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Tagebuch Oktober 2016

1. Oktober

HĂ€tte ich nicht gedacht, dass sich so viele UN-Institutionen auf dem UN-Campus niedergelassen haben. Die Entwicklung von der ehemaligen Bundeshauptstadt zur UN-Stadt. Ich bin ĂŒberrascht, welche Welt-bewegenden Themen hier nun beackert werden. Die Hinweistafel vor dem ehemaligen Abgeordnetenhochhaus – dem weithin bekannten Langen Eugen – zĂ€hlt all die Institutionen auf. Die Diskussionen und Debatten sind mindestens genauso werthaltig wie im ehemaligen Deutschen Bundestag. Man debattiert ĂŒber Klimaschutz, Epidemien und was sonst die Gesundheit auf unserer Welt bedroht, ĂŒber Nachhaltigkeit und BiodiversitĂ€t, ĂŒber Weltkulturerbe oder ĂŒber Schutzabkommen fĂŒr Fledermauspopulationen. Ich komme auf 18 UN-Institutionen, die sich nun in Bonn heimisch fĂŒhlen.

4. Oktober

Der Temperatursprung ist krass, dass wir in einen Zustand der herbstlichen NormalitĂ€t zurĂŒck gefallen sind. Kein T-Shirt, wie am letzten Freitag, sondern in einen warmen Pullover muss ich mich einmummeln auf der morgendlichen Fahrradfahrt ins BĂŒro, die daher schlendert neben abgeernteten Feldern von Mais, deren Stoppeln widerspenstig und hart die AckerflĂ€che bedecken. MĂ€chtig abgekĂŒhlt ist es. Der Friedhofszaun markiert den Übergang der Jahreszeiten. WĂ€hrend sich in den Kronen der BĂ€ume sommerliche GrĂŒntöne behaupten, haben die BlĂ€tter, die in der Trockenheit der vergangenen Wochen auf den Rasen herab gerieselt sind, die Farben des Herbstes angenommen. In bleichen bis gelben, in mĂŒden bis braunen Farbtönen zerstreuen sie sich an der Bank am Wegesrand, dessen SitzflĂ€che in ein unsichtbares Netz von Tau eingetaucht ist. Ich steuere der neuen Jahreszeit entgegen. Das GefĂŒhl ist nicht unangenehm, zumal es zuletzt viel zu warm und auch viel zu trocken war.

6. Oktober

Leider bevorzuge ich rockigere, zeitgemĂ€ĂŸe Tonarten und keine klassische Musik, so dass ich der DauerprĂ€senz eines Ludwig van Beethoven in der Stadt wenig Beachtung schenke. Mit der Stimme eines Robert Plant, der Gitarrenmusik eines Eric Clapton, dem Keyboard eines Jon Lord oder den Drums eines Keith Moon weiß ich weitaus mehr anzufangen als mit klassischen Sinfonien, OuvertĂŒren oder Kantaten. Da Beethoven das maßgebliche AushĂ€ngeschild der Stadt darstellt, ist es unglaublich schwierig, all seine weit zerstreuten Statuen zu ĂŒbersehen. Beethoven ist standhaft, Beethoven berauscht, Beethoven schafft IdentitĂ€t, obschon er lediglich seine ersten 22 Lebensjahre in Bonn verbrachte. Heutzutage ist es schwierig, ihm zu entkommen. Seine DenkmĂ€ler haben so manche Metamorphose durchlaufen. Auf seinem hohen Sockel thront er ĂŒber dem MĂŒnsterplatz, seine modellierten Köpfe vervielfachen sich vor dem Beethovenhaus. Vor einer Buchhandlung schaut er voller Hingabe von seiner Bronzestatue herab. Mit Einkaufstasche und Kette behangen, ist er sich nicht zu schade, vor einer Einkaufspassage zu posieren.

