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musikalischer Abend in der Alfred-Delp-Realschule

Seitdem unsere Tochter die Alfred-Delp-Realschule in unserer Stadt besucht, hat sich eine Zeitenwende vollzogen, was die Weihnachtsfeier betrifft. Ganz neue Wege war man gegangen, als Nicole Schulze, die Schulleiterin der Alfred-Delp-Realschule, wenige Monate nach der Übernahme der Leitung, ihren Ideen freien Lauf ließ. Das war im letzten Jahr, genauer gesagt, im Oktober, als sie äußerte, anstelle des üblichen Adventsbasars einen weihnachtlichen Liederabend organisieren zu wollen. Als gerade zwei Monate Zeit verblieben zum Üben und zur Organisation bis Weihnachten, herrschte allenthalben Erstaunen. Doch die Lehrerschaft zeigte sich aufgeschlossen, sie packten an, engagierten sich, übten mit den Schülern, und die Schulleiterin zog alle mit, indem sie neben ihrer Tätigkeit als Schulleiterin bei vielen Proben persönlich anwesend war. So wurde vor einem Jahr erstmals ein musikalischer Abend in der Alfred-Delp-Realschule realisiert.

Ähnlich wie im letzten Jahr, war nun das musikalische Programm Abend füllend, welches Schüler, Schüler und Lehrer zusammen, die Lehrer unter sich und der Schulchor gestalteten. Der erste Teil des musikalischen Abends löste sich vom Bezug der Vorweihnachtszeit, während der zweite Teil den glatten Mainstream von Weihnachtsliedern aufbereitete, die einen allgemein aus allen Ecken kurz vor Weihnachten berieseln. Die Schulleiterin Nicole Schulze moderierte den musikalischen Abend.

Bevor es mitten in den musikalischen Abend hinein ging, öffneten beide Teile mit einem Gedicht, das eine Schülerin jeweils auf der Bühne vortrug. Alle Lieder des ersten Teils trafen meinen persönlichen Musikgeschmack, und Lehrer und Schüler warfen viel Leidenschaft in ihre Gesange hinein. Im ersten Stück „What a wonderful world“, sangen die Schüler des bilingualen Kurses munter drauf los, begleitet von den Gitarrenklängen eines Referendars. Die eindringliche Stimme von Sam Cooke, dem Interpreten des Originals, wechselte in den gleichförmigen Klangkörper der Schüler. Die wenigen schrägen Töne lächelte der Referendar mit seinem Gitarrenspiel einfach weg.

Mit einem Zitat von Arthur Schopenhauer bewies die Schulleiterin Nicole Schulze Tiefgang. „Erst der Verlust beschreibt den Wert der Dinge“ entnahm sie aus den Aphorismen zur Lebensweisheit des deutschen Philosophen, der von 1788 bis 1860 gelebt hatte, und leitete damit über zum Musikstück „Let her go“ von Passenger, das eine Neuntklässlerin mit ihren getragenen und auch etwas traurigen Rhythmen auf dem Klavier spielte. Dieses Musikstück erzählte genau von einem solchen Verlust, wenn man sich von einem geliebten Menschen trennen musste.

Beim nächsten Stück, „Ebony and Ivory“ von Stevie Wonder, übergab die Neuntklässlerin, die „Let her go“ gespielt hatte, das Klavier an die Musiklehrerin Frau Gotzmann, die nicht nur den musikalischen Abend zum einem Großteil auf dem Klavier standhaft begleitete, sondern sich auch ein Extralob verdiente. Eigentlich war sie krank gewesen in der Woche davor, und irgendwie hatte sie dann doch ihre Krankheitssymptome abschütteln können. Wäre sie ausgefallen, hätte sich kaum ein Ersatz organisieren lassen.

Bevor die Sechstklässler zwei Stücke aus dem Musical „Mary Poppins“ sangen, lauschten wir einem der Höhepunkte des Abends. Ein Neuntklässler spielte auf seiner akustischen Gitarre, ohne Gesang, das Stück „Tears in Heaven“ von Eric Clapton. Genauso leidenschaftlich wie beim Meister Eric Clapton, reihten sich die zarten und tragischen Gitarrenklänge aneinander. Wenig bekannt dürfte sein, dass Eric Clapton dieses vielleicht bekannteste Solostück seinem vierjährigen Sohn gewidmet hatte, der 1991 bei einem Unfalltod starb.

Das nachfolgende Stück, „When I was your man“ von Bruno Mars, markierte im Gesang zweier Schülerinnen aus den Klassen 9 und 10, einen weiteren Höhepunkt. Ihre Stimmlagen waren enorm, ausdrucksstark und voller Leidenschaft. Etwas gewöhnungsbedürftig war, dass eine Schülerin bei ihrem Auftritt auf der Bühne ein Kopftuch trug. Im Umfeld der Diskussionen zur Islamisierung und der Stellung der Frau im Islam war der integrative Ansatz nicht von der Hand zu weisen: die Integration in Schulen über Arbeitsgemeinschaften, gemeinsame Aktionen von Deutschen und Ausländern. Musik kann nur gemeinsam gestaltet und erlebt werden, und eine islamische und christliche Schülerin vereinigten sich in dem Stück von Bruno Mars zu einer stimmgewaltigen Symbiose.

