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Tagebuch Dezember 2016

1. Dezember 2016

Eigentlich ist es eine Überraschung, wenn nicht eine Sensation. Seit Jahrzehnten gammeln viele Bahnhöfe vor sich hin und gehen in Dreck, Unrat und Vergessenheit unter. Selten erkennen die Verantwortlichen der Deutschen Bahn einen Handlungsbedarf, aber: zu den seltenen Auserwählten, wo der abrissreife Bauzustand aufpoliert werden soll, zählt der Godesberger Bahnhof. So weit, so gut. Die Bahnunterführung zu den Gleisen, dessen Statik längst in sich zusammen gebrochen ist, wird nun generalsaniert. Aber wie kommen jetzt die Bahnkunden zu ihren Zügen, wenn der Fußgängertunnel dicht ist ? Da haben sich die Ingenieure Abenteuerliches einfallen lassen. Die Bahnkunden dürfen nun bis in schwindelerregende Höhen, über die Bahnsteige und über die Oberleitungen hinweg, Treppen steigen. Es sind genau 57 Treppenstufen, die die Bahnkunden als sportlichen Leistungsanreiz hoch kraxeln dürfen, und selbstverständlich wieder zum Bahnsteig hinunter. Diese gewagte Konstruktion nennen die betroffenen Bahnkunden „Himmelsleiter“. Spaß macht das nur bedingt – mit meinem Rennrad auf meinen Schultern bin ich mir im Sommer mehr wie ein Bergsteiger vorgekommen. Keine Chancen haben diejenigen, die sportlich nicht mehr ganz so fit sind. Behinderte, Alte, Kranke, Schwerbehinderte, geschweige denn, Rollstuhlfahrer, werden gänzlich ausgeschlossen vom Bahnfahren, denn ein Aufzug ist weit und breit nicht in Sicht. Denen bleibt nur die Hoffnung, dass die Bauarbeiten bis Ende 2016 abgeschlossen sein sollen. Wenn denn der Zeitplan eingehalten wird.

2. Dezember 2016

Heute morgen kam meine Frau vom Einkaufen nach Haus und da lag unsere Katze vor dem Haus und konnte anscheinend nicht aufstehen. Sofort holte sie die Box und fuhr mit ihr zur Tierärztin. Dort war Gott sei Dank, das Wartezimmer leer und sie kamen sofort dran. Das ganze Team hat dann mit ihr gekämpft und konnte sie dann unter Narkose stabilisieren. Was ihr geschehen ist, konnten wir noch nicht herausfinden. Sie ist jetzt weiter bei der Tierärztin und wir hoffen, sie heute Nachmittag nach Hause holen zu können und gesund pflegen können. Es sieht aber ernst aus und sie muss es gleich unserer jüngsten Tochter erklären. Bitte drückt unserer Alia ganz kräftig die Daumen, dass sie es schafft.

3. Dezember 2016

Der Mensch in der Rolle des Sisyphos. In der griechischen Mythologie ist Sisyphos ein ganzes Leben damit beschäftigt, einen schweren Stein auf einen Berg hoch zu schaffen. Wenn der Berggipfel erreicht ist, rollt ihm der Stein wieder den Berg hinunter und er darf von Neuem beginnen, das Mühsal auf sich zu nehmen und den Stein den Berg nach oben zu bewegen. In der letzten Woche teilte mir mein Arbeitgeber die freudige Nachricht mit, dass all meine Last und meine Mühe, meine Arbeit zufriedenstellend zu verrichten, mit einer Gehaltserhöhung von 1,3% belohnt wird. Gleichzeitig, an demselben Tag, flatterte ein Schreiben der Postbeamtenkrankenkasse in Haus, dass die Krankenkasse die Beiträge um 3,73% erhöht. Rechnet man dies gegeneinander auf, bleibt noch ein Plus. Meine Erfahrungen haben allerdings gezeigt, dass die Schar derjenigen sehr groß ist, die mehr Geld von mir haben wollen, ohne dass ich etwas dagegen unternehmen kann. Strom ist in den letzten Jahren teurer geworden, Wasser, Grundsteuer, KFZ-Versicherung, öffentlicher Personennahverkehr, KFZ-Werkstätten, Museen, Freizeitparks, meine Hausbank will Kontoführungsgebühren einführen und vieles mehr. Jedesmal, wenn ich hoffe, dass ein Plus in unserem Geldbeutel übrig bleibt, rollt der Stein nach unten. Gehaltserhöhungen werden von Kostensteigerungen aufgefressen und die Mühen einer Gehaltserhöhung beginnen von Neuem. Noch schlimmer sind allerdings diejenigen dran, deren Arbeitgeber dauerhaft auf Gehaltserhöhungen verzichten. Solche Arbeitgeber spalten unsere Gesellschaft in Arme und Reiche. Bei den Armen dreht sich die wirtschaftliche Abwärtsspirale immer weiter nach unten, während die reiche Oberschicht immer reicher wird.

