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Innenansichten und Außenansichten auf dem Petersberg


Es war das Gesprächsthema. Die Hochzeit von Daniela Katzenberger. Auf dem Petersberg hatte das Hotelpersonal sie leibhaftig erleben dürfen. Publikumsnah, zum Anfassen war sie nicht, vielmehr kalt, unnahbar, scheu, vollkommen konträr zu ihrem natürlichen und selbstbewussten Auftreten im Fernsehen. Es war wohl auch die Nervosität, sich selbst inszenieren zu müssen, die eigene Hochzeit vor den laufenden Fernsehkameras von RTL2. Ein Patzer, eine Unaufmerksamkeit, ein Detail, das nicht stimmte bei solch einer festlichen Zeremonie, und eine ganze Fernsehnation hätte sich womöglich gekrümmt vor Lachen. Ihr Brautkleid stimmte und war der Hingucker: der Reifrock war so ausladend, dass dieser fast die gesamte Breite des Treppenhauses beanspruchte, dazu ein Verbund von eingenähten Perlenketten, die das Corsagenoberteil umgaben.

Obschon mir Daniela Katzenberger nicht unsympathisch war, interessierte mich auf dem Petersberg mehr der geschichtsträchtige Ort als irgendwelcher Promi-Rummel. Ein Event meiner Firma hatte mich auf den Petersberg geführt, und die zwei Stunden bis zur Abendveranstaltung nutzte ich, um mir diesen Ort, der voll gepackt war mit Geschichte, näher anzusehen.

Innenansichten des Hotels

So war es mir als normal Sterblicher versagt, das Hotel, über das ich an anderer Stelle wegen der Finanzierung aus Steuermitteln geschimpft hatte, von innen zu sehen. Ich atmete den Hauch ein, als Bonn noch Bundeshauptstadt gewesen war. Noble Staatsgäste aus aller Welt hatten hier übernachtet.

Dem Hotel war in der Entstehungszeit allerdings kein Glück beschert. 1891 fertiggestellt, mangelte es an Übernachtungsgästen, da das Hotel auf dem abgelegenen Bergplateau nur durch eine Zahnradbahn erschlossen war. Das Hotel musste Insolvenz anmelden, und Ferdinand Mülhens, der Inhaber der Kölner Kosmetik-Firma 4711, suchte die Attraktivität durch einen Erweiterungsbau und durch einen Freizeittourismus aus dem Kölner Raum zu steigern. Diesmal kam der Erste Weltkrieg dazwischen. Davon erholte sich das Hotel erst Ende der 1920er Jahre, als der Petersberg durch eine Straßenverbindung von Königswinter aus erschlossen wurde. In der Zeit des Nationalsozialismus boomte das „Kurhotel Mülhens“, wie es sich damals nannte, erstmals. Wie man sich denken kann, bereitete der nächste Krieg, der Zweite Weltkrieg, diesem Boom ein Ende.

Staatsgäste auf dem Petersberg: (o.l. nach u.r.): König Paul und Königin Friederike von Griechenland (1956), Jassir Arafat (1993), Bill Clinton (1994), G8-Tagung (1999), Boris Jelzin (1991), Bill Clinton (1999)

In der Nachkriegszeit warteten neue Aufgaben auf das Hotel auf dem Petersberg. Die junge Bundesrepublik Deutschland steckte noch in ihren Kinderschuhen, als die Alliierten diesen Standort für die Tagung der Alliierten Hohen Kommission auswählten. Am 22. November 1949 schrieb das Hotel Geschichte, als das Petersberger Abkommen abgeschlossen wurde. Dieses Abkommen mit den Alliierten modifizierte den Besatzungsstatus dahingehend, dass die Siegermächte der neuen Bundesrepublik Deutschland Souveränitätsrechte als eigener Staat zugestanden, wobei der Besatzungsstatus vom Prinzip her erhalten blieb.

Ab 1954 mietete die Bundesregierung das Hotel für Staatsbesuche an, bis sich die Bundesregierung unter Helmut Schmidt 1979 entschloss, das Hotel zu kaufen. Schloss Gymnich, welches bis dahin für Staatsgäste prädestiniert war, war der Regierung zu klein, und der Kaufpreis von damals 18,5 Millionen Mark war heftig umstritten.

Ausblicke vom Petersberg aus

Ich genieße derweil all diesen Luxus, das ausgefallene Mobiliar, die Gemälde von Konrad Adenauer und anderen Personölichkeiten, und das edle Ambiente in dem Marmorsaal. Dabei vergesse ich für einen Moment, was wohl der Steuerzahler alles hat bezuschussen müssen. Zwei Fotogalerien zeigen viele Staatsgäste, die in diesem Hotel übernachtet haben.

Indem ich nach draußen gehe und die putzige Kapelle mit der barocken Innenausstattung betrete, finde ich zu Daniela Katzenberger zurück. Hier hat sie also ihren Ehemann geheiratet. Nicht schlecht, finde ich, dabei ist die Kapelle St. Peter noch einiges älter als der barocke Umbau, der 1764 entstand.

Erstmals belegt ist eine Kapelle für das Jahr 1312, die allerdings einen Vorgängerbau gehabt haben muss. Die Kapelle St. Peter war bis in die Neuzeit Wallfahrtskapelle. Aus allen Himmelsrichtung trudelten die Pilger auf eigenen Pilgerwegen mit wunderschönen Bildstöcken und Wegekreuzen ein.

Kapelle St. Peter, in der Daniela Katzenberger geheiratet hatte

Bei meinem Rundgang begegne ich so manchen Gleichgesinnten, die sich mit dem Fahrrad – namentlich Mountainbike oder Rennrad – auf den Petersberg hoch trauen. Die Anfahrt über die Stichstraße mit all ihren Kurven muss genial sein – und schweißtreibend. Rund 250 Höhenmeter sind von Königswinter aus zu bewältigen. Eine lohnende Strecke, finde ich, die ihre Strapazen Wert ist. Bis auf den Petersberg habe ich es mit dem Rennrad noch nicht geschafft. Ein Argument spricht dafür: der Biergarten. Der Ausblick auf den Rhein ist eine Wucht. Drachenfels und Drachenburg wandern elegant ins Blickfeld. Bei klarem Wetter geht der Weitblick bis in die Eifel hinein mit den tief heraus geschnittenen Konturen des Ahrtals. Und der Sonnenuntergang, den ich Stück für Stück verfolgt habe, hat mich in höchst romantische Gefühle eingewickelt.

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