisabeth mit ihrem familiären Anhang saß. Nein, sie alle hätten noch nichts gegessen, antwortete sie auf seine direkt adressierten Fragen. Es ginge aber noch nach Mc Donald’s, entgegnete sie schlagkräftig. Es war ein herzerfrischender, toller Abend, an dem wir ganz viel gelacht haben.

23. April 2018

Das unrühmliche Ende eines so schönen Abends mit Ralf Schmitz. Unser Auto hatten wir auf dem sechsten Parkdeck in dem Parkhaus geparkt, welches an die Rhein-Sieg-Halle angrenzte, und genau dieses Parkhaus sollte sich zum Horror-Parkhaus entwickeln. Alles begann mit dem Kassenautomaten, der außer Betrieb war, und auf dem Wege zu unserem Auto auf dem sechsten Stock des Parkdecks erfuhren wir, dass es einen weiteren Kassenautomaten an der rückwärtigen Zufahrt gab. Die Warteschlage vor diesem Automaten nahm kein Ende. Weil die Wartezeit unendlich lange dauerte und weil sich alle Autos von den sieben Parkdecks aus durch die einzige Ausfahrt quälen mussten, überprüften einige Wartende vor mir gesondert, ob es wirklich so war, dass ein Parkticket gelöst werden musste. Ja, die einzige Schranke vor der Ausfahrt bewegte sich auf und ab, so dass alle Autofahrer ausnahmslos ihr Ticket in den Schlitz hinein stecken mussten, um in den Genuss ihrer Ausfahrt zu gelangen. Eine gefühlte Ewigkeit dauerte es, bis ich unser Parkticket gelöst hatte, und unsere Fahrt vom sechsten Stock des Parkdecks endete abrupt. Im vierten Stock ging gar nichts mehr. Totaler Stillstand. Der Betreiber des Parkhauses, die Stadtentwicklungs-GmbH, stellte sich so dilettantisch an, dass sich tumultartige Szenen abspielten. An die dreißig Minuten, von zehn nach elf bis zwanzig vor zwölf, bewegte sich ganz und gar nichts im Parkhaus. Es war genau der befürchtete Fall eingetreten, dass irgend jemand in seinem naiven Glauben schwebte, er könne ohne Parkticket das Parkhaus verlassen. Er musste sich einreihen in die noch lange Warteschlange vor dem einzigen funktionierenden Kassenautomaten, dabei blockierte er die nachfolgenden Fahrzeuge, weil er nicht beiseite fahren konnte. Sie mussten solange warten, bis er zurückkehrte. Da die Viertelstundenfrist zum Verlassen abgelaufen war, wurde dies den nachfolgenden Autofahrern zum Verhängnis. Eine Fehlermeldung ärgerte sie: sämtliche Parktickets waren ungültig und mussten nochmals gelöst werden. Das war nicht mehr handhabbar. Dazu kam, dass um diese späte Uhrzeit am Samstagabend weder ein Verantwortlicher in dem Parkhaus anwesend war, noch irgendeine Störungshotline oder ein Notdienst greifbar war. Also rief man die Polizei an. Diese fühlte sich aber nicht zuständig, weil kein Verbrechen oder eine Straftrat begangen worden war. Chaotische und tumultartige Szenen spielten sich ab. Wie aus dem Nichts erschien dann doch jemand an der Warteschranke, der nach dem rechten schauen wollte. Er hätte keinerlei Befugnis, etwas veranlassen zu können, reklamierte er. Doch dem stand das Faustrecht der vor Wut kochenden Autofahrer entgegen. Bevor es zu Handgreiflichkeiten kam, öffnete er die Schranke, egal ob ein Parkticket gelöst war oder nicht. Nach diesen Erfahrungen werden wir nie mehr in dieses Horror-Parkhaus hinein fahren.

24. April 2018

Wenn man mich fragen würde, ob ich mich wohl in unserer Stadt fühle, müsste ich zögern. Die Antwort würde nicht eindeutig ausfallen. Neben dem uniformen Erscheinungsbild der Ortskerne sind es vor allem die Baustellen, die das Wohlbefinden auf eine harte Probe stellen. Zyklisch kehren sie wieder, legen die Mobilität lahm und haben die Eigenschaft, dass sie wie eine Seuche neuralgische und empfindliche Stellen befallen. Noch vor den Osterferien ging es auf der Löwenburgstraße nicht weiter. Kurz vor LIDL war die Straße aufgerissen, Arbeiter hatten sich mit Schaufeln bewaffnet, ein LKW blockierte die Straße, mit dem Fahrrad ging es auf dem Weg zur Arbeit nicht weiter. Dasselbe Chaos auf der Marktstraße: die Gasleitung aus der 1950er Jahren wurde erneuert, so dass die Straße in der kompletten Länge bis zur Zufahrt zum Netto-Supermarkt gesperrt war. Ganz umständlich, mussten man nun über die Ober- oder Unterstraße herum kurven, um zu den Geschäften auf der Marktstraße oder zum Netto zu gelangen. Beinhart war die Probe des Wohlbefindens in den Osterferien, als wir bei HIT tanken wollten. Eine Baustelle versperrte die Ausfahrt des Supermarktes, so dass wir an der Tankstelle wenden mussten, unser Auto auf einem Teilstück gegen die Fahrtrichtung steuern mussten und auf der rückwärtigen Ausfahrt den Supermarkt verlassen mussten. Eines wird gewiss sein: wenn alles wieder hergestellt und neu gebaut worden ist, dann läßt die nächste Großbaustelle bestimmt nicht lange auf sich warten.