8. Oktober

Fischfilet leicht scharf mit Thai-GewĂŒrzen aß ich, meine Ehefrau aß HĂ€hnchen sĂŒĂŸ-sauer. Unsere WocheneinkĂ€ufe bei real im HUMA-Einkaufszentrum in St. Augustin hatten wir erledigt, und als der Hunger sich um die Mittagszeit meldete, entschlossen wir uns, den Imbiss „Viet-Thai-Food“ aufzusuchen und unsere KĂŒche zu Hause kalt zu lassen. FĂŒr 14 Euro konnten wir nicht meckern. Inklusive einer 0,5 Liter-Cola waren die Portionen ordentlich, mein Fisch war schön kross gebacken, mit den thailĂ€ndischen GewĂŒrzen war die dunkle Soße wĂŒrzig und wenig scharf und ausgewogen mit sorgsam ausgekochten Broccoli, Zwiebeln, Bohnen und Möhren. Die Reihen der Vierertische waren gut gefĂŒllt vor der langen, geradlinigen Wand. Der schmalen, gegenĂŒberliegenden Wand gegenĂŒber sitzend, blieb mein Blick hĂ€ngen an einem Panoramafoto. Das Foto machte die Terrassenlandschaft transparent, die bestimmt irgendwo in China lag. Ich war fasziniert. Wahrscheinlich wĂŒrde ich solche Landschaften in Fernost niemals kennen lernen. Das Wasser stand spiegelglatt in den Terrassen, die in Stufen herab fielen in das tief eingesĂ€gte Tal. SorgfĂ€ltig abgemessen, konnte beispielsweise Reis auf den Terrassen angebaut werden. Die Kultvierung des tief eingeschnittenen Tals Ă€hnelte auf dem Foto dem Ahrtal, wo ebenso die Topografie des GelĂ€ndes schwierige Bedingungen des Weinanbaus meistern musste. Das Essen schmeckte bestens. China begann mich zu begeistern.

9. Oktober

Travestie – MĂ€nner in FrauenkostĂŒmen – das ist nichts fĂŒr mich, dachte ich zunĂ€chst. Zu fremd, zu ĂŒberdreht, zu außergewöhnlich. So hatten mich meine Frau Iris Wimmers und eine Freundin nach Ham & Egg geschleppt, und ohne jegliche Erwartungshaltung ließ ich die Show im Eltzhof in Köln-Porz-Wahn auf mich zukommen. Als Scheune in einem alten Bauernhof zur Veranstaltungshalle umfunktioniert, bot sie einen urgemĂŒtlichen und kuscheligen Rahmen fĂŒr eine Show, die von ihren schrillen und bunten KostĂŒmen lebte. An dieser ÜberfĂŒlle an Pracht mĂŒssen sehr viele Arbeitsstunden von Schneidern und NĂ€herinnen aufgewendet worden sein. Auf Stöckelschuhen und mit einem Hauch von Las Vegas sangen die beiden MĂ€nner, die man sich in ihrem wahren Leben als Beamte kaum vorstellen kann, das beste aus 20 Jahren in ihrem Programm „SahnestĂŒcke de Deluxe“. Es waren so manche Knaller dabei: als Trude Herr mit dem StĂŒck „Niemals geht man so ganz“, in der Verkleidung als Eishörnchen sangen sie „Himbeereis zum FrĂŒhstĂŒck“ oder als Evita Peron, die klagend, weinend und jammernd die KĂŒndigung ihres Vermieters wegen Eigenbedarfs ĂŒber sich ergehen lassen musste. Und so manche SahnestĂŒcke mehr. Der Abend im Eltzhof bei Ham & Egg war wunderbar.

10. Oktober

Gang ĂŒber die Kirmes in unserem Ort. Es geht abwĂ€rts, denn so leer, wie uns die Kirmes heute Nachmittag und heute Abend vorgekommen ist, war es nicht so in den vergangenen Jahren. Kein GedrĂ€ngele, alles schön ĂŒbersichtlich, und auf dem Autoscooter und auf der Hitparade konnten wir uns die PlĂ€tze aussuchen. Unserem kleinen MĂ€dchen reichte das: sie hatte ihren Spaß. Sicher, einige nutzen die Herbstferien fĂŒr einen Urlaub. Anderen ist es zu kalt, denn bei den niedrigen abendlichen Temperaturen muss man wirklich bibbern. DafĂŒr hat die Nachmittagssonne aber noch angenehm gewĂ€rmt. Ohne SchĂŒtzenkönig, ohne bunten Umzug aller SchĂŒtzen und Vereine durch den Ort, so wie ich es von meiner Heimat kenne, bin ich nicht unbedingt ein Freund dieser Form von Kirmes, die nur aus FahrgeschĂ€ften, Wurfbuden, ImbissstĂ€nden und Bierbuden besteht. Aber diese Leere kommt mir unheimlich vor.

