Tagebuch Juni 2017
1. Juni 2017
Wenn man es bei anderen mitbekommt, dass sie sich um ihre Eltern kümmern müssen und es immer mehr zur Betreuung kommt – klar denkt man dann auch an seine Eltern. Das Thema rückte schon seit einiger Zeit immer näher an uns heran. Die Schwiegereltern haben beide schon die erste und die zweite Pflegestufe. Mein Mann ist auch ganz hin und her gerissen, wenn sein Bruder anruft, dem manchmal die ganze Sache über den Kopf wächst. Meine Mutter ist vor über 20 Jahren von uns gegangen und mein Vater ist dann in die Betreuung meines Bruders (er ist geistig behindert) hineingewachsen. Er war immer sehr fit, letztes Jahr hat er dann den großen Garten nicht mehr bearbeitet, seit dem Winter kann er immer weniger selber machen, weil er große Schmerzen im Fuß hat. Andere gesundheitliche Probleme haben ihn endlich zum Arzt-Besuch gebracht, wo ich ihn nun begleite. Es kommen so einige Betreuungstätigkeiten auf uns zu, deren Umfang wir nicht genau abschätzen können. Die Blumen ab Grab seiner verstorbenen Ehefrau zu gießen, das schafft er kaum noch. Wir bemühen uns, so gut es geht, uns darum zu kümmern, dass es den Blumen und der Bepflanzung auf dem Friedhof gut geht.
2. Juni 2017
Erst drei Wochen später sollte mir dieses Foto gelingen. In der Mittagspause fuhr ich vorbei am Posttower, ich staunte über die Skulptur "Mercurius" und wollte die Skulptur gemeinsam mit dem in den Himmel ragenden Hochhaus fotografieren. Ein Wachmann hatte mich beobachtet, wie ich meine Digitalkamera gezückt hatte, und schritt auf mich zu. Ob ich fotografieren wolle. Das ginge nicht, erklärte er mir – aus versicherungsrechtlichen Gründen. Das kam mir komisch vor, und ich erläuterte ihm, dass ich keinen Zusammenhang zu Versicherungen sähe. Ebenso verwies ich auf den öffentlichen Raum und dass ich keine Urheberrechte verletzen würde, so dass ich keinen Hinderungsgrund zum Fotografieren sähe. Terror war sein nächstes Wort, es hätte irgendwelche Hinweise für einen Terroranschlag gegeben. Das war allerdings eine andere Dimension, so dass ich meine Kamera wieder einpackte. Vielleicht war es auch mein Rucksack, der Furcht einflößte. Eine Bombe in meinem Rucksack ?
3. Juni 2017
Eine kleine Rundreise mussten wir veranstalten, um einen geeigneten Bürodrehstuhl für unseren Sohn zu finden. Dabei haben wir festgestellt, dass sich die Lage der großen Möbelhäuser in unserer Gegend an den Autobahnen orientiert. Zunächst ging es linksrheinisch über die A555 – Ausfahrt Rodenkirchen – nach IKEA. Dort fanden wir nichts passendes, das Angebot war viel zu klein. Wieder zurück auf die A555, dann auf die A4 über die Rodenkirchener Brücke über den Rhein, schließlich auf die A59 zur Ausfahrt Porz-Gremberghoven nach Möbel Hausmann. Nichts passendes, das Angebot war ähnlich mickrig wie bei IKEA. Wieder zurück auf die A59, nun ging es bis zur Ausfahrt Köln-Porz-Lind. Dort hatten wir Erfolg, das Angebot an Bürodrehstühlen war breit gefächert, die Optik und das Sitzgefühl stimmten. Unser Sohn hat nun einen schönen, neuen Bürodrehstuhl in schwarzem Design. Schwarz sind auch die weich gepolsterte, lederne Sitzfläche und die Stuhllehne.
