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Tagebuch Oktober 2016

1. Oktober

Hätte ich nicht gedacht, dass sich so viele UN-Institutionen auf dem UN-Campus niedergelassen haben. Die Entwicklung von der ehemaligen Bundeshauptstadt zur UN-Stadt. Ich bin überrascht, welche Welt-bewegenden Themen hier nun beackert werden. Die Hinweistafel vor dem ehemaligen Abgeordnetenhochhaus – dem weithin bekannten Langen Eugen – zählt all die Institutionen auf. Die Diskussionen und Debatten sind mindestens genauso werthaltig wie im ehemaligen Deutschen Bundestag. Man debattiert über Klimaschutz, Epidemien und was sonst die Gesundheit auf unserer Welt bedroht, über Nachhaltigkeit und Biodiversität, über Weltkulturerbe oder über Schutzabkommen für Fledermauspopulationen. Ich komme auf 18 UN-Institutionen, die sich nun in Bonn heimisch fühlen.

4. Oktober

Der Temperatursprung ist krass, dass wir in einen Zustand der herbstlichen Normalität zurück gefallen sind. Kein T-Shirt, wie am letzten Freitag, sondern in einen warmen Pullover muss ich mich einmummeln auf der morgendlichen Fahrradfahrt ins Büro, die daher schlendert neben abgeernteten Feldern von Mais, deren Stoppeln widerspenstig und hart die Ackerfläche bedecken. Mächtig abgekühlt ist es. Der Friedhofszaun markiert den Übergang der Jahreszeiten. Während sich in den Kronen der Bäume sommerliche Grüntöne behaupten, haben die Blätter, die in der Trockenheit der vergangenen Wochen auf den Rasen herab gerieselt sind, die Farben des Herbstes angenommen. In bleichen bis gelben, in müden bis braunen Farbtönen zerstreuen sie sich an der Bank am Wegesrand, dessen Sitzfläche in ein unsichtbares Netz von Tau eingetaucht ist. Ich steuere der neuen Jahreszeit entgegen. Das Gefühl ist nicht unangenehm, zumal es zuletzt viel zu warm und auch viel zu trocken war.

6. Oktober

Leider bevorzuge ich rockigere, zeitgemäße Tonarten und keine klassische Musik, so dass ich der Dauerpräsenz eines Ludwig van Beethoven in der Stadt wenig Beachtung schenke. Mit der Stimme eines Robert Plant, der Gitarrenmusik eines Eric Clapton, dem Keyboard eines Jon Lord oder den Drums eines Keith Moon weiß ich weitaus mehr anzufangen als mit klassischen Sinfonien, Ouvertüren oder Kantaten. Da Beethoven das maßgebliche Aushängeschild der Stadt darstellt, ist es unglaublich schwierig, all seine weit zerstreuten Statuen zu übersehen. Beethoven ist standhaft, Beethoven berauscht, Beethoven schafft Identität, obschon er lediglich seine ersten 22 Lebensjahre in Bonn verbrachte. Heutzutage ist es schwierig, ihm zu entkommen. Seine Denkmäler haben so manche Metamorphose durchlaufen. Auf seinem hohen Sockel thront er über dem Münsterplatz, seine modellierten Köpfe vervielfachen sich vor dem Beethovenhaus. Vor einer Buchhandlung schaut er voller Hingabe von seiner Bronzestatue herab. Mit Einkaufstasche und Kette behangen, ist er sich nicht zu schade, vor einer Einkaufspassage zu posieren.

