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Wochenrückblick #11/2016

14. März 2016

Wie man den Kunden erziehen kann, das wird in unserem Unternehmen zurzeit heiß diskutiert. „Customer Education“, so heißt das Projekt, welches den Kunden gezielt auf die Kanäle des Internet, auf Chatforen oder in soziale Netzwerke lenken soll. Das ist durchaus sinnvoll und richtig, da die digitale Generation vollkommen Internet-affin ist. Q&A-Foren werden gesichtet, Bedienungsanleitungen werden downgeloaded, natürlich wird auch fleißig eingekauft im Internet. Die Kundenerziehung soll sogar soweit gehen, dass ein netter Hinweis kommen soll, wie der Kunde selbst sein Anliegen im Internet erledigen kann, wenn dieser auf der telefonischen Hotline anruft. Im Endeffekt soll die persönliche Kommunikation mit dem Kunden auf das Internet umgeschwenkt werden. Ob solch eine Vorgehensweise richtig ist, wird freilich in unserem Unternehmen kontrovers diskutiert. Andere Unternehmen sind da einiges radikaler. So der öffentliche Personennahverkehr mit seinen Fahrkartenautomaten. Maschine statt Mensch, schon jahrzehntelang wird dem Fahrgast vielerorts keine andere Möglichkeit zum Fahrkartenkauf angeboten. Leergutrückgabe in Getränkemärkten, Buchrückgabe in der Stadtbücherei: in so manchen anderen Bereichen des Alltags muss man mit Automaten Vorlieb nehmen. Neulich in der Commerzbank. Nach der Sprengung eines Geldautomaten war nur noch ein Geldautomat funktionsfähig. Prompt bildete sich dort eine Endlosschlange. Ich wollte Geld von meinem Sparbuch abheben, hatte aber keine Lust, mich in der Warteschlange in Geduld zu üben. Also bin ich zum Bankschalter gegangen. Die Dame am Schalter wies mich aber zurück. Das Sparbuch sei nur für den Geldautomaten vorgesehen, nicht jedoch für einen persönlichen Kundenkontakt am Schalter. Verärgert musste ich den Bankschalter wieder verlassen. Die Commerzbank hatte so ihre eigenen Methoden entwickelt, wie sie ihre Kunden erziehen will.

15. März 2016

Leseprojektwoche in der Grundschule. Die Klassen des vierten Schuljahres haben mehrere Kindergärten aufgesucht, um den Kindergartenkindern vorzulesen. Unser kleines Mädchen war stolz darauf, diesen Kindern die Lust am Lesen zu vermitteln. Ein weiteres Highlight der Leseprojektwoche war der Kinderbuchautor Simak Büchel, der in der Aula der Grundschule aus seinem Buch „Im Auftrag von Bogumil – Ein rätselhaftes Päckchen“ vorgelesen hatte. Der Autor wirbt dazu auf seiner Homepage:

„Mein Motto ist: Literatur lebt! Und ich lebe meine Geschichten! Mir ist es wichtig, dass das Lesungserlebnis für die Klassen / Gruppen intensiv und nachhaltig wirkt. Deswegen sollten bestimmte Gruppengrößen nicht überschritten (aber - aufgrund von Gruppendynamik und Interaktionsfähigkeit - möglichst auch nicht unterschritten) werden. Alle szenischen Lesungen sind interaktiv angelegt, die Kinder werden in die Geschichten hineingezogen, Passagen werden schauspielernd gelesen, Figuren zum Leben erweckt (Stimm-Modulation, Einsatz von Gestik und Mimik), Übergänge im Dialog mit den Kindern entwickelt oder visuell gestützt, sodass Geschichten als etwas ungemein Lebendiges erfahrbar werden.“ Unser kleines Mädchen war begeistert, da die Lesung voller Interaktion mit den Schülern ablief, die sie mächtig zum Lachen brachte.