4. Juni 2017
Treffen mit Freunden aus Saarbrücken, die in Altenahr das Pfingstwochenende verbringen. Mit der verkehrsumrauschten Hauptstraße und der Ausrichtung auf den Tagestourismus ist Altenahr nicht direkt hübsch, wenngleich sich die Schönheiten auf verborgenen Pfaden mit strammen Felspartien formieren, die bisweilen senkrecht aus dem Ahrtal hinauf ragen. Beim Abendessen im Hotel „Zum Schwarzen Kreuz“ redeten wir viel miteinander. Dass auch in Saarbrücken der rheinische Karneval gefeiert wird. Dass der Fluglärm in Saarbrücken – unsere Freunde wohnen nur wenige Kilometer vom Flughafen entfernt – nicht annähernd die Dimensionen großer Flughäfen wie Köln/Bonn erreicht. Dass seine Firma neue Wege beschreitet, Mitarbeiter zu belohnen, die nie krank feiern: dazu erhalten ausgewählte Mitarbeiter eine Gesundheitsprämie von 250 Euro. Wie die Querbeziehungen von Saarbrücken zum grenznahen Frankreich aussehen: einerseits kaufen unsere Saarländer gerne das französische Baguette in Frankreich, weil der Geschmack nicht mit dem deutschen Baguette vergleichbar ist; andererseits sind die Franzosen schlecht auf unsere Autobahn-Maut zu sprechen. Die geplante Maut sei eine Diskriminierung aufgrund der Staatsangehörigkeit: Deutsche müssten nach Verrechnung mit der KFZ-Steuer keinen Cent mehr zahlen, während Franzosen, die nach Deutschland über die Grenze fahren, dafür bezahlen müssen. Auf dem Fußweg entlang der Ahr begegneten wir einer Radfahrgruppe von zwei Müttern, die Fahrradtaschen dick gepackt auf dem Gepäckträger, und deren Kindern im Grundschulalter. Während die Kinder auf den Bänken ein Eis schleckten, verrieten ihre gestressten Gesichtszüge die Anstrengungen der Fahrradtour. Auf die Burgruine der Burg Are, die rund tausend Jahre alt ist, marschierten wir nicht hoch. Anstatt dessen fanden wir uns ziemlich genau um 18 Uhr im Hotel „Zum Schwarzen Kreuz“ zum Abendessen ein.
5. Juni 2017
Wenn ich beim Mondorfer Strandfest in die Höhe schaue und beobachte, wie sehr die Fahrgeschäfte die Besucher, festgeschürt in ihren Sitzen, hin und her, kreuz und quer, waagerecht oder auf dem Kopf stehend, durch die Luft wirbeln, dann wird mir übel. Für mich wäre das nichts, nie und nimmer. Keine zehn Pferde könnten mich auf solche eine Foltermaschine zerren, auf der sich mein Magen dermaßen umdrehen würde, als würden Daumenschrauben oder ein Streckbett mich in die Zange nehmen. Es reicht, wenn ich bei dieser Prozedur unsere Tochter beobachte. Als die Fahrt beendet ist, gerät sie in höchste Ekstase. Ein geiles Fahrgefühl, Himmel und Erde waren sich nie so nahe. Der Rausch von Geschwindigkeit war ein Abenteuer. Ihr Gesicht strahlt, als würde die Sonne aufgehen.
6. Juni 2017
… ohne allzu große Worte: gegen 20 Uhr schüttete es vom Himmel, gleichzeitig schien die Abendsonne schräg in die düstere Regenwolke hinein. Das Ergebnis war großartig und faszinierend. Der Halbkreis des Regenbogens spannte sich mit seinem klar gezeichneten Farbspektrum quer über unsere Hauptstraße ...
