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Mord am Kiosk

Im Grunde genommen, war es sein Metier. Jacques Berndorf, in seinen siebzehn Eifel-Krimis spielte das Geschehen, den Krimititeln entsprechend, in der Eifel. Orte und Tatorte in der Eifel waren authentisch, von Bad Neuenahr bis Irrel, von Monschau bis Monreal, von Nohn bis Jünkerath: wunderbare Landschaft und pure Idylle verband er mit Mord und Verbrechen und Ermittlungen, die er mit seiner Spürnase als Siggi Baumeister voran trieb.

„Requiem für einen Henker“ ist anders. Er begann seine Karriere beim SPIEGEL, als er für eine Reportage über den Regierungsbunker in Dernau an der Ahr recherchierte. Der Kalte Krieg, Geheimdienste, Nachrichtendienste, Spione, Verfassungsschutz, militärischer Abschirmdienst, in diese Spezialgebiete tauchte er bei seinen Folgereportagen ein. Sein erster Eifel-Krimi „Eifel-Blues“, 1989 erschienen, thematisiert genau diese Welten der Geheimdienste. Sein Kriminalroman „Requiem für einen Henker“, nur ein Jahr später, 1990, knapp nach der Wende erschienen, bewegt sich erneut im Dunstkreis von Spionage und Ost-West-Konflikt.

Den Tatort verlegt Jacques Berndorf von der Eifel an den Rhein nach Bonn.

„Ich erinnere mich, dass ich die Adenauerallee in Richtung Bad Godesberg fuhr und mir selbst vorhielt, was für ein Idiot ich sei, nachts durch das grauschwarze Bonn zu kurven. Ich weiß auch noch, dass ich am Palais Schaumburg vorbei kam, dann am Bundeskanzleramt. Danach muss ich nach links in die Welckerstraße eingebogen sein; in der Dahlmannstraße in Höhe des Presse- und Informationsamtes parkte ich meinen Wagen.“

Seinen Protagonisten Siggi Baumeister hatte es eher zufällig in die Noch-Bundeshauptstadt verschlagen. Obschon fleißig debattiert wurde, konnte im Erscheinungsjahr des Romans 1990 noch niemand ahnen, dass ein Jahr später das Ende der Bundeshauptstadt Bonn eingeläutet würde. Rein zufällig begibt sich Baumeister nach Bonn, weil er für die angebliche Affäre eines Bundesministers recherchieren soll.

Baumeister nimmt kein Blatt vor den Mund, dass die Noch-Bundeshauptstadt mit anderen europäischen Hauptstädten wie London, Paris, Rom, Wien nicht mithalten kann. So beschreibt er Bonn geradezu dekadent: „Irgendwer hat einmal formuliert, Bonn sei halb so groß wie der Zentralfriedhof von Chicago, aber doppelt so tot. Der Mann hat sicherlich übertrieben, was das Regierungsviertel angeht, aber ebenso sicher war er nie in der Innenstadt.“

Jacques Berndorf zeichnet eine grauenhafte Stimmung, die vollkommen dem Bild widerspricht, welches sich etwa die Romantiker im 18. und 19. Jahrhundert vom Rhein gemacht haben. „Der Fluss lag dunkel und trist im Nebel wie ein betonierter Wurm. Nichts regte sich.“ Der Rhein bereitet auf das Verbrechen vor. Es ist November, es ist mitten in der Nacht, und die dunkle Jahreszeit verschluckt das gewaltige Panorama des Siebengebirges, das lediglich die Höhenzüge des Ennert andeutet.

„Sie standen auf dem Parkplatz des Abgeordnetenhochhauses, des Langen Eugen, wie die Bonner in Anspielung auf den geistigen Vater dieser architektonischen Scheußlichkeit sagen … Im Sommer ist es grün hier, Kastanien geben Schatten, müde Touristen stehen Schlange an zwei trostlosen Kiosken und kauen vertrocknete Frikadellen.“

Doch dann, genau an dieser Stelle, Mord und Verbrechen in der dunklen Nacht. Ein Penner. Zehn, zwölf Menschen umringen die Leiche, die meisten in Zivil. Baumeister wird zurückgewiesen, doch er verweist auf das Recht der Öffentlichkeit an der Wahrheit und schießt fleißig Fotos von der Leiche. Danach häufen sich die Ungereimtheiten, seine Recherchen werden unterdrückt. Der Tote, als Penner erschlagen, hatte eine andere Identität.

Die Handlungen entstehen in Agentenkreisen. Staaten hatten sich gegenseitig bespitzelt, um sich auszulöschen. Mitten drin der KGB, das FBI, der Verfassungsschutz und die NATO.

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