8. Oktober

Fischfilet leicht scharf mit Thai-Gewürzen aß ich, meine Ehefrau aß Hähnchen süß-sauer. Unsere Wocheneinkäufe bei real im HUMA-Einkaufszentrum in St. Augustin hatten wir erledigt, und als der Hunger sich um die Mittagszeit meldete, entschlossen wir uns, den Imbiss „Viet-Thai-Food“ aufzusuchen und unsere Küche zu Hause kalt zu lassen. Für 14 Euro konnten wir nicht meckern. Inklusive einer 0,5 Liter-Cola waren die Portionen ordentlich, mein Fisch war schön kross gebacken, mit den thailändischen Gewürzen war die dunkle Soße würzig und wenig scharf und ausgewogen mit sorgsam ausgekochten Broccoli, Zwiebeln, Bohnen und Möhren. Die Reihen der Vierertische waren gut gefüllt vor der langen, geradlinigen Wand. Der schmalen, gegenüberliegenden Wand gegenüber sitzend, blieb mein Blick hängen an einem Panoramafoto. Das Foto machte die Terrassenlandschaft transparent, die bestimmt irgendwo in China lag. Ich war fasziniert. Wahrscheinlich würde ich solche Landschaften in Fernost niemals kennen lernen. Das Wasser stand spiegelglatt in den Terrassen, die in Stufen herab fielen in das tief eingesägte Tal. Sorgfältig abgemessen, konnte beispielsweise Reis auf den Terrassen angebaut werden. Die Kultvierung des tief eingeschnittenen Tals ähnelte auf dem Foto dem Ahrtal, wo ebenso die Topografie des Geländes schwierige Bedingungen des Weinanbaus meistern musste. Das Essen schmeckte bestens. China begann mich zu begeistern.

9. Oktober

Travestie – Männer in Frauenkostümen – das ist nichts für mich, dachte ich zunächst. Zu fremd, zu überdreht, zu außergewöhnlich. So hatten mich meine Frau Iris Wimmers und eine Freundin nach Ham & Egg geschleppt, und ohne jegliche Erwartungshaltung ließ ich die Show im Eltzhof in Köln-Porz-Wahn auf mich zukommen. Als Scheune in einem alten Bauernhof zur Veranstaltungshalle umfunktioniert, bot sie einen urgemütlichen und kuscheligen Rahmen für eine Show, die von ihren schrillen und bunten Kostümen lebte. An dieser Überfülle an Pracht müssen sehr viele Arbeitsstunden von Schneidern und Näherinnen aufgewendet worden sein. Auf Stöckelschuhen und mit einem Hauch von Las Vegas sangen die beiden Männer, die man sich in ihrem wahren Leben als Beamte kaum vorstellen kann, das beste aus 20 Jahren in ihrem Programm „Sahnestücke de Deluxe“. Es waren so manche Knaller dabei: als Trude Herr mit dem Stück „Niemals geht man so ganz“, in der Verkleidung als Eishörnchen sangen sie „Himbeereis zum Frühstück“ oder als Evita Peron, die klagend, weinend und jammernd die Kündigung ihres Vermieters wegen Eigenbedarfs über sich ergehen lassen musste. Und so manche Sahnestücke mehr. Der Abend im Eltzhof bei Ham & Egg war wunderbar.

10. Oktober

Gang über die Kirmes in unserem Ort. Es geht abwärts, denn so leer, wie uns die Kirmes heute Nachmittag und heute Abend vorgekommen ist, war es nicht so in den vergangenen Jahren. Kein Gedrängele, alles schön übersichtlich, und auf dem Autoscooter und auf der Hitparade konnten wir uns die Plätze aussuchen. Unserem kleinen Mädchen reichte das: sie hatte ihren Spaß. Sicher, einige nutzen die Herbstferien für einen Urlaub. Anderen ist es zu kalt, denn bei den niedrigen abendlichen Temperaturen muss man wirklich bibbern. Dafür hat die Nachmittagssonne aber noch angenehm gewärmt. Ohne Schützenkönig, ohne bunten Umzug aller Schützen und Vereine durch den Ort, so wie ich es von meiner Heimat kenne, bin ich nicht unbedingt ein Freund dieser Form von Kirmes, die nur aus Fahrgeschäften, Wurfbuden, Imbissständen und Bierbuden besteht. Aber diese Leere kommt mir unheimlich vor.