4. Dezember 2016

Die 332 freien Plätze im Parkhaus am Kreishaus ließen uns hoffen, dass die Einkaufsscharen uns nicht erdrücken würden. Beim Gang über die Wilhelmstraße, den Europaplatz und die Neue Poststraße gestaltete sich das Menschengewühl noch übersichtlich, doch am Marktplatz mit dem mittelalterlichen Weihnachtsmarkt gab es kein Entkommen. Das Gedrängele verschluckte uns am verkaufsoffenen Sonntag in Siegburg, ein aufreibendes Gedrängele, so wie wir es zur besten Nachmittagszeit befürchtet hatten. Bei C&A wühlten wir uns durch die Herren- und die Kinderabteilung durch, beim Kaufhof kapitulierten wir in der Spielzeugabteilung vor den Menschenmassen. Der mittelalterliche Weihnachtsmarkt war überlaufen, aber schön. Zwischen Renaissancekleidern und gebackenem Brot aus einem Holzbackofen entdeckten wir, was wir suchten: die Rose von Jericho, die über die Kreuzzüge im Mittelalter nach Europa gelangt war. Nach der Legende wächst sie auf den Fluchtwegen von Joseph und Maria nach Ägypten. Auf dem mittelalterlichen Weihnachtsmarkt wurde diese kugelförmige, faustgroße Pflanze angeboten, die sich trocken zusammenzieht und im Wasser wieder ausdehnt. Diejenige Rose, die wir besaßen, war welk geworden und zerbröselt. Möge die Rose nach ihrer Zweckbestimmung Glück, Gesundheit, hohes Alter und Schutz in unser Haus bringen. Zwei Stunden verkaufsoffener Sonntag waren genug, und danach verließen wir Siegburg. Zurück zu unserer kranken Katze, um die wir uns kümmern mussten.

5. Dezember 2016

Die Balkanroute, ein doppeldeutiger Begriff. Gemeinhin verbindet man die Balkanroute mit Flüchtlingsströmen, die im zweiten Halbjahr letzten Jahres in solch einer Anzahl über die Balkanroute nach Südost- und Mitteleuropa eingedrungen waren, dass uns die Grenzen der Handlungsfähigkeit aufgezeigt wurden. Speziell in Troisdorf und Niederkassel bezieht man den Balkan auf eine Zeitschiene vor 1975, als die Siegbrücke gebaut wurde und eine Straßenverbindung nach Bonn hergestellt wurde. Bis dahin waren Stadtteile durch den Rhein und die Sieg abgeschnitten, so dass man nach Bonn nur über eine Autofähre oder über einen Umweg über Troisdorf gelangen konnte. Wirtschaftlich waren diese Stadtteile abgekoppelt, so wie der Balkan vor 1914 eine Grauzone zwischen dem Habsburgerreich und dem Osmanischen Reich bildete, so dass der Balkan nicht an den wirtschaftlichen Entwicklungen im übrigen Europa teilhaben konnte. An die Zeiten vor 1975 erinnernd, können nun Fahrradfahrer auf der Balkanroute neben der eingleisigen Bahnlinie ihre Tour genießen.

6. Dezember 2016

Wenn der Kampf um Parkraum zur brachialen Kraftanstrengung wird. So sehr unsere Gesellschaft auf das Verkehrsmittel Auto fixiert ist, so knapp ist der Parkraum in den Innenstädten, vor Geschäften oder vor der eigenen Haustüre. Meist sind zu wenige Parkplätze vorhanden, und dann beginnt das Ringen um Macht, wer Besitzansprüche auf einen Parkplatz erheben darf. In unserem Land, wo Bürger mitunter gerne wegen Kleinkram vor Gericht ziehen, drohen Schilder bisweilen massiv: „Widerrechtlich abgestellte Fahrzeuge werden kostenpflichtig abgeschleppt.“ Geht es um den Kampf um Parkraum, sind solche ruppigen Umgangstöne hierzulande die Regel. Der betroffene Anwohner neben einer Metzgerei versucht, sich auf eine andere Art und Weise Gehör zu verschaffen. Die weiße Sprühfarbe dokumentiert mit einer unwiderrufbaren Nachdrücklichkeit, dass dem Anwohner der Parkplatz gehört. Und der Kasten, den er mittendrin plaziert hat, wird sich die Parkplatzsuchenden vom Leibe halten.

7. Dezember 2016

Die Weihnachtskrippe im Kölner Dom. Die Krippenszene beginnt am 1. Advent mit dem Bild der Verkündigung, wobei Köln als Römerstadt nachgebaut worden ist. Während der Advents- und Weihnachtszeit folgen die Herbergssuche, die Geburt Jesu, die Anbetung der Weisen und die Flucht nach Ägypten.

8. Dezember 2016

Ungewöhnliche Begegnung in der Fußgängerzone. Am Rande des Weihnachtsmarktes, an einer Straßenecke in Richtung Hauptbahnhof, kauerte ein junger Bursche auf dem Straßenpflaster und hatte sich sehr kreativ betätigt. Als ich sein Werk bewunderte, entgegnete er mir in Wortbrocken von unbeholfenem Deutsch. Balkan oder Schwarzmeerregion, so ordnete ich ungefähr seine dunkle Hautfarbe und sein schwarzes Haar ein. Ich bewunderte seine wirklich schöne Arbeit. Aus einem Sandhaufen hatte er einen Hund geformt, in allen Details. Ein Hund, der so real aussah, dass er in seiner schlafenden Pose jeden Moment hätte aufstehen können.