25. April 2018

Mit Kunst ist es wie mit sozialen Netzwerken, mit Facebook, Twitter, Foren im Internet oder Blogs. Es gibt viel zu viel davon, die Stadt ist voll gestopft damit, es herrscht ein Überangebot. Niemand kommt dazu, sich mit den Botschaften zu befassen, kaum jemand nimmt die Kunst noch wahr, die im allgemeinen Trend der Reizüberflutung untergeht. So habe ich zuletzt, als ich unsere Tochter von der Asklepios Klinik in St. Augustin abgeholt hatte, die wohl proportionierte Platzierung der Kunst als angenehm empfunden. Im Flur, im Eingangsbereich und im Treppenaufgang waren Bilder, Malereien und vieles mehr ausgestellt.

26. April 2018

„Er gehört zu mir“ von Marianne Rosenberg schmiss der Lautsprecher daher, die Boxen dröhnten, die klare Frauenstimme aus den 1970er Jahren fegte über die Bühne. Normalerweise sträuben sich meine Ohren gegen deutsche Schlager, doch auf dieser Bühne auf dem Münsterplatz lagen die Dinge komplett anders. Zum Aktionstag zur Gleichstellung hatten Behinderte, Vereine, der Landschaftsverband und Träger wie die Caritas eingeladen. Stände hatten sie auf dem Münsterplatz aufgebaut, auf der Bühne neben der Münsterkirche waren Aufführungen zu sehen. Deutsche Schlager erhielten in diesem Rahmen einen vollständig anderen Blickwinkel. Behinderte hatten sich in schwarz-rote Kostüme gekleidet und führten einen Tanz auf. Da schwang viel Leidenschaft mit, viel Spaß an der Bewegung und viel Natürlichkeit. Es machte Spaß, der Gruppe von Behinderten zuzuschauen.

27. April 2018

Mehr als der halbe Tag war vergangen, weil wir nur unterwegs waren und unsere Besorgungen zu erledigen hatten. Spät waren wir auch, weil wir etwas lange geschlafen hatten und den Tagesbeginn ruhig angehen ließen. Kurz nach zehn Uhr riefen wir bei unserer Tierärztin an, weil unser Kater Rambo an Kunststoff leckte, was ein Indiz für einen Vitamin-B-und B11-Mangel sein könnte, das hatte unsere große Tochter als Medizinstudentin diagnostiziert. Den Rat unserer Tierärztin benötigten wir genauso, da sich eine Zecke bei unserem Kater Oskar im Fell hinein gekrallt hatte. Direkt fuhr ich zu unserer Tierärztin hin, ohne Vierbeiner, die mir ein Vitaminpräparat aushändigte. Wegen der Zecke fuhren wir anschließend in unseren Nachbarort, um eine Zeckenzange im Tierladen zu besorgen. Gleichzeitig erledigten wir dort unsere Einkäufe bei REWE, den meine Frau fußläufig vom Futterhaus erreichte, wo ich sie zuvor abgesetzt hatte. Der REWE in Mondorf war viel zu eng und unbequem zum Einkaufen, und passend zu der etwas aufgekratzten Einkaufssituation hatte ich die Kühltasche vergessen, so dass meine Frau verzweifelt nach einer richtigen Verstauung des mitgebrachten Katzenfutters suchte. Dass Getränke- und Lebensmittelmarkt voneinander getrennt untergebracht waren, störte, genauso die Warteschlange vor den eng zusammen gepferchten Auslagen der Käse- und Wursttheke. Die FAZ-Woche fand ich nicht im Zeitungsangebot. Anstatt dessen kauften wir ein dunkel gebackenes Eifler-Brot, das wirklich lecker war. Viel zu spät um die Mittagszeit zurück gekehrt, aßen wir es zu den Eierravioli, deren Zubereitung sich dem viel zu kurz geratenen Zeitkontingent anpassen mussten. Nach ein bis drei Tassen Kaffee und dem Spülen hatte der Uhrzeiger längst die zwei Uhr hinter sich gelassen, als wir nach TOOM fuhren. Sechs Betonsteine zum Einpflanzen, drei große Säcke Blumenerde, irgend welche Blumen, dessen Bezeichnungen ich nicht mehr parat habe. Gegen vier Uhr zurück gekehrt, konnten wir dann doch im Garten loslegen. Darüber konnten sich auch unsere Katzen freuen. Das hinterste Hochbeet zum Nachbarszaun bauten wir ab, die Reste des guten Komposts kratzten wir aus und verwendeten diese Komposterde zum Einpflanzen der Gurken. Begrenzt durch die Betonsteine, streuten wir auf dem Erdboden ordentlich Rindenmulch aus. Das war genau der richtige Untergrund für unsere Katzen, um in der Erde zu scharren und herum zu buddeln. Ein idealer Ort, dass sie ihrem Bedürfnis nachgehen und sich erleichtern konnten. Mithin ein idealer Ort für eine Katzentoilette. Ein paar Fortschritte erzielten wir in unserem Garten.

