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Wochenrückblick #13/2016

28. März 2016

Wegberg – im Tal der Wassermühlen, so wirbt das Internet für meine Heimatstadt, in der ich bis zum 23. Lebensjahr gewohnt habe. Insgesamt 19 Mühlräder von Wassermühlen, die einst als Öl- und Mahlmühlen dienten, drehen sich an Bächen und Nebenflüssen der Schwalm. So idyllisch, so schön und so verträumt Natur und Landschaft sind, so krass hebt sich der Zustand meiner Eltern – im wesentlichen der Zustand meines Vaters – von all dieser Idylle ab. 84 Jahre ist mittlerweile mein Vater alt, und längst ist der Alltag mühselig und beschwerlich geworden. Dreimal in der Woche kommt ein Pflegedienst, um Körperpflege zu betreiben – insbesondere Duschen und Waschen. Was seine Inkontinenz betrifft, so hat seine Operation vor einem Monat nichts gebracht. Alle zwei Stunden muss er eine Toilette aufsuchen, wogegen er sich mitunter sträubt. Die Arbeit, die meine Mutter, selbst 80 Jahre alt, mit dem Wäsche-Waschen und Sauber-Machen hat, ist enorm. Glücklicherweise wohnt mein Bruder im Nachbarort, der sich mit seiner Ehefrau nach besten Kräften um meine Eltern kümmert.

29. März 2016

Ein aufregender Tag für unser kleines Mädchen. Nachdem ich in der ersten Osterferienwoche Urlaub hatte, habe ich sie heute zur Arbeit in mein Büro mit genommen, zumal ich keine Termine hatte. Meine Arbeitskollegen begrüßten sie prompt als „neue Arbeitskollegin“. Neben Malen, Harry Potter lesen und dem Studium des LEGO-Magazins befasste sie sich auch mit unserem Unternehmen. In Kästchen zeichnete sie die Geschäftsfelder unseres Unternehmens ein, was das alles mit Telekommunikation zu tun hat und wie Marketing, Werbung und Call-Center sich bestmöglich um unsere Kunden kümmern. Als sie fragte, wie viele Kunden wir haben, druckte ich ihr eine Unternehmenspräsentation aus. Aus den insgesamt 69 Seiten filterte sie schließlich die Kundenzahl unserer Festnetz- und Mobilfunkkunden heraus. Früh übt sich, wer ein Meister werden will. Als der Bürostress vorbei war, besuchten wir die Ausstellung im Kunstmuseum „Mit anderen Augen“. Dort ging es um die hohe Kunst der Portraitfotografie. Die Art der Gestaltung von Collagen war phantatisch: mal in Passbildform, mal verwässert, mal schwarz-weiß im Fünfziger-Jahre-Stil, mal das Hausfrauenleben, mal Geschäftsleute und CEOs in Collagenform und so weiter. Ich staunte, wie interessant, abwechslungsreich und wohl strukturiert die Ausstellung gestaltet war. Den ereignisreichen Tag rundeten wir im Haribo-Shop ab.

30. März 2016

Das Abmanagen kann so lautlos geschehen, dass man kaum etwas davon mitbekommt. Ladenlokale öffnen und schließen, ständig, und insbesondere bei Modeläden gehen Neueröffnungen und Schließungen an meiner Aufmerksamkeit vorbei, da sich mein Interesse an modischer Bekleidung in Grenzen hält. Eine Schließung kann in Windeseile geschehen, ruckzuck, innerhalb von einigen Tagen, und eine etablierte Marke verschwindet auf Nimmerwiedersehen in der Versenkung. Im Herbst letzten Jahres verschwand Strauss Innovation von der Bildfläche, nun hat „Boecker“ Insolvenz angemeldet, beziehungsweise die Steilmann-Gruppe aus Ostwestfalen, der die Modeläden gehören. So wiederholen sich die Konstellationen: bereits vor zehn Jahren drohte die Insolvenz, als ein Investor aus Italien Gelder zur Verfügung stellte; dieser Investor übernahm die Modeläden, an denen die Steilmann-Gruppe ihre Anteile behielt. Das Geschäft mit der Mode, so kurzlebig und ein Tummelplatz für Preiskämpfe, dürfte kaum strategisch und langfristig in den Griff zu bekommen sein. Tagesgeschäft, Monatsgeschäft, Saisongeschäft – die Planungshorizonte sind so unsicher wie all die Insolvenzen, die daraus resultieren. Das ist traurig vor allem für die Beschäftigten. Die Planungssicherheit, wer ihr Arbeitgeber ist und an welchem Standort ihre Arbeitsplätze liegen, dürfte gering sein. Mal sehen, wie es mit der Insolvenz der Steilmann-Gruppe weiter geht.

31. März 2016

Unglaublich, eine Wüste mitten in der Stadt, etwa einen Kilometer vom Zentrum entfernt. Baumhohe Kakteen sprossen in die Höhe, in der trockenen und heißen Luft stockte der Atem. Wir hatten Glück, zwanzig Minuten vor Schließung die Gewächshäuser im Botanischen Garten bestaunen zu können. Ich war ein paar Male im Botanischen Garten, aber noch nie in den Gewächshäusern. Wirklich sehenswert, wie der übrige Botanische Garten. Unser Mädchen fotografierte, was das Zeug hielt. Der Auslöser stand nicht still. Für mich war der Rundgang immer noch zu schnell, um meine mangelhaften Botanikkenntnisse aufzubessern. Ganz viele lateinische Pflanzennamen, darunter verschlungene fremdländische Namensergänzungen. Acer heißt Ahorn, das kriegte ich noch auf die Reihe, Buche figus, Kiefer pinus und so weiter. Ich lernte, dass Bonn-Tannenbusch, ansonsten nur als Problemviertel bekannt, eine wahre Attraktion für den Botanischen Garten zu bieten hatte: eine Sanddüne mit seltenen Gräsern war von dort in den Botanischen Garten verfrachtet worden. Der Braunkohletagebau, gegen den ich ansonsten so sehr wetterte, hatte genauso eine Seltenheit in den Botanischen Garten verfrachtet: Millionen Jahre alte Holzreste, welche ein sehr entferntes Stadium vor der Braunkohle aufwiesen. Im Regen spazierten wir durch die erwachende Natur, deren erste Blütenteppiche uns die Augen für die Schönheiten der Natur öffnete.