12. Oktober

Zwei Tage Lehrgang in Bad Honnef. Das Posthorn der damaligen Deutschen Bundespost hat dort nachdrückliche Spuren hinterlassen. Gemeinsam habe ich mit anderen, aber nicht allen Seminarteilnehmern feststellt, dass uns das Posthorn als gemeinsamer Lebensweg verbindet. Unter dem Symbol des Posthorns sind einige von uns eingestellt worden, wir haben unsere Ausbildung durchlaufen. Wenngleich beurlaubt, sind viele von uns nach der Ausbildung Beamte auf Lebenszeit geworden. Genau im Jahr 1990 hat das Posthorn Ableger gebildet: den Kern des Posthorns, den Postdienst, die Bankdienst in Form der Postbank und die Telekommunikationsdienste, aus denen die Deutsche Telekom hervorgegangen ist. Am Tagungsort des Seminars in Bad Honnef findet sich das Posthorn mit dem Erbauungsjahr 1980 in den Bodenfliesen im Eingangsbereich wieder. Das ist die frühere Führungsakademie der Deutschen Bundespost, die als eigenständiger Hotel- und Tagungsort vor vielen Jahren privatisiert worden ist. Zwei Tage lang fand dort das hoch interessante Seminar zum Thema „pyramidales Denken“ statt. Das hat mich ein wenig an die Kategorienlehre von Aristoteles erinnert, die stark angereichert wurde mit Managementtheorien und Kernaussagen zur Ergebnisorientierung. Das Seminar war schön, locker und interessant in einer netten Gruppe von Seminarteilnehmern mit mehreren Übungen zum pyramidalen Denken. Es wurde viel zu Sachlogik gesagt, dass wichtige Botschaften allem voran gestellt werden sollten und wie diese formuliert werden sollten. Das Posthorn wird allerdings bald ausgedient haben. Zukünftig werden wir keine eigenen Tagungsorte mehr betreiben. Der Tagungsort in Bad Honnef mit dem Posthorn im Eingangsbereich wird dann ausgedient haben.

16. Oktober

Ein vitaler Auwald zählt zu den vielfältigsten Lebensformen, diese Wunschvorstellung kann man auf der grünen, überdimensionalen Hinweistafel des Grünen C nachlesen, die so manches über den alten Rheinarm des Rheidter Werth erzählt. Dabei geht es um Rinnen, um natürliche Auffüllung, um Landgewinnung und um Bewirtschaftungsformen. Ein Spaziergang und ein oberflächlicher Blick reichen um festzustellen, dass strukturreiche und artenreiche Waldbestände, die einen Auwald ausmachen, Stückwerk sind. Die Monotonie von Pappelreihen dominiert, Weiden am Rheinufer, im Inneren der Halbinsel gibt es dieses Stückwerk von Eichen- und Buchenwald. Dennoch entschleunigt die Ruhe: der Weg gleitet aus zum Rhein und blickt hinüber auf das gegenüberliegende Rheinufer, wo die Schornsteine von Wesseling sich beinahe harmonisch einfügen.

19. Oktober

Die Halle vermittelte einen Hauch der Fernsehsendung „Bares für Rares“, die wir uns allabendlich auf ZDF Neo gerne anschauen. Doch kein Horst Lichter begrüßte mich bei TROC in Bonn-Tannenbusch, anstatt dessen stieß ich zielgerichtet auf einen Mittvierziger mit einem Zottelbart an der Kasse, der sogleich seine Expertise formulierte. Einen Küchenschrank im Stil der 50er Jahre mit einfarbigen Dekoelementen, der im Keller stand, hatten wir abzugeben. Witzig, urteilte der drahtige Mittvierziger. Die Anordnung der gelben und blauen Schiebetüren gefiel ihm so sehr auf meinem Papierausdruck, dass er diese einer Mitarbeiterin zeigte. So etwas hätte er selten gesehen. Doch dann entwickelte sich seine Expertise nicht so viel anders, wie es in der Sendung „Bares für Rares“ oftmals geschah. Aber, aber und aber. Unser Küchenschrank hatte jahrelang im Keller gestanden. Feuchtigkeit dringt in das Holz ein, der Schrank riecht und müffelt von innen. Schlecht zu verkaufen, wandelte der Mittvierziger in der lässigen Jeanshose seine Expertise. Das vernichtende Urteil hinderte mich nicht daran, durch die großräumige Halle von TROC zu bummeln. Alte, vielleicht uralte Schränke, Gemälde en masse, Stühle stapelten sich, edles Porzellan, ich staunte über kostbare und weniger kostbare Stücke. Ein Hauch von Antiquitäten, Trödel und Flohmarkt.