16. März 2016

Aufbau der Osterkirmes auf der Rheinpromenade in Bonn-Beuel. Es wird gehammert, geschraubt, Hände packen fest zu, Teile des Auto-Scooters wachsen zusammen, es wird geputzt und poliert. In einigen Tagen wird die Glitzerwelt der Kirmesbuden Jung und Alt anziehen, die Besucher werden ihrem Vergnügen entgegen sausen, sie werden Naschereien an den Süßigkeitsständen naschen, sie werden Ziele an den Schießbuden ins Visier nahmen und ihre Kleinen ihre Runden auf den Kinderkarussells drehen lassen. Kirmessen und Jahrmärkte haben im Verlauf der Jahrhunderte ihr Eigenleben entfaltet. In das Mittelalter zurück blickend, waren sie gekoppelt an das Marktrecht in den Städten. An Handelswegen liegend, waren die Städte durch den Handel reich geworden, sie strebten nach Unabhängigkeit, um sich als gleichrangiger Machtfaktor neben der Kirche zu etablieren. Der Stadt Bonn gewährte der Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden im Jahr 1244 die Unabhängigkeit, als er der Stadt die Rechte auf eine eigene Stadtmauer, der Zollerhebung, städtische Privilegien und Freiheiten zugestand. Mehr als einhundert Jahre später, das war 1371, bestätigte der Kölner Kurfürst Ferdinand III. den Bonner Bürgern ein eigenes Marktrecht und ein eigene Marktordnung. In dieser Marktordnung, abgestimmt mit Kaisern, Königen und Grafen, wurde festgeschrieben, wann und wie viele Jahrmärkte die Stadt abhalten durfte. In den Zeiten des Mittelalters ohne eine Absatzkanalstruktur von Groß- und Einzelhandel, wie wir sie heute kennen, tummelte sich auf einem Jahrmarkt schlichtweg alles, was Waren verkaufen wollte, also Bauern, Handwerker, Winzer oder Kaufleute. Da das Volk neugierig war, gesellten sich Schausteller, Gaukler, Wahrsager, Musikanten, Tierdresseure, Zauberer oder Zirkusartisten dazu, um die Menschenmenge zu belustigen und zu unterhalten. Ungefähr um die 1900er-Jahrhundertwende, als Einkaufsgenossenschaften und Warenhäuser gegründet wurden, dürfte der Verkauf von Waren jeglicher Art auf Jahrmärkten zusammen gebrochen sein. Kirmessen und Jahrmärkte – mit dem Charakter eines Volksfestes – haben seitdem ihr Eigenleben entwickelt, wodurch sie sich räumlich von den Marktplätzen losgelöst haben. So mancher Jahrmarkt wurde im Mittelalter auf einen kirchlichen Feiertag oder den Namenstag eines Heiligen gelegt. Vielleicht ist das ein Indiz dafür, dass die Ursprünge der Osterkirmes in Bonn-Beuel in der Zeitgeschichte ganz weit zurückreichen. Auf die Schnelle, bei meiner Internetrecherche, bin ich nicht weiter fündig geworden.

17. März 2016

„Viel Kraft zu lesen bleibt nicht übrig. Nicht bloß der Leser ist daran schuld, auch die ihn versorgen. Schon von selbst gehen die Menschen nicht über den Tag hinaus, worin sie blühen. Und abends spannen sie aus: so sieht man den müden Mann, der vom Geschäft nach Hause kommt, nur noch die gähnende Zeitung liest. Groß gedruckt das Leben, das er hat, geplaudert ein anderes, das ihn zerstreut und nichts angeht“, das schrieb der deutsche Philosoph Ernst Bloch 1929 über Zeitungen und ihre Leser. Allzu sehr haben sich die Zeiten nicht verändert, das stelle ich fest, obschon es 1929 noch keine Bild-Zeitung gegeben hat, sicherlich aber irgendwelche Vorläufer, die denselben Boulevard-Stil gepflegt haben. Sabine Lisicki und Oliver Pocher. Ich hatte das Paar sogar Live gesehen, letzten Sommer, in der Fernsehaufzeichnung der Lars-Reichow-Show. Ein überzeugender Auftritt des Liebespaars, in dem sich Lars Reichow klug, fast etwas aufdringlich, aber immer noch seriös in die Intimitäten ihres Liebeslebens hinein gefragt hatte. Ihre Beziehung klang abenteuerlich, denn beide mussten rund um die ganze Welt reisen, um sich zu sehen. Beide pendelten zwischen Tennisplätzen in den USA und der dauerhaft unaufgeräumten Wohnung von Oliver Pocher in Köln. Nun seziert die Bild-Zeitung das Liebes-Aus. Mit diversen gescheiterten Beziehungen sowie dem Ehe-Aus mit Sandy Meyer-Wölden ist Oliver Pocher ist ein gefundenes Fressen für die Boulevard-Presse. Anscheinend war es eine Sarah Joelle, mit der er fremd gegangen sein soll. Daneben die Schlagzeile des FC Bayern München: 4:2 nach Verlängerung. Es muss ein regelrechter Fußball-Krimi gegen Juventus Turin gewesen sein. Ablenkung allerseits. Wieder der Schwenk zurück nach Ernst Bloch, denn die Welt war 1929 nicht so viel anders gestrickt. Er beschreibt seine Einsichten so: „Die Ablenkung ist eine duldende Ablenkung aus dem wirklichen Leben. Sie staut das Leben auf nichts als Jugend zurück, auf übersteigerte Anfänge, damit die Frage nach dem Wohin gar nicht aufkomme. Sie fördert den Sport und den Abendglanz der Straße … Nichts ist dahinter als schmutzige Wäsche.“ Glaubt man der Bild-Zeitung, so sieht es aus, als seien Oliver Pocher, Sabine Lisicki und der FC Bayern München die wirklichen Problemzonen unserer Gesellschaft. Die Masse will abgelenkt und unterhalten werden. Bloß nicht dorthin schauen, wo wir eigentlich handeln müssten.