9. Dezember 2016

Unmassen von Geldbeträgen dürften zusammenkommen, die zum Fenster hinaus geworfen werden – durch Werbung. Man schaut weg – bei Werbespots im Fernsehen, beim Durchblättern von Zeitungen oder beim Surfen im Internet. Die Idee des Sponsorings macht daher grundsätzlich Sinn: der eine gibt etwas, wovon eine breite Allgemeinheit etwas hat, der andere nimmt den spendablen Geber viel bewusster wahr im Vergleich zu den abstumpfenden und einhämmernden Parolen in der Werbung. In kleinteiligen Dimensionen stiftet beispielsweise eine lokale Heizungsinstallationsfirma Trikots für einen Fussballverein. Im Gegenzug sind die Zuschauer der Fussballspiele durchaus zugeneigt, ihre Heizungen von genau dieser Firma instandhalten zu lassen. Im Großen hat etwa ein großer deutscher Telekommunikationskonzern die Tut-Anch-Amun-Ausstellung gesponsert: positiv assoziiert, bleiben die Ausstellungsbesucher dann vielleicht genau diesem Telekommunikationsanbieter treu. Also eine Win-win-Situation für alle. Es gibt aber auch schräge und verrückte Beispiele des Sponsorings, die überhaupt nicht in die Landschaft passen. So hat die Sparkasse vielerlei Bushaltestellen regelrecht mit roten Bänken zugepflastert. „Die rote Bank. För üch do“, wie so oft in der Stadt ist diese Initiative aus reiner Not geboren. Die öffentlichen Kassen sind leer, also müssen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, Geld zu sparen. Das Bank-Sponsoring hat danach wie wild an Stellen um sich gegriffen, die in der Hektik des Stadtverkehrs vollkommen untergehen. Niemand nimmt Notiz von den roten Bänken, auch nicht die Kunden des öffentlichen Personennahverkehrs, die diesen ungastlichen Orte so schnell wie möglich verlassen wollen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich aus dem tiefsten Inneren der Bus-und-Bahn-Kunden die Wunschvorstellungen regen, ein Girokonto bei der Sparkasse eröffnen zu wollen. Weil sie auf einer roten Bank die Wartezeit totschlagen.

10. Dezember 2016

Zu groß, zu klein, zu üppig, zu licht, zu breit, zu schmal – in manchen Jahren wurde der Kauf unseres Weihnachtsbaums zu einer Aktion, eine Stecknadel im Heuhaufen zu finden. Besonders schwer haben wir unser bei zwei Aktionen getan, einen Weihnachtsbaum direkt beim Förster im Wald zu schlagen. Die Fichten und Nordmanntannen, einmal war es im Vorgebirge und einmal im Westerwald, waren in urwüchsiger Kraft, jeglichen Formen trotzend, in die Breite und in die Höhe gewuchert. Im Endeffekt waren nur krumme und schiefe Weihnachtsbäume zu haben gewesen. Das war dann doch in diesem Jahr deutlich besser. In den Feldern, vor dem Sportplatz, in unserem Ort wurden Weihnachtsbäume zum Selberschlagen angeboten, wovon es dann auch Weihnachtsbäume gab, die nicht zu groß, zu klein, zu üppig, zu licht, zu breit oder zu schmal waren. Genau richtig. Wir brauchten auch nicht selbst Hand anzulegen, denn der Förster half mit seiner Motorsäge. Und er brachte uns den Weihnachtsbaum sogar kostenfrei nach Hause.

11. Dezember 2016

Ohne Parkplatznöte und kostenlos mit Schüler- und Jobticket mit dem Schnellbus zum Bonner Weihnachtsmarkt. An der Eisenbahn im Schaufenster von Puppenkönig kam der Spieltrieb wieder hervor: leidenschaftlich gerne hatte ich früher mit meiner Modelleisenbahn gespielt und davon geträumt, eine solche große Modellbahnanlage zu besitzen. In der Almhütte lecker gegessen: Bratkartoffeln, jeweils mit Bauchfleisch und mit Champignons, ich aß eine Krakauer, dazu tranken wir heißen Kaffee und heißen Kakao. Bei Käthe Wohlfahrt eine Weihnachtsbaumspitze in der Form eines Engels gekauft. Weihnachtsgeschenke vervollständigt: das eine am Stand mit dem Schmuck, das andere am Stand mit den Pralinen. Mit den Schwierigkeiten eines Wichtelgeschenkes gekämpft: für vier Euro etwas für einen Klassenkameraden unserer Kleinen zu finden, das gleichzeitig ihm und unserer Kleinen gefallen würde. Sie fand schließlich einen Mini-Dinosaurier aus Porzellan. Nach zweieinhalbstündigem Bummel fuhr uns der Schnellbus wieder nach Hause.