7. Juni 2017
Was für ein treffendes Zitat. Sprache ist eine Ausdrucksform, um mit dem analytischen Verstand die Dinge kritisch zu betrachten, diese zu bewerten, was falsch läuft zu benennen und handelnde Personen zu identifizieren. Genau diese gesellschaftskritische Funktion hat Kurt Tucholsky (1890-1935) in seinem Lebenswerk wahrgenommen. In der Form von Satire, Roman oder Lyrik hatte er seine Kritik nie zurück gehalten. Noch vor der Machtergreifung, erkannte er die Gefahr des Nationalsozialismus und erwarb bereits 1929 ein Ferienhaus in Schweden, wohin er dann übersiedelte. Dem nationalsozialistischen Terror entkam er somit, als am 10. Mai 1933 in nahezu allen Universitätsstädten im Deutschen Reich Bücher verbrannt wurden. An jenem 10. Mai 1933 begrüßte auf dem Bonner Marktplatz ein Sprecher aus der Studentenschaft alle versammelten Studenten, danach hielt der Professor für Kunstgeschichte auf der Freitreppe des Rathauses die Eröffnungsrede. Dem folgte der Ordinarius für Deutsche Philologie, der die Studenten aufforderte, sich für den Nationalsozialismus zu engagieren. Schließlich wurden aus der Universitätsbibliothek die Werke von Carl von Ossietzky, Karl Marx, August Bebel, Rosa Luxemburg, Kurt Tucholsky und vielen weiteren Autoren, die dem arischen Weltbild und der Ideologie des Nationalsozialismus widersprachen, heran geschafft und in das lodernde Feuer geworfen. 2013, zum 80. Jahrestag der Bücherverbrennung, wurden sechzig bronzefarbene Buchrücken von denjenigen Autoren, deren Bücher verbrannt wurden, zwischen die Pflastersteine vor dem Bonner Rathaus eingelassen. Das Zitat von Kurt Tucholsky „Sprache ist eine Waffe“ kann als Aufruf an die Meinungsfreiheit begriffen werden, stets unbequem zu sein und nicht nachzulassen, seine Meinung in Wort und Sprache zu äußern.
8. Juni 2017
Wie zwei Schornsteine eine ereignislose Hauswand optisch aufhellen können. Die beiden Edelstahlrohre glänzen und blinken auf der Außenwand und schießen in den Himmel hinauf, der von zarten Cirrokumuluswolken zerfasert wird. Irgendwann wird Rauch über die Schornsteine an der Außenwand des Hauses ins Freie quillen. Die beiden Edelstahlrohre hübschen die Hausfassade nicht direkt auf, sie zerlegen aber die gähnende Langeweile der käsegelben Hausfassade in zwei Häuserhälften. Die Abwechslung auf der Hausfassade ist perfekt, so perfekt wie die gereiften Kiwis auf dem Werbeplakat. „Perfekt gereift, lecker !“, das versprechen die grünen Früchte mit der zart behaarten Oberfläche.
9. Juni 2017
Ursprünglich war unsere Bequemlichkeit Schuld daran, weil wir uns ungerne bücken. Bücken bei der Gartenarbeit strengt an: beim Umgraben, beim Säen, beim Unkraut jäten, beim Gießen, beim Ernten. So haben wir einige Beete höher gelegt, ganz einfach, vom Erdboden in mehrere Kompostmieten hinein, die wir zu Hochbeeten umfunktioniert haben. Das Ernteergebnis kann sich in diesem Jahr sehen lassen. Etliche Köpfe Salat haben wir bereits verspeist, nun reifen diverse Kohlarten, Bohnen, Zwiebeln und einiges mehr. Nun befüllen wir die achte Kompostmiete, die die Erfolgsstory unserer Hochbeete fortschreiben soll. Den Erdboden haben wir mit dicken Ästen und Zweigen bedeckt, dann eine Schicht dichtes Blattwerk, jetzt Kleingehäckseltes aus Zweigen und Blättern. Unser achtes Hochbeet nimmt Gestalt an.