18. März 2016

David Bowie, Glenn Frey von den Eagles, Maja Maranow (ZDF “Ein starkes Team”), Achim Mentzel, Alan Rickman (Professor Snape in “Harry Potter”), Roger Willemsen, Umberto Eco, Peter Lustig, Hannes Löhr. Wir haben erst den März 2016 erreicht, und die Liste der verstorbenen Prominenten ist bereits lang. Heute kamen zwei Politiker dazu, der eine, Lothar Späth, und der andere, Guido Westerwelle, hat mich sehr berührt, obschon ich ihm als Politiker nie etwas habe abgewinnen können (im Gegensatz zu Lothar Späth). Ich erinnere mich an seinen Auftritt bei Günter Jauchs Sonntagstalk. Im Herbst letzten Jahres war er gezeichnet von seiner Leukämie. Seine Sprechweise war angestrengt, Worte quälten sich durch Sätze, mindestens zehn Jahre sah er bei Günter Jauch älter aus. Seine Gesichtszüge starr und aufgedunsen, beschrieb er seine Krankheit als einen inneren Dämon. Sein Tod ruft ins Bewusstsein, wie sehr das eigene Leben am seidenen Faden hängt. Regelmäßiger Gang zur Krebsvorsorge, viel Sport, gesunde Ernährung, seine Erkrankung stand im krassen Widerspruch zu seinem Lebensstil. Bei Günter Jauch glaubte er, die Krankheit überwunden zu haben. Er erzählte von den kleinen Dingen, von einem Sonnenuntergang oder von der Farbintensität eines Herbstwaldes. Er hatte gelernt, diese kleinen Dinge zu sehen, die er in seinem vorherigen gestressten Leben als Politiker nie gesehen hatte. Nun bin ich wie gelähmt, dass die Einschläge in meiner Alterskategorie näher rücken. Zwei Jahre jünger als ich, entsetzt mich sein Tod.

19. März 2016

Shimano, Ultegra, SRAM, Dura-Ace: mein Freund, mit dem ich einmal jährlich ein Tour quer durch die Eifel geschafft hatte, führte mich sicher, als würde er ein Vaterunser herunterbeten, durch die Welt von Komponenten und Schaltteilen. Mir sagten all diese Typenbezeichnungen nicht allzu viel. Draufsetzen, losfahren mit dem Rennrad, eine schöne Landschaft und ein schönes Fahrerlebnis genießen, so ging ich an meine Rennradtouren heran. Selbst wenn ich den Verkehrsunfall nicht gehabt hätte, hatte ich überlegt, da zwar gut in Schuß, aber sehr viele Kilometer herunter gerissen, mein Bulls-Rennrad gegen ein höherwertiges Rennrad auszutauschen. Heute mit der Bahn nach Andernach, dann ging es mit seinem Auto in das Industriegebiet von Mülheim-Kärlich, zu den riesigen Verkaufsflächen von Fahrrad Stadler und Fahrrad XXL. Ich lernte, dass man für Rennräder ein wahres Vermögen ausgeben kann. Rahmen aus Carbon, Gabel aus Carbon, Laufrad aus Carbon, wobei Carbon je nach Verarbeitung nicht besser sein muss als Aluminium. Je nach Komponenten, kann man in ein Rennrad glatt den Gegenwert eines PKWs hinein stecken. Anschließend ging es nach Canyon in Koblenz. Das Geschäftsmodell von Canyon ist insofern außergewöhnlich, weil der Vertrieb nur über das Internet und den Fabrikverkauf geschieht. Bei einem normalen Rennrad-Händler wird man somit kein Canyon-Rennrad kaufen können. Produziert wird am Stadtrand von Koblenz – wobei der Rahmen allerdings wie bei allen übrigen Rennradherstellern aus Fernost kommt – und der Kostenvorteil des Werksverkaufes äußert sich dann in höherwertigen Komponenten. Zuerst wurde meine Körpergröße und meine Trittlänge vermessen, dann konnte ich fleißig testfahren. Das war ein Genuss – und ich hätte eines der Testmodelle am liebsten gleich nach Hause mitgenommen. Das wurde mir zum Schluss verwehrt. Als ich bestellte, dämpften die Lieferfristen etwas meine Freude. In der ersten Maiwoche bekomme ich mein Modell mit der Bezeichnung „Endurace 2.0“ zugeschickt, das in der 1.000 Euro-Kategorie liegt. Bis dahin wird sich meine Vorfreude Woche für Woche steigern.

20. März 2016

„Die Menschen breiteten die Kleider auf den Weg; die andern hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg“, das hat der Evangelist Matthäus in Kapitel 21, Vers 8, geschrieben. Heute ist Palmsonntag. Zahlreich versammelten sich die Gläubigen am frühen Morgen vor unserem Pfarrheim, bevor es in den Gottesdienst ging. Etwas scherzhaft merkte unser Pastor an, dass die chinesischen Raupen ein Einsehen gehabt hätten, denn unserem Ort sind die zur Plage geworden. Viele Buchsbäume waren im letzten Sommer ratzekahl gefressen worden. Bei der Segnung der Palmzweige geizte unser Pastor nicht. Ein wahrer Regen ging über die hoch gehaltenen Palmzweige nieder, und der Pastor stimmte in die kollektive Vorfreude auf das Osterfest ein, wozu auch ein großzügiger Segen gehöre. Der Segen haben wir nach Hause mitgenommen, die Palmzweige hängen nun über unseren Kreuzen.

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