24. Oktober

Rekordwert bei der Fahrzeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln ins Büro. Stop and Go von zu Hause aus. An manchen Stelle blieb der Bus so lange stehen, dass der Busfahrer ausstieg und auf dem Grünstreifen zum Fahrradweg in aller Seelenruhe eine Zigarettenpause einlegte. „Legt Euch schlafen und ich wecke Euch, wenn wir am Ziel sind“, mit diesen Worten versuchte er beim Aussteigen, Humor zu bewahren. Als er seine Zigarettenpause beendet hatte, hatte sich die Autoschlange auch prompt keinen Zentimeter vom Fleck bewegt. Kein Unfall, keine Sperrung, keine Umleitung, sondern ganz normaler Berufsverkehr früh Morgens vor den Nadelöhren des Verkehrs. In Niederkassel-Mondorf reihten sich die Autos an der Ampel nur kleckerweise in die Landstraße L269 nach Bonn ein, in Bonn-Beuel hatte sich die Endlosschlange vor der Kennedybrücke aufgestellt. Dabei erging es den Bussen sogar einen kleinen Tick besser als den PKWs, da diese sich auf der Landstraße L269 auf der Busspur vorbei mogeln konnten. Zweieinhalb Stunden gegenüber einer normalen Fahrzeit von einer Dreiviertelstunde dauerte die Odyssee mit Bus und Bahn ins Büro. Das war ein Rekord, den nicht einmal Eis und Schnee erreicht hatten.

24. Oktober

Anfängliche Verzweiflung über die katastrophale Parkplatzsituation. Null Plätze in den Tiefgaragen frei, so dass wir ein Stück stadtauswärts in Richtung Zähringen parkten und – kostenlos mit dem Hotel-Ticket - mit der Straßenbahn in die Innenstadt fuhren. Um die Mittagszeit Essen im Indischen Restaurant. Das war das erste Mal, dass ich jemals in meinem Leben indisch aß. Das war super-lecker und nannte sich „Karatschi-Chicken“: Hähnchenbrustfilet mit Tomaten, Paprika, Zwiebeln, Ingwer in würziger Currysoße, dazu Basmati-Reis. Bücherverkauf vor dem historischen Kaufhaus am Münsterplatz. Plakate wiesen darauf hin, dass außer der Fernsehsendung „Bares für Rares“ in dem stolzen, rotgestrichenen Gebäude, das an der Fassade vier römisch-deutsche Kaiser zeigte, Konzerte und Liederabende stattfanden. Live konnten wir die Konzertatmosphäre in der alles überragenden Münsterkirche erleben. Ein Orchester gab vor dem Altarraum ihr bestes, ein Dirigent schwang seinen Taktstock, getrieben von der anschwellenden Stimme eines Opernsängers. Der Wochenmarkt auf dem Münsterplatz baute seine Stände ab. Dennoch quoll die Stadt über, spätestens nach dem Schlusspfiff des Fußball-Bundesligaspiels des SC Freiburg. 2:1 gewann der SC gegen den FC Augsburg, und die Fußballfans hockten bis in die Abendstunden in den Lokalitäten lange zusammen, so dass wir kaum einen Tisch in einem Restaurant fanden. Der erste Tag unseres Freiburg-Wochenendes war intensiv, in einer intensiven Stadt mit einer intensiven Atmosphäre.