10. Juni 2017
Europafest in der Alfred Delp Realschule Mondorf. Im Elternarbeitskreis der Alfred Delp Realschule, die unsere Tochter besucht, wurden viele Ideen entwickelt, was man bei dem Europa-Fest anbieten könnte. Enten angeln, T-Shirts mit Landesflaggen bemalen, Cocktails ohne Alkohol – alles zusätzlich, was die Klassen anbieten würden, wie z. B. Waffeln backen oder die Kuchen und Salate von den Eltern. Dabei fiel meiner Ehefrau die Aufgabe zu, das Dalli-Klick-Spiel bezogen auf Europa (Europa-Schule) wieder zu beleben. Recherchen im Internet frusteten sie, so dass sie ihren eigenen Entwurf auf Power-Point machte. Fotos aus dem Internet, markante Objekte wie der Eiffel Turm oder das Brandenburger Tor deckte sie mit einem Waben-Muster ab. Die ganze Animation war zeitaufwändig. Gestern dann Premiere, sie bekam einen Klassenraum zugewiesen mit einem Smartboard. Auf der schuleigenen Technik hatte sie ein paar kleine Probleme, die Bildübergänge wurden gar nicht genommen und die ersten beiden Bilder waren nicht über den Hyperlink zu lösen, erst ab dem dritten Bild. Mit der Schulleitung hatte sie noch ein wenig Deko angebracht. Jetzt war auch die Nervosität da, was kam auf sie zu??? Ich unterstütze als Verstärkung. Da die ersten Schüler. Der Eiffelturm, das Brandenburger Tor wurden schnell erraten, die nachfolgenden Bilder konntesie über den Hyperlink schnell lösen. Ganz offensichtlich war, die Kinder kannten dieses Spiel nicht, hatten aber Spaß daran und nach dem letzten Bild, war eine gewisse Enttäuschung, - keine Bilder mehr- -Ende-!!! Eltern die sich im Hintergrund aufhielten, machten positive Bemerkungen, wie: „Sieht aus, wie das echte Dalli-Klick.“ Wie gesagt, Premiere, das Ganze ist ausbaufähig, es gab auch Bilder, die ich herausnehmen werde, wie die Sagrada Familia Barcelona, die ich ihr angeraten hatte. Diese wurde immer wieder als Kölner Dom „erkannt“. Auch die landestypische Paella wurde nicht wirklich erkannt. Dagegen waren Frau Merkel und Pippi Langstrumpf im Handumdrehen erraten.
11. Juni 2017
Wie das so am Wochenende geht, die Eltern wollen mit den Kindern etwas unternehmen, spazieren gehen oder wie am Sonntag wären wir gerne mit unserer Tochter zum Ballonfestival nach Bonn gefahren. Das Mittagessen verzögert sich, da seit einigen Monaten der Schwiegervater zum Mittagessen kommt und seit ein paar Wochen müssen wir ihn holen. Dann steht der Schwager vor der Tür, mit dem Anliegen den Koffer zu holen, da er bald in den Urlaub fährt. Also fahre ich ihn zum Schwiegervater und fahre ihn zu seinem Wohnheim. (Er ist geistig behindert) Jetzt aber wollen wir den Nachmittag mit unserer Tochter verbringen. Nein, sie will nicht: „zu warm“ und andere Ausreden. Also nehmen wir uns die Gartenmöbel vor (sauber machen) und dann waren da ja auch noch die Sonnenblumen, die unsere Tochter in Töpfen gezogen hat und die schon lange überfällig sind „in Freiheit entlassen zu werden“. Ich befreie einen Seitenstreifen vom Unkraut und die langen Pflänzchen bekommen ihren künftigen Standort zugewiesen. Unserer Tochter fallen die kleinen schwarzen Pünktchen auf, um die sich Ameisen intensiv kümmern. Wir erklären ihr den Zusammenhang von Blattläusen und Ameisen mit dem Vergleich von Kühen, die wir Menschen melken, so wie dass die Ameisen mit den Blattläusen tun. Das ist aber nicht gut für ihre Sonnenblumen, sie versucht die Pflänzchen von den schwarzen Punkten zu befreien und schimpft über die Ameisen, wo sie doch sonst so Tierlieb ist und sogar versucht Schnecken vor uns zu retten, auch wenn diese über unseren Salat herfallen. Jetzt stehen erst mal 20 Sonnenblumen-Pflänzchen und ich freue mich auf die Optik, wenn das satte Gelb der tellerförmigen Blütenköpfe den Nachbarszaun überstrahlt.
12. Juni 2017
Wenn man in Troisdorf das Ufer der Sieg entlang spaziert, dann könnte man meinen, dass in der Siegaue die Elektrifizierung des Rheinlandes ihren Lauf genommen hat. Stromautobahnen haben den Rhein überspannt, haben sich über die Felder geschwungen und treten in der Siegaue mit ihrer geballten Kraft auf. In Friedrich-Wilhelms-Hütte zweigt der massive Aufmarsch von Strommasten und Hochspannungsleitungen ab. Über Siegburg marschieren die Hochspannungsmasten weiter, damit die Einwohner des Westerwaldes unter Strom und Hochspannung stehen. Als Kathedralen des technischen Fortschritts, zerstören sie das Landschaftsbild der Siegaue unwiderruflich.