12. Dezember 2016

Die Erinnerung an die knallgelben Telefonzellen der Deutschen Bundespost dürfte noch bei so manchem lebendig sein und nicht verblasst sein, trotz der ständig neuen Generationen von Mobiltelefonen. Noch Mitte der 1990er Jahre hatte unser Arbeitgeber uns zum Weihnachtsfest mit Telefonkarten beschenkt, die wir dann auch rege genutzt haben. Im Handumdrehen war die Telefonkarte abtelefoniert, wenn ich unterwegs von einer Telefonzelle aus angerufen hatte, und am Postschalter kaufte ich dann die nächste Telefonkarte. In kaum einem Bereich dürften Technologiesprünge im Massenmarkt so rasant gewesen sein wie bei der Mobilfunkkommunikation. Erst Handys, dann Smartphones, nun Tablets, die mittlerweile zum Allround-Spielzeug im Netz geworden sind. Die Daseinsberechtigung ist den Telefonzellen dadurch entzogen worden. Sie gammeln vor sich hin, niemand benutzt sie. Anscheinend traut sich aber auch niemand, sie zurückzubauen oder abzureißen. Gewiss, sie stören nicht, aber sind sie wirklich so denkmalbehaftet, dass man sie bis in alle Ewigkeit stehen lassen sollte ?

13. Dezember 2016

Sieben Tage lang ohne Auto auskommen, eine sehr lange Zeitspanne. Das ist bei uns an die Grenzen der Organisierbarkeit gestoßen: Einkäufe erledigen, Arzttermine im Ort, Weihnachtsfeier im Nachbarort, Fußballspiel unserer Tochter mit anschließender Weihnachtsfeier im Vereinsheim. Bus und Fahrrad haben wir als Verkehrsmittel genutzt, doch bei einigen Terminen ging es nicht anders: der Schwiegervater hat uns mit seinem Auto ausgeholfen. Heute das ersehnte Abholen unseres Autos in der Werkstatt. 300 € Selbstbeteiligung haben wir für den Blechschaden gezahlt. Eine teure und perfekte Arbeit der Werkstatt, denn vom Schaden sieht man nichts mehr. Unser Auto sieht wieder wie neu aus.

14. Dezember 2016

Das Oktogon, ein relativ weit verbreitetes Element kirchlicher Sakralarchitektur. Die Herkunft des Oktogons ist alt, sehr alt, und stammte ursprünglich aus Byzanz, dem Ostteil des römischen Reiches, der sich nach dessen Zerfall noch über ein Jahrtausend als eigenständiges Reich behauptete. Die Hagia Sophia in Konstantinopel, San Vitale in Ravenna, die Pfalzkapelle Karls des Großen in Aachen: mit dieser Bauentwicklung fand das Oktogon um 800 den Weg ins Rheinland. Dann, wenn die Kirchenarchitektur sich auf die Antike zurück besann, wurde das Stilelement des Oktogons verbaut. So etwa in der Kirche St. Peter in Sinzig im Vierungsturm. Etwas überraschend, findet sich das Oktogon auch in der Friedhofskapelle des Godesberger Burgfriedhofs. Unter der Kuppel betet man für die Toten vor deren Beerdigung.

15. Dezember 2016

Es gibt kaum ein Jahr, in dem ich den Zeitmangel als so gravierend empfunden habe wie in diesem Jahr. Einmal jährlich treffe ich mich mit einem früheren Arbeitskollegen auf dem Kölner Weihnachtsmarkt am Alten Markt, doch auch dieses Treffen mussten wir zweimal wegen Terminkollosionen in der Vorweihnachtszeit verschieben. Gestern hat es dann endlich geklappt. Ein Lokführerschein, der Maschinenpark im Textilmuseum Mönchengladbach, der Safaripark in Hodenhagen, ein Motorrad, das ein Garagendasein fristet, eine umfangreiche Fotoausrüstung, die mit Stativ besonders beeindruckende Fotos liefert, die etwas widersprüchliche Erkenntnis, dass die beruflichen Perspektiven als Webdesigner nicht gerade rosig sind, dazu so manche Verirrungen im Beziehungsgeflecht seiner anhängenden beiden Patchwork-Familien. Weil ein Jahr vergangen war, hatten wir uns so manche Kuriosität zu erzählen. Am Ende des Tages rebellierte mein Magen, da die Mischung aus niederländischen Fritten mit Mayonnaise, Glühwein und reichlich Kaffee höchst ungewöhnlich war.

16. Dezember 2016

Eine etwas anders geartete Weihnachtsfeier. Liederabend in der Realschule. Der erste Teil der Lieder war sehr gemischt und hatte nichts mit Weihnachten zu tun. Es waren einige „knackige“ Highlights dabei: die Starwars-Melodie als Improvisation auf dem Klavier, zwei Lehrerinnen sangen „You’ve got a Friend“, das im Original von Carole King gesungen war, der Titelsong aus dem Kinofilm „Titanic“ auf dem Klavier. Außerdem sangen der Deutschlehrer unserer Tochter und das Gitarrenspiel eines Referendares so professionell und hautnah, dass sie glatt ein Konzert hätten geben können. Der zweite Teil waren Weihnachtslieder: eine Strophe eines französischen Weihnachtsliedes, die zweite Strophe eines englischen Weihnachtsliedes, aus dem ich „holy night“ und „nuit des saintes“ heraus hörte, das aber ganz anders klang als „Stille Nacht, heilige Nacht“. Die Weihnachtsbäckerei durfte nicht fehlen. Vier Schülerinnen mit einem Migrationshintergrund aus Russland sangen ein Weihnachtslied auf Russisch. Schüler stand mit ihren Klassen auf der Bühne, Lehrer sangen, und ein gemischter Schüler-Lehrer-Chor hatte sich gebildet. Alle hatten sich so viel vorgenommen, dass einige Lieder vom Programm gestrichen wurden, damit der Liederabend nicht bis mitten in die Nacht hinein gedauert hätte. Bevor zum Schluss das Publikum Weihnachtslieder mitsang, gab es noch einen Leckerbissen. „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ spielte eine Achtklässlerin auf der Geige.

