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Zeppeline in Troisdorf-Spich

Es war ein Akt der Verzweiflung, das fest gefahrene Kriegsgeschehen im Ersten Weltkrieg entscheidend zu drehen. 1915 tobten Materialschlachten an Ijzer, Somme und Maas. Die Kriegsfronten bewegten sich kaum von der Stelle, ein schneller Sieg gegen die Feinde Frankreich, England und auch Russland war zur Illusion geworden. In Schützengräben stapelten sich die Gefallenen. Mörser, Granaten, Haubitzen, Maschinengewehre perfektionierten ihre Tötungsmaschinerie, der Einsatz von Giftgas ließ die letzten Hüllen menschlicher Skrupel fallen.

Optimismus, Siegeswillen, Durchhaltevermögen und der heldenhafte Tod für das Vaterland hielten die Kriegsmaschinerie noch drei weitere Jahre in Gang. An Frieden dachte niemand, und so beleuchteten die militärischen Kriegstreiber alle Facetten der Kriegsführung nach strategischen Vorteilen und nach neuen Wunderwaffen, um den Kriegsgegnern entscheidende Niederlagen zuzufügen.

Quelle: Historisches Luftarchiv Köln

Während die Schlachtfelder mit Toten gepflastert waren, holten die Militärstrategen nach einem Entscheidungsschlag aus der Luft aus. Sie rüsteten Propellermaschinen mit Bomben auf, die aber nur ein begrenztes Gewicht durch die Lüfte fliegen konnten. Anders verhielten sich die Gewichtsproportionen bei Zeppelinen. Seitdem Graf von Zeppelin 1900 an seinen mit Wasserstoff aufgeblasenen Luftschiffen herum gebastelt hatte, hatten die Deutschen einen Technologievorsprung. Obschon Zeppeline in Einzelfällen explodiert waren, transportierten sie Fluggäste auf Fluglinien, so wie es heute Fluggesellschaften machen. Der Technologieschritt, anstelle Fluggäste Bomben zu transportieren, war dann ein kurzes Zusammenflechten von Beiwerk.

Dicht zum Aufmarschgebiet Belgien gelegen, reiften im Rheinland die Pläne, dass ein Bombenkrieg mit Hilfe von Zeppelinen den entscheidenden Durchbruch an der Westfront bringen könnte. Nicht einzelne Zeppeline, sondern von einem Netz von Kriegsluftschiffhäfen sollten die Luftschiffe ausschwärmen, das waren die Standorte Düren, Zülpich, Düsseldorf und Köln-Bickendorf.

Der Flächenbedarf für die Hallen war immens und übertraf die Stellfläche heutiger Großflugzeuge um einiges. Nachdem 1909 auf einer Fläche von 7.600 Quadratmetern der Luftschiffhafen Köln-Bickendorf gebaut wurde, mussten nach Kriegsausbruch im August 1914 die Flächen erweitert werden. Dabei kam ein Zeppelin sogleich nach Kriegsausbruch zum Einsatz, als dieser am 5. August die Innenstadt von Lüttich bombadierte, um in Belgien die Durchhaltefähigkeit und den Durchhaltewillen zu brechen. Fast heldenhaft hielt die kleine belgische Armee die beiden Festungsringe von Lüttich, bestehend aus sechzehn Forts, gegen die Übermacht der deutschen Armee.

Drei Luftschiffe waren bei Kriegsausbruch in Köln-Bickendorf stationiert, und um einen Ausweichstandort zur Verfügung zu haben, wurde in Troisdorf-Spich eine weitere Luftschiffhalle mit dazugehöriger Infrastruktur gebaut. Gegenüber dem heutigen TOOM-Baumarkt gelegen, sind keinerlei Reste davon übrig geblieben. Eine eigene Bahnanbindung wurde gebaut, um Kessel mit Wasserstoff anzuliefern. Die Halle war 184 Meter lang, das waren elf Meter mehr als in Köln-Bickendorf, um auch die größeren Schütte-Lanz-Luftschiffe unterbringen zu können.

Der Graf von Zeppelin ließ es sich nicht nehmen, den neuen Luftschiffhafen im April 1915 einzuweihen. Die Erwartungshaltung der Militärstrategen war groß, so dass die Zeppeline schneller am Kriegsgeschehen teilnahmen, als ihnen lieb war. Das Umschalten von zivilen Passagierlinien auf den Kriegsmodus verlief nämlich nicht reibungslos. Zeppeline waren zu schwerfällig, um auf Angriffe reagieren zu können. Rund ein Drittel der 120 Zeppeline, die im Ersten Weltkrieg zum Einsatz kamen, wurde abgeschossen. Somit waren Angriffe praktisch nur nachts möglich, da Zeppeline als Ziel leicht geortet werden konnten. Dabei waren Zeppeline bei Nachtflügen auf Mondlicht angewiesen, um Orientierungspunkte wie Flüsse oder Städte zu finden, außerdem mussten die Bomben ihre Ziele treffen.

So wurde der militärische Flugbetrieb nach der Anfangseuphorie schnell zum Fiasko. Am 8. September 1915 musste der Zeppelin LZ77 wegen Motorschadens über Belgien umkehren, noch bevor er London erreichte. Am 11. und 13. September scheiterte das Vorhaben erneut, einmal wegen feindlichem Beschuss, das zweite Mal wieder wegen Motorschadens. Der Zeppelin LZ77 wechselte dann sein Einsatzziel nach Frankreich, wo er sich seiner Ladung von 2.200 Kilogramm Bomben in Châlons-sur-Marne in der Champagne entledigte. 1916 wurde schließlich dieser Zeppelin bei Verdun abgeschossen, wobei kein Besatzungsmitglied überlebte.

Luftschiffhalle in Troisdorf-Spich

Quelle. Wikipedia

Die Misserfolge setzten sich im Kriegsjahr 1916 fort. Der Zeppelin LZ79 wurde im Januar 1916 bei Paris angegriffen und schaffte es umzukehren. Kein Zeppelin aus Troisdorf-Spich schaffte es, die tödliche Fracht seiner Bomben über London abzuwerfen. Im Gegenteil: im September 1916 wurde der Zeppelin SL11 über Südengland abgeschossen. Noch zwei Stunden nach dem Absturz brannte das Luftschiff, wobei niemand von der 16-köpfigen Besatzung überlebte. Danach wurde am Standort Troisdorf-Spich der militärische Flugbetrieb von Zeppelinen eingestellt. In den Hallen wurden bis zum Kriegsende Kampfflugzeuge stationiert.

Um Kriegsreparationen aus dem Versailler Vertrag begleichen zu können, demontierten die Franzosen 1921 die Anlagen und verfrachteten diese als Kriegsbeute in ihre Heimat. Heute erinnert nichts mehr an die Vergangenheit der Luftschifffahrt in Troisdorf-Spich. Geblieben sind Straßennamen: Dr. Eckener-Straße, benannt nach dem Piloten Hugo Eckener, der 1924 erstmals mit einem Zeppelin den Atlantik überquerte, und die Ernst-Lehmann-Straße, der 1937 beim legendären Absturz des Zeppelins „Hindenburg“ verstarb.

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