13. Juni 2017
Kirmesnachlese vom Mondorfer Strandfest. Es wurde nicht nur feucht fröhlich gefeiert, sondern die Grenzen der erlaubten Feierstimmung wurden mehrfach überschritten, so dass die Polizei eingreifen musste. Am Freitagabend erlitt ein Besucher aus Troisdorf bei einer Messerstecherei eine Schnittwunde, der Täter flüchtete. In der Freitagnacht traf ein Paar auf einen 20-jährigen Besucher aus Niederkassel, der auf dem Gehweg urinierte. Als sie ihn aufforderten, sich an einer geeigneteren Stelle seiner Flüssigkeit zu entledigen, zeigte er offen sein Geschlechtsteil und urinierte dann in einen Eingangsbereich. Als der verbale Streit eskalierte und der Besucher aus Niederkassel handgreiflich wurde, rief das Paar die Polizei. Am frühen Sonntagmorgen erteilte eine Gaststätte einer 18-jährigen stark alkoholisierten Niederkasselerin wegen ungebührlichen Verhaltens Hausverbot, dem sie nicht folgte. Selbst als die Polizei anrückte, weigerte sie sich, das Lokal zu verlassen. Dabei schlug ihr 47-jähriger Begleiter auf die Polizisten ein. Beide mussten von der Polizei abgeführt werden. Insgesamt nahm die Polizei während des Strandfestes fünf Anzeigen wegen Körperverletzung auf.
14. Juni 2017
In Rheinbach-Hilberath, auf den ersten Höhenzügen der Eifel, spürt man, dass die Eifel ein Landstrich der alten und kleinen Kirchen ist. Von der Kaiserpfalz in Aachen aus, unterstützt durch den Kölner Erzbischof und den Bischof in Trier, beschenkten die Karolinger Klöster in der Eifel – wie Prüm oder Steinfeld – und setzten das Christentum durch. Die alten Kirchen sind dann – mit dem Bevölkerungswachstum im Kaiserreich – nicht abgerissen oder erweitert worden, weil dieses Wachstum nicht die Eifel erreicht hatte. Erbaut 1050, ist die Kirche in Rheinbach-Hilberath klein geblieben, da sie für die Anzahl der Gläubigen stets groß genug war. 1701 wurde die Kirche umgebaut, aber der Umbau betraf nicht die Größe des Baukörpers, sondern den Baustil. Der Überschwang des Barock hatten anderenorts Einzug gehalten. Der Altar und die Innenausstattung zeigen seitdem die üppigen, ausschweifenden Formen.
15. Juni 2017
Irritation über whatsapp. Unser kleines Mädchen hatte sich beim Friseur einen Ponyschnitt schneiden lassen und war ganz stolz darauf, weil es ihr gefiel. Gleichzeitig gastierte bei einer Freundin vor deren Haus ein Zirkus, bei dem auch Ponies auf der Wiese zu sehen waren.
Dies war der Dialog über whatsapp:
Unsere Freundin war durcheinander geraten. Ponies und Zirkus und gleichzeitig Friseur.
16. Juni 2017
Wird sich das Fahrverhalten der Autofahrer entscheidend ändern ? Als Fahrradfahrer passiere ich auf dem Weg ins Büro einige kritische Stellen, an denen Autofahrer leicht Fahrradfahrer übersehen. Möglicherweise liegen Fahrradfahrer unterhalb einer Wahrnehmungsschwelle, dass manches, was nicht die Größe einer Karosserie hat, sich zu sehr als „Kleinkram“ im Straßenverkehr verflüchtigt. Von Bonn aus kommend, ist die Abbiegespur an der Verkehrsampel nach Troisdorf-Bergheim brisant. Geschätzt bei rund 10% meiner Fahrradfahrten nehmen mir Autofahrer die Vorfahrt, so dass ich ein bewusstes Abbremsen im letzten Moment einkalkulieren muss. Wird die breite, fette, orange Markierung des Fahrradweges, die man nunmehr quer über die Abbiegespur aufgemalt hat, die Autofahrer sensibilisieren ? Das wäre wünschenswert, um die Gefährdung von Fahrradfahrern im Straßenverkehr zu reduzieren.