17. Dezember 2016

So ziemlich spurlos ist an den großen Volksparteien vorüber gegangen, dass deren Machtsphäre schwindet. Zumindest auf lokaler Ebene. Zweimal im Jahr besinnen sich die CDU und die SPD darauf, was ihnen die höchsten christlichen Feiertage Wert sind. Zu Ostern stellen sie sich vor den Eingang der Bäckerei im Ort und verteilen Schokoladenosterhasen, genauso vor Supermärkten. Vor dem Weihnachtsfest folgt dieselbe Prozedur. Diese scheint ein Monopol der beiden großen Parteien zu sein , die in manchen Bundesländern nur noch mit einer kleineren Anzahl von Abgeordneten vertreten sind. FDP, die Grünen, die Linke oder gar die AfD habe ich bei solchen Verteilaktionen niemals gesichtet. Obschon ich zurück gewichen bin und versucht habe auszuweichen, hat mir der etwas gesetzte Herr von der SPD mit dem lächelnden Gesicht vor dem Eingang des REWE-Supermarktes den SPD-Weihnachtsmann überreicht und mir ein frohes Weihnachtsfest gewünscht. Da wir zu Hause allesamt keine Vollmilchschokolade und somit auch keine Schokoladen-Weihnachtsmänner essen, wird diesem früher oder später das Schicksal nicht erspart werden, dass er entweder in der Mülltonne – oder ökologisch sinnvoller – auf unserem Komposthaufen entsorgt werden wird.

18. Dezember 2016

Ein angenehmes Gefühl, unser kleines Mädchen an eine Gemeinschaft zu übergeben, wo sie sich wohlfühlt. Auch sie ist zu Weihnachtsfeiern eingeladen. Letztes Wochenende Fussballverein, heute Messdiener, nächste Woche in der Schule. Für vier Stunden haben wir sie in sichere Hände übergeben. Um 19 Uhr haben wir sie wieder abgeholt. In dem großen, einladenden Saal des Pfarrheims, haben sie zusammen gesessen, sie haben gespielt, sie haben ihren Spaß gehabt und sich auf das kommende Weihnachtsfest gefreut.

19. Dezember 2016

Mit der Welt der Kurven, Diagramme, Tabellen auf Abstand gehen. Jedesmal, wenn ich in urlaub gehe, ist es ein Schnitt mit der zutiefst rational geprägten Arbeitswelt. Alles muss greifbar und begreifbar sein in Maßen, Proportionen, Zahlen. Ganze Tapeten von Zahlen und Diagrammen kleben auf unseren Bürowänden. Hochkant bis unter die Decke verlaufen zwei Linien auf DIN A 4-Blättern, die sich mit über sechzig Blättern zu dieser Tapete zusammenfügen. Die beiden Linien vereinigen sich, sie driften auseinander, schlagen heftig aus wie Fieberkurven oder gleiten geruhsam geradeaus. Es ist wie bei Medizinern, die Fieberkurven, Blutdruck, Pulsschlag oder EEG-Werte beobachten, auswerten und ihre Schlüsse ziehen. Wir bewerten ebenso, wie gesund oder ungesund die wirtschaftlichen Fakten unserer Firma sind. Heute nehme Abstand von der Tapete mit all diesen Kurven. Bis Weihnachten habe ich Urlaub.

20. Dezember 2016

Ich gebe zu, dass ich nicht unbedingt ein geschicktes Händchen besitze, wenn es um Weihnachtsdekorationen geht. Mit alledem, was etwa in Vorgärten glänzt, glitzert und leuchtet, können wir uns nur schwer messen. Anderen verleiht das Weihnachtsfest einen Kreativitätsschub, was dann deutlich und klar in den Vorgärten, in den Fenstern und an den Hausfassaden bestaunt werden kann. Nikoläuse klettern mit Rucksäcken voller Geschenke die Hauswände hoch. Rentiere ziehen Schlitten durch die Vorgärten. Manche bauen ihr eigenes Haus zu einem leuchtenden Weihnachtshaus um. Lichterketten nicht nur in Bäumen und Sträuchern, sondern auch entlang von Häuserecken und Dachkanten. So schön sieht es etwa in unserer Nachbarschaft aus: ein Tannenbaum, dessen Umrisse aus Zweigen unten ganz breit sind und oben sehr schmal, schmiegt sich über dem Hauseingang die Hausfassade entlang.