25. Oktober

Tag 2 unseres Freiburg-Wochenendes. Diesmal ging es hinaus aus Freiburg, 25 Kilometer nach Westen, hoch über den Rhein, der bei Rheinkilometer 225 gefällig dahin floß. Der Münsterberg von Breisach, der „mons brisiacus“ der Römer, schaute hinab auf das gegenüberliegende Rheinufer, das mit seinem langen Band die Grenze nach Frankreich markierte. Mit dem Rhein, dem römischen Straßennetz, das sich auf dem „mons brisiacus“ kreuzte, und einer ersten Kaufmannssiedlung, entwickelte sich Breisach zur mittelalterlichen Stadt „Brisache“, als die Staufer 1185 die Stadtrechte verliehen. Der Staufer Berthold V. von Zähringen, der gleichzeitig Herzog von Freiburg war, vereinigte dann die Herrschaftsgebiete am Oberrhein, im südlichen Schwarzwald bis nach Schaffhausen in der Schweiz. Berthold der V. von Zähringen verewigte sich in bedeutenden Kirchen. Fast gleichzeitig, um 1200, ließ er die Freiburger Münsterkirche und das Breisacher Stephansmünster bauen, wenngleich sich der romanische Baustil und die später umgebauten gotischen Stilformen komplett unterscheiden. Die Fernsicht vom Münsterberg aus war an diesem wolkenverhangenen Tag schlecht, so dass sich in der Ferne der Schwarzwald und die Vogesen in Wolkengrau einhüllten. Das Band des Rheins floß aber mit seinen klaren Konturen unter dem Münsterberg. Hinter den geschlossenen Schleusentoren stand der Wasserspiegel still, am deutschen Ufer warteten Ausflugsschiffe. Der geradlinige Strom lag satt unter dem Deich, und etwas mehr als 400 Rheinkilometer weiter würde er bei uns im Rheinland ankommen.

26. Oktober

Der Oktober, ein sinnstiftender Monat. Man spürt, wie sich der Kreislauf der Natur schließt. Blätter sterben ab und bedecken das Erdreich. Winter, Frühling, Sommer, Herbst. Die Natur ruht, blüht auf, explodiert in einer Überfülle und stirbt wieder ab. Genau so, wie die irische Rockgruppe U2 diesen Kreislauf in ihrem Stück „October“ beschreibt:

October and the trees are stripped bare Of all they wear. What do I care?

October and kingdoms rise And kingdoms fall But you go on And on.

Die Temperaturen sind in den erträglichen, mittelmäßigen Bereich gerutscht. Wochen und Monate der Trockenheit, die die Eindrücke der Natur verkümmern ließen, sind vorbei. Die Tage schrumpfen zusammen, die Nächte dehnen sich aus. Der Oktober markiert den Weg von überdrehten Sommertagen in die Entschleunigung des Herbstes. Das Laub löst sich vom Dasein der Bäume, unbeschwert, und rieselt friedlich herunter. Blatt für Blatt.

28. Oktober

Wir wollen übermorgen, am 30. Oktober, ab 10.00 Uhr, auf der Pastor-Ibach-Straße gegenüber vom Pfarrheim in Niederkassel-Rheidt einen Garagenflohmarkt veranstalten. Wir haben unsere Kinderbücher (Lars der Eisbär, der Regenbogenfisch, Pu der Bär, Kinderbücher von Ursel Scheffler oder Cornelia Funke, …), Geschichten zum Vorlesen, auch einige Brettspiele (Tempo kleine Schnecke, Lesespiel,…) und Puzzles (Prinzessin Lillifee, Lauras Stern, … ) aus unserem Keller ausgeräumt und heute in den Kofferraum unseres Autos eingeräumt. Im Keller wollen wir Platz schaffen. Über möglichst viele Kaufinteressenten würden wir uns freuen.