17. Juni 2017
Was in unserer Gegend so alles los ist. Die Vielfalt von Ausstellungen ist groß, das stelle ich auf den Plakaten unter der Autobahnunterführung fest. So groß, dass wir sie ohnehin nicht alle besuchen können. Die Einfälle der Ausstellungen sind zum Teil genial. Eine Ausstellung über „Ice Age“ im Odysseum Köln. In der Ausstellung geht es nicht nur um den Kinofilm mit seinen Animationsfiguren, das Mammut oder den Säbelzahntiger,, sondern auch um Eis, die Eiszeit und die Tierwelt in der Eiszeit. In der Ausstellung wird simuliert und in die virtuelle Welt der Eiszeit eingetaucht. Das könnte ein ideales Kontrastprogramm sein zur angekündigten Hitzewelle.
18. Juni 2017
Unser Vorhaben im Garten mag höchst kompliziert aussehen. Nur einmal hatten wir unseren Swimming-Pool, der einen Durchmesser von rund 2,50 Meter misst, in unserem Garten aufgebaut. Unsere Rasenfläche neigt sich, und je länger der Swimming-Pool stand, rutschte dieser Zentimeter für Zentimeter die Neigung herunter. Nach jahrelangen Anläufen ist es meiner Ehefrau nunmehr gelungen, mich zur Aufschüttung der Rasenfläche zu bewegen, um den Swimming-Pool auf einer waagerechten Fläche aufstellen zu können. Wir haben gemessen, vermessen, die Waagerechte mit Brettern verlegt. Gerne wären wir schon heute ins kühle Naß gesprungen. Doch wir müssen warten, weil die Menge an Pinienmulch nicht ausgereicht hat. Morgen sehen wir weiter, wie schnell wir im Gartenmarkt an neuen Pinienmulch heran kommen.
19. Juni 2017
Die Hitze zollt ihren Tribut, auch an unsere Katze Alia. Der Durst ist so schlimm, dass ihre „normale“ Tasse ihn nicht mehr zu stillen vermag. Es muss gleich ein ganzer Eimer sein …
20. Juni 2017
Die Ufer des Rheins säumen nicht nur klotzige, unhandliche, grobe Steinpartien aus Basalt oder Geröll, auf denen man nur unbequem umher laufen kann. An manchen Stellen sind die Uferpartien einiges sanfter, seichter und bequemer. So bequem, dass sich stellenweise zwischen Landzungen kleine Badebuchten gebildet haben. Feinkörniger Sand bedeckt diese Badebuchten, die seicht in das Wasser des Rheins übergehen. Nur ein paar Schritte über den kribbelnden Sand – und die erlösende Abkühlung bringt Körper und Geist auf Normaltemperatur zurück. An solchen Stellen kommen wahre Urlaubsgefühle auf, Sonne und Strand, heiße und schweißtreibende Temperaturen, Baden im Rhein. Dass die Behörden davor warnen, weil es Badeunfälle gegeben hat, das ignorieren die Badenden bereitwillig.
21. Juni 2017
Villa Rheinfrieden – was für ein stolzer Name für eine Villa am Rheinufer in Königswinter. In einem tadellosen Zustand und weiß-zartgelb gestrichen, belegt die Jahreszahl 1905 über dem obersten Fenstergiebel den mit Verzierungen gespickten Baustil aus der Kaiserzeit. Säulen schieben den Erker nach vorne, Kapitelle wie in Kirchen schließen die oberen Abschnitte der Rundsäulen ab. Die Villa, dieses in sich homogene Gesamtkunstwerk, schläft regungslos in der Nachmittagshitze vor sich hin.
22. Juni 2017
In den sozialen Medien herrscht eine gewisse Verwirrung, dass bei Kabelfernsehen und DVB-T analoge Programme abgeschaltet worden sind. Auch uns trifft dies, da wir Privatsender wie RTL, SAT1, Pro7 oder Kabel1 nicht mehr empfangen können. Ich schließe mich der Verwirrung nicht an, dass aus dem überreichlichen Angebot von Fernsehsendern nun ein reichliches Angebot geworden ist. Die Auswahl fällt bei einem beschränkteren Angebot leichter. So bin ich um Mitternacht auf 3SAT auf Richard David Precht gestoßen, dessen philosophische Bücher ich mit Leidenschaft gelesen habe. Unter der Überschrift „Ewige Kriege - warum die Völker keinen Frieden finden“, spricht er in dieser Sendung mit einem General in Ruhestand. Endlich einmal eine Sendung mit Tiefenbohrung.