21. Dezember 2016

Eine ungewöhnliche und schöne Form des Krippenbaus: eine Krippe aus LEGO-Steinen. Innerhalb des Kölner Krippenweges wiederholen sich jährlich an einigen Kirchen und Orten die Arten der Krippendarstellungen. Seit vielen Jahren ist es in der Kirche St. Johann Baptist in der Südstadt zur Tradition geworden, dass dort eine Krippe aus LEGO-Steinen aufgebaut wird. Oder vielmehr: in diesem Jahr sind ausgewählte, typische Orte in der Stadt Köln mit LEGO-Figuren und LEGO-Steinen aufgebaut worden: Rathaus, Tanzbrunnen, Hohenzollernbrücke, Zoo, Rhein-Energie-Stadion, Lanxess Arena und vieles mehr. Es sind aber auch Szenen mit einem religiösen Hintergrund dabei: das Haus vom Nikolaus, der Weihnachtsmarkt, die Kirche St. Johann Baptist oder die Auferstehungskirche in Taizé. Die Fläche, auf der die LEGO-Stadt aufgebaut ist, ist so groß, dass man Zeit und Ruhe mitbringen muss, um sich alles anzuschauen.

22. Dezember 2016

Die Vorbereitungen auf das Weihnachtsfest laufen auf Hochtouren. Heute letzter Schultag unserer Kleinen in der Realschule vor den Weihnachtsferien. Weihnachtsfrühstück, Wichteln, gegen 11.30 Uhr war sie zu Hause. Danach mit ihr das Zimmer aufgeräumt: das Chaos ist verschwunden, alles ist nun übersichtlich und geräumig. Meine Ehefrau war derweil einkaufen: Boxen voll mit Lebensmitteln, Gemüse, Zutaten für das Weihnachtsessen. Spät sind wir dran, unseren Weihnachtsbaum im Wintergarten aufzubauen. Heute Nachmittag war es dann soweit: das Schmücken kann nun beginnen. Das Bett für unsere große Tochter überzogen, die, in Freiburg wohnend, über und nach Weihnachten bei uns verweilt. Keine Essenslösung für den Zweiten Weihnachtsfeiertag gefunden: inzwischen bin ich verzweifelt, da dies kaum organisierbar ist. Meine Frau muss arbeiten und kommt erst gegen 14 Uhr nach Hause. Unsere Kleine muss in der Messe dienen und ist gegen 12.30 Uhr zu Hause. Am Zweiten Weihnachtsfeiertag fahren wir üblicherweise zu meinen Eltern, wobei mein Vater mittlerweile pflegebedürftig ist. Abends möchte meine Ehefrau einen Braten für uns zubereiten, wenn wir wieder zurück sind. Das Zeitfenster schrumpft, da etwas mehr als eine Autostunde Fahrt zu meinen Eltern dazwischen liegen. Die Vorschläge, dass wir alle zusammen am Dienstag nach dem Zweiten Weihnachtsfeiertag kommen würden oder dass meine Mutter für uns am Zweiten Weihnachtsfeiertag etwas wenig zeitaufwändiges kochen würde, hatte sie abgelehnt. Nun wird es wohl mittags eine Quick-and-Dirty-Kochaktion am Zweiten Weihnachtsfeiertag bei uns zu Hause geben. So schnell wie möglich, Abwasch im Handumdrehen und dann weg, ohne meine geschätzte Ehefrau. Maximal zwei Stunden Zeit werden wir meinen Eltern widmen können, mehr wohl nicht am Zweiten Weihnachtsfeiertag. Später am frühen Abend Besuch von Bofrost bekommen: er hatte Weihnachtseis in seinem Kühlwagen dabei, damit uns das leckere Weihnachtsessen auch angenehm versüßt wird. Stück für Stück haben wir unsere LEGO-Galerie mit ausgefallenen Häusern auf unserer Fensterbank aufgebaut, darunter das Weihnachtshaus mit einem Weihnachtsbaum.

23. Dezember 2016

🎄 Frohe Weihnachten 🎄 Merry Christmas 🎄 Joyeux Noel 🎄 Feliz Navidad 🎄 Prettig Kerstfeest

26. Dezember 2016

Friedrich von Spee, geboren im Rheinland in Düsseldorf, hat seine wichtigste Schaffensperiode im südwestdeutschen Raum verbracht. 1591 geboren, studierte er in Mainz Theologie. In Trier trat er dem Jesuitenorden bei. Sein wichtigstes Werk, die „cautio criminalis“, die sich gegen die Hexenverfolgung richtete, verfasste er 1633 in Trier. Aber auch in Köln hat er seine Spuren hinterlassen. Auf der Marzellenstraße, nicht unweit vom Dom, stand bis zum Jahr 1911 das von Jesuiten geführte Dreikönigsgymnasium, welches danach in die Nähe des Ebertplatzes verlegt wurde. Zeitweilig war Friedrich von Spee als Lehrer in diesem Jesuitenkolleg tätig, daran erinnert eine Gedenktafel auf der Kölner Marzellenstraße. Weniger bekannt ist, dass Friedrich von Spee außer seiner Schrift „cautio criminalis“ auch Weihnachtslieder komponiert hat. So stammt beispielsweise das Weihnachtslied „zu Bethlehem geboren“ aus seiner Feder.

