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Wochenrückblick #17/2016

25. April 2016

Meine Ehefrau hatte zuletzt eine Begegnung mit unserer staatlichen Ordnungsmacht, der Polizei. Kein Unfall, keine Geschwindigkeitsüberschreitung, dennoch eine heikle Begegnung für uns, denn unser hinterer Blinker war defekt. Der Blinker blinkte gleichzeitig rechts und links, und wenn wir gleichzeitig das Bremslicht betätigten, versagte das Blinklicht vollständig. Wir mussten zur Werkstatt, doch diese Schleife hatten wir im Vorfeld bereits gedreht. Für unseren VW Vento, Baujahr 1997, gibt es keine Ersatzteile mehr für Blinker und Rückleuchten, da diese nicht baugleich sind mit allen anderen PKW-Typen von Volkswagen. Wir hatten sogar Schrottplätze abgeklappert nach alten Rückleuchten-Teilen des VW Vento – ohne Erfolg, weil dieser PKW-Typ nur über ein begrenzte Zeit von Jahren gebaut worden war. Der Erledigungsdruck durch die Polizei war hoch, da wir mit einer Postkarte und mit Stempel der Autowerkstatt die Behebung des Defektes an das Straßenverkehrsamt melden mussten. Schließlich gelang es unserer Autowerkstatt, über irgendwelche alternativen Beschaffungskanäle abseits der gängigen Volkswagen-Ersatzteilbeschaffung zwei neue Rücklicht-Elemente zu besorgen. Nach dem Einbau war es ein komplett neues Fahrgefühl: ohne das Verhalten der anderen Autofahrer einbeziehen zu müssen, dass diese gar nicht erkennen können, in welche Richtung ich fahren möchte.

26. April 2016

Die nächste Fußball-Europameisterschaft wirft ihre Schatten voraus. In Werbekampagnen bemessen, beträgt der Vorlauf rund zwei Monate. Dementsprechend rollen die Vermarktungswellen an. Als ich im Getränkemarkt einen Kasten Bitburger gekauft habe, habe ich prompt einen Bitburger-Magnet-Spielplan mit allen EM-Fußballspielen samt Filzstiften erhalten. Sticker, Sammelaktionen, Sammelalben der Fußballspieler, diese Abverkäufe gehören ungefähr zum üblichen Vermarktungsrummel. Käufer gibt es bestimmt genug, die Sammelalben mit Fußballspielern aus ganz Europa füllen wollen.

27. April 2016

Gruselige Fahrt über die Kennedybrücke. Der Himmel war abwesend und wurde verschluckt vom Morgengrau. Wolkenpakete marschierten stramm aus Nordwesten über den Rhein. Der Wind fegte, der Regen spritzte in mein Gesicht, unablässig, Nässe weichte meine Hosenbeine auf, trotz Handschuhe waren meine Hände klamm. In meinem Gesicht bildete sich ein kalter, nasser Schleier aus den Regentropfen, woraus sich mein Blick trübsinnig auf das andere Rheinufer tastete. Kälte und Nässe hatten etwas unnahbares, und ich sehnte diese Augenblicke so weit weg von mir wie eigene Zahnarzttermine oder Aufenthalte unseres kleinen Mädchens in der Kinderklinik. Es war wirklich ein Sauwetter. So wie in den letzten Tagen, hätte ich gerne Bus und Bahn genommen, doch heute hatte ich keine Wahl: Streik. Ich musste mit meinem Fahrrad durch das Sauwetter hindurch, um ins Büro zu kommen. Nicht nur ich musste leiden, sondern auch die Autofahrer, die sich, Stoßstange an Stoßstange stehend, mühsam durch Staus hindurch quälten. Vollkommen bedröppelt, war ich am Bertha-von-Suttner-Platz den Regen Leid. Ich huschte in eine Bäckerei hinein und fand meine innere Wärme bei einer Tasse Kaffee wieder. Der Regen tröpfelte weiter, und im Anschluss bugsierte ich mein Fahrrad durch das gespenstische Geflecht von Regentropfen hindurch, bis ins Büro.