23. Juni 2017
Eine Handvoll dicker Regentropfen, eine abziehende Gewitterwolke, ganz viel Wind, der einen ordentlich durch pustete. Das war es gestern Abend, was die Ausbeute an Regen betraf. Wieder nix. Der letzte, üppigere Regen liegt nun 14 Tage zurück. Wir dürfen also weiter unseren Garten gießen. Der Wasserschlauch hat unsere Regentonne gefüllt, die Gießkannen warten auf ihren Einsatz.
24. Juni 2017
Freudig und stolz darauf, unser Schwimmbecken aufgebaut zu haben, hat uns das Lesen des Montagsblättchens gleich einen Dämpfer verpasst. Glaubt man unserer Stadt, so ist solch ein Schwimmbecken auf dem eigenen Grundstück eine höchst brisante und mit Schwierigkeiten beladene Angelegenheit. Anstatt sich um die Daseinsvorsorge seiner Bürger zu kümmern, wie ich es einmal im Grundstudium gelernt habe, verwandelt sich der Staat in ein bürokratisches und wesensfremdes Monster. Das Schmutzwasser nach dem Wasserhaushaltsgesetz trübt das Badevergnügen im eigenen Garten. Schmutzwasser darf nicht auf dem eigenen Grundstück versickern, sondern der Grundstückseigentümer muss dieses in die Kanalisation einleiten. Dafür sind dann auch Abwassergebühren zu zahlen. Um seinen Bürgern die Daumenschrauben anzusetzen, hat unsere Stadt eine eigene Entwässerungssatzung entworfen. Der Badespaß kann dann sehr, sehr teuer werden. Die Drohgebärden der Stadt drohen Geldbußen bis zu 50.000 Euro an.
25. Juni 2017
Über reifen Getreidefeldern mag das hübsch und idyllisch aussehen. Rosane Blüten kringeln sich im Gras, ranken sich über die Grasnabe und schlingen sich um einzelne Ähren, die wohlwollend in der warmen Junisonne baumeln und darauf warten, dass sie die Erntemaschinen bald ernten werden. Doch im eigenen Garten hört der Spaß auf, wenn die Ackerwinde wie eine Plage grassiert, eine der schlimmsten Unkräuter neben Giersch oder Efeu. Die Ackerwinde einzudämmen, kostet einen Riesenaufwand. Sogar bis in unseren Steingarten vor unserem Haus ist sie hinein gewuchert. Da kommen wir kaum bei, dieses alles verschlingende Gewächs periodisch und in kurzen Zeitabständen immer wieder auszureißen. Aber es hilft wenig. Unkräuter können hartnäckig sein, sehr hartnäckig.
26. Juni 2017
Exekution war das richtige Wort in dieser Situation. So mancher denkt dabei an Guillotine, Hinrichtung oder Erschießen. So weit ist es bei mir nicht gekommen, doch der Vorgang des Exekutierens traf die Tragik dieses Momentes genau. Exekutieren kommt ja aus dem Lateinischen, für Ausführen. Hilflos war ich der Situation ausgeliefert, durfte nur noch meinen Körper in die richtige Position im Zahnarztstuhl für den kommenden Akt bringen, bei dem der Zahnarzt die Regie übernahm. Der äußere untere linke Backenzahn sei nur noch Dekoration, so hatte die Zahnarzthelferin geurteilt. Das Röntgenbild bewies dann, dass das Zahnfleisch unter dem Zahn so entzündet war, dass der Knochen sich zurück gebildet hatte. Sein Zustand war katastrophal, weil die dreißig Jahre alte Zahnkrone löchrig geworden war und der Zahn von innen kariös geworden war, ohne dass ich Schmerzen verspürte. Der Zahnarzt sah keine andere Möglichkeit, den Zahn zu ziehen, damit der von innen verfaulte Zahn keine weiteren Zähne in Mitleidenschaft ziehen würde. Die Exekution des Backenzahns geschah ziemlich schnell, der Zahnarzt machte seinen Job zielsicher und genau, doch die Wunde blutete eine Zeit lang heftig.