27. Dezember 2016

Besuch der Ausstellung „Der Rhein – eine europäische Flussbiografie“ in der Bundeskunsthalle. Leider war fotografieren verboten, so dass ich die Konzeption und einige Ausstellungsobjekte nur aufzählen kann. Die Ausstellung war historisch aufgebaut, also beginnend in der Urzeit über die Römerzeit, das Mittelalter, Renaissance, Barock, die Neuzeit in die Gegenwart hinein. Betrachtet wurde der Rhein in seinem Verlauf von der Quelle in der Schweiz, dem Oberrhein, Mittelrhein, Niederrhein bis zu seiner Mündung in die Nordsee in den Niederlanden. Mit der Fülle von historischen Objekten war es eine Ausstellung genau nach meinem Geschmack. Der Besucher muss jedenfalls viel Zeit mitbringen, um sich alles in Ruhe anschauen zu können. Was zu sehen war: zum Beispiel Römersteine, in die Boote auf dem Rhein eingemeißelt sind; Handschriften aus dem 11. Jahrhundert aus der Klosterbibliothek St. Gallen; ein Reliquienschrein aus Chur (Schweiz) aus dem 12. Jahrhundert; ein Holzschnitt mit der Legende der Heiligen Ursula aus dem 15. Jahrhundert; ein Hansebrief aus dem 15. Jahrhundert, der die Handelsbeziehungen zwischen Köln und der Hanse regelt; die 95 Thesen von Luther, die vor dem Dom in Worms angeschlagen worden waren; die Stadtansicht von Köln von Anton Woensam aus dem 16. Jahrhundert; das Geschichtswerk „rerum germanicarum libri tres“ von Erasmus von Rotterdam aus dem 16. Jahrhundert, das er in Basel verfasst hat; die Büste des Ingenieurs Johann Gottfried Tulla, der im 19. Jahrhundert den Rhein zwischen Basel und Karlsruhe begradigt hat; das Nibelungenlied – einmal im Original und einmal in der Neufassung des 19. Jahrhunderts; ein Film über fortifikale Festungssysteme, zu denen im 18. Jahrhundert unter anderem Bonn und Düsseldorf umgebaut wurden; die Orginalschrift „der Rhein, Teutschlands Strom, nicht aber Teutschlands Grenze“ von Ernst Moritz Arndt aus dem Jahr 1813; ein Nachbau des Niederwalddenkmals bei Rüdesheim; das Bronzeteil eines Kopfes von Kaiser Wilhelm, welcher zu einem in Straßburg aufgestellten Denkmal gehörte und welcher nach dem Kriegsende von 1918 beschädigt worden war; dort, wo der Rhein in die Nordsee mündet, wurde ein großflächiges Foto des Hafens von Rotterdam auf die Wand projiziert. Und schließlich Gemälde, Gemälde, Gemälde. Hier ein Portrait des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz – oder kurz „Jan Wellem“ – dort ein Portrait des Kölner Kurfürsten August Clemens; ein Gemälde von William Turner mit der Godesburg und dem Hochkreuz oder der Drachenfels. Das Gemälde, welches auf dem Titelplakat zu sehen ist, hat übrigens Moritz Schwindt gemalt. Die Dome von Speyer und Worms kann man erkennen, außerdem die Festung Mainz. Der Rhein wird dargestellt als eine mit Weinlaub bekränzte Person, die auf einer Fidel ein Lied spielt. Sinnigerweise nennt der Maler sein Werk „Vater Rhein“.

28. Dezember 2016

Es war unerträglich. Bestimmt einmal die Woche nervten uns Anrufe, die allen Linien einer klaren Gesprächsführung zuwider liefen. Die umständlich um das eigentliche Thema herum redeten, bis sie, sorgfältig verpackt, ihre Kernbotschaft platzierten: „Es geht um ihren Strom“. Mir stellt sich auch die rein rechtliche Frage, wer all diesen Anrufern unsere Telefonnummer zugeschustert hat. Wieso diese Anrufer wissen, dass wir einen Stromvertrag bei der RWE Innogy haben. Und wie sie an die Information heran gekommen sind, dass wir nichts mit Vertragslaufzeit haben, so dass wir auch sofort abgeworben werden könnten. Von unserer eigenen Firma weiß ich, dass wir nicht so ohne weiteres Kunden für werbliche und Verkaufs-Zwecke anrufen dürfen, der Kunde muss dem nämlich zustimmen. Einmal bin ich sogar so weit gegangen, dass ich dem Anrufer mit einer Abmahnung und einem Rechtsanwalt gedroht habe, sollten wir nochmals angerufen werden. Nun haben wir einen Vertrag in einem anderen Tarif mit einer einjährigen Vertragslaufzeit bei der RWE Innogy, der für uns günstiger ist. Ich hoffe, dass all diese Haifische, die uns einen anderen Stromanbieter aufschwatzen wollen, uns nun in Ruhe lassen werden.