28. April 2018

So langsam nehmen die Anbauformen in unserem Garten Gestalt an. Die Kompostmieten, umfunktioniert zu Hochbeeten, haben sich im letzten Jahr als sehr praktisch erwiesen. Die entfallende Bückerei schont nicht nur die Wirbelsäule. Einmal aufgebaut, können die Reihen von Hochbeeten über mehrere Jahre stehen bleiben. Und schichtenweise mit Gehölz, Kleingehäckselten und Kompost befüllt, wachsen und gedeihen Salat und Gemüse prächtig. So haben wir die Anzahl unserer Hochbeete erweitert, um mehr Anbaufläche zu haben für leckeren Salat und leckeres Gemüse. An unseren biologischen Standard dürfte kaum ein Bio-Laden heran reichen, erst recht nicht die Massenware in hiesigen Supermärkten aus Treibhäusern oder gespritzt mit einem Hexenwerk von Pflanzenschutzmitteln. In die vorderen Hochbeete werden wir Zucchinis einpflanzen. Die oberste Schicht haben wir aufgefüllt mit Blumenerde und Kompost. Auf den weiter hinten stehenden Hochbeeten wachsen Kopfsalat, Buschbohnen, Kohlrabi, Porree, und wir hoffen auf eine so üppige Ernte wie im letzten Jahr.

29. April 2018

Sein lateinischer Name „galium odoratum“ sagt bereits viel aus über seine Eigenschaften und seine Verwendung: „Odor“, Duft oder Geschmack im Lateinischen, entfaltet der Waldmeister erst dann, wenn man ihn trocknet. In diesem getrockneten Zustand riecht der krautige Waldmeister mit seinen kurzen Stängeln gleichzeitig streng, eigenwillig, würzig und angenehm, und seine Verwendung als Würzpflanze, etwa als Waldmeisterbowle, Speiseeis oder Sirup ist sehr vielfältig. Im Mittelalter soll Waldmeister als Mittel gegen dämonische Kräfte verwendet worden sein. In Polen wurde Kühen, die nicht fressen wollten, Waldmeister mit etwas Salz gegeben. Hexen ließen sich angeblich durch eine Mischung aus Waldmeister vertreiben. In unserem Garten haben wir es hingegen nicht mit Hexerei zu tun, doch das Unkraut treibt ein mindestens genauso schlimmes Unwesen. Bei uns ist es der Giersch, der sich so schlimm ausgebreitet hat, dass wir ihn nur noch schwierig loswerden. Dabei soll uns der Waldmeister helfen, dieses schreckliche Unkraut einzudämmen. An dieser Stelle ist es dem Waldmeister gut gelungen, den Giersch bzu vertreiben, und dekorativ, schön und üppig füllt er nun mit seinen weißen Blüten das Beet aus. Eine Augenweide im Frühling.

30. April 2018

Früher oder später war es unabwendbar, dass die grölende Menge auf den Anhängern zum Maibaumaufstellen auch in unserer Straße aufkreuzen würden. Zuvor hatte das Treiben auf dem Marktplatz noch wie eine gepflegte rheinische Tradition ausgesehen. Das Bierzelt war gut bevölkert und der in die Höhe ragende Maibaum stand felsenfest auf der Mitte des Marktplatzes. All der Lärm und all der Krach mit dumpfen Bässen, aus denen sich nur mühsam eine Melodie heraus schälte, die grölenden jungen Burschen und das Saufgelage auf den Anhängern mit den Maibäumen, die Traktoren zogen, das hatte kaum etwas mit einer gepflegten rheinischen Tradition zu tun. Gegen viertel nach zehn war es soweit, dass trotz der eingebrochenen Dunkelheit und trotz der verschlossenen Haustüre der von draußen eindringende Lärm die Lautstärke unseres Fernsehers übertönte. Eine halbe Stunde lang mussten wir all dies über uns ergehen lassen. Am nächsten Morgen ergriff uns dann eine merkwürdige Leere. Nirgends war in unserer Nachbarschaft ein Maibaum zu sehen. Hatten die jungen Burschen einen Zwischenstopp gemacht, um sich Mut anzutrinken und sich seelisch auf das Setzen das nächsten Maibaums einzustimmen ? Wir wissen es nicht. Womöglich war die Angebetete auch geflüchtet vor Chaos und Exzess, denn Zeichen von Verehrung und Umwerbung fehlten dem Auftreten dieser jungen Männer.

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