Lehrergruppe singt "L'amant de St. Jean" (oben links), Bühne mit Schulleiterin N. Schulze (oben rechts),

in der Pause (unten links), Tontechnik (unten rechts)

Der erste Teil des musikalischen Abends war für Überraschungen gut, denn das nächste Stück führte nach Paris. Sechs Lehrer hatten sich für das Stück „L’amant de St. Jean“ auf der Bühne gruppiert, untermalt von der musikalischen Begleitung eines Akkordeons. 1942 war dieses Stück gar nicht einmal in Paris geschrieben worden, sondern nordöstlich von der französischen Hauptstadt, in Compiègne, aber in Paris war es in der Version von Edith Piaf bekannt geworden. Obschon der gemeinsame Gesang im Dreivierteltakt des Walzers auf Französisch an manchen Stellen etwas holprig klang, kamen wunderbare Erinnerungen an Paris auf, an Edith Piaf und den Montmartre, wo auch eine Kirche St. Jean aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts steht.

Grandios war wieder einmal der Deutschlehrer Herr Griess. Bei seinem Auftritt erinnerte er sich an das letzte Jahr, als er von allen gesucht wurde und niemand ihn fand. „Diesmal habe ich mich nicht auf der Toilette versteckt“ schmunzelte er auf der Bühne. In diesem Jahr gab er ein Stück von Elton John zum besten. Die Tasten des Klaviers schwangen ein auf „I guess that’s why I call it the blues“, und in den hohen Tonlagen kam der Sänger dem Original von Elton John ziemlich nahe.

Nach der Pause, im zweiten Teil, wurde es dann weihnachtlich-besinnlicher. „Hey, Du Weihnachtsmann“ eröffneten die Sechstklässler. Beim zweiten Lied, Jingle Bells, erahnten wir die Leiden und die Nervosität, ganz alleine auf der Bühne zu stehen in einer gut gefüllten Aula der Realschule. Einzelne Passagen musste der Sechstklässler auf dem Klavier wiederholen, bis er wieder sicher und souverän in die Tasten griff und ihm das Solo von „jingle bells“ bestens gelang. Als er das Klavier verließ, wischte er sich über sein Stirn, und wir spürten dieses Bündel von Schweiß, das ihn dort im Griff gehabt hatte.

Ihm folgten zwei Hammer-Stücke. Zunächst war es eine Neuntklässlerin, die auf der Geige das Stück „The first nowell“ spielte. Ironisch bezeichnete die Schulleiterin Nicole Schulze in ihrer Moderation die Musik auf der Geige als „Katzenjammerlaute“. Mitnichten. Die Schülerin brillierte mit ihrer Geige als Königin der Musikinstrumente. Es klang wie ein Wunder, wie der Geigenbogen in einer langen Bewegung auf den Saiten strich, wie die Töne in all ihrer Klarheit auf der Bühne hin- und her wogten und sich in trauter Harmonie zu dem Weihnachtslied „The first nowell“ vereinigten.

Das nächste Hammer-Stück ließ zunächst wenig von seiner Genialität aufblitzen. Im Duett mit einer Lehrerin, vermittelte der Schüler, ein Jugendlicher in einem karierten Hemd und von einer etwas trägen Gestalt, zunächst den Eindruck, er hätte gar keine Lust, auf der Bühne zu stehen. Er wolle sich lieber verdrücken und hätte sich gerne in Luft aufgelöst. Doch als die mit ihm im Duett singende Lehrerin ihn seinen Teil überließ, festigte sich seine tiefe Bassstimme und übte sich in der Langsamkeit des Weihnachtsliedes „Have yourself a very little Christmas“, das im Original von Frank Sinatra gesungen war. Einen Hauch von Melancholie brachte er in den trägen Rhythmus hinein, wobei seine Stimmlage durch hielt und sich irgendwo zwischen Lou Reed, Tom Waits und dem späten Leonard Cohen einpendelte. Ich war tief beeindruckt.

Danach wechselten die weltbekannten „Jingle bells“ in die Variante des „Jingle bells rock“, und die Fünft- und Sechstklässler taten sich zusammen auf der Bühne, so dass diese sich dementsprechend füllte. Die Reihen der Schüler mussten sortiert und geordnet werden. Alle sangen „Wir sagen euch an den lieben Advent“, danach wurde gesungen „Dicke rote Kerzen“, schließlich durfte das periodisch wiederkehrende „In der Weihnachtsbäckerei“ nicht fehlen. Dieses Weihnachtslied, relativ jung und erst 1987 von Rolf Zuckowski veröffentlicht, zog sich wie ein roter Faden durch die Kindergarten- und Schulzeit unserer Kinder. Wir erinnerten uns, dass es 22 Jahre her war, dass unsere große Tochter mit ihrem Kindergarten ihre Weihnachtsfeier im Gasthaus „Zum Lüches“ gefeiert hatte. Eine Backform in der Hand, stand unsere 3-jährige Tochter mit ihrer Froschgruppe auf der Bühne und alle sangen in fröhlicher Vorweihnachtsstimmung „in der Weihnachtsbäckerei“. So werden die Erinnerungen an bestimmte Weihnachtslieder aufgefrischt.

Als sich der musikalische Abend seinem Ende zuneigte, war die Liste der Dankesworte lang – wie bei ähnlichen Veranstaltungen. Weil sich alle auf der Bühne so sehr zusammen drängelten, überkam die Schulleiterin Nicole Schulze eine Angst, die Eimer mit den Blumensträußen könnten umkippen. Musiklehrerin, Chorleiterin, Schulsekretärin, dazu viele Helfer und Helfershelfer bekamen einen dicken Blumenstrauß spendiert, und alle steuerten auf das große Finale zu: die Schulleiterin wünschte allen ein frohes Weihnachtsfest, und nun sangen alle zusammen, die vollstehende Bühne und das Publikum in der Aula: „We wish you a merry Christmas“.

Wie im letzten Jahr, war es auch diesmal ein gelungener und schöner Liederabend.

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