29. Dezember 2016

Historische Romane habe ich noch nicht allzu viele gelesen. So ist mir momentan eher zufällig der Roman „Der Sonnenfürst“ von Tilman Röhrig in die Hände gefallen. Hauptperson des Romans ist der Kurkölnische Kurfürst Clemens August. Gestorben 1766, ist er eine der bedeutendsten historischen Personen in unserer Gegend, der unter anderem mit seinen Schlossbauten in Bonn-Poppelsdorf und Brühl wie kein anderer das Erscheinungsbild der Städte Bonn und Brühl geprägt hat. Gleich zu Beginn des historischen Romans geht es ordentlich zur Sache. Eine der besten Freunde von Clemens August, der Komtur des Deutschherrenordens Johann Baptist Freiherr von Roll duelliert sich gegen die ausdrückliche Anweisung des Kurfürsten mit Friedrich Christian von Beverförde zu Werries, einem Adligen aus dem Münsterland. Johann Baptist Freiherr von Roll wird bei dem Duell erstochen. Der Tod seines guten Freundes belastet den Kurfürsten sehr, und er macht mehrere Zeugen ausfindig, die das Duell beobachtet haben, um den Hergang rekonstruieren zu können. Beim heutigen Gang durch Brühl habe ich festgestellt, dass der historische Roman von Tilman Röhrig keinerlei Phantasiegebilde ist, sondern auf belegbaren Tatsachen beruht. Das Duell fand in der Nähe der Klosterkirche St. Maria von den Engeln statt. An der genauen Stelle des Duells ließ Kurfürst Clemens August eine Statue des Heiligen Nepomuk aufstellen. Daran erinnert eine Gedenktafel mit den Worten: „Kurfürst Clemens August stiftete diese Statue des Heiligen Johannes Nepomuk aus der Werkstatt der Gebrüder Asam, München, zum Andenken an seinen Freund Johann Baptist Freiherr von Roll, der am 5. Mai 1733 verstarb.“

30. Dezember 2016

Abfahrt mit Hindernissen. Nachdem unsere in Freiburg studierende Tochter über Weihnachten bei uns verweilt hatte, hat sie uns heute wieder verlassen. Den Zug um 9.14 Uhr hat sie nach Freiburg genommen. Zuvor gab es allerdings einigen Wirbel und Aufregung. So musste der Intercity, der eine Stunde früher über das Rheintal in Richtung Süden fuhr, wegen eines Personenschadens und einer Notarztbehandlung auf einem nicht genannten Bahnhof über Bonn-Beuel umgeleitet werden. Ein anderer Intercity, der aus der Gegenrichtung um 8.38 Uhr einfuhr, endete am Bonner Hauptbahnhof. Die Reisenden mussten mit einer Regionalbahn weiterfahren. Von Köln aus setzte dann ein anderer Intercity die Fahrt nach Norddeutschland fort. Die Durchsage in der Eingangshalle, dass über Bonn-Beuel umgeleitet wurde, bekam ich zufälligerweise auf dem Weg zum Arbeitsplatz in Richtung U-Bahn-Station mit. Also rief ich zu Hause an und fasste um 8.45 Uhr an der Information nach. Die Strecke sei nach der Notarztbehandlung wieder frei, beruhigte mich der freundliche Herr, so dass dieser Zug über den Hauptbahnhof verkehren würde. „De sträck is add widder vrij“, antwortete er in rheinischem Singsang. Das Gefühl wird ungewöhnlich sein, wenn wir in unserer Familie wieder eine Person weniger sein werden. Bis zum nächsten Besuch.

31. Dezember 2016

Ein Spin-Off, klärte mich unser Sohn auf. Man zählt die Star-Wars-Filme nach den Episoden, und der Star Wars-Film „Rogue One“, den wir uns an Silvester im Kino angesehen hatten, sei eine Art Zwischen-Episode. So taucht nirgends im Film der offizielle Star Wars-Schriftzug auf. Ebenso erklingt die Melodie des Titelsongs nur am Schluß, und das nur in wenigen Akkorden. Egal, welches Etikett der Star Wars-Film trug: wir wiederholten eine Tradition des Silvesterabends, dass wir ins Kino gingen. Über viele Jahre hinweg hatten wir mit Freunden zusammen gefeiert. Doch seitdem zwei Freunde es vorgezogen hatten, über den Jahreswechsel ins Kloster zu gehen, sind wir anstatt dessen ins Kino gegangen. Die Handlung in der siebten Episode kam einiges klarer vor. Auch sollten wir sollten wir die atemberaubenden Landschaftsszenen aus der siebten Episode – wie etwa in der Wüste – vermissen. Nicht schlimm. Das Raumschiff, dessen Bezeichnung „Rogue One“ aus Zufall, Spontanität und einer Verschwörung der Rebellen entstand, steuerte hinein in eine Endlosaneinanderreihung von Kampfszenen in dem Imperium eines Todessterns, auf dem diesmal auch Darth Vader seine Hände im Spiel hatte – und nicht der zum Verwechseln ähnliche Kylo Ren wie in der siebten Episode. Raumschiffe kämpften auf Schlachtfeldern für Rebellen, die auf dem Todesstern an einem perfekten IT-Datenklau arbeiteten. Mehr Charakterdarstellungen hätten dem Film gut getan, aber dennoch: die Grundkonstellation von Raumschiffen, die wie die Luftwaffe einer Armee funktioniert, der dunklen Seite der Macht, des aufopfernden Kampfes von Gut gegen Böse, eines Sternenkrieges, der ganze Planeten zerstören kann und von Helden und Siegern, unterhielt uns bestens. Als wir gegen 20 Uhr, vom Kino berauscht, nach Hause zurückkehrten, wartete das Essen auf uns. Wir waren hungrig, als ob uns all die Kampfszenen ausgezehrt hätten. Zu Fleischspießen, Brühwürstchen und Bratwurst gab es Nudelsalat und Baguette zu essen.

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