27. Juni 2017
Am Ende des Tages lag eine bleierne Schwere in meinen Gliedern. Das lag nicht nur daran, dass ich erst um 23.50 Uhr mit dem Fahrrad im Dunkeln von Königswinter zu Hause angekommen war. Das lag auch daran, dass dieser Tag, der eine Leichtigkeit des Kennenlernens in lockerer Atmosphäre vermitteln sollte, bei mir persönlich nicht so ankam. Reorganisationen habe ich genug hinter mich gebracht, und die Verläufe solcher Kennenlern-Veranstaltungen ähneln sich stets, dass die Grüppchen von alten Kollegen zusammen stehen, während sich die Grüppchen von alten und neuen Kollegen nicht miteinander vermischen. Und dass solch ein Kennenlernen erst im Verlauf von Wochen und Monaten viel wirkungsvoller geschieht, weil man Dinge gemeinsam erarbeiten muss. Dazu kam die künstliche und steife Atmosphäre eines Nobel-Hotels in Königswinter, deren Schönheit stets unnatürlich und herbei gezogen wirkte. Marmorne Fußböden, schwere Leuchter an der Decke, goldähnliche Umrahmungen an der Decke, verspiegelte Wände, in denen sich Zerrbilder von Gesichtern spiegelten. Die Vorträge waren nicht uninteressant, doch im weiten Rund des großen Saales verhallten die Worte.
28. Juni 2017
Eine Skulptur am Rathaus von Königswinter, die der Interpretation bedarf. Die Skulptur sieht so aus, als wäre der Kampf von Siegfried mit dem Drachen aus der Nibelungensage dargestellt. Die Schrift auf dem Sockel nennt aber die Jahreszahlen 1915 und 1931, die nichts mit der Nibelungensage zu tun haben: „1915 gestiftet vom vaterländischen Frauenverein zur Linderung der Kriegsnöte nach Verschandelung in der Besatzungszeit wiederhergestellt und aufgerichtet von der Stadt Königswinter zur Erinnerung an die Befreiung der Rheinlande am 60. Jahrestage der Wiedererrichtung des deutschen Reiches am 18. Januar 1931.“ Diese Jahreszahlen kriege ich nicht übereinander. Welche Befreiung der Rheinlande ? Rechnet man das Datum 18. Januar 1931 sechzig Jahre zurück, so fand 1871 die Proklamation des deutschen Kaisers im Spiegelsaal von Versailles statt. In diesem Jahr gehörte das Rheinland längst zum deutschen Reich. Das Jahr 1931 macht auch keinen Sinn, weil das Rheinland bis 1930 in bestimmten Zonen von Alliierten Truppen besetzt war, dazu gehörte ausdrücklich aber nicht Königswinter. Also ein Rätsel, was der tapfere Ritter mit dem nach oben erhobenen Schwert und der Drache auf der Skulptur so treiben.
29. Juni 2017
Eine Sprüchesammlung der besonderen Art. Die Abendveranstaltung unserer dienstlichen Tagung fand in einer alten Mühle bei Lohmar statt. Dabei gehörte zu der Hofanlage auch eine Art von Geräte- und Maschinenschuppen, neben dessen Tor allerlei Sprüche zu lesen waren. Sprüche auf eine lustige, analoge Art, begleitet von den Umrissen eines Pferdes und einem Hufeisen. Nicht wie in Facebook, dass man sich per paste and copy aus einer Sprüchedatenbank bedienen kann. In so manchen Sprüchen finde ich Situationen aus meinem eigenen Leben wieder. „Wer aufräumt, der ist zu faul zum Suchen“, gleich der erste Spruch trifft bezogen auf mich selbst voll ins Schwarze.
30. Juni 2017
Ende Juni, nicht zu kalt, nicht zu warm, trocken, nicht zu viel Wind, genau richtig in der Temperatur – also die richtige Zeit für eine Fahrradtour. Die sich ausruhende Gruppe von Fahrradfahrern sieht nach einer Schulklasse aus oder einer anderen jugendlichen Freizeitgruppe, die Spass daran finden, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Von der Rheinbrücke aus betrachtet, sammelt sich die Gruppe, mit Mineralwasser haben sich einige wieder fit gemacht. Das sieht noch reichlich unsortiert und durcheinander aus, doch in Kürze wird sich die Gruppe wieder ordnen, sauber aneinander reihen und dann ihre Radtour fortsetzen.