1. April 2016

Wie die einfachen Dinge des Alltags zum Kraftakt werden können. Brötchenkauf in der Mittagspause. Wir haben es verlernt, solidarisch in der Warteschlange zu stehen. Gereiztheit, Anspannung, Ungeduld. Damit die Kunden der Reihenfolge nach bedient werden, wird jeder argwöhnisch betrachtet, der sich nicht direkt zum Ende der Schlange bewegt. Nach vorne hin ist peinlich darauf zu achten, dass niemand zu früh aus der Warteschlange zu einer der beiden Bäckereiverkäuferinnen ausschert. Manche Kunden wollen das Brot geschnitten haben oder abgezählte Brotscheiben. Ältere Menschen suchen in ihrem Portemonnaie Centstücke zusammen. Das kostet Zeit, während die Warteschlange wächst und wächst. Wieso es nicht schneller gehe. „Wir tun unser bestmögliches“, lausche ich den Wortwechseln an der Bedienungstheke. - „Schönes Wochenende und Ruhe bewahren“. Zum Aufruhr kam es vor einigen Tagen, als eine ältere Dame, locker über die 80, an der Bedienungstheke Waffeln und Gebäck inspizierte. Als sie sich anschließend ganz weit vorne in der Warteschlange einreihte, wurden die Wartenden laut. Sie wurde dermaßen beschuldigt, als hätte sie ein Schwerverbrechen begangen. So etwas ginge nicht. Absichtlich hätte sie die Ordnung missachtet. Als Rentnerin sollte sie besonders viel Zeit haben. Sie solle bitte schnellstens verschwinden und sich an das Ende der Schlange stellen. So wie alle anderen.

2. April 2016

Die Vielfalt der Biere kennt keine Grenzen. Nicht nur die Deutschen, sondern auch die Belgier kennen eine enorme Vielfalt von Biersorten. Während in Deutschland rund 5.000 Biere gebraut werden, sind es im flächenmäßig kleineren Belgien rund 1.000 Biere. Einige davon sind wahre Exoten: Kirschbier, Erdbeerbier oder Himbeerbier dürften in Deutschland kaum anzutreffen sein. Mein Lieblingsbier ist das Trappistenbier, das ich Schluck für Schluck genieße, seitdem ich Belgien bereise. Wie der Name besagt, muss das Trappistenbier in Trappistenklöstern gebraut werden. Dabei müssen die Erlöse einem sozialen Zweck zur Verfügung gestellt werden. Trappistenbiere werden obergärig gebraut. Da diesen Malz beim Brauvorgang beigefügt wird, schmecken sie wesentlich süßlicher als die gängigen Pils-Sorten. Es gibt sie in einer hellen und dunklen Variante. Ihr Alkoholgehalt ist mit 7% etwas höher als bei übrigen Bieren. Nun ist der Notstand eingetreten. Von meinen letzten Besuchen in Leuven und Venlo hatte ich einen ordentlichen Vorrat an Trappistenbieren mitgebracht. Die letzte Flasche Chimay habe ich gestern Abend ausgetrunken. Derzeit ist nicht absehbar, wann ich es wieder nach Belgien oder in die Niederlande schaffe. In Deutschland gibt es Trappistenbier – mit Ausnahme eines grenznahen Streifens – weder in Gaststätten zu trinken, noch in Supermärkten zu kaufen. Also muss ich ausharren und mit einer Auswahl der deutschen 5.000 Biersorten Vorlieb nehmen. Den Geschmack der Trappistenbiere haben deutsche Biere jedenfalls nicht erreicht.

3. April 2016

Nachdem wir im letzten Jahr selbst Kinderkommunion gefeiert haben, hat sich an diesem Wochenende, dem Weißen Sonntag, erneut einiges um die Kinderkommunion gedreht. Zum einen mit dem Blick auf das kommende Wochenende, an dem wir zur Erstkommunion unserer Nichte eingeladen sind. Zum anderen, weil an diesem Wochenende in unserem Ort der Festtag der Erstkommunion gefeiert wird. Zumindest bei der Mehrzahl der Gläubigen, sofern sie katholisch sind. Am Samstag Morgen ging es damit los, unsere Garderobe für den nächsten Sonntag zu vervollständigen. Das geschah in einem Modeladen in unserem Ort. Bei unseren Einkäufen dachten wir daran, Glückwunschkarten für die Kommunion zu besorgen, wobei wir uns über die Preisunterschiede ärgerten. Nachdem wir bei REWE Karten für etwas mehr als 2 € gekauft hatten, entdeckten wir bei dm Glückwunschkarten für weniger als 1 €. Der Höhepunkt dieses Wochenendes war die Heilige Messe der Kinderkommunion, wozu sich unser Mädchen freiwillig zum Messdienen gemeldet hatte. Da die Messe vor lauter Überfüllung aus allen Nähten platzte, habe ich mich nicht hinein getraut. Nachmittags haben wir dann Glückwunschkarten geschrieben und diese in unserem Ort an diejenigen Kommunionkinder verteilt, die wir kennen.

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