12. Oktober

Zwei Tage Lehrgang in Bad Honnef. Das Posthorn der damaligen Deutschen Bundespost hat dort nachdrĂŒckliche Spuren hinterlassen. Gemeinsam habe ich mit anderen, aber nicht allen Seminarteilnehmern feststellt, dass uns das Posthorn als gemeinsamer Lebensweg verbindet. Unter dem Symbol des Posthorns sind einige von uns eingestellt worden, wir haben unsere Ausbildung durchlaufen. Wenngleich beurlaubt, sind viele von uns nach der Ausbildung Beamte auf Lebenszeit geworden. Genau im Jahr 1990 hat das Posthorn Ableger gebildet: den Kern des Posthorns, den Postdienst, die Bankdienst in Form der Postbank und die Telekommunikationsdienste, aus denen die Deutsche Telekom hervorgegangen ist. Am Tagungsort des Seminars in Bad Honnef findet sich das Posthorn mit dem Erbauungsjahr 1980 in den Bodenfliesen im Eingangsbereich wieder. Das ist die frĂŒhere FĂŒhrungsakademie der Deutschen Bundespost, die als eigenstĂ€ndiger Hotel- und Tagungsort vor vielen Jahren privatisiert worden ist. Zwei Tage lang fand dort das hoch interessante Seminar zum Thema „pyramidales Denken“ statt. Das hat mich ein wenig an die Kategorienlehre von Aristoteles erinnert, die stark angereichert wurde mit Managementtheorien und Kernaussagen zur Ergebnisorientierung. Das Seminar war schön, locker und interessant in einer netten Gruppe von Seminarteilnehmern mit mehreren Übungen zum pyramidalen Denken. Es wurde viel zu Sachlogik gesagt, dass wichtige Botschaften allem voran gestellt werden sollten und wie diese formuliert werden sollten. Das Posthorn wird allerdings bald ausgedient haben. ZukĂŒnftig werden wir keine eigenen Tagungsorte mehr betreiben. Der Tagungsort in Bad Honnef mit dem Posthorn im Eingangsbereich wird dann ausgedient haben.

16. Oktober

Ein vitaler Auwald zĂ€hlt zu den vielfĂ€ltigsten Lebensformen, diese Wunschvorstellung kann man auf der grĂŒnen, ĂŒberdimensionalen Hinweistafel des GrĂŒnen C nachlesen, die so manches ĂŒber den alten Rheinarm des Rheidter Werth erzĂ€hlt. Dabei geht es um Rinnen, um natĂŒrliche AuffĂŒllung, um Landgewinnung und um Bewirtschaftungsformen. Ein Spaziergang und ein oberflĂ€chlicher Blick reichen um festzustellen, dass strukturreiche und artenreiche WaldbestĂ€nde, die einen Auwald ausmachen, StĂŒckwerk sind. Die Monotonie von Pappelreihen dominiert, Weiden am Rheinufer, im Inneren der Halbinsel gibt es dieses StĂŒckwerk von Eichen- und Buchenwald. Dennoch entschleunigt die Ruhe: der Weg gleitet aus zum Rhein und blickt hinĂŒber auf das gegenĂŒberliegende Rheinufer, wo die Schornsteine von Wesseling sich beinahe harmonisch einfĂŒgen.

19. Oktober

Die Halle vermittelte einen Hauch der Fernsehsendung „Bares fĂŒr Rares“, die wir uns allabendlich auf ZDF Neo gerne anschauen. Doch kein Horst Lichter begrĂŒĂŸte mich bei TROC in Bonn-Tannenbusch, anstatt dessen stieß ich zielgerichtet auf einen Mittvierziger mit einem Zottelbart an der Kasse, der sogleich seine Expertise formulierte. Einen KĂŒchenschrank im Stil der 50er Jahre mit einfarbigen Dekoelementen, der im Keller stand, hatten wir abzugeben. Witzig, urteilte der drahtige Mittvierziger. Die Anordnung der gelben und blauen SchiebetĂŒren gefiel ihm so sehr auf meinem Papierausdruck, dass er diese einer Mitarbeiterin zeigte. So etwas hĂ€tte er selten gesehen. Doch dann entwickelte sich seine Expertise nicht so viel anders, wie es in der Sendung „Bares fĂŒr Rares“ oftmals geschah. Aber, aber und aber. Unser KĂŒchenschrank hatte jahrelang im Keller gestanden. Feuchtigkeit dringt in das Holz ein, der Schrank riecht und mĂŒffelt von innen. Schlecht zu verkaufen, wandelte der Mittvierziger in der lĂ€ssigen Jeanshose seine Expertise. Das vernichtende Urteil hinderte mich nicht daran, durch die großrĂ€umige Halle von TROC zu bummeln. Alte, vielleicht uralte SchrĂ€nke, GemĂ€lde en masse, StĂŒhle stapelten sich, edles Porzellan, ich staunte ĂŒber kostbare und weniger kostbare StĂŒcke. Ein Hauch von AntiquitĂ€ten, Trödel und Flohmarkt.

