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Kaiser-Apotheke, kurfürstliche Hofapotheke und der Apotheker Johann Beethoven

Nein, es ist keine Fake News, davon habe ich mich überzeugt. Nichts gelogen, alles den Tatsachen entsprechend, hängt das Gemälde des Kölner Kurfürsten Clemens August im Schaufenster der Bonner Kaiser-Apotheke. Anstoß könnte allenfalls erregen, dass die mit der Vorsilbe des Kaisers betitelte Apotheke in die Irre führt: Clemens August war niemals deutscher Kaiser. Das Denkmal des dazugehörigen deutschen Kaisers Wilhelm I., der mehr als ein Jahrhundert später als der Kurfürst geherrscht hat, befindet sich ein Stück weiter abwärts zur Bahnlinie. Diesem Kaiser-Denkmal verdankt es die nähere Umgebung, dass so ziemlich alles mit der Vorsilbe „Kaiser“ versehen ist, so auch der Kaiserplatz, wo sich die Kaiser-Apotheke befindet.

Nicht Kaiser, sondern Kurfürst, hat sich im Schaufenster der Kaiser-Apotheke die zarte Gestalt des Kurfürsten auf dem Gemälde verewigt. Dies folgt vom Prinzip her einer Logik, dass auch Herrscher, Könige und Kurfürsten ihre Wehwehchen haben können und somit einer Apotheke bedürfen. Da die Gesundheit von Herrschern, Königen und Kurfürsten weitaus bedeutender war als diejenigen des gemeinen Volkes, war die Heilkunst stets eine überaus bedeutende Wissenschaft gewesen und ist ungefähr so alt wie die Menschheit selbst. So beschreibt das Smith-Papyrus Methoden zur Behandlung und zur Desinfektion von Wunden mit Honig, die im antiken Ägypten um 1.700 vor Christus angewendet wurden. Im antiken Athen zählen sich die Wissenschaften auf vier zusammen: neben der Mathematik, der Astronomie und der Philosophie ist die Heilkunst die vierte, gleichrangige Wissenschaft. Um die Gesundheit von Herrschern, Königen und Kurfürsten kümmerten sich bereits früh im Mittelalter Apotheker, deren Berufsstand im Edikt von Salerno gegründet wurde. Das war im Jahr 1229, als der römisch-deutsche Kaiser Friedrich II. aus dem Herrschergeschlecht der Staufer die Wissenschaft der Heilkunst Ärzten und Apothekern zuwies. Diese Trennung der Wissenschaften findet sich bis heute in den Studiengängen aller Universitäten wieder.

Apotheker vertrieben bereits mehrere Jahrhunderte lang Salben, Öle, Heilwasser; Tinkturen und Arzneien, längst bevor der Kurfürst Clemens August von seiner Bonner Residenz aus ein Territorium am Rhein regierte, das heftig umworben war von den damaligen Großmächten Preußen, Habsburg, Frankreich, England.

Kaiser-Apotheke auf dem Kaiserplatz (oben links),

Gemälde des Kurfürsten Clemens August im Schaufenster (oben rechts),

Gemälde im Rheinischen Landesmuseum (unten links), Schriftzug "kurfürstliche Hofapotheke" (unten rechts)

An der Echtheit der Jahreszahl 1715 zweifle ich nicht. Bereits im 14. Jahrhundert gab es in Trier oder in Dubrovnik voll ausgestattete Apotheken. „Ehemals kurfürstliche Hofapotheke seit 1715“, diese Zeichen setzen die vergoldeten Buchstaben über der automatischen Schiebeglastüre der Kaiser-Apotheke. In der Fluchtlinie der beiden Schlösser, der kurfürstlichen Residenz und dem Schloss Clemensruh, konnte sich der Kurfürst auf kurzem Wege mit Salben, Ölen, Heilwassern; Tinkturen und Arzneien versorgen, um seine Gesundheit wieder aufzupäppeln.

Das Schaufenster ist angereichert mit geschichtsträchtigen Fakten. Das eingangs genannte Portrait hat im Original George Desmarrées gemalt, der neun Jahre lang, von 1746 von 1754, als Hofmaler in den Diensten des Kurfürsten Clemens August stand. Als Kurfürst, hat sich Clemens August gleich mannigfach portraitieren lassen. Eines der Originale hängt im Bonner Stadtmuseum, ein anderes im Rheinischen Landesmuseum.

Weitgehend unbekannt dürfte eine andere geschichtsträchtige Tatsache sein, dass der Bruder des prominentesten Bürgers der Stadt Bonn – Ludwig van Beethoven – Apotheker war. Und dies genau in dieser Apotheke, die zur Zeit des Kurfürsten Clemens August eröffnete. Genau elf Jahre war es her, dass der Kölner Kurfürst verstorben war, da wurde der Bruder des Ludwig van Beethoven, der auf den Vornamen Johann getauft wurde, geboren. Johann wollte Pharmazie studieren, doch dazu reichte das Geld nicht. Somit verdingte er sich in der kurfürstlichen Hofapotheke als Lehrling. Nach seiner Ausbildung war Johann Beethoven kurze Zeit in einer Apotheke in Linz am Rhein tätig.

1795 folgte er seinem Bruder nach Wien. Dort hatte Ludwig van Beethoven Kontakt zu Gönnern aufgenommen, die ihm ermöglichten, von seinen Kompositionen seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. In Österreich sollte es Johann Beethoven gelingen, seinen Lebenstraum zu verwirklichen, eine eigene Apotheke zu führen. Nachdem er 1801 an der Universität Wien die zur Leitung einer Apotheke notwendigen Prüfungen abgelegt hatte, übernahm er 1808 In Linz an der Donau die Apotheke „Zur goldenen Krone“.

Was vom Apothekerdasein des Johann Beethoven im Rheinland geblieben ist, das ist ein Mörser aus Johanns Lehrzeit in der heutigen Kaiser-Apotheke. Dies sind so ungefähr die einzigen Überbleibsel aus dem Rheinland, da die Apotheke in Linz am Rhein, wo Johann Beethoven später gearbeitet hatte, längst dem Abriss zum Opfer gefallen ist.

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