28. April 2016

Als ich diese Bewertung in unserer Tageszeitung las, war ich platt. Die Unternehmenskette „Fahrrad XXL“, die bundesweit Filialen mit großflächigen Verkaufsräumen für Fahrräder betreibt, hat einen Servicepreis für Kundenfreundlichkeit mit der Note „sehr gut“ erhalten. Ich wunderte mich sehr, dass es auch anders ging, denn, was mir selbst bei Fahrrad XXL in St. Augustin widerfahren war, hatte ganz und gar nichts mir Kundenfreundlichkeit zu tun, sondern mit Chaos und Desorganisation. Es war im Herbst letzten Jahres, nach dem Fahrradunfall unseres kleinen Mädchens. Licht, Schaltung und ein Pedal, beschädigt durch den Unfall, mussten repariert werden. Da dort gekauft, brachte ich das Fahrrad nach Fahrrad XXL in St. Augustin, um einen Kostenvoranschlag für die Haftpflichtversicherung zu erstellen. Diesen schickte man mir eine Woche später auch nach Hause. Zwei Wochen später rief ich an, dass das Fahrrad repariert werden solle, was Fahrrad XXL telefonisch zusagte. Nun wartete ich und fuhr etwa vier Wochen später bei Fahrrad XXLvorbei, um das reparierte Fahrrad abzuholen. Dort schickte man mich mit der Rechnung des Kostenvoranschlages zur Kasse und stellte mir das unreparierte Fahrrad vor die Nase. Ich erzählte, dass mir die Reparatur unter der Rufnummer, die auf dem Kostenvoranschlag stand, zugesagt worden war. Den Kostenvoranschlag hatte ich allerdings nicht mitgeführt. Dann startete der Mitarbeiter eine groß angelegte Suchaktion. Er blätterte zwei fette Aktenordner von vorne bis hinten durch, um den Reparaturauftrag und den Kostenvoranschlag zu finden – ohne Ergebnis. Ich fuhr nach Hause und man sicherte mir zu, entweder den Kostenvoranschlag aufzufinden oder den Reparaturauftrag neu anzulegen. In jedem Fall würde ich angerufen, was dann aber nicht geschah. Ohne Rückruf fuhr ich, wieder einige Wochen später, mit dem Kostenvoranschlag nach Fahrrad XXL. Dieser klärte den Gang der Dinge auf: ich hatte das Original des Kostenvoranschlages erhalten, und bei Fahrrad XXL lag weder das Original noch ein Doppel des Kostenvoranschlages vor. Der Mitarbeiter sagte zu, dass das Fahrrad alsbald repariert würde. Wieder eine Woche später, hatte ich das nächste Happening bei Fahrrad XXL – ohne repariertes Fahrrad. Der Mitarbeiter, der es reparieren sollte, sei krank geworden. Bei meiner Verärgerung bot mir nun Fahrrad XXL einen Anschein von Kundenfreundlichkeit an: das Fahrrad solle mir nach der Reparatur kostenlos nach Hause gebracht werden, zusätzlich solle ich einen Zehn-Euro-Gutschein für alle Unannehmlichkeiten erhalten. So weit, so gut. Einige Zeit später erhielt meine Frau tatsächlich einen Anruf von Fahrrad XXL. Ein Mitarbeiter meldete sich, dass das Fahrrad geliefert werden solle. Er legte den Hörer daneben, um den Anlieferungstermin zu klären, so dass meine Frau die Hintergrundgespräche mithören konnte. Sie hörte mit, wie seine Kollegen einen Shitstorm auf den Mitarbeiter losließen. In den nächsten Tagen hätte niemand Zeit, alle seien ausgelastet ,und der Mitarbeiter würde nach besten Kräften versuchen, seine Kollegen niederzumachen. Ohne Anlieferungstermin, wurde danach der Hörer aufgelegt. Zwei Monate nach der Auftragsannahme bekamen wir dann schließlich das reparierte und voll funktionsfähige Fahrrad nach Hause geliefert. Mit Zehn-Euro-Gutschein.

29. April 2016

Ja, in unserem Hause kennen wir so etwas: Treue zu altbewährten Marken. So auch bei unseren Eßgewohnheiten. Es gab Zeiten, als wir viel Schwarzbrot gegessen haben. Derzeit bevorzugen wir zwar Brötchen, doch als typisch rheinischer Brotgenuss geht nichts über Schwarzbrot. Da gibt es leckere Sorten: mit Sonnenblumenkernen, saftig, rustikal – oder auch ganz einfach und urwüchsig. Eine Zeitlang haben wir sehr gerne und sehr oft Kronenbrot gegessen. Ob wir uns demnächst das Schwarzbrot von Kronenbrot auf der Zunge zergehen lassen können, das erscheint fraglich, denn das Unternehmen Kronenbrot, welches den Firmensitz in Würselen bei Aachen hat, hat Insolvenz angemeldet. Die Auftragsbücher sind voll, Supermärkte werden weiter beliefert, zur Rettung des Unternehmens, wenn sie gelingen wird, wird es größere Einschnitte an den Standorten Würselen, Köln und Witten geben. Einstweilen haben wir haben aufs Neue unsere Liebe zum Schwarzbrot entdeckt. Es geht nichts über ein leckeres Schwarzbrot – mit Fleischwurst oder Käse.

30. April 2016

Dass ich den Rummel und die ohrenbetäubende Lautstärke von Musik mag, aus diesem Alter bin ich längst heraus. In meiner eigenen Jugend ging die Nacht zum 1. Mai eher ruhig und still ab, alkoholisiert. Wir schleppten ein paar Kästen Bier heran und bewachten unseren Maibaum, der am nächsten Tag fest im Erdreich stand. In unserem Ort ist das grundverschieden anders. Und richtig generalstabsmäßig durch geplant und durch organisiert, wie den Allerliebsten die Maibäume gesetzt werden. In diesem Jahr waren ja die Jungens wegen des Schaltjahres an der Reihe. Traktoren mit Anhängern, beladen mit Maibäumen, fuhren durch die Gegend. Manche mieteten sich sogar ganze LKWs von einer Verleihfirma, mit Maibäumen auf der Ladefläche und Lausprecherboxen, die ihre Tonlagen in einer dumpfen Abfolge hinaus schmissen, ohne dass ich irgendeine Form von Melodie hinaus hören konnte. Ein Maibaum ist an unserem Nachbarhaus aufgestellt worden. Glücklicherweise mussten wir die ohrenbetäubende Musik nur für kurze Zeit erdulden, bis der Traktor mit Anhänger zum nächsten Allerliebsten weiter gefahren ist.

1. Mai 2016

Ganz gerne meckere ich über Bausünden und welcher architektonischer Schwachsinn so in die Landschaft gesetzt wird und dass aus der nüchternen Perspektive des Betrachters niemand solch ein Bauwerk haben wollte, allenfalls geltungssüchtige Stadtplaner und Architekten. Dass es anders geht, das beweist seit längerer Zeit das Münster-Haus am Münsterplatz, dessen überdimensionale Baustelle lange Zeit ein Ärgernis war. Mittlerweile läßt sich aber eine fertige Gestalt erahnen. Das Skelett der historischen Fassade hatte man stehen lassen, während von innen kernsaniert und komplett umgebaut worden war. Ich bin gespannt darauf, wie der Bau aussehen wird, wenn er fertig sein wird.

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