24. Oktober

Rekordwert bei der Fahrzeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln ins BĂŒro. Stop and Go von zu Hause aus. An manchen Stelle blieb der Bus so lange stehen, dass der Busfahrer ausstieg und auf dem GrĂŒnstreifen zum Fahrradweg in aller Seelenruhe eine Zigarettenpause einlegte. „Legt Euch schlafen und ich wecke Euch, wenn wir am Ziel sind“, mit diesen Worten versuchte er beim Aussteigen, Humor zu bewahren. Als er seine Zigarettenpause beendet hatte, hatte sich die Autoschlange auch prompt keinen Zentimeter vom Fleck bewegt. Kein Unfall, keine Sperrung, keine Umleitung, sondern ganz normaler Berufsverkehr frĂŒh Morgens vor den Nadelöhren des Verkehrs. In Niederkassel-Mondorf reihten sich die Autos an der Ampel nur kleckerweise in die Landstraße L269 nach Bonn ein, in Bonn-Beuel hatte sich die Endlosschlange vor der KennedybrĂŒcke aufgestellt. Dabei erging es den Bussen sogar einen kleinen Tick besser als den PKWs, da diese sich auf der Landstraße L269 auf der Busspur vorbei mogeln konnten. Zweieinhalb Stunden gegenĂŒber einer normalen Fahrzeit von einer Dreiviertelstunde dauerte die Odyssee mit Bus und Bahn ins BĂŒro. Das war ein Rekord, den nicht einmal Eis und Schnee erreicht hatten.

24. Oktober

AnfĂ€ngliche Verzweiflung ĂŒber die katastrophale Parkplatzsituation. Null PlĂ€tze in den Tiefgaragen frei, so dass wir ein StĂŒck stadtauswĂ€rts in Richtung ZĂ€hringen parkten und – kostenlos mit dem Hotel-Ticket - mit der Straßenbahn in die Innenstadt fuhren. Um die Mittagszeit Essen im Indischen Restaurant. Das war das erste Mal, dass ich jemals in meinem Leben indisch aß. Das war super-lecker und nannte sich „Karatschi-Chicken“: HĂ€hnchenbrustfilet mit Tomaten, Paprika, Zwiebeln, Ingwer in wĂŒrziger Currysoße, dazu Basmati-Reis. BĂŒcherverkauf vor dem historischen Kaufhaus am MĂŒnsterplatz. Plakate wiesen darauf hin, dass außer der Fernsehsendung „Bares fĂŒr Rares“ in dem stolzen, rotgestrichenen GebĂ€ude, das an der Fassade vier römisch-deutsche Kaiser zeigte, Konzerte und Liederabende stattfanden. Live konnten wir die KonzertatmosphĂ€re in der alles ĂŒberragenden MĂŒnsterkirche erleben. Ein Orchester gab vor dem Altarraum ihr bestes, ein Dirigent schwang seinen Taktstock, getrieben von der anschwellenden Stimme eines OpernsĂ€ngers. Der Wochenmarkt auf dem MĂŒnsterplatz baute seine StĂ€nde ab. Dennoch quoll die Stadt ĂŒber, spĂ€testens nach dem Schlusspfiff des Fußball-Bundesligaspiels des SC Freiburg. 2:1 gewann der SC gegen den FC Augsburg, und die Fußballfans hockten bis in die Abendstunden in den LokalitĂ€ten lange zusammen, so dass wir kaum einen Tisch in einem Restaurant fanden. Der erste Tag unseres Freiburg-Wochenendes war intensiv, in einer intensiven Stadt mit einer intensiven AtmosphĂ€re.

25. Oktober

Tag 2 unseres Freiburg-Wochenendes. Diesmal ging es hinaus aus Freiburg, 25 Kilometer nach Westen, hoch ĂŒber den Rhein, der bei Rheinkilometer 225 gefĂ€llig dahin floß. Der MĂŒnsterberg von Breisach, der „mons brisiacus“ der Römer, schaute hinab auf das gegenĂŒberliegende Rheinufer, das mit seinem langen Band die Grenze nach Frankreich markierte. Mit dem Rhein, dem römischen Straßennetz, das sich auf dem „mons brisiacus“ kreuzte, und einer ersten Kaufmannssiedlung, entwickelte sich Breisach zur mittelalterlichen Stadt „Brisache“, als die Staufer 1185 die Stadtrechte verliehen. Der Staufer Berthold V. von ZĂ€hringen, der gleichzeitig Herzog von Freiburg war, vereinigte dann die Herrschaftsgebiete am Oberrhein, im sĂŒdlichen Schwarzwald bis nach Schaffhausen in der Schweiz. Berthold der V. von ZĂ€hringen verewigte sich in bedeutenden Kirchen. Fast gleichzeitig, um 1200, ließ er die Freiburger MĂŒnsterkirche und das Breisacher StephansmĂŒnster bauen, wenngleich sich der romanische Baustil und die spĂ€ter umgebauten gotischen Stilformen komplett unterscheiden. Die Fernsicht vom MĂŒnsterberg aus war an diesem wolkenverhangenen Tag schlecht, so dass sich in der Ferne der Schwarzwald und die Vogesen in Wolkengrau einhĂŒllten. Das Band des Rheins floß aber mit seinen klaren Konturen unter dem MĂŒnsterberg. Hinter den geschlossenen Schleusentoren stand der Wasserspiegel still, am deutschen Ufer warteten Ausflugsschiffe. Der geradlinige Strom lag satt unter dem Deich, und etwas mehr als 400 Rheinkilometer weiter wĂŒrde er bei uns im Rheinland ankommen.

26. Oktober

Der Oktober, ein sinnstiftender Monat. Man spĂŒrt, wie sich der Kreislauf der Natur schließt. BlĂ€tter sterben ab und bedecken das Erdreich. Winter, FrĂŒhling, Sommer, Herbst. Die Natur ruht, blĂŒht auf, explodiert in einer ÜberfĂŒlle und stirbt wieder ab. Genau so, wie die irische Rockgruppe U2 diesen Kreislauf in ihrem StĂŒck „October“ beschreibt:

October and the trees are stripped bare Of all they wear. What do I care?

October and kingdoms rise And kingdoms fall But you go on And on.

Die Temperaturen sind in den ertrĂ€glichen, mittelmĂ€ĂŸigen Bereich gerutscht. Wochen und Monate der Trockenheit, die die EindrĂŒcke der Natur verkĂŒmmern ließen, sind vorbei. Die Tage schrumpfen zusammen, die NĂ€chte dehnen sich aus. Der Oktober markiert den Weg von ĂŒberdrehten Sommertagen in die Entschleunigung des Herbstes. Das Laub löst sich vom Dasein der BĂ€ume, unbeschwert, und rieselt friedlich herunter. Blatt fĂŒr Blatt.

28. Oktober

Wir wollen ĂŒbermorgen, am 30. Oktober, ab 10.00 Uhr, auf der Pastor-Ibach-Straße gegenĂŒber vom Pfarrheim in Niederkassel-Rheidt einen Garagenflohmarkt veranstalten. Wir haben unsere KinderbĂŒcher (Lars der EisbĂ€r, der Regenbogenfisch, Pu der BĂ€r, KinderbĂŒcher von Ursel Scheffler oder Cornelia Funke, 
), Geschichten zum Vorlesen, auch einige Brettspiele (Tempo kleine Schnecke, Lesespiel,
) und Puzzles (Prinzessin Lillifee, Lauras Stern, 
 ) aus unserem Keller ausgerĂ€umt und heute in den Kofferraum unseres Autos eingerĂ€umt. Im Keller wollen wir Platz schaffen. Über möglichst viele Kaufinteressenten wĂŒrden wir uns freuen.

29. Oktober

Es gibt Musikgruppen, die klingen grundverschieden, wenn man sie mit gebĂŒhrendem Abstand wieder hört. Depeche Mode war der Renner auf Feten und Feiern der 1980er Jahre. Bei Hits wie „I just can’t get enough“ wurde wurde getanzt, getrunken, gefeiert, gelacht. Ihre weichen, glatt gestrichenen Partyrhythmen des Electronic Beat hatten mich seiner Zeit aber nie wirklich interessiert. Depeche Mode waren zu brav und zu sehr darauf ausgerichtet, der tanzenden Zuhörerschaft mit ihrem Elektrosound gefallen zu mĂŒssen. Heute, aus der Ferne betrachtet, ist das durchaus anders. Sie gehen nicht nur auf Deutschlandtour, sie haben auch ihre Klangwelten in ihrer mehr als 30-jĂ€hrigen Schaffensperiode weiter entwickelt. In ihrer etwas melancholischen Grundstimmung, geprĂ€gt von der dĂŒsteren Stimme ihres SĂ€ngers Dave Graham, setzen Experimentierfreude und Improvisation positive Akzente. Ob „Walking in my Shoes“, „Fragile Tension“ oder „Wrong“: von ihrem Einheitssound zum Mitsingen haben sie sich verabschiedet, alle StĂŒcke klingen anders, die Stilrichtungen ihres Electronic Beat variieren erstaunlich auf einem hohen Niveau an QualitĂ€t. Das ist Depeche Mode 2016.

30. Oktober

Irgendwo zwischen den Feldern, wenn man unseren Ort ĂŒber die Umgehungsstraße verlĂ€ĂŸt. An der Linkskurve steuert der Wirtschaftsweg geradewegs in die Ebene der Felder hinein, in der Ferne schwellen am Horizont die bewaldeten HĂ€nge der Wahner Heide an. Im Juni ist in den Feldern Erdbeerzeit, im Sommer ist GemĂŒsezeit, im Herbst KĂŒrbiszeit. Vor dem KassenhĂ€uschen stellen sich dĂŒnne, dicke, ĂŒbergroße und prĂ€chtige Exemplare von KĂŒrbissen akkurat auf dem AnhĂ€nger auf, leuchtend in den Farben des Herbstes.

30. Oktober

Unseren Garagenflohmarkt haben wir als Erfolg empfunden. Rund die HĂ€lfte unserer KinderbĂŒcher, Spiele und Puzzles haben neue Besitzer gefunden, die sich auf dem Weg zum Kindersachenbasar im gegenĂŒberliegenden Pfarrheim bei uns umgesehen haben. Viele Besucher schauten neugierig, und uns freute nicht nur, dass das Interesse an KinderbĂŒchern stark war, sondern auch, dass so manche Eltern oder Großeltern gerne ihren Kindern oder Enkelkindern Geschichten vorlesen. Unser Flohmarktstand, den wir gegen 14 Uhr zusammengepackt haben, war deutlich geschrumpft. Wir wĂŒnschen allen neuen Besitzern viel Spaß mit unseren KinderbĂŒchern, Spielen und Puzzles !

31. Oktober

Da mein chaotisches Wesen mit Bedienungsanleitungen auf Kriegsfuß steht, haben wir es vorgezogen zu kapitulieren. Nicht alle Uhren in unserem Haushalt mĂŒssen auf die Winterzeit umgestellt sein. Um die Uhr an unserem Elektroherd umzustellen, hĂ€tten wir die Bedienungsanleitung, die in unserem Haushalt ins Nirwana entschwunden war, ĂŒber das Internet downloaden mĂŒssen. Es stellt sich ohnehin die Sinnfrage, was die Sommerzeit bewirkt. 1980 eingefĂŒhrt, erzĂ€hlten mir meine Eltern, dass es eine Hinterlassenschaft des Krieges sei, in den Abendstunden eine Stunde Stromverbrauch von GlĂŒhbirnen einzusparen. Die hellen Tagesstunden verschieben sich aber von morgens nach abends, so dass im Endeffekt null Kilowattstunden eingespart werden, das haben Studien ĂŒber StromverbrĂ€uche belegt. Mithin hĂ€tte man auf die Unterscheidung von Sommer- und Winterzeit gut verzichten können. Als BegrĂŒndung bleibt nur, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist. Dass er den Uhrzeiten gehorcht, sich dem Tagesablauf anpasst. Dass er es nicht anders kennt, als dass es im Sommer lange hell ist und im Winter frĂŒh dunkel. Wenn man den Rhythmus von Sommer- und Winterzeit abschaffen wĂŒrde, wĂŒrde dem Menschen etwas fehlen im Gang der Jahreszeiten. So finden wir es lĂ€stig, die Uhren im FrĂŒhjahr zurĂŒck- und im Herbst vorstellen zu mĂŒssen. Die Uhr auf unserem Elektroherd und auch in unserem Auto lassen wir mithin auf der Sommerzeit stehen, so dass wir fiktiv und gedanklich rechnen mĂŒssen. Die Uhrzeit minus eine Stunde.

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