29. Oktober

Es gibt Musikgruppen, die klingen grundverschieden, wenn man sie mit gebührendem Abstand wieder hört. Depeche Mode war der Renner auf Feten und Feiern der 1980er Jahre. Bei Hits wie „I just can’t get enough“ wurde wurde getanzt, getrunken, gefeiert, gelacht. Ihre weichen, glatt gestrichenen Partyrhythmen des Electronic Beat hatten mich seiner Zeit aber nie wirklich interessiert. Depeche Mode waren zu brav und zu sehr darauf ausgerichtet, der tanzenden Zuhörerschaft mit ihrem Elektrosound gefallen zu müssen. Heute, aus der Ferne betrachtet, ist das durchaus anders. Sie gehen nicht nur auf Deutschlandtour, sie haben auch ihre Klangwelten in ihrer mehr als 30-jährigen Schaffensperiode weiter entwickelt. In ihrer etwas melancholischen Grundstimmung, geprägt von der düsteren Stimme ihres Sängers Dave Graham, setzen Experimentierfreude und Improvisation positive Akzente. Ob „Walking in my Shoes“, „Fragile Tension“ oder „Wrong“: von ihrem Einheitssound zum Mitsingen haben sie sich verabschiedet, alle Stücke klingen anders, die Stilrichtungen ihres Electronic Beat variieren erstaunlich auf einem hohen Niveau an Qualität. Das ist Depeche Mode 2016.

30. Oktober

Irgendwo zwischen den Feldern, wenn man unseren Ort über die Umgehungsstraße verläßt. An der Linkskurve steuert der Wirtschaftsweg geradewegs in die Ebene der Felder hinein, in der Ferne schwellen am Horizont die bewaldeten Hänge der Wahner Heide an. Im Juni ist in den Feldern Erdbeerzeit, im Sommer ist Gemüsezeit, im Herbst Kürbiszeit. Vor dem Kassenhäuschen stellen sich dünne, dicke, übergroße und prächtige Exemplare von Kürbissen akkurat auf dem Anhänger auf, leuchtend in den Farben des Herbstes.

30. Oktober

Unseren Garagenflohmarkt haben wir als Erfolg empfunden. Rund die Hälfte unserer Kinderbücher, Spiele und Puzzles haben neue Besitzer gefunden, die sich auf dem Weg zum Kindersachenbasar im gegenüberliegenden Pfarrheim bei uns umgesehen haben. Viele Besucher schauten neugierig, und uns freute nicht nur, dass das Interesse an Kinderbüchern stark war, sondern auch, dass so manche Eltern oder Großeltern gerne ihren Kindern oder Enkelkindern Geschichten vorlesen. Unser Flohmarktstand, den wir gegen 14 Uhr zusammengepackt haben, war deutlich geschrumpft. Wir wünschen allen neuen Besitzern viel Spaß mit unseren Kinderbüchern, Spielen und Puzzles !

31. Oktober

Da mein chaotisches Wesen mit Bedienungsanleitungen auf Kriegsfuß steht, haben wir es vorgezogen zu kapitulieren. Nicht alle Uhren in unserem Haushalt müssen auf die Winterzeit umgestellt sein. Um die Uhr an unserem Elektroherd umzustellen, hätten wir die Bedienungsanleitung, die in unserem Haushalt ins Nirwana entschwunden war, über das Internet downloaden müssen. Es stellt sich ohnehin die Sinnfrage, was die Sommerzeit bewirkt. 1980 eingeführt, erzählten mir meine Eltern, dass es eine Hinterlassenschaft des Krieges sei, in den Abendstunden eine Stunde Stromverbrauch von Glühbirnen einzusparen. Die hellen Tagesstunden verschieben sich aber von morgens nach abends, so dass im Endeffekt null Kilowattstunden eingespart werden, das haben Studien über Stromverbräuche belegt. Mithin hätte man auf die Unterscheidung von Sommer- und Winterzeit gut verzichten können. Als Begründung bleibt nur, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist. Dass er den Uhrzeiten gehorcht, sich dem Tagesablauf anpasst. Dass er es nicht anders kennt, als dass es im Sommer lange hell ist und im Winter früh dunkel. Wenn man den Rhythmus von Sommer- und Winterzeit abschaffen würde, würde dem Menschen etwas fehlen im Gang der Jahreszeiten. So finden wir es lästig, die Uhren im Frühjahr zurück- und im Herbst vorstellen zu müssen. Die Uhr auf unserem Elektroherd und auch in unserem Auto lassen wir mithin auf der Sommerzeit stehen, so dass wir fiktiv und gedanklich rechnen müssen. Die Uhrzeit minus eine Stunde.

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