top of page

Deutschland vs Italien

WĂ€hrend der Autofahrt ĂŒberlegte ich kurz. Waren es drei- oder viermal, dass ich in frĂŒheren Radtouren-Zeiten in Lille war ? Urlaube hatte ich frĂŒher stets mit meinem Fahrrad gemacht, und die Gegend um Flandern und Nordfrankreich hatte ich so verinnerlicht, dass sie zu meinem eigenen Teil geworden war. So auch Lille, das zwar im Ersten Weltkrieg zerstört worden war, aber so wieder aufgebaut worden war, dass es GrĂ¶ĂŸe und Stil verkörperte. Es war die Stadt, die in dem Kinofilm „Willkommen bei den Schtiis“ vorkam, die Stadt der Belfriede und WachttĂŒrme, wo die Ancienne Bourse belegte, dass in diesem Handelszentrum Flanderns die UrsprĂŒnge des Banken- und Börsenwesens zu suchen waren.

Im Autoradio lauschte ich, dass vor dem Fußballspiel Belgien gegen Wales Lille in fester belgischer Hand war. Dicht an der belgischen Grenze gelegen, bevölkerten 100.000 belgische Fußballfans die Innenstadt von Lille, den Grande Place mit seinem ĂŒberragenden Belfried und alle CafĂ©s mit Fernsehbildschirmen. Nur 13.000 Karten waren den belgischen Fußballfans zugeteilt worden. Alles ging friedlich zu, und es muss ein großes Fußballfest in der Innenstadt von Lille gewesen sein.

Mit Belgien verbanden mich so viele positive Erinnerungen, dass ich mich in dem unkonventionellen Belgien schon beinahe wohler fĂŒhle als in dem aufgerĂ€umten und so ordentlichen Deutschland. In den Abendstunden kam dann der Schock. Erst die 1:0-FĂŒhrung der Belgier, dann schossen nur noch die Waliser Tore. 1:3 hieß es am Ende. Ich litt mit den Belgiern und konnte es nicht fassen.

NatĂŒrlich drĂŒcke ich auch der deutschen Fußball-Nationalmannschaft die Daumen. Zuerst hatte es Portugal in das Halbfinale geschafft, gestern Wales, heute hoffentlich Deutschland. Doch das wird knĂŒppelhart. Gegen Italien.

NatĂŒrlich verbreiten alle Optimismus, natĂŒrlich ist die deutsche Fußball-Nationalmannschaft richtig gut drauf und natĂŒrlich wird das zu schaffen sein. Doch dagegen steht die lange Reihe von Spielen, die unsere Mannschaft gegen diesen Angstgegner Italien verloren hat. Das begann in meiner Schulzeit, als ich als 10-jĂ€hriger bis mitten in die Nacht aufbleiben durfte. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Mexiko verlor Deutschland in dem Halbfinalspiel gegen Italien, das als Jahrhundertspiel in die Fußballgeschichte einging, 3:4 gegen Italien. In der VerlĂ€ngerung schlugen Burgnich, Luigi Riva und Rivera zu, nachdem Gerd MĂŒller Deutschland zwischenzeitlich in der VerlĂ€ngerung mit 2:1 in FĂŒhrung geschossen hatte. In erlesenem Kreis konnte ich am nĂ€chsten Schultag mitreden, denn nicht alle GrundschĂŒler durften bis mitten in die Nacht Fußball schauen.

Nicht besser lief es fĂŒr Deutschland bei dem Weltmeisterschaftsfinale 1982, als die Mannschaft 3:1 gegen Italien verlor. In der zweiten Halbzeit spielten die Italiener die Deutschen regelrecht schwindlig und gingen 3:0 in FĂŒhrung. Danach reichte es gerade zum Ehrentreffer.

In der letzten Fußball-Europameisterschaft vor vier Jahren durfte unsere Mannschaft nach dem Spiel gegen Italien erneut die Heimreise antreten. Italien schafft es stets, ein sperriger Gegner zu sein, die Abwehr hinten dicht zu machen, so dass kaum etwas durch geht. Nach vorne reicht oft ein Moment, um eine Unkonzentriertheit in der deutschen Abwehr ausznutzen. Das Drama vor vier Jahren kann man mit dem Spieler Ballotelli benennen, der mit dem 2:0 einen solchen Hammerschuss losließ, das man hĂ€tte meinen können, er hĂ€tte das Tornetz glatt durch schlagen können. Diesem hoch gewachsenen, robusten Spieler war die deutsche Abwehr nicht gewachsen. Alle MĂŒhen und Versuche, den RĂŒckstand auszugleichen, rannten sich in der italienischen Abwehr fest. 1:2 hieß es am Ende.

Wir hoffen dennoch, dass diese Negativ-Serie beendet wird. Heute Abend. Ich werde mit fiebern, dass es nicht so lÀuft wie 1970, 1982, 2006 oder 2012.

Guten Tag ! Hallo ! Bonjour ! Prettige dag ! Buenas dias ! Willkommen auf meinem Blog !

SOZIALE NETZWERKE

  • Wix Facebook page
  • Wix Google+ page

BONNER BLOGS

NEUESTE POSTS

ARCHIV

bottom of page