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die Friedenskrippe im Kölner Hauptbahnhof

Der Abstecher war kurz. Aus dem Zug heraus, über die Treppenstufen von Gleis 12 hinunter in die Ladenpassage des Kölner Hauptbahnhofes. Dann der seltene Augenblick, dass ich die Verspätung der Deutschen Bahn gut gebrauchen konnte, zumindest in diesem Moment. So konnte ich verweilen in der Einkaufszeile, die senkrecht verlaufende Stahlträger abstützten gegen das System der darüber liegenden Bahnsteige. Mit ihrer Wucht und ihrem Gewicht dokumentierten die darauf lastenden Querträger die industrielle Aufbruchzeit des Eisenbahnzeitalters.

Die Stahlkonstruktion an für sich war eine Meisterleistung, und zu dem Glauben an den technischen Fortschritt gesellte sich an dieser Stelle der Glaube an das Weihnachtsfest. Ich nutzte die Verspätung der Deutschen Bahn, um die Zeit auszukosten. Der Kölner Krippenweg begann am Dom, und die C-Passage – diesen etwas schmucklosen Namen trug die Ladenzeile – hatte sich die zweite Station des Krippenweges ausgesucht. Es war die Friedenskrippe, eine ganz besondere Krippe des 110 Stationen zählenden Krippenweges, der bis in sämtliche Stadtteile von Köln hinein reicht.

Unfähig, alle 110 Stationen kennenlernen zu können, beleuchtete ich die Friedenskrippe wie ein Spotlight. Sie war einzigartig, in der Tat. Die Weihnachtsgeschichte wurde in das zerbombte Köln des Jahres 1946 verlegt. Die Kölner Altstadt ist platt, nichts steht mehr, eine einzige Trümmerwüste, nur der Kirchturm von Groß St. Martin, die Ruinen von zerbombten Giebelhäusern und der Torso des Stapelhauses ragen heraus.

Das Jahr 1946 stimmte nachdenklich. Wie nahe unsere menschliche Existenz am Abgrund stehen kann. Wir selbst sind in Mitteleuropa in Frieden und Wohlstand aufgewachsen. Nach 1945 haben wir Mitteleuropäer es geschafft, die Kriege, so weit wie es geht, von uns zu schieben. Jugoslawien war trotzdem nahe dran, die Ukraine liegt genau am Rande der Europäischen Union. Der Bürgerkrieg in Nordirland ist, im Schlepptau der Reformation, erst 1998 zu Ende gegangen. Nun befallen uns Ängste, dass der IS mit seinen Gotteskriegern über uns herfallen könnte.

1946 kehrt nach der Stunde Null das Leben allmählich in die Kölner Altstadt zurück. Trümmer werden beiseite geschafft, Brot wird gebacken. Die Menschen sammeln ihre Habseligkeiten. Ausgebombt, obdachlos und ohne beheizte Räumlichkeiten findet das Weihnachtsfest unter diesen widrigen Verhältnissen statt und es fällt nicht aus.

Es ist nicht einmal eine Krippe da: die Mutter packt ihr Neugeborenes in warme Wollkleidung ein und wiegt es auf ihrem Arm. Nicht die Hirten eilen herbei und freuen sich, sondern es sind Kriegsheimkehrer, Obdachlose und Trümmerfrauen. Kinder bringen ihre Katze mit. Auch die Heiligen Drei Könige fehlen. Anstatt dessen kommt der Kardinal mit seinen Messdienern.

Die Friedenskrippe soll mahnen. Sie soll an den Frieden appellieren, dass Menschen in Würde und Freiheit miteinander leben möchten. Die Erbauer der Friedenskrippe haben dabei an Weihnachtsbotschaft im Lukas-Evangelium